Tränen einer Braut: 3 Romane. G. S. Friebel

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Tränen einer Braut: 3 Romane - G. S. Friebel


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du!«

      »Überleg es dir gut: Entweder du heiratest mich, oder du wirst wegen Verjährung Minderjähriger sitzen.«

      Für Sekunden war es ganz still in der Küche.

      »Was?«, keuchte er und wurde fast blaurot im Gesicht. »Du willst mir drohen? Hüte dich, oder du landest als Fischfraß in der Elbe!«

      »Du wirst sitzen«, sagte sie ruhig.

      »Ich habe meine Rechtsanwälte, die holen mich raus«, höhnte er. »Dich kleines Würmchen hört man ja nicht mal an bei den Bullen!«

      »Mich vielleicht nicht, aber meinen Vater«, sagte sie ruhig. »Hast du vergessen, dass er Richter ist? Er wird schon dafür sorgen, dass der Verführer seiner Tochter eine gerechte Strafe erhält. Da halten die Kollegen zusammen, darauf kannst du Gift nehmen.!«

      Zum ersten Mal im Leben ging nicht alles so, wie es sich Albert ausgedacht hatte. Unwillkürlich lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Das hatte er tatsächlich vergessen. Sie war ja nicht irgendwer. Und er wusste ganz genau: Wurde er jetzt verurteilt, dann würde er nicht so leicht wieder Fuß fassen können. In der Zeit, die er im Gefängnis saß, würden andere seinen Platz einnehmen. Kam er endlich wieder heraus, dann würde er die Stadt verlassen müssen. Ade, du reiche Welt. Seine Pferdchen ... Wo er doch heute die fünfte aufgerissen hatte! Wo ihm ein Projekt angeboten worden war, das genau seinen Wünschen entsprach. Und das alles sollte zum Teufel gehen? Sein ganzes Erspartes für einen Anwalt ausgeben und dann doch noch sitzen müssen?

      »Du gemeine, hinterhältige Schlange!«, schrie er und wollte sich auf sie stürzen.

      »Wenn du mich umbringst, wirst du lebenslänglich bekommen«, sagte sie ruhig.

      Er bremste sich.

      »Ich werde dich umbringen lassen, das schwör ich dir. Das hat noch keiner gewagt, so mit mir zu sprechen. Das wirst du mir büßen, das schwör ich dir!«

      »Ich habe meinem Vater geschrieben«, log sie. »Er weiß jetzt alles. Und sollte ich irgendwie ums Leben kommen, dann weiß er, dass du deine Finger in der Sache gehabt hast.«

      Albert saß ganz tief im Schlamassel. Zum ersten Mal war ein kleines Mädchen stärker; und das auch nur, weil sie einen Vater zum Richter hatte.

      In diesem Augenblick sah er rot. Und weil er keine Dummheit begehen wollte, die ihn später vielleicht furchtbar reute, stürzte er davon. Irgendwie musste er versuchen, einen klaren Kopf zu bekommen. Es musste doch ein Hintertürchen geben!

      13

      Elvira ließ sich erschöpft auf den Stuhl fallen. Sie zitterte an allen Gliedern. So hatte sie ihn noch nie gesehen, aber so jung und naiv sie war, glaubte sie, es würde sich legen. Er wäre nur im Augenblick so wütend. Später würden sie dann wieder so glücklich sein wie zuvor.

      Er musste sie wieder ehrbar machen, sonst würde sie sich nie mehr bei den Eltern sehen lassen dürfen. Jetzt in dieser Sekunde spürte sie, wie sehr sie eigentlich Heimweh hatte. Die ganze Zeit schon hatte es in ihr genagt. Sie hatte es sich nur nicht bewusst werden lassen.

      Lie-San stand vor ihr und hielt ihr eine Tasse heißen Tee entgegen. »Trink, das tut gut.«

      Tränen liefen ihr übers Gesicht. »Danke, Lie-San.«

      Er lächelte.

      »Er ist ein böser, böser Mensch. Geh fort.«

      »Ich kann doch jetzt nicht«, stöhnte sie.

      »Für Kind nur schreckliches Leben. Nicht gut!«

      »Ach Lie-San, ich muss bleiben. Eine uneheliche Mutter mit ihrem Kind, die wird verachtet. Und dann, wie soll ich denn Geld verdienen? Ich hab die Lehre abgebrochen, ich kann doch nichts.«

      »Zu Vater und Mutter zurückgehen, werden schon helfen.«

      Sie schüttelte den Kopf.

