Meine Seele gehört dir. Lisa Lamp

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Meine Seele gehört dir - Lisa Lamp


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lassen. Wenn dieser Mann im Haus der Familie Gonzalez war, musste Alejo ihn kennen und würde mit Sicherheit nicht überrascht auf den Alkoholkonsum reagieren. Also durfte ich das ebenfalls nicht, sonst war ich schneller in der Psychiatrie, als ich Alejo dafür verfluchen konnte.

      Oder gehörte ich wirklich in die geschlossene Abteilung? Verlor ich den Verstand? Je länger ich darüber nachdachte, desto logischer fand ich den Gedanken, dass ich auf irgendeine Art und Weise in einem Albtraum gefangen war.

      »Warum antwortest du deiner Mom nicht?«, lallte mein Gegenüber und kam auf mich zu.

      Da ich schlecht erklären konnte, dass ich nichts sagte, weil ich Angst hatte, dass ich nicht wie Alejandro klingen würde, blieb mein Mund geschlossen.

      »Ich rede mit dir!«, schrie der Trunkenbold laut.

      Mit zögernden Schritten ging ich rückwärts, bis ich die kühle Wand an meinem Rücken spüren konnte. Ich wusste nicht, ob Alejo ebenso die Flucht ergriffen hätte, aber die Wahrheit war, dass mir der dickliche Riese mit den blutunterlaufenen Augen Angst einjagte. Er kam noch einen Schritt näher, drückte mich mit seinem Bierbauch an die Wand. Es gab keinen Ausweg mehr. Er hatte mich in der Mangel. Meine zittrigen Hände hob ich beschwichtigend. Na ja, vielleicht wollte ich auch nur mein Gesicht, nein, Alejos Gesicht, schützen.

      »Antworte!«, befahl er streng und ich bemühte mich, zu lächeln, um die Situation zu deeskalieren.

      Es gelang mir nicht.

      Wenn meine Schwester aggressiv wurde, weil etwas nicht nach ihren Wünschen verlief, half es, sie freundlich anzublicken und zu lächeln. Das beruhigte sie und sie verzog ebenfalls ihre Mundwinkel. Bei meinem Gegenüber bewirkte es das genaue Gegenteil und noch bevor ich etwas tun konnte, befand sich seine Faust in meiner Magengrube. Der Schmerz, der in meinem Inneren explodierte, raubte mir den Atem. Unbarmherzig schlug der Mann auf mich ein. Er zielte nicht, weshalb die Schläge nie die gleiche Stelle zweimal trafen. Der Schmerz blieb größtenteils aus, weil Unmengen an Adrenalin durch meinen Körper schossen. Trotzdem wusste ich, dass ich in wenigen Stunden kaum laufen können würde.

      Harte Fingerknöchel rammten sich in mein Gesicht und meine Sicht verschwamm. Anfangs wehrte ich die Fäuste mit den Händen ab, aber schon nach kurzer Zeit verließen mich die Kräfte. Ich hatte mich noch nie geprügelt. Alejo aus Reflex eine Ohrfeige zu verpassen war alles, was an Gewaltbereitschaft in mir vorhanden war. Ansonsten war ich fromm wie ein Lamm.

      »Stopp«, bettelte ich und rollte mich zu einer Kugel zusammen, um ihm weniger Angriffsfläche zu bieten. Er wollte nicht aufhören. »Hilfe, Hilfe!«, brüllte ich aus Leibeskräften.

      Kapitel 8

      Die Zimmertür wurde erneut geöffnet. Eine kleine, zierliche Frau um die fünfzig mit wirren schwarzen Locken stand im Türrahmen. Sie wickelte ihren bunten Morgenmantel ein bisschen enger um ihre Taille und sah sich misstrauisch im Raum um. Ihr Kinn war so kantig wie das ihres Sohnes und ihre dunklen Augen hatte sie ebenfalls an Alejo vererbt. Ihre vollen Lippen kräuselten sich verärgert, als sie mich genauer betrachtete. Trotz ihres Alters war die Latina eine wunderschöne Frau, auch wenn die Tränensäcke und ihre hervorstehenden Wangenknochen zeigten, dass sie sich nicht so gut fühlte, wie sie aussah.

      »Raúl, hör gefälligst auf mit dem Schwachsinn und schlaf deinen Rausch aus. Ahora mismo! Jetzt sofort!« Ihre Stimme klang scharf und duldete keine Widerrede.

      Sie hatte ihre Hände in die Hüften gestemmt und zwang Raúl mit ihren Blicken in die Knie. Wow! Die Frau hatte Feuer. Trotz der geringen Größe, ich schätzte sie auf maximal einen Meter fünfzig, verließ der Betrunkene ohne Widerspruch den Raum, weshalb ich mir fest vornahm, mich nie mit der Latina anzulegen.

      »Alejo, du hast Besuch. Komm! Mach dich sauber!«

      Mit diesen Worten warf sie mir ein Handtuch zu. Einen kurzen Augenblick wusste ich nicht, was sie von mir wollte, doch dann spürte ich etwas Warmes an meiner Lippe. Dickflüssiges Blut tröpfelte aus der Wunde und die Stelle brannte furchtbar.

