Intuitiv gesund. Werde dein eigener innerer Arzt!. Dr. med. Christina Barbara Petersen

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Intuitiv gesund. Werde dein eigener innerer Arzt! - Dr. med. Christina Barbara Petersen


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bevor die Verwirrung beginnt.«5

      Laotse

      Das Medizinsystem hier bei uns im Westen ist das System der naturwissenschaftlichen Schulmedizin. Es ist das an den Universitäten gelehrte und in den meisten Praxen ausgeübte System. Es ist mehrere Hundert Jahre alt, ein wesentlicher Mitbegründer war im 19. Jahrhundert der Arzt Rudolf Virchow, der Krankheiten auf die kleinste bekannte Ebene zurückführte, nämlich die Zelle. Durch das Sezieren verstorbener Menschen im Krieg wurde der menschliche Körper aufs Genaueste untersucht, und es entstand die Anatomie. Der Körper wurde als komplexe Maschine dargestellt, die aus verschiedenen Einzelteilen besteht. Diese Einzelteile hatten Normwerte, die mit abweichenden Werten von erkrankten Menschen verglichen wurden. Eine schulmedizinische Diagnose wurde gestellt, wenn die subjektiven Symptome des Patienten in einen objektiv messbaren Wert überführt und dargestellt werden konnten. Dafür standen diverse gut ausgeklügelte medizinische Apparate zur Verfügung. Mit der industriellen Revolution ermöglichten fortschreitende technologische Entwicklungen ein immer breiteres Verständnis der Strukturen des Körpers und seiner physiologischen, biologischen und genetischen Funktion.

      Das Weltbild ist anatomisch-mechanisch, und es wird davon ausgegangen, dass das Verstehen und Manipulieren einer kleinen Einheit der richtige medizinische Ansatz ist. Die naturwissenschaftliche Medizin hat große Leistungen für die Gesundheit der Welt erbracht. Der finanzielle und wissenschaftliche Aufwand stellt unser Gesundheitssystem allerdings vor große Probleme. Gleichzeitig wächst die Zahl der chronischen Krankheiten, denen diese Medizin nur unzureichend helfen kann.

      Die TCM ist eine über 2000 Jahre alte gut überlieferte Wissenschaft. Sie ist ein gut etabliertes System aus Wissen und praktischer Erfahrung, in dem über Jahrhunderte gesammelte empirische Beobachtungen mit daoistischen Theorien verknüpft wurden.

      Die Vorstellungen der chinesischen Physiologie sind stark dadurch charakterisiert, dass anatomische Sektionen im alten China verboten waren. Daher beruhen die Erkenntnisse auf genauesten Beobachtungen von Funktionen, die durch naturphilosophische Hypothesensysteme verknüpft waren.

      Manches an diesem System der chinesischen Medizin erscheint vom westlichen Wissensstand aus zunächst unverständlich – aber gerade durch die Konzentration auf die Betrachtung von Funktionen entstand auch eine Verfeinerung und Vertiefung der vorhandenen Beobachtungsmöglichkeiten. Das Modell der TCM ist in sich logisch und befähigt den Arzt, Symptome zu klassifizieren, Diagnosen zu stellen und Therapien vorzunehmen. Die chinesischen Ärzte der Antike sahen in ihrem naturphilosophisch orientierten daoistischen Weltbild6 den Menschen als Bestandteil der Natur in einer intensiven Wechselbeziehung zu seiner Umwelt. Die Natur befindet sich im ständigen Wandel, in fortwährender Bewegung, Veränderung und Umwandlung. So verändert sich die Vegetation abhängig von den Jahreszeiten in immer wiederkehrenden dynamischen Zyklen. Ähnlich durchläuft der Mensch in seinem Leben periodische Entwicklungsphasen von der Geburt über Wachstum und Reifung bis zum Tod.

      Die TCM basiert auf fünf Säulen, die alle dieselben Grundlagen benutzen:

      image Akupunktur

      image Kräuterlehre

      image Ernährungslehre

      image Qi Gong (Bewegungs- und Atemtechnik)

      image Tuina (Massagetechnik)

      Es ist ein gutes frühes Beispiel für interdisziplinäre Medizin, denn diese einzelnen Therapieformen greifen ineinander. Gleichzeitig wird der Patient in Ernährungs- und Bewegungslehre mit einbezogen und geschult, sodass die Eigenverantwortlichkeit gefördert wird.

