Sinnvoll zu betrachten. Geshe Kelsang Gyatso

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Sinnvoll zu betrachten - Geshe Kelsang Gyatso


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Existenz und weshalb ist sie so wertvoll für uns? Der Wert und Zweck einer derartigen Existenz liegt in der Möglichkeit, die sie uns gibt, eines von drei herausragenden Zielen zu erreichen. Das höchste Ziel, das wir erreichen können, ist die Erlangung der Erleuchtung: das vollständige und perfekte Erwachen eines Buddhas. Das mittlere Ziel ist die Erlangung der persönlichen Befreiung aus Samsara, dem Teufelskreis von Geburt und Tod, der von Leiden und Unzufriedenheit durchdrungen ist. Das geringste Ziel ist, nochmals eine Wiedergeburt als Mensch oder Gott zu erlangen.

      Im allgemeinen wissen wir den Wert unserer gegenwärtigen Situation überhaupt nicht zu schätzen. Insbesondere sehen wir die kostbare Möglichkeit nicht, die wir jetzt haben, eines der drei Ziele zu erlangen. Statt dessen verschwenden wir unsere Zeit und vergeuden diese kostbare Möglichkeit, indem wir den vergänglichen Freuden dieses Lebens hinterherlaufen. Wenn wir den Wert und das Potential dieses kostbaren menschlichen Lebens voll und ganz erkennen würden, dann würden wir es mit Sicherheit durch das Dharma-Studium und das Streben nach einem der drei Ziele nutzen wollen. Wie Shantideva sagt: «Wenn wir jetzt keinen Nutzen aus dieser kostbaren Wiedergeburt ziehen, wie können wir hoffen, diese Möglichkeit in Zukunft je wieder zu haben?»

      Es gibt eine Geschichte, die verdeutlicht, wie wichtig es ist, den vollen Nutzen aus unserer perfekten menschlichen Form zu ziehen. In einem abgelegenen Dorf in Tibet lebte ein einbeiniger Mann. Eines Tages, als er sich langsam und mühselig mit Hilfe eines Stockes durch die Gegend quälte, stolperte er und fiel einen Steilhang hinunter. Wie das Schicksal es wollte, landete er auf dem Rücken eines wilden Pferdes, das unten graste. Das Pferd erschrak so sehr, daß es weggaloppierte, während sich der Mann mit aller Kraft festklammerte. Ziemlich lange Zeit verging, und zur Überraschung der Dorfbewohner zeigte der Mann keine Zeichen von Müdigkeit. «Wieso steigst du nicht von diesem Pferd ab?» riefen sie verwundert, als er vorbeiraste. «Für nichts in der Welt!» rief er zurück, «das ist das erste Mal in meinem Leben, daß ich auf einem Pferd reite. Wann hat ein Krüppel wie ich je wieder eine solche Möglichkeit? Ich werde die Gelegenheit voll ausnutzen, solange ich kann.» Und er raste weiter, während er sich an den Rücken des wilden Tieres klammerte. Genau wie der Mann in dieser Geschichte sein außergewöhnliches Glück nutzte, so sollten auch wir unsere gegenwärtige vollausgestattete menschliche Form durch die Schulung unseres Geistes in der Dharma-Praxis voll ausnutzen.

      DIE METHODE, DIESES PERFEKTE MENSCHLICHE LEBEN BEDEUTUNGSVOLL ZU MACHEN

      Die Methode besteht aus zwei Teilen:

      1. Das Nachdenken über den Nutzen von Bodhichitta

      2. Wie wir uns in den Sechs Vollkommenheiten schulen, nachdem wir Bodhichitta entwickelt haben

      DAS NACHDENKEN ÜBER DEN NUTZEN VON BODHICHITTA

      Dieser Abschnitt hat vier Teile:

      1. Eine Erklärung des Nutzens von Bodhichitta

      2. Bodhichitta erkennen

      3. Warum dieser Nutzen aus Bodhichitta entsteht

      4. Lobpreisung an diejenigen, die Bodhichitta erzeugt haben

      EINE ERKLÄRUNG DES NUTZENS VON BODHICHITTA

      Wie bereits angedeutet, ist die erhabene Methode, dieser seltenen und kostbaren menschlichen Wiedergeburt einen Sinn zu verleihen, sie als Fahrzeug für das Erlangen der perfekten und vollendeten Erleuchtung zu benutzen. Ein geringeres Ziel anzustreben hieße, diese einzigartige Möglichkeit zu verschwenden. Da die Erlangung der Erleuchtung von der Erzeugung des Erleuchtungsgeistes, Bodhichitta, abhängt (d.h. der Motivation, diesen voll erwachten Zustand zu erlangen, um damit die beste Möglichkeit zu haben, andere Lebewesen aus ihrem Leiden zu befreien), ermutigt uns Shantideva, diesen Erleuchtungsgeist zu entwickeln und beschreibt dessen großen Nutzen. Der große Nutzen besteht aus den folgenden zehn überragenden Vorteilen des Erleuchtungsgeistes:

      DIE ÜBERWINDUNG ALLER NEGATIVITÄT

      [5] Genau wie ein plötzlicher, starker Blitzschlag in einer dunklen Nacht die Landschaft kurz erhellt, so bewirken die kraftvollen Segnungen Buddhas, daß weltliche Menschen zumindest für kurze Zeit die Absicht entwickeln, tugendhafte Handlungen auszuführen.

