Intuitiv gesund. Werde dein eigener innerer Arzt!. Dr. med. Christina Barbara Petersen

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Intuitiv gesund. Werde dein eigener innerer Arzt! - Dr. med. Christina Barbara Petersen


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zu achten.

      Eine weitere Schwierigkeit sind die psychischen Herausforderungen, die mit Krankheit und Tod verbunden sind. Diese Erlebnisse konfrontieren uns immer wieder mit dem menschlichen Verfall und der eigenen Vergänglichkeit.

      Wenn diese Erlebnisse seelisch verarbeitet werden, sehe ich darin viel Potenzial zu persönlichem Wachstum. Oftmals ist für eine Reflexion weder Zeit noch ein Ansprechpartner da. Kein Wunder, dass sich bei diesen gefährdeten Helferpersönlichkeiten seelische Wunden psychisch oder körperlich bemerkbar machen.

      Da viele Ärzte die Signale des Körpers überhören und nicht auf ihre eigenen Bedürfnisse achten, bedienen sie sich schnell mal der ihnen ständig verfügbaren Medikamente, um die Symptome zu bekämpfen – damit sie wieder funktionieren können. Sie diagnostizieren und behandeln sich selbst und gehen ungern zu Kollegen, weil sie auch hier die eigene Schwäche nicht zugeben möchten und nicht als Simulant wahrgenommen werden wollen.

      Es gibt also niemanden, der sie krankschreibt oder nach Hause schickt. Denn als Kollege bist du heutzutage bei bestehender Arbeitsbelastung zum Schutz der eigenen Gesundheit darauf angewiesen, dass jede Arbeitskraft anwesend ist. Es gibt keine Definition von »unfit to work«. Leider gibt es auch kein positives Vorbild, denn alle Vorgesetzten tragen dieselben Glaubenssätze in sich. Vor lauter Schuldgefühlen wird also lieber Rücksicht auf Kollegen und Patienten genommen und die eigene Gesundheit missachtet. So ist es kein Wunder, dass Ärzte ungesund leben und aufgrund der Selbstaufopferung Süchte entwickeln. Bedürfnisse, die den ganzen Tag unterdrückt werden, fordert der Körper dann in Ruhephasen im extremen Maße ein. Arbeit wird mit Verzicht und Selbstaufgabe verknüpft, was dazu führt, dass der Körper sich in der freien Zeit das nimmt, was gefehlt hat. Wenn z. B. Entspannung mit Alkohol und Rauchen verknüpft ist, kommt es zu vermehrtem Alkoholkonsum und Rauchen. Ebenso häufige Themen sind Erschöpfung wie Burn-out. Das hängt mit der Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse zusammen, hat aber auch noch andere Komponenten, die in der heutigen Zeit zugenommen haben:

      image Die mangelnde Wertschätzung der psychisch und körperlich anstrengenden Arbeit führt zu Frust beim medizinischen Personal. In Deutschland haben wir zurzeit eine Arzt-und-Krankenhaus-Flat-Rate-Mentalität. Die Menschen haben keinerlei Überblick über die Kosten. Das führt dazu, dass in den Köpfen der Anspruch wächst, jederzeit direkt bedient zu werden. Wenn man sich in diese Perspektive versetzt, ist das nachvollziehbar, denn die Medien suggerieren diesen Zustand.

      image Der demografische Wandel in Verbindung mit altersbedingten Erkrankungen und dem gleichzeitig bestehenden Ärztemangel führt zu einer zunehmenden Patientenzahl, wodurch der Druck im System steigt.

      image Die Privatisierung der Kliniken führt zu Einsparungsmaßnahmen mit gleichzeitiger Arbeitsverdichtung, was wiederum den Druck im System erhöht.

      image Durch unsere Medien werden »Angstgedanken« verbreitet, was dazu führt, dass immer mehr Menschen direkt in die Notaufnahme kommen. Was fehlt, ist Aufklärung.

      image Durch die zunehmende Bürokratie vermindert sich der Arzt-Patienten-Kontakt, was beim medizinischen Personal zu einer Sinnkrise führt.

      Wir als Mediziner haben die Chance, diese Situation zu nutzen und unser Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Wir können über das Thema sprechen. Damit meine ich keinen Jammerklub, sondern konstruktive Diskussionen zu den Themen mit lösungsorientierten Vorschlägen zur Verbesserung. Wir können die Aufklärung selbst angehen, also mit offenen Karten spielen, offen kommunizieren und unseren Patienten mehr Eigenverantwortung zurückgeben. Wir können Hilfe zur Selbsthilfe lehren, anstatt die Patienten in einer Abhängigkeit zu halten.

