Mission Mr. Happy. Kathy Lyons

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Mission Mr. Happy - Kathy Lyons


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lernt Euphemismen

      Wut.

      Sie brannte sich durch Bruce' Körper – nicht auf physische Art, aber die Erinnerung an die Qual war da. Genau wie die Gewissheit, dass er betrogen worden war. In seinem Kopf waren Schmerz und das Gefühl von Verrat untrennbar miteinander verbunden und in seiner Wut hatte er keinen Raum, um das zu analysieren. Alles, was er hatte, war ein Ziel – ein Mann mit schmalen Schultern, leuchtend braunen Augen und dunklem Haar, das ihm immer wieder in die Stirn fiel.

      »Du hast es geschafft! Du hast dich wieder in dich selbst zurückverwandelt«, jauchzte der Mann.

      Bruce setzte sich auf und fletschte die Zähne. »Ich war immer ich«, sagte er und seine Stimme klang in seinen Ohren seltsam. Tiefer, heiserer, mit einem Grollen, das sich wie eine Welle durch seine Nervenzellen bewegte, als würde es zum Appell rufen. Und jede Zelle in ihm antwortete mit Ich bin hier, wach und angepisst.

      »Okay, ja, aber du bist kein Wolf mehr.« Die Mundwinkel des Kerls hoben sich zu einem strahlenden Lächeln und er riss vor Freude die Hände hoch. »Yay!«

      Bruce zog die Augenbrauen zusammen. Der Mann schien zu übertreiben und eine falsche Freude aufzusetzen, in der Hoffnung, dass Bruce mitspielte.

      Das tat er nicht. Er rollte herum und kam auf die Knie, wobei er fühlte, wie geschmeidig sein Körper sich bewegte. Arme, Beine, Torso – alles schien vor Kraft zu vibrieren, ungeachtet der lebhaften Erinnerung an einen heftigen Stromschlag und die Minuten, in denen er voller Verzweiflung kraftlos und zuckend auf dem Boden gelegen hatte.

      Der Kerl richtete sich ebenfalls auf und sprang auf die Füße. Übereifrig? Und obwohl Bruce noch mit seinem Körper beschäftigt war, beobachtete er doch seine Umgebung, weswegen er vor Überraschung zusammenzuckte. Der Mann trug ein T-Shirt und sonst nichts. Und da Bruce immer noch auf dem Boden kniete, hatte er freien Blick auf dessen Schwanz. Der war dick, gerötet und schlenkerte viel zu dicht vor Bruce' Gesicht herum. Ihn überkam der Drang, ihn zu schnappen und zu drücken, aber das war nicht sein Stil, daher sprang er stattdessen ebenfalls auf die Füße.

      Bruce richtete sich zu voller Größe auf, um gegenüber dem kleineren Mann eine Situation der Dominanz herzustellen. Es war viel einfacher, jemanden aus einer höheren Position heraus einzuschüchtern. Nur dass dieser Kerl nicht erstarrte und auch überhaupt nicht eingeschüchtert wirkte.

      »Du bewegst dich gut«, sagte er und musterte Bruce von Kopf bis Fuß.

      Das stimmte. Jeder Muskel seines Körpers fühlte sich geschmeidig an. Da war kein Schmerz, kein Ziehen. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal den Rücken ohne Blockade bewegt oder seine Knie ohne Knacken gebeugt hatte. Selbst sein Nacken war nicht verspannt. Das Leben eines Feuerwehrmannes bedeutete, dass einem oft der Körper wehtat, wenn nicht von einer Verletzung während der Arbeit, dann vom stetigen Training. Er hatte so lange mit diesem Hintergrundschmerz gelebt, dass das hier sich seltsam ungewohnt anfühlte.

      »Ich sehe keine Schwellungen oder roten Stellen.« Der Mann ging langsam um Bruce herum. »Keine Deformierung. Manchmal verwandeln sich Leute nicht ganz richtig zurück, aber bei dir ist alles in Ordnung. Ich hatte gehofft, dass die Verwandlung helfen würde, das hier zu beheben« – er hielt seine rechte Hand hoch, um seine mittleren Finger zu zeigen, die lediglich Kindergröße hatten – »aber ich bin, wie ich immer war.« Seine Augen verengten sich, als er hinter Bruce trat. »Ich sehe keine Narben. Hattest du welche? Wenn ja, sind sie jetzt weg.«

      Der Mann plapperte in fröhlichem Tonfall weiter und bewegte sich wie ein Welpe, der ein neues Spielzeug entdeckte. Hoch, runter, zur Seite. Einen Moment lang hockte er sich sogar hin, als er die Rückseite von Bruce' Bein inspizierte.

      »Hier hast du eine Brandnarbe. Sie sieht schlimm aus. Wie lange hast du die schon? Ich wette, es hat furchtbar wehgetan, als das passiert ist.«

      Das hatte es. Bruce hatte sie bei einem seiner ersten Einsätze als Feuerwehrmann erlitten. Es war ein schlimmer Hausbrand gewesen, mit Kindern, die im Obergeschoss gefangen gewesen waren – zwei bewusstlose Teenager. Er hatte nicht beide tragen können, daher hatte er das Mädchen hochgehoben, in dem Glauben, sie schneller tragen und dann den Jungen später holen zu können.