      »Ich habe das blonde Püppchen nicht hereingebeten, weil sie bestimmt einen Herzinfarkt bekommt, wenn sie die Unordnung sieht, deshalb solltest du dich beeilen. Es scheint wichtig zu sein, wenn sie aus ihrem Nobelviertel zu uns kommt. Sollte ich etwas wissen, Alejo?«, fragte sie und ihre Augen strahlten in einer merkwürdigen Farbe.

      Natürlich, sie musste denken, dass ich eine von Alejandros Schnepfen war, die er vermutlich geschwängert hatte. Sie dachte wohl nicht daran, dass ich mich nie mit jemandem wie ihrem Sohn einlassen würde.

      Schnell schüttelte ich den Kopf, rappelte mich auf und suchte die Eingangstür, ohne dass sie Verdacht schöpfte. Jeder Schritt tat weh und schon auf der Hälfte der Strecke musste ich leise keuchen, weil meine Seite schmerzhaft stach.

      »Du kannst mich nicht einfach hier draußen stehen lassen«, hörte ich eine aufgebrachte Stimme, als ich im Eingangsbereich ankam.

      Das war unverkennbar mein Tonfall, jedoch hätte ich nicht einmal im Traum daran gedacht, eine fremde Frau zu duzen.

      »Was hast du jetzt schon wieder angestellt?«, zischte ich und hätte Alejo am liebsten die Tür vor der Nase zugeschlagen. Stattdessen trat ich zu ihm nach draußen und zog sie hinter mir zu.

      Es war unglaublich. Als würde ich in einen Spiegel sehen. Ich blickte direkt in mein eigenes Gesicht. Das waren meine blauen Augen und meine blonden, glatten Haare, die er offen trug, weshalb ihm Strähnen über die Lider fielen und seine Sicht teilweise verdeckten. Mein Gesicht war nicht von ihm geschminkt worden, sodass jede Unreinheit wahrzunehmen war. Die roten Male hoben sich von meinem blassen Teint ab und meine Wimpern standen in alle Richtungen ab. Hatte er noch nie etwas von einer Wimpernzange gehört? Ich versuchte, mich deshalb nicht zu ärgern, da es besser war, als wenn er meine Haut mit Make-up zugekleistert und mir einzelne Härchen unbeabsichtigt ausgerissen hätte.

      Die Kleidung an meinem Körper war ungebügelt und wies mehrere Falten auf, aber das Schlimmste war, dass Alejo einen blauen Rock angezogen hatte, der bereits bei der Mitte meines Oberschenkels aufhörte. Dazu trug er ein grünes Shirt, dass überhaupt nicht zu dem roten BH, dessen Träger unter dem Oberteil hervorstachen, passte. Das ärgert mich wiederum schon. Hatte meine Mom ihn heute nicht aus dem Haus gehen sehen? Wieso hatte sie ihn nicht aufgehalten?

      »Was ich angestellt habe?«, wiederholte Alejandro entrüstet und verschränkte die Arme vor der Brust. »Die bessere Frage ist doch, was du getan hast«, meinte er provozierend und ging, ohne hereingebeten worden zu sein, an mir vorbei ins Innere des Hauses.

      Zugegeben, es war sein Heim, auch wenn er gerade in meinem Körper steckte. Trotzdem war das kein Benehmen. Hatte seine Mom ihm keine Manieren beigebracht?

      Zielstrebig lief Alejo in sein Zimmer und ließ mich einfach stehen. Erzürnt, weil er automatisch annahm, dass ich ihm folgen würde, blieb ich mit dem Handtuch in der Hand vor der Tür und wartete darauf, dass er es sich anders überlegte und zurückkam. Aber das tat er nicht.

      Wutentbrannt stampfte ich ihm hinterher und betastete meine Unterlippe, die inzwischen aufgehört hatte zu bluten. Jede meiner Bewegungen schmerzte. Mein Oberschenkel pochte und auch mein Magen verarbeitete die Schläge nicht besonders gut, weshalb ich immer wieder kurz stehen bleiben musste, um mich zu sammeln und den Schmerz wegzuatmen. Als ich endlich in Alejandros Zimmer stand, lag er auf seinem Bett und starrte an die Decke.

      »Na los, Prinzessin, erzähl mir, was hier los ist«, verlangte Alejo und ich musste lächeln, weil er mich, obwohl ich in seinem Körper feststeckte und überhaupt nicht königlich aussah, immer noch Prinzessin nannte.

      Das Lächeln verschwand allerdings sofort wieder aus meinem Gesicht, als der Rest seiner Worte in mein Bewusstsein drang.

      »Ich habe nichts damit zu tun«, erklärte ich wütend und setzte mich auf die Bettkante.

      »Wenn du es nicht warst und ich auch nicht, wer dann?«, überlegte er ruhig und es überraschte


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