Kempinski erobert Berlin. Horst Bosetzky
Читать онлайн книгу.zwischen Habel und Staud.«
Sprotte lachte. »Dann such mal schön.«
Berthold Kempinski engagierte vor der Rückreise nach Breslau einen Makler, und der schickte ihm im Laufe der Zeit immer wieder Listen mit mehreren Okkasionen nach Breslau, darunter auch das Haus Friedrichstraße 178. Das war an der Ecke Taubenstraße, also ungemein günstig gelegen.
»Die Friedrichstraße ist es!«, rief Helene. »Da gibt’s weiter kee’ Gefiepe: Das Haus da nehmen wir!«
»Ich muss erst mit meinem Bruder sprechen.« Berthold Kempinski graute es vor diesem Gang, denn ohne dass ihm Moritz Geld gab, konnte er Berlin vergessen.
»Unmöglich!« rief Moritz Kempinski, der es als elenden Verrat empfand, dass sich sein Bruder von ihm trennen wollte. Seit ewigen Zeiten hatte er Gewalt über ihn gehabt, und nun kam der Aufstand.
Berthold Kempinski sah es ebenso: als Befreiung, als Abnabelung. Auch er fühlte sich unwohl dabei, aber was sein musste, das musste halt sein.
»Ist dir denn deine Familie gar nichts mehr wert?«, fragte Moritz.
»Versuche es bitte nicht auf diese Tour! Berlin ist schließlich nicht aus der Welt, und ich kann dich und die anderen ja jederzeit besuchen.« Berthold Kempinski spürte plötzlich die Kraft, die in ihm steckte. »Und bitte zahle mich aus.«
»Das kann ich nicht.«
»Ich brauche für Berlin eigenes Kapital, sonst brauche ich gar nicht erst anzufangen.«
»Du hast ja deine Spargroschen.«
»Die reichen nicht.«
»Dann nimm Kredite auf.«
»Die kosten zu viel.«
»Dann schlag dir die Friedrichstraße wieder aus dem Kopf!«, rief Moritz.
»Nein, das tue ich nicht!«
Sie brauchten die halbe Nacht, um sich zu einigen und halbwegs in Güte zu trennen. Berthold bekam einiges Geld aus der Firma und willigte dafür ein, das Berliner Geschäft ebenfalls unter der Firmenbezeichnung M. Kempinski & Co. eintragen zu lassen, so dass der Bruder in Breslau damit prunken konnte, eine Filiale in Berlin zu haben.
Als sie in den Berliner Zug steigen wollten, hatten sich sein Vater, sein Bruder Moritz und die Freunde Witold Klodzinski und Leopold Leichholz auf dem Bahnsteig versammelt.
»Schön, dass ihr uns das letzte Geleit geben wollt«, sagte Berthold Kempinski.
Man umarmte sich, und alle gaben ihnen gute Ratschläge und die herzlichsten Wünsche mit auf den Weg, und als der Zugführer zum Einsteigen mahnte, trat Leopold Leichholz vor, um sie mit einem Gedicht seines geliebten Angelus Silesius zu verabschieden. »Aus Der cherubinische Wandersmann: Mensch, werde wesentlich! Denn wenn die Welt vergeht,/so fällt der Zufall weg; das Wesen, das besteht./Viel haben macht nicht reich. Der ist ein reicher Mann,/der alles, was er hat, ohn’ Leid verlieren kann./Freund, so du etwas bist, so bleib doch ja nicht stehn:/Man muss aus einem Lichte fort ins and’re gehen.«
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