Das Erbe der Burgherrin. Sabine Müller

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Das Erbe der Burgherrin - Sabine Müller


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lange, bis er zurückkehrte. Er war gerannt und ganz außer Atem.

      „Hier habe ich alles und ich habe euch sogar einen Kanten Brot mitgebracht.“

      Stolz bereitete er die Sachen vor den beiden aus.

      „Rainer und ich kümmern uns um die Fische und Arnold kann Feuer machen“, schlug Mechthild vor.

      Der Nachmittag neigte sich dem Ende, als sie endlich ihre Fische essen konnten. So gut hatte ihnen gegrillter Fisch noch nie geschmeckt.

      „Wir haben sogar noch etwas für morgen übrig.“

      „Ja, das ist gut“, meinte Konrad und wischte sich mit dem Ärmel den Mund ab.

      „Ich muss jetzt gehen, sonst kommt mein Vater heim und ich bin noch nicht da. Morgen früh werde ich euch besuchen. Mein Vater schickt mich den Acker umzugraben, da werde ich allein sein und niemand wird bemerken, dass ich eine kurze Zeit weg bin. Ich bringe euch wieder ein Stück Brot mit.“

      „Das ist sehr nett von dir. Bis morgen!“

      Mechthild und Arnold sahen dem Jungen nach, wie er hinter den Büschen verschwand.

      „Mutter, meinst du, sie werden uns finden?“

      „Ich hoffe nicht, mein Junge. Aber wenn, wird Rainer Vater Bescheid sagen. Da bin ich mir ganz sicher.“

      „Ja, ich denke auf ihn kann man sich verlassen.“

      „Wir müssen das Feuer ausgehen lassen. Wenn es dunkel wird, kann man es schon von Weitem sehen und ich werde ein Versteck für meine Kette suchen“, erklärte Mechthild und sah sich in dem Unterstand um. Sie schob in einer Ecke das Stroh zur Seite und grub mit einem Stück Holz ein kleines Loch. Darin versteckte sie ihren Schmuck. Dann deckte sie das Stroh wieder darüber, sodass man fast keinen Unterschied sah.

      „Wenn sie uns doch nicht entdecken, bis dein Fuß geheilt ist, können wir die Kette wieder mitnehmen. Wir brauchen sie für die Rückreise, wenn wir nicht betteln wollen.“

      Als es dunkel wurde, legten sich die beiden nieder. Mechthild hatte Schwierigkeiten einzuschlafen. Bei jedem Geräusch schreckte sie hoch. Als sie doch eingeschlafen war, träumte sie von Smolek, der sie in ihrem Versteck fand und sich hämisch grinsend über sie beugte.

      Kapitel 5

      Hartmut, Wolfgang und die Räuber hatten fast die ganze Nacht nach Mechthild und dem Jungen gesucht, doch ohne Erfolg.

      „Kommt, wir gehen zurück zum Lager. Bei Tageslicht haben wir bestimmt mehr Glück“, beendete Hartmut die Suche.

      Doch auch am nächsten Morgen fehlte von den beiden Ausreißern jede Spur.

      „Wir müssen sie finden. Dort vorne ist eine Hütte. Ich werde nachhören, ob jemand etwas gesehen hat.“

      Wolfgang ritt mit Sveti zu der kleinen Behausung. An die Holzhütte war ein kleiner Verschlag angebaut und daneben hatte man einen kleinen Garten angelegt, der von einem niedrigen Zaun umgeben war. Wolfgang klopfte an die Tür. Von drinnen war eine dunkle Stimme neben Kindergeplapper zu vernehmen:

      „Falls ihr betteln wollt, wir haben nichts, geht weiter.“

      „Wir sind keine Bettler. Wir wollen nur wissen, ob ihr vielleicht eine Frau mit einem kleinen Jungen gesehen habt.“

      „Warum fragt ihr?“

      „Die Frau ist die Gattin unseres Herrn und ist von ihm weggelaufen und hat sein einziges Kind mitgenommen. Er zahlt eine saftige Belohnung, wenn er sie wieder hat.“

      Die Tür öffnete sich und ein Mann mit einem aufgedunsenen Gesicht, in eine schmutzig braune Tunika gekleidet, trat heraus.

      „Wie viel lässt denn euer Herr springen?“, wollte er wissen.

      „Fünf Schillinge für denjenigen, der sie fängt.“

      „Das ist schon ein bisschen was. Die Dame muss was Besonderes sein. Wie sieht sie denn aus?“

      „Sie hat haselnussbraunes, langes, lockiges Haar. Ihr blaues Kleid dürfte mittlerweile nicht mehr das beste sein. Der Junge ist sechs oder sieben Jahre alt und hat dunkelblonde Locken.“

      „Ich werde meine Augen offen halten“, verkündete der Mann und rieb sich die Hände. Das wäre schnell verdientes Geld! Als Flickschuster musste er für einen solchen Betrag schon viele Schuhe flicken, und was für einen guten Wein er sich davon leisten könnte! Das Wasser lief ihm im Munde zusammen.