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      Ein wichtiges Grundprinzip, auf das alles zurückzuführen ist, ist die Polarität von Yin und Yang.

      Yang (die weiße Fläche des Symbols) bezeichnet das Männliche, das Aktive, die Sonne, die Hitze, den Tag und die Erregung, es hat energetische Qualitäten, z. B. Bewegung, Yin (die schwarze Fläche des Symbols) wird assoziiert mit dem Weiblichen, dem Mond, der Ruhe, dem Stillstand, der Dunkelheit, der Kälte, dem Empfangen und dem Nähren – es hat eher inaktive Qualitäten. Es sind zwar Gegensatzpaare, aber nichts ist absolut. Yang oder Yin, ihr Gegensatz ist eher relativ. Yin und Yang lösen einander in rhythmischem Wechsel ab, so wechselt Tag mit Nacht, Sommer mit Winter und Wachstum mit Verfall. Außerdem sind es Wechselbeziehungen, d. h. das eine kann nicht ohne das andere existieren, sie nähren einander und bilden ein dynamisches Gleichgewicht. So kann der Tag nicht ohne die Nacht sein, und es gibt keine Aktivität ohne Ruhe und keine Einatmung ohne Ausatmung. Sie wandeln sich ineinander, wechseln sich ab, wachsen in zyklischer und balancierter Art und Weise und erreichen einen ausgewogenen Zustand durch gegenseitige Kontrolle und Beeinflussung. Der Wechsel der Jahreszeiten illustriert dieses Konzept ganz gut. Außerdem besagt die Yin-und-Yang-Lehre, dass alle Lebewesen und Dinge jeweils einen gegensätzlichen Yin-Yang-Aspekt enthalten. So enthält jede Frau einen männlichen Anteil und jeder Mann einen weiblichen Anteil.

      Insgesamt zeigt das Symbol von Yin und Yang diesen Zustand ganz schön. Sie wandeln sich ineinander um, und in jedem steckt ein Stück des anderen. Gesundheit wird als harmonisches Zusammenspiel von Yin und Yang aufgefasst und Krankheit als eine Störung des harmonischen Zusammenwirkens.

      Das Qi ist die strömende Energie, die in jedem Lebewesen innewohnt. Im menschlichen Körper sammelt sich das Qi in den Organen und fließt auf sogenannten Leitbahnen (Meridianen), also unsichtbaren Verbindungen von Kopf bis Fuß. Solange ausreichend Qi vorhanden und der Fluss ungestört ist, besteht Gesundheit.

      Jede Stagnation des Flusses der Lebensenergie führt zu Störungen der Lebensvorgänge und macht sich durch Körpersignale oder Symptome wie Schmerz bemerkbar. Vollständiger Stillstand des Qi-Flusses bedeutet den Tod. Nach chinesischer Vorstellung beruhen die meisten Erkrankungen auf Störungen im Fließen von Qi. Entweder liegt eine Fülle oder eine Schwäche der Lebensenergie in den Organsystemen und Meridianen vor. Auch eine Blockade oder Stagnation des Qi in den Meridianen ist möglich.

      Durch das Setzen der Akupunkturnadeln an die richtigen Punkte auf den Meridianen kann die Energie wieder ins Fließen gebracht werden und damit wieder ein Gleichgewicht entstehen.

      Meines Erachtens gibt es vier wesentliche Unterschiede zwischen der westlichen und der chinesischen Medizin:

      image Fachspezialisierung versus Ganzheitlichkeit

      image Unterdrückung und Bekämpfung versus Beobachtung und Wahrnehmung

      image Reparatur versus ständiges Austarieren und damit Ursachenbehebung

      image Junges naturwissenschaftliches Gesundheitssystem versus altes empirisch-philosophisches Gesundheitssystem

      In der westlichen Schulmedizin wird der menschliche Körper oftmals wie eine Maschine behandelt, die es gilt, wieder zum »Funktionieren« zu bringen. Für jedes Teil gibt es ein besonderes Fachgebiet, das sich ausschließlich auf einen Bereich spezialisiert. So werden »alte«


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