Das Mal der Burgherrin. Sabine Müller
Читать онлайн книгу.sich die Burgbewohner wieder in die Kirche und feierten die Auferstehung Jesu Christi. Philipp dachte, wie schon so oft an solchen Feierlichkeiten, wie praktisch es wäre, wenn der Flecken am Fuße der Homburg eine eigene Kirche hätte und man nicht immer nach Beeden ziehen müsste. Die Kapelle auf dem Südhof der Burg war einfach zu klein.
Die Fastenzeit war endlich vorbei. Die Edelfrauen, die nicht an den Reisevorbereitungen beteiligt waren, hatten hart gekochte Eier bunt gefärbt und verteilten sie nach dem Gottesdienst an die Dorfbewohner. Es waren auch noch genug Ostereier für die Reise übrig. Die Burgbewohner zogen wieder hoch zur Homburg, um ihr reichhaltiges Ostermahl zu genießen. Es gab Lamm, wie es an Ostern Tradition war.
Bruder Frederikus vom Kloster Wörschweiler war pünktlich zum Essen eingetroffen. Er hatte seinen Reisebeutel mitgebracht. Da er kein eigenes Pferd besaß, würde er eines aus Philipps Ställen bekommen.
„Seid Ihr mit den Reisevorbereitungen fertig geworden?“, fragte er den Grafen.
„Ja, wir haben alles vorbereitet. Der Rest muss noch auf den Wagen geladen werden und dann kann es losgehen.“
„Wie viele Leute werden wir sein?“
„Wir werden zu dreizehnt reisen. Ein Ritter aus Frankfurt hat sich unserem Zug angeschlossen. Er ist ebenfalls ein Pilger.“
„Das ist wirklich sehr gut. Bei einer so großen Gruppe werden wir keiner Gefahr ausgesetzt sein.“
„Ich denke, wir werden auch recht zügig vorankommen. Die Frauen sitzen in dem Wagen und ansonsten sind wir alle mit guten Pferden ausgestattet.“
„Bei meiner letzten Pilgerreise waren wir zu Fuß unterwegs und hatten auch Kranke dabei. Das hat sehr lange gedauert. Da wird diese Reise ein richtiges Vergnügen werden.“
Am nächsten Morgen wurde ein letzter Gottesdienst gefeiert. Die Pilger legten die Beichte ab und knieten vor dem Altar nieder. Dann sang der Priester Bußpsalme und Litaneien und betete für sie. Er segnete die Pilger und überreichte ihnen symbolisch Pilgerstab und Tasche. Auch er wäre gerne nach Santiago di Compostela gepilgert, aber er hatte auch eine Verantwortung gegenüber seiner Gemeinde.
Am Nachmittag begab sich Margareta zu Philipp.
„Können wir uns Morgen, wenn wir am Kloster Wörschweiler vorbeikommen, noch von Simon verabschieden?“
„Ja, daran dachte ich auch schon. Es wird uns nicht lange aufhalten.“
Margareta traf sich mit den Edelfrauen in ihrem Gemach.
„Morgen werden wir aufbrechen. Ich hoffe, dass ihr mich hier gut vertreten werdet.“
„Darauf könnt Ihr Euch verlassen, Gräfin!“, sagte Hannelore.
Eine kleine Träne lief ihr die Wange hinunter. Margareta nahm sie in den Arm. Auch die anderen Frauen umarmten nacheinander Margareta und Eleonore.
„Es ist mir zwar eine große Ehre Euch zu begleiten, aber ich wäre froh, wenn wir schon wieder wohlbehalten zurück wären“, sagte Eleonore. „Ich habe noch nie in meinem Leben eine solch lange Reise gemacht.“
„Ich war auch noch nie solange von zu Hause weg, aber ich bin mir ganz sicher, dass alles gut gehen wird. Außerdem spüre ich, dass die Pilgerfahrt auch ihren Zweck erfüllen wird. Es muss einfach so sein.“
„Wir wünschen Euch alle viel Glück und Gottes Segen, dass Euer Wunsch in Erfüllung gehen wird“, sagte Katharina.
Indes waren auch die Gaukler am Zusammenpacken. Auch sie hatten das Osterfest abgewartet, um aufzubrechen. Bei dem milden Wetter packte sie das Fernweh und nichts konnte sie mehr halten. Auf den Märkten würden sie jetzt wieder ihr Geld verdienen können. Philipp hatte ihnen für die Abendunterhaltung einen Beutel mit Münzen überreicht, obwohl sie schon Kost und Unterkunft über den ganzen Winter freigehabt hatten. Am nächsten Morgen würden sie gemeinsam mit dem Pilgerzug die Burg verlassen.
Für die Pilger wurde der Wagen fertig gepackt. Zelte, Kochgeschirr, Kleidung zum Wechseln, insbesondere auch Sommerkleidung, wurden eingeladen. Das frischgebackene Brot musste noch abkühlen. Die Trinkschläuche wurden gefüllt. Schinken, Eier, Honig, Gemüse und Äpfel wurden verstaut. Man machte alles für die Reise fertig, sodass am nächsten Morgen gleich aufgebrochen werden konnte.
Berta, die zusammen mit Johanna die Nahrungsmittel einlud, klammerte sich plötzlich an den Arm der Hauswirtschafterin.
„Johanna weißt du noch, wie ich vor der Jagd so ein ungutes Gefühl hatte?“, fragte die Köchin mit zitternder Stimme.
„Ja, ich erinnere mich.“
„Genau das gleiche Gefühl habe ich jetzt auch. Oh Gott, ich habe solche Angst, dass bei dieser Reise etwas passieren könnte!“
„Aber Berta! Male den Teufel doch nicht an die Wand! Damals hattest du viel Arbeit und heute auch. Das wird es wohl sein. Wir sind gleich fertig, dann kannst du dich ausruhen. Mach bloß der Gräfin nicht unnötig Angst. Du kannst sie ohnehin nicht aufhalten.“
Berta wusste nicht genau, was sie jetzt tun sollte. Sollte sie nicht doch Margareta warnen? Aber wahrscheinlich hatte Johanna recht und sie war nur ein wenig müde von der Arbeit. Berta beschloss, sich gleich ein wenig auszuruhen. Dann würde die Welt wieder ganz anders aussehen.
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