      „He, Sepp, wer ist denn da?“, ertönte eine Frauenstimme aus dem Innern der Hütte.

      „Nur Reiter, die zwei Vermisste suchen.“

      Sepp blickte den Reitern nach und ging zurück in die Hütte, wo Frau und vier Kinder unterschiedlichen Alters am Tisch saßen. Rainer war der Älteste, der nächst jüngere war elf und die beiden Mädchen zählten sieben und vier Jahre. Ihre Haare wirkten struppig und sie kratzten hungrig den kargen Hirsebrei mit ihren schmutzigen Händen aus den Schüsseln.

      „Ich geh nach dem Essen in die Stadt und sehe, ob ich ein paar Schuhe flicken kann“, verkündete der Vater. Er hoffte, auf dem Weg dorthin eine Spur der beiden zu finden. Er hielt die Augen offen, doch auch er konnte nichts Verdächtiges entdecken. Als er am Abend mit einem Krug Wein zurückkehrte, war er enttäuscht, dass er sie nicht gefunden hatte. Er leerte beim Abendessen einen Becher nach dem anderen und funkelte seine Frau und seine Kinder böse an. Sein Verstand war noch so klar, dass er bemerkte, dass Rainer einen Kanten Brot unter seinem Kittel versteckte. Wollte der etwa abhauen, um sich vor der Arbeit zu drücken? Gerade wollte er mit seinem Arm ausholen und ihm die Flausen aus dem Kopf schlagen, als ihm eine Idee gekommen war. Was, wenn der Junge die Geflohenen gefunden hatte und sie durchfüttern wollte? Er verschloss den Weinkrug und beschloss, den Rest des Abends nichts mehr zu trinken. Er wollte mitbekommen, falls der Junge in der Nacht oder am Morgen in das Versteck der beiden ging. Dann würde er sie schnappen und die Belohnung einstreichen. Sepp murmelte, dass er müde sei, und legte sich schlafen. Rainer sah seine Mutter erstaunt an. Sie hatten befürchtet noch einige Schläge abzubekommen, bevor der Vater so viel getrunken hatte, dass er einschlief.

      Die Mutter räumte auf und auch die Kinder legten sich in der Ecke des Raumes nieder, der als Schlafstatt galt.

      Am nächsten Morgen waren sie zeitig wach. Der Vater saß bereits am Tisch, als Frau und Kinder aufstanden und das Morgenmahl zubereiteten. Es gab trockenes Brot und Milch, die bereits säuerlich schmeckte. Rainer aß von seinem Stück Brot nur die Hälfte, den Rest versteckte er unter seinem Kittel. Sepp hatte ihn beobachtet, tat aber so, als hätte er nichts bemerkt. Die Mutter räumte schließlich den Tisch ab.

      „Du gehst heute zum Acker und hackst ihn durch und ich werde in die Stadt gehen. Ich muss noch ein Paar Schuhe hinbringen, die ich geflickt habe. Ein Händler hat mir einen größeren Auftrag versprochen, es kann also länger dauern, bis ich zurückkehre. Heute Abend will ich sehen, dass du mit dem Acker fertig bist. Sonst kannst du in Zukunft für deine Mahlzeiten selbst sorgen“, bedeutete der Vater seinem Ältesten.

      Der Vater erhob sich, nahm seinen Umhang und ein Bündel und verließ die Hütte.

      „Ich geh zum Acker, damit Vater zufrieden ist, wenn er wieder kommt“, sagte Rainer und erhob sich ebenfalls.

      Sepp, der Flickschuster, bestellte als Tagelöhner einen Acker, der einer Witwe gehörte. Doch die Wirklichkeit sah anders aus. Er ging nur in die Stadt Schuhe flicken und dem Wein frönen und sein Sohn musste die Feldarbeit erledigen, während die Frau sich um Kinder, Hütte und Garten kümmerte.

      Der Junge grämte sich oft darüber, doch heute machte er sich gut gelaunt auf den Weg und bog Richtung Bach ab.

      Alles hatte gut geklappt. Er hatte ein wenig Brot und der Vater würde den ganzen Tag wegbleiben. Er hätte also genug Zeit, um die Gräfin und ihren Jungen zu besuchen. Als er bei dem Unterstand angelangt war, saßen sie schon davor und Mechthild frischte Arnolds Verband auf.

      „Guten Morgen, ihr beiden“,


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