Suizid im Hirn. Manfred Behrend

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Suizid im Hirn - Manfred Behrend


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Dieses Bereuen ist nur ein Wort, mit dem wir uns angewöhnt haben umzugehen. Zielt es aber auf Werte hin? Man bereut, dass man nicht gut in der Schule war. Man bereut, nicht aufgepasst zu haben, was wohl wichtig ist, falschen Leuten vertraut zu haben, falsche Partner gewählt hat, Manipulationen erlegen war und was es sonst noch so alles gibt. Dieses Fehlverhalten hatte jedoch wohl eine Ursache. Dieses Bereuen bringt nichts, es gehört zu uns, was wir gemacht haben. Der Ursache vernünftig beim Bemerken von Übermäßigkeit entgegenzutreten, ist bedeutend besser, als hinterher weinend zu bereuen. Der Mensch ist auf dieser Welt, um Fehler zu begehen und Fehlentscheidungen zu tragen. Anlass zu Änderungen muss geschehen, jedoch das Bereuen hilft nicht. Lernen daraus, das ist es. Rückerinnerungen auf das Fehlverhalten sollte man schon zur Verbesserung zulassen und bewusst annehmen.

      Nehmen wir mal meine Rückerinnerung. Die wichtigste Frage der bewussten Rückerinnerung ist wohl, wann man die Grenze von einem Genusstrinken zur Abhängigkeit überschritten hat. Nicht so einfach, da wir unser Hirn nie steuern können, dass und ob es zulässt, dass es passiert. Ich glaube einfach für mich und denke, bei mir war es zur Zeit des Studiums mit vielleicht 23 Jahren. Viel gefeiert im Kreis der Kommilitonen, morgens aufgewacht und diesen Nachdurst, diesen „Brand“ nach kühlem Etwas gierig bemerkt. Plötzlich gab es Momente, wo man keinen Nachdurst mehr verspürte, sondern eine gewisse „Gier“ nach Alkohol. Diese seltsame Verlagerung von Nachdurst zu einer -irgendwie- Notwendigkeit, bei der man bei sich etwas Seltsames verspürte und bemerkte. Wenn man dieses macht, kann man wieder aktiv sein und der Tag kann besser beginnen. Der Volksmund sagt wohl in Überzeugung und den Erfahrungen entsprechend:

       „Beginne den Morgen mit dem, womit du abends aufgehört hast.“

      Ein Fehler wäre es, das, was vorher war, infrage zu stellen oder zu bereuen. Nein, es war so! Ich erlaube mir nicht, entsprechend meinem positiven Egoismus zu versinken in einem schlechten Gewissen. Manch andere erwarten eventuell darüber, was man Eltern, Freunden, Menschen, die man lieb gewonnen hat, in dem Sinne angetan hat, eine Reue. Schwierig. Alles gehört zu mir. Diese Dinge wie bereuen, ach hätte ich mal usw., könnte das Hirn nie in vernünftige Bahnen bringen. Wir wären destruktiv, eventuell sogar in einer Disharmonie oder Labilität des Ichs, auch eventuell in Depressionen gelandet. Wir hätten ein ewiges Gewitter im Kopf. Also, lass den Schatten hinter dir. Auch für alles Mögliche und Überraschungen des Lebens soll dieser Spruch gelten. Ebenso alles, was geschehen ist, sollte man nicht zu sehr „bereuen“. Schlussfolgerungen ziehen und immer wieder das eigene ICH befragen, das wäre sinnvoll. Für uns wichtige Menschen haben die Stärke, wie sagt man, … zu verzeihen. Die eben genannte Depression ist doch nichts anderes als ein sehr schlimmer, krankhafter Symptomenkomplex. Eine Antriebslosigkeit, eine traurige Verstimmung des Daseins, Interessenlosigkeit, auch eine motorische Hemmung mit psychischen Gründen. Das Haus nicht mehr zu verlassen und sich zu verkriechen. Wir haben uns das tolle Wort Dysthymie für die Schwermut, also auch Melancholie ausgedacht. Es macht sich immer gut, lateinische Wörter für etwas, was uns betrifft, zu benutzen. Warum wohl? Eine These. Damit, wenn sich Ärzte über uns unterhalten, wir nicht mitbekommen, was mit uns ist, da wir es im Ursprung nicht verstehen sollten. Es ist auch in Ordnung, die lateinische Sprache für Krankheiten zu benutzen. Wir würden sonst schon im Arzt-Sprechzimmer in Ohnmacht fallen. Egal. Es bilden sich sogar schwerwiegende Neurosen und Phobien (Angstneurosen) für alles Mögliche und wir versinken immer mehr in einer nicht gewollten Disharmonie mit uns selbst.

      Eine sehr einfache Methode ist, uns selbst zu fragen:

       „Wenn mein Körper ein Gebrauchtwagen wäre,

       würde ich den selbst kaufen?“

      Die Frage ist nicht so schwierig, wenn wir vermeiden, nach links und rechts zu sehen und nicht so sehr werden wollen wie der oder die anderen. Eckart von Hirschhausen sagte schon sehr richtig:

       „Du willst anders sein?