      [6] Normalerweise sind die Tugenden weltlicher Menschen sehr schwach, während ihr Instinkt, nichttugendhafte Handlungen auszuführen, sehr stark ist. Deshalb müssen wir ständig danach streben, die Macht zu überwinden, die dieses Übel der Nichttugend auf uns ausübt, und sie durch eine kraftvolle Praxis von tugendhaften Handlungen zu ersetzen. Unternehmen wir jedoch nichts, um unsere gegenwärtige Situation zu korrigieren, werden die Leiden Samsaras unsere einzige Erfahrung sein. Was ist die beste Methode, Negativität aufzugeben und Tugend anzusammeln? - Wir müssen danach streben, den kostbaren Bodhichitta zu erlangen. Nur dieser Geist hat die Kraft, Negativität zu überwinden und unsere Tugend reichlich zu vermehren. Was außer dem grenzenlosen Geist des Bodhichittas hat sonst die Fähigkeit, so große Negativität zu besiegen? Gründliches Nachdenken über diese Punkte wird uns klar zeigen, daß wir unbedingt Bodhichitta entwickeln müssen.

      DIE ERLANGUNG VON HÖCHSTEM GLÜCK

      [7] Es gibt generell viele Wege, fühlenden Wesen zu helfen. Die Buddhas aber, die Äonen damit verbracht haben, um die beste Methode, anderen zu helfen, herauszufinden, sagen, daß die Entwicklung des Bodhichittas die unübertroffene Methode ist. Warum? Weil wir mit der Entwicklung von Bodhichitta nicht nur selbst das höchste Glück der Buddhaschaft erlangen können, sondern auch fähig werden, eine unendliche Zahl von fühlenden Wesen zur unvergleichlichen Glückseligkeit dieses erhabenen Zustandes zu führen. Wenn wir den makellosen Nutzen und die Vorteile erkennen, die Bodhichitta sowohl für uns selbst wie auch für andere hat, sollten wir danach streben, Bodhichitta zu erlangen.

      DIE ERFÜLLUNG ALLER WÜNSCHE

      [8] Ein weiterer Nutzen, der durch das Entwickeln von Bodhichitta entsteht, ist, daß alle unsere Wünsche in Erfüllung gehen. Wollen wir von den vielen Qualen Samsaras erlöst sein und das Unglück anderer vertreiben, so können wir mit Bodhichitta diese Ziele erreichen. Zusätzlich erfüllt Bodhichitta den Wunsch aller Wesen - auch unseren eigenen - nach grenzenlosem und unermeßlichem Glück. Da dieser Erleuchtungsgeist alle unsere Wünsche erfüllt, rät uns Shantideva, über seinen großen Nutzen nachzudenken und ständig danach zu streben, ihn zu erlangen.

      BODHICHITTA FÜHRT ZU EINEM BESONDEREN NAMEN UND BESONDERER BEDEUTUNG

      [9] Shantideva sagt, daß jeder, der Bodhichitta entwickelt, als Sohn der Buddhas bezeichnet wird (wörtlich als Sohn der Sugatas: derjenigen, die zur Glückseligkeit gegangen sind). Eine Person mit dieser Eigenschaft wird zu jemandem, der der Verehrung sowohl durch die weltlichen Götter - Brahma, Indra und so fort - als auch der gesamten Menschheit würdig ist, einschließlich der Könige und Königinnen von hohem Stand. Es spielt keine Rolle, ob die Person, die Bodhichitta entwickelt, ein armer, in Lumpen gekleideter Bettler ist. Durch die Entwicklung des Erleuchtungsgeistes wird auch er zu jemandem, der höchste Verehrung verdient.

      Es ist wichtig, uns daran zu erinnern, daß wir kein Mönch oder von aristokratischer Herkunft sein und daß wir auch keinen männlichen Körper besitzen müssen, um Bodhichitta zu entwickeln. Obwohl Shantideva den Titel «Sohn der Buddhas» gebraucht, hat dieser keine einschränkende Bedeutung. Wenn eine Frau den Erleuchtungsgeist entwickelt, nennt man sie eine Prinzessin oder Tochter der Buddhas und auch sie wird eine Person, die von allen Göttern und Menschen verehrt werden sollte.

      Weshalb verleiht die Entwicklung von Bodhichitta einem Menschen Anspruch auf so großen Respekt? Weil alle Buddhas - die voll erleuchteten Wesen, von denen das höchste Glück stammt - aus Bodhisattvas geboren wurden. Sie tragen diesen Namen wegen ihrer Bodhichitta-Motivation, d.h. ihrer Absicht, die volle Erleuchtung zum Wohl aller Lebewesen zu erlangen. Buddhas entstehen also aus Bodhisattvas, die ihrerseits wiederum aus Bodhichitta entstehen.

      Um den unübertroffenen


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