      Wir können reflektieren – also statt mitzumachen, was seit Jahren »eben so gemacht wird«, können wir hinterfragen und neue Ideen einbringen. Wir können nach vorn blicken und aus unseren Fehlern lernen. Wir können eine Kultur der Wertschätzung und gegenseitigen Fürsorge einführen: Wir dürfen uns wieder wertschätzen und anerkennen, dass wir selbst die wichtigsten Menschen in unserem Leben sind. Wir können uns vom Mythos abkehren und dürfen Schwäche zeigen. Wir können lernen, wieder auf unseren Körper zu hören und die Signale wahrzunehmen, statt sie zu bekämpfen. Wir können herausfinden, was wir selbst eigentlich wollen und was unsere Grundbedürfnisse sind. Wir können lernen, uns abzugrenzen und Nein zu sagen, wenn eine Grenze erreicht ist. Wir können regelmäßige ungestörte Pausen einfordern. Wir können uns einen Mentor für psychisch herausfordernde Fälle und einen Hausarzt suchen. Durch Achtsamkeit, Meditation und Yoga können wir die Stressantwort des Körpers regulieren. Atemübungen, Bewegung an der frischen Luft und die gezielte Steuerung der Gedanken schaffen eine emotionale Distanz in krisenhaften Situationen. Mittlerweile bieten auch gewisse Krankenkassen Stressbewältigungskurse an – auch online (höre dazu auch gerne mal in meinen Podcast rein).

      Wir können klare Vorgaben des Arbeitgebers bei Krankheit einfordern und Ideen für Maßnahmen zur Gesundheit am Arbeitsplatz einbringen (wie z. B. Gruppentraining zur Verbesserung der Stressbewältigung, Angebote für Prävention). Wir können Entscheidungen treffen, anstatt abzuwarten: Kaum etwas setzt den Körper stärker unter Stress als Kontrollverlust und das Gefühl, machtlos zu sein. Doch genau in dieser Position verharren viele und wünschen sich einen Zauber, der sie aus der Situation befreit.

      Dabei hast du in jedem Augenblick die Wahl: Du kannst aus der Opferhaltung aussteigen, wieder Verantwortung übernehmen und aktiv werden. Anzufangen und einen Plan zu erstellen lässt positivere Gefühle frei als das Ausharren in der Opferhaltung.

      In letzter Zeit gibt es viele Berichte darüber, wie es heutzutage in einigen Krankenhäusern läuft. Ich habe es selbst miterlebt, und da ich nicht den Eindruck habe, dass sich die Zustände in den Klinken verbessern, möchte ich gern mal genauer auf die Situation eingehen. Ich habe vor einiger Zeit einen Spiegel-Artikel gelesen, der mich bis heute sehr bewegt. Es geht darin um eine junge Ärztin, die gerade in der Inneren Medizin auf der Notaufnahme angefangen hatte und von ihrem Klinikalltag berichtete. Insgesamt kommt rüber, dass sie überhaupt nicht zufrieden ist, schon der Titel sagt alles: »Was für eine Ärztin bin ich bloß geworden?«4

      Aus meiner Sicht liest sich der Artikel auszugsweise wie einzelne Phasen eines Burn-out-Prozesses. Dieser ist in verschiedene Phasen gegliedert:

      Phase 1: Freundlichkeit/(Über-)Idealismus

      Phase 2: Überforderung (die meist nicht wahrgenommen wird)

      Phase 3: Geringer werdende Freundlichkeit

      Phase 4: Schuldgefühle

      Phase 5: Vermehrte Anstrengung

      Phase 6: Erfolglosigkeit

      Phase 7: Hilflosigkeit

      Phase 8: Hoffnungslosigkeit

      Phase 9: Erschöpfung, Abneigung gegen Patienten, Mitarbeiter

      Phase 10: Burn-out-Syndrom mit Selbstbeschuldigung, psychosomatischen Reaktionen und Fehlzeiten

      Ich möchte diesen Prozess anhand des Artikels exemplarisch nachzeichnen. Der Name der Ärztin wird in dem Artikel übrigens nicht genannt, was dafür sprechen könnte, dass es ihr peinlich ist und/oder dass sie berufliche Nachteile fürchtet. Ich glaube, vielen Ärzten ist es unangenehm, Schwäche zuzugeben. Das kann ich vollkommen verstehen. Mir ging es ja auch jahrelang so. Ich freue mich einfach nur, dass sie sich überhaupt getraut hat, diesen Artikel zu veröffentlichen.

      Als Erstes haben wir die Freundlichkeit (Phase 1): Es


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