Tränen einer Braut: 3 Romane. G. S. Friebel

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Tränen einer Braut: 3 Romane - G. S. Friebel


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waren die beiden?«, fragte Elvira.

      »Das waren zwei Dirnen.«

      »Waaas? So alt, und dann wollen die Männer sie noch?«

      »Für wie alt hältst du sie denn?«

      »Die sind bestimmt schon vierzig, wenn nicht noch mehr«, sagte sie.

      »Die sind beide noch keine zwanzig Jahre alt«, entgegnete Lie-San.

      »Du lügst!«

      Lie-San sah sie ernst an. »Wenn du nicht bald fortgehst, dann wirst du auch so aussehen.«

      »Niemals!«

      »Die Dirnen arbeiten für Albert, Elvira. Und es wird nicht lange dauern, dann wird er dich auch auf den Strich schicken, wie diese Mädchen. Dann musst du jede Nacht dein Soll erfüllen. Tust du es nicht, dann kannst du was erleben.«

      »Du bist verrückt!«, schrie sie ihm ins Gesicht. »Hast du vergessen, was Albert soeben zu mir gesagt hat?«

      Lie-San wusste ganz genau, dass Albert ihr nichts gesagt hatte. Er war gerissen. Aber Elvira würde ihm nichts, aber auch gar nichts glauben; deshalb ließ er es.

      Elvira ging nervös auf und ab. »Du gönnst mir mein Glück nicht, das ist es. Du bist wütend, dass du nicht mehr allein hier regieren kannst.«

      Der Chinese schaute sie nur ausdrucklos an, und von Stund an ließ er dieses Thema fallen.

      Albert tat fast gar nichts. Er besuchte sie nur jede Nacht, und als sie sich erst einmal daran gewöhnt hatte, machte es ihm und ihr großen Spaß. Aber ansonsten verhielt er sich wie immer. Doch das hielt Elvira nicht davon ab, im siebten Himmel zu schweben. Nur tat es ihr leid, dass sie sich noch immer verborgen halten musste. Einmal hatte sie eine kleine Andeutung darüber gemacht, dass Albert mit ihr zu den Eltern fahren sollte, aber da hatte er sie nur angebrummt und gemeint: »Das ist deine Sache. Die geht mich nichts an.«

      Da hatte sie wieder einen Schmollmund gezogen und gemeint: »Aber es dauert ja noch bald vier Jahre, bis ich volljährig bin.«

      »Und?«, hatte er geantwortet. »Je jünger du bist, umso besser fürs Geschäft. Diesen naiven Blick musst du behalten, darauf fallen sie alle herein. Wirst schon sehen.«

      12

      Elvira arbeitete weiter in der Küche. Und bald waren nicht nur zwei Nutten zu füttern, sondern vier. Das regte sie dann doch ziemlich auf, und sie fragte ihn. Albert verstand zwar nicht, was sie das anging, aber er musste sich das Mädchen warmhalten, und so sagte er nur: »Sie bringen mir das Geld für die Nachtbar. Der Schuppen hier allein wirft es nicht ab. Und wenn ich noch mehr kriegen kann, nehme ich noch mehr. Dann bau ich noch ein Stück an. Damit kann man wirklich sein ganz großes Geld machen.«

      »Aber du hast doch nichts mit ihnen?«, fragte sie angstvoll. Er tätschelte ihr die Wange und meinte: »Mit diesen verlausten Weibern? Nee, ich hab ja dich.«

      Da glühten ihre Backen auf, und sie war wieder selig. So verging die Zeit, und nun war sie schon zwei Monate in Hamburg und hatte von der Stadt noch nicht viel gesehen. Wenn sie etwas brauchte dann besorgte Albert das.

      Aber seit ein paar Tagen waren ihre Wangen nicht mehr so rosig und das Arbeiten fiel ihr furchtbar schwer. Es kam jetzt immer häufiger vor, dass sie wenn sie die Speisen zubereiten musste, fluchtartig die Küche verließ und sich erbrach. Natürlich bemerkte Lie-San das, sagte aber zunächst nichts. Doch sie sah immer elender aus und mochte auch nichts mehr zu sich nehmen. Alles, was mit Essen zusammenhing, war ihr ein Gräuel geworden.

      »Du musst zum Arzt, du bist schwanger. Ich kenne das!«

      Elvira starrte ihn entgeistert an.

      »Nein!«

      »Doch, er wird es dir auch sagen.«

      »Du glaubst, ich bekomme ein Kind?«, lispelte sie.

