Die LEERE und die FÜLLE. Eckhard Lange
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Eckhard Lange
Die LEERE und die FÜLLE
Roman nach Motiven des Gilgamesch-Epos
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Inhaltsverzeichnis
DIE VORLAGE: DAS GILGAMESCH-EPOS
ZWEITER TEIL: ENKIDU – 1. KAPITEL
DRITTER TEIL: CHUMBABA – KAPITEL 1
VIERTER TEIL : INANNA - KAPITEL 1
FÜNFTER TEIL: UTNAPISTIM – KAPITEL 1
DIE VORLAGE: DAS GILGAMESCH-EPOS
In Uruk im Zweistromland herrscht Gilgamesch, ein gewaltiger Held, aber auch ein grausamer Tyrann. Als seine Untertanen die Götter um Hilfe anflehen, erschaffen sie Enkidu, einen wilden Tiermenschen, an Stärke dem Gilgamesch ebenbürtig. Doch eine Schamkat, eine priesterliche Tempeldirne zähmt und verwandelt ihn durch ihre Liebesdienste, und Gilgamesch und Enkidu schließen Freundschaft. Gemeinsam besiegen sie Chumbaba, einen mächtigen Dämon, den Hüter des Zedernwaldes, um Holz für Uruk zu beschaffen und damit Ruhm zu gewinnen.
Da entbrennt Innana, die Göttin, in Liebe zu Gilgamesch, doch der weist sie ab. Zornig fordert Innana im Rat der Götter seinen Tod, doch diese lassen nur Enkidu sterben, den Freund. Erschüttert durch sein qualvolles, ruhmloses Ende, macht Gilgamesch sich auf, nach Unsterblichkeit zu suchen, wie die Götter sie allein Utnapistim gewährt hatten. Auf dem Weg dorthin durchzieht er die endlose Steppe, durchschreitet die Unterwelt und überquert endlich das Meer des Todes. Wer auch immer ihm begegnet, nennt sein Vorhaben eitel und zwecklos.
Obwohl er die von Utnapistim geforderte Probe, wenigstens den Schlaf zu besiegen, nicht besteht, weist ihm dieser ein Kraut, das aus Greisen Jünglinge mache. Doch er bewacht es schlecht, so dass eine Schlange es ihm raubt, ehe er es in Uruk erproben kann. So muß er nach all seinen Mühen erkennen, dass Sterblichkeit das Los aller Menschen bleibt und sie nur in ihren Taten, so sie zum Wohle der Menschen geschehen, überleben.
ERSTER TEIL: URUK – Kapitel 1
„Zum Teufel mit dem Mistkerl!“ Das war wirklich kein besonders frommer Wunsch, und er war auch keiner gehobenen Ausdrucksweise geschuldet. Vor allem jedoch: Er war absolut unrealistisch, und das wusste Fred Anders. Er warf das Mobilteil seines Telefons unsanft auf die Schreibtischplatte, danach starrte er wütend auf die Kastanienblüten vor dem Bürofenster, ohne ihre stille Schönheit wahrzunehmen. Der Mistkerl war übrigens ein gewisser Gilbert Gamesch, Chef der Supermarktkette GiGa, und der hatte eben ein weiteres Mal verhindert, dass in einem der Märkte ein Betriebsrat gewählt werden konnte.
Fred Anders stand schwerfällig auf und trat an das Fenster, um frische Luft hereinzulassen. Er war ein großer, breitschultriger Mann , mit schütter gewordenem Haar, aber mit einem gepflegten Kinnbart, der an die Zeit erinnerte, als er noch zur See fuhr. Doch das lag bereits Jahrzehnte zurück, er hatte sich, zunächst ehrenamtlich, dann aber hauptberuflich in der Gewerkschaft engagiert und war nun schon seit vielen Jahren in der Bezirksleitung des DGB. Darüber war er alt geworden, und die vielen Misserfolge gerade in den