      Dafür war keine Zeit gewesen. Er hatte sich verbrannt, als der Boden unter seinen Füßen nachgegeben hatte und er sich den Weg nach draußen hatte freikämpfen müssen, während die Flammen an seiner Haut leckten. Seinem Partner war es gelungen, das Mädchen zu greifen, während er sich selbst befreit hatte, aber die Qual allein hatte ihn beinahe umgebracht. Er war im Krankenhaus aufgewacht, geweckt von dem Weinen einer Frau. Es war seine Mutter gewesen, die an seinem Bett gesessen hatte, aber in seinem Kopf hatte er sie immer mit der anderen Mutter verwechselt. Die, die ihren Sohn verloren hatte, weil er nicht stark genug gewesen war, um ihre beiden Kinder rauszuholen.

      »Du sagst ja gar nichts«, fuhr der Kerl fort. »Ganz der starke, wortkarge Typ. Ich verstehe das, aber früher oder später wirst du mit mir reden müssen.« Gott, das Bild eines übereifrigen Welpen wollte einfach nicht verschwinden. Er erinnerte Bruce an Josh am Weihnachtsmorgen, wenn der als Kind von zu viel Zucker und Aufregung aus dem Häuschen gewesen war.

      Und weil das Bild so stark war, reagierte Bruce so, wie er es seinem kleinen Bruder gegenüber immer getan hatte – er schlang einen Arm um den Nacken des Typen und drückte ihn zu Boden. Nicht, weil er fröhliche Leute nicht mochte, sondern weil hüpfende, aufgeregte Welpen bei ihm zu Hause getreten wurden. »Du musst dich echt beruhigen.«

      Er erwartete Gegenwehr. Josh hatte sich immer gewunden und gedreht, während Bruce ihn langsam und unaufhaltsam zu Boden gedrückt hatte. Für gewöhnlich gab es Flüche und manchmal Tränen, aber dieser Kerl war zu munter dafür. Sicher, er wand sich, aber er war kein Gegner für Bruce. Und er hörte niemals auf zu reden.

      »Oh! Oh! Ich kenne diese Stimme. Das ist die Du brauchst Kaffee-Stimme. Ich wette, du magst Kaffee, in dem der Löffel aufrecht steht, mit, keine Ahnung, acht Teelöffeln Zucker.«

      »Du bist echt total nervig, weiß du das?«

      Er schnaubte. »Glaubst du, du bist der Erste, der mir das sagt?« Dann drückte er gegen Bruce' Arm. »Komm schon. Lass mich los. Es wäre würdelos, wenn ich so gefunden werden würde, mit meinem Hintern in der Luft.«

      Ja, das stimmte, auch wenn es ein sehr süßer Hintern war. Am Ende ließ Bruce ihn los, dann lächelte er, als der Mann auf die Füße kam und sein Shirt hinunterzog, als würde er versuchen, die wichtigen Stellen zu verdecken. Es gelang ihm nicht.

      »Bist du über deine grummelige Laune hinweg?«, fragte der Mann, als er zum nächstgelegenen Auto ging. »Das mit dem Elektroschockhalsband tut mir wirklich leid. Ich hatte keine Ahnung, dass es dir das antun würde. Aber ich musste es tun, verstehst du?«

      Bruce verging der Spaß. Wie oft hatte er diese armselige Ausrede bereits gehört? Das war das, was sein Vater immer nach einer besonders brutalen Trainings-Einheit gesagt hatte.

      Tut mir leid, dass ich dich geboxt habe, Bruce, aber du musst lernen, damit umzugehen und weiterzukämpfen.

      Tut mir leid, dass dein Knöchel zu verletzt ist, um Football zu spielen, aber ich bringe dir bei, wie du weitermachst, auch wenn du Schmerzen hast.

      Tut mir leid, dass ich dich zu einem Arschloch deinem einzigen Bruder gegenüber gemacht habe, aber ich dachte, er wäre ein Monster.

      Das war das Schlimmste daran. Bruce verstand erst jetzt, dass sein Vater irgendwie gewusst hatte, dass Josh ein Werwolf war. Er hatte Josh immer als Monster bezeichnet, und dann hatte er Bruce beigebracht, Josh unterwürfig zu halten. Erst als Bruce zu Hause ausgezogen war – und nach Jahren der Selbstreflexion –, hatte er erkannt, dass sein Vater das Monster und Josh das unschuldige Opfer war.

      Bis Bruce herausgefunden hatte, dass Josh ein Werwolf war. Jetzt wusste er nicht, was er denken sollte.

      »Wer zum Teufel bist du?«, fragte er mit leiser, drohender Stimme.

      Der Kerl sah vom Kofferraum des Autos auf. »Immer noch grummelig, hm? Okay, damit kann ich arbeiten.« Ohne den Blick von Bruce


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