      »Ja!«

      Sie saß da und blickte auf den Hinterhof. Ein Kind! Jetzt musste Albert sie sofort heiraten. In der Kleinstadt war das auch schon vorgekommen. Dann heiratete man eben sehr schnell, und später hatte man dann angeblich eine Frühgeburt.

      Wenig später kam Albert herein. Sie flog ihm entgegen und rief freudig: »Ich bekomme ein Kind, Albert? Jetzt müssen wir sofort heiraten!«

      Wie vom Donner gerührt, stand er da und starrte sie entgeistert an.

      »Waaas?«, schrie er los.

      »Ja, Lie-San sagte es. Ich muss zum Arzt. O Albert, ist das nicht wundervoll.«

      Er lief rot an.

      »Bist du denn total verrückt geworden!«, keuchte er. »Ein Kind, das fehlte mir noch. Außerdem verpfuscht es deine Figur, und Ärger und Dreck gibt es auch. Warte, ich kenne da eine Adresse. Wenn das wirklich stimmt, dann bringe ich dich morgen hin, und du hast den ganzen Ärger los. Und das sage ich dir: Wenn du in Zukunft nicht dafür sorgst, dass so etwas nicht wieder passiert, dann werf ich dich auf die Straße.«

      Entgeistert sah das junge Mädchen den Mann an.

      »Aber das ist nicht dein Ernst! Du machst nur Spaß, Albert. Sag, dass du nur Spaß machst. Ich flehe dich an. Du ängstigst mich.«

      »Ich und Spaß machen? Du gehst morgen zu der Engelmacherin, und dann bist du das Kind los. Das wird mich bestimmt einen Tausender kosten.«

      »Nein!«, schrie sie ihn an. »Ich lass mein Kind nicht abtreiben! Niemals! Es ist mein Kind, und du bist der Vater! Und du wirst mich heiraten wie versprochen. Wir werden eine Familie sein, Albert.«

      »Heiraten?«, höhnte er. »Ich habe dir nichts versprochen! Gar nichts. Ich denke nicht daran. Und wenn du nicht tust, was ich dir sage, kriegst du gleich einen Tritt und fliegst auf der Stelle. Solche dummen Puten wie dich, die krieg ich alle Tage.«

      Sie musste sich an der Tischkante festhalten, sonst wäre sie umgesunken. Nun zeigte er sein wahres Gesicht. Und in dieser Sekunde verstand Elvira Lie-San endlich. Damals hatte sie ihn ausgeschimpft. Alles war Lüge gewesen. Albert hatte mit ihren Gefühlen gespielt, und sie hatte sich eine herrliche Zukunft vorgegaukelt Und jetzt wusste sie auch, wofür er sie in der Bar haben wollte. Als Stardirne! Oft genug hatte er von diesen teuren Mädchen gesprochen. Darum hatte er alles mit ihr geübt! Hatte er nicht immer dabei gesagt: So machen es die Hochbezahlten. Die haben Tricks, die du dir merken musst. Noch gestern hatte sie darüber gelacht. Und jetzt?

      »Ich werde mein Kind behalten«, sagte sie, und ihre Augen wurden plötzlich eiskalt. »Du kannst mich nicht dazu zwingen. Ich werde mein Kind austragen, o ja. Und du wirst sein rechtmäßiger Vater sein.«

      Er lachte nur hämisch und wollte wieder fortgehen.

      »Bleib hier«, schrie sie ihn an.

      Er drehte sich herum. Grausamkeit spiegelte sich in seinen Augen.

      »Mach mich nicht ärgerlich«, sagte er leise. »Du kannst dann was erleben.«

      »Du hast mich verführt«, sagte sie kalt. »Das hast du getan, damals in der ersten Nacht. Du hast mir die Unschuld geraubt, und dafür wirst du mich jetzt wieder ehrbar machen. Bilde dir nur nicht ein, ich wäre ein Kind, ein Nichts, mit dem du umspringen kannst wie mit einer gemeinen Dirne. Das wirst du unterlassen, hast du mich verstanden?«

      »Was willst du? Geld? Kriegst du noch!«

      »Geld will ich nicht. Du wirst mich heiraten.«

      »Nein, verflucht noch mal! Bist du schwerhörig? Ich werde niemals heiraten! Die Weiber machen einen verrückt, saugen einem das Blut aus den Adern. Ich will reich werden, und daran wird mich keiner hindern.«

      »Ich habe dich geliebt, o ja«, schluchzte sie auf. »Ich habe dich wirklich geliebt und gedacht, ich könnte dich ändern. Aber jetzt weiß ich, dass du ein gemeiner Hund bist. Aber ich will nicht in der Gosse landen. Du wirst mich heiraten, so wahr ich Elvira Schlieven heiße.«

      Er


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