      »Jetzt werden sie mich verstoßen. Ein Richter in der Familie und die Tochter mit einem unehelichen Kind. Meine Eltern würden fortziehen müssen. Und das kann ich nicht zulassen. Nein, das muss ich allein ausbaden. Albert ist jetzt nur so wütend, aber später wird es ihn sicherlich reuen.«

      Lie-San schüttelte nur traurig den Kopf. »Hatte schon mal ein Mädchen, bekam auch ein kleines Baby, musste zu einer Frau und die machte das Baby weg. Fünf Tage später war das Mädchen auch tot.«

      Sie erschauerte.

      »Albert hat sie bestimmt nicht geliebt«, stammelte sie. »Bestimmt war sie nur eine Dirne.«

      Lie-San schüttelte wieder den Kopf.

      Die ganze Nacht sah sie Albert nicht. Sie musste arbeiten. Lie-San versuchte ihr zwar vieles abzunehmen, aber der Betrieb war gerade heute so hektisch, dass er mit dem Kochen kaum nachkam. Er kochte vorzüglich, und das hatte sich herumgesprochen. Wegen Lie-San kamen sie in Alberts Kneipe. Der wusste das sehr wohl. Er hatte schon mit ihm gesprochen und erklärt, dass er auch in die neue Nachtbar übersiedeln müsste. Dort würde er die modernste Küche von Hamburg bekommen.

      Gegen Morgen sagte Lie-San, als Elvira mehr tot als lebendig war: »Geh schlafen, ich werde mit Albert Lanner reden.«

      Mit letzter Kraft schleppte sie sich die Treppe hinauf.

      Kurz vor der Morgendämmerung tauchte Albert auf. Er war halb betrunken. Am Küchentisch saß Lie-San.

      »Du schläfst noch nicht?«, knurrte er.

      Der Chinese sagte: »Ich muss mit dir reden.«

      »Herrje, was ist denn jetzt schon wieder? Du willst mir doch nicht sagen, dass sie nicht gearbeitet hat?«

      »Elvira hat die ganze Nacht gearbeitet, aber das will ich nicht mit dir reden. Ich will nur sagen, wenn du Mädchen nicht heiratest, dann bleibe ich auch nicht bei dir!«

      Albert stützte sich auf den Holztisch und starrte ihn an.

      »Was soll das heißen?«, röchelte er.

      »Genau was ich sagen. Sie ist gutes Mädchen, wenn du sie rauswerfen, gehe ich auch.«

      »Ich will sie nur nicht heiraten!«, brüllte er los.

      »Sie liebt dich und bekommt ein Kind.«

      »Das ist ein Komplott.«

      Der Chinese erhob sich.

      »Du weißt jetzt Bescheid.«

      Am liebsten hätte ihm Albert ins Gesicht gespien und ihn vor die Tür gesetzt. Aber er wusste ganz genau, dass der Chinese überall Arbeit bekam. Und wenn er nicht mehr bei ihm kochte, dann würde der Zustrom aufhören. Er hatte den besten Koch in Hamburg und konnte es sich demzufolge nicht leisten, ihn laufen zu lassen.

      Alles schien schiefzulaufen.

      »Du willst mich also auch erpressen?«, würgte er hervor.

      »Ich habe von dir gelernt!«

      »Wir reden morgen miteinander«, sagte er. »Jetzt kann ich nicht klar denken.«

      »Dann gehe ich jetzt schlafen.«

      Zum ersten Mal in seinem Leben saß er richtiggehend in der Falle. Er konnte sich die Sache überlegen, wie er wollte. Für ihn gab es kein Zurück mehr. Das machte ihn wütender denn je. Diese kleine Schlampe hatte ihn übers Ohr gehauen, und er sollte jetzt kuschen?

      Der Zuhälter dachte nicht einen Augenblick daran, dass er es ja gewesen war, der sich an Elvira herangemacht und schamlos ihr Liebe ausgenutzt hatte. Hinzu kam, dass er ihr bis jetzt noch keinen Pfennig Geld ausgezahlt hatte. Und sie arbeitete wirklich hart. Aber das alles hatte er als selbstverständlich angenommen. Wer bei ihm nicht parierte, der bekam einen Tritt und flog hinaus.

      Warf er Elvira vor die Tür, dann würde auch sein Koch gehen. Verflixt, alles ging schief! Und dann noch immer die Angst, ins Gefängnis zu müssen. Bestimmt würde sie sofort zu ihren Eltern fahren und denen


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