Das Vermächtnis des Konstanzer Kräuterbuchs. Marcel Rothmund
Читать онлайн книгу.können. Auf dem Tisch standen Mörser, Flaschen und eine eigenartige Apparatur, die Kilian neugierig betrachtete. Auf einem Metallgestell stand ein gläsernes Gefäß mit umlaufender Rinne, das von einem Glashelm überdacht wurde. Vom Helm führte eine lange gläserne Röhre nach unten in eine großbauchige Flasche auf dem Boden. Unter dem Metallgestell stand eine große Öllampe. Kilian hatte eine ähnliche Apparatur schon einmal bei einem Apotheker gesehen. Es war wohl ein Destilliergerät. Im gedämpften Tageslicht des Zimmers begutachtete er fasziniert jeden Zentimeter dieses außergewöhnlichen Apparates, dann fiel sein Blick auf das große Buch, das zugeschlagen auf dem Pult lag. Es besaß einen hellen Ledereinband mit eingeprägten Ornamenten. Kilian schätzte, dass es etwa dreißig Zentimeter in der Breite und vierzig Zentimeter in der Länge maß. Die Buchdeckel waren mit zwei großen Metallschließen verschlossen. In diesem Moment vergaß er seine Schmerzen und das Fieber. Zu gerne hätte er länger den Destillationsapparat und die ganzen eigenartigen Gefäße in den Regalen auf ihren Inhalt untersucht, doch nichts zog seine Neugier so stark an wie das alte Buch auf dem Pult. Ohne seinen Blick davon abzuwenden, ging er um den Tisch herum und betrachtete andächtig den großen Band vor sich. Was mochte es für ein Buch sein? In seinem Aussehen erinnerte es an die großen Kirchenbücher, aus denen die Pfaffen an den Altären vorlasen. Das Buch vor ihm hatte zwar Verzierungen im Einband, doch ein Kreuz oder andere christliche Symbole waren darauf nicht zu erkennen. Bei genauerem Betrachten erkannte er verschiedene Blumenmuster, allerlei Tiere und menschenähnliche Figuren, die in das Leder eingeprägt waren. In der Mitte des Buchdeckels stand in Kapitalen der Titel »VIRIDITAS«. Ein Kirchenbuch konnte es nicht sein, dachte Kilian, denn dafür waren die Verzierungen zu heidnisch. Auf jeden Fall musste das Buch sehr alt sein, davon zeugten der abgenutzte Ledereinband und die angelaufenen Metallschließen. Ob er dessen Inhalt wohl lesen konnte, überlegte er sich? Dem Titel nach war es vermutlich in lateinischer Sprache verfasst. Kilian konnte kein Latein und in diesem Fall würde er es nicht lesen können. Mittlerweile war seine Neugier so groß, dass er den Band auf jeden Fall genauer anschauen wollte. Er griff mit den Fingern an die Metallschließen und begann, sie zu öffnen. Plötzlich war im Raum nebenan ein lautes Geräusch zu hören. Erschrocken huschte er aus dem Zimmer, zog den roten Vorhang zu und legte sich auf das Sofa, als sei nichts geschehen. Er war kurz davor gewesen, zu erfahren, was in dem alten Buch stand, und die Enttäuschung wurmte ihn.
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