       Andere gibt es schon genug!“

      Auch der andere hat Fehler. Diese Frage kann man auch mit dem gewollten Rausch als Mittel zur Bewältigung von Ungereimtheiten mit dem geringen Widerstand in Verbindung bringen. Ich bekenne, dass ich Alkoholiker bin. Ein trockener Alkoholiker seit 1992. Jetzt haben wir das Jahr 2015. Kein Abstinenzler, da die Definition Abstinenz, aus dem Lateinischen kommend, die Enthaltsamkeit gegenüber Genüssen bedeutet. Meistens verbinden wir es mit dem Alkoholthema. Andere Genüsse wie Schokolade, dicke Steaks, auch Rauchen und besonders Kaffee mag ich aber. Dies zur Erläuterung, warum ich mich trockener Alkoholiker nenne und, ganz wichtig, dazu stehe. Bedeutungsvoll ist auch, wie ich es nenne, dass ich nicht sage: „Ich war mal … Alkoholiker“. Nein, ich bin es! Das Gehirn vergisst nie. Die Nase wird sowieso gerümpft. Alkohol hat auch gute Seiten. Es liegt an uns, zu erlernen, damit vernünftig umzugehen. Wichtig wäre auch, dass man verinnerlicht, was ein Philosoph gesagt hat.

       „Wichtig wäre es, dass wir unserem nicht so positiven ICH

       … nicht begegnen.

       Dem ICH von … früher.“

      Andererseits stimmt es in jeder Generation und ist der Realität entsprechend nicht anzweifelbar:

       „Der Mensch hat ein Recht auf Rausch.“

      Im Grundgesetz steht es wohl nicht. Die Grünen und auch Teile der Linken überlegen wohl, ob es „verankert“ werden kann im Persönlichkeitsrecht.

      Es mag seltsam erscheinen, wenn ich das als sozusagen Betroffener sage. Genau darum geht es ja. Mit diesem Phänomen Alkohol vernünftig umzugehen, sich selbst zu beobachten, durch vermehrte Zugabe von Alkohol sein Ich nie zu vernachlässigen und auffällig zu werden. Darum geht es, jedoch nie darum, Alkohol zu verdammen. Es hilft der Gesellschaft und dem Umgang der Menschen untereinander. Alkohol ist wichtig für die Gesellschaft. Bitte nachdenken! Andere Räusche wie zum Beispiel die Freigabe von Cannabis wird diskutiert in politischen Gremien. Es ist eine Heilpflanze, diese Cannabispflanze und sehr wichtig für die Medizin. Wie in allen Dingen zeigt es uns, dass es auf die Dosierung ankommt. Ob Droge oder Alkohol. Jedoch ist die Verführung sehr hoch.

      Falls etwas seltsam erscheint oder widersprüchlich oder was auch immer, bitte ich um Entschuldigung, da ich keinerlei Anspruch als Experte in wissenschaftlichen, therapeutischen oder psychologischen Aspekten erheben kann. Es sind nur Gedanken. In manchen Dingen auch eigene Erfahrungen! Es gibt Religionen, in denen Alkohol verpönt ist. Viele Menschen dort legen sich ein Tuch um den Kopf und trinken oder essen exotische verbotene Speisen und Früchte in der Annahme, dass ihr Gott es nicht sieht. Gott sieht alles, so sagt man. Gott vergibt immer. Ist es aber ehrlich? Ist es richtig für unser Ich, wenn ich etwas tue und danach um Vergebung bitte? Das Bekennen zu etwas, auch Schlussfolgerungen zu ziehen, das entspricht unserem wichtigen Ich. Leider möchte die Gesellschaft es nicht und wir gewöhnen uns Ausreden, auch Lügen an und unsere Selbstbestimmtheit ab. Wie kam es dazu, was hat man erlebt, wie kann man aufhören und vieles andere. Ich nenne es Probleme. Ganz wichtig, wie verändert man sich? Was geschieht mit der Psyche, die Wirkung auf andere und primär, was macht Alkohol mit mir, dem ICH und mit uns? Ich habe nach jahrzehntelanger Alkoholabstinenz festgestellt, wenn man es als Kampf betrachtet, dass man nie siegen kann. Jeder Tag zählt. Den Krieg kann man nie gewinnen! Jeden Tag eine Schlacht schon! Ich nenne es sehr bewusst Krieg und Schlacht mit diesem … nicht besiegen, sondern jeden Tag gewinnen. Gegen wen kämpft man? Doch eigentlich nur gegen sich und mit sich selbst. Auch gegen die Verführungen der Gesellschaft. Jedoch muss man ernsthaft verinnerlichen, niemals jemanden anzuklagen, immer bei sich selbst zu suchen und Stärke zeigen. Kritisch sollte man sein, einen kritischen Optimismus nenne ich es. Man verliert sogenannte Freunde. Es ist ein einsamer Kampf trotz Hilfestellungen von Medizinern, Therapeuten, auch Familie und Freunden. Ich selbst war zur monate-langen Entziehungskur. Diese Tragödie (Trauerspiel, Unglück), als Krankheit bezeichnet, gilt für alle Schichten der Gesellschaft. Eine Entziehungskur, die ich eben sogar als Tragödie, weil manche Menschen es so betrachten, bezeichnet habe, ist das Beste, was passieren sollte. Voraussetzung ist, dass man erkennt, man ist gefährdet oder es ist schon „passiert“. Niemals von sich selbst denken, dass man intelligent sei, studiert hat, eventuell sogar einen Doktortitel hat, seine Arbeit verrichten kann, ein


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