Acht Schritte zum Glück - Neuausgabe. Geshe Kelsang Gyatso

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Acht Schritte zum Glück - Neuausgabe - Geshe Kelsang Gyatso


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guten Bedingungen anderen anbot. Seine Bereitwilligkeit, mit der er Armut und Entbehrung annahm, war für andere spirituell Praktizierende ein gutes Vorbild.

      Bodhisattva Langri Tangpas Auftreten war ganz anders als das der meisten Menschen. Wir neigen dazu, uns allzu sehr zu sorgen ob andere uns mögen und bemühen uns deshalb stets einen heiteren Ausdruck zu zeigen, ganz gleich, wie wir uns innerlich fühlen. Langri Tangpa war das Gegenteil. Seine Miene war immer so streng und ernst, dass er den Spitznamen «der Grimmige» erhielt. Sein Assistent sagte einmal zu ihm: «Die anderen nennen dich ‹der Grimmige›. Es wäre gut, wenn du ab und zu lächeln und sanft zu ihnen sprechen würdest, wenn sie kommen, um Segnungen von dir zu empfangen.» Langri Tangpa antwortete: «Es stimmt, was du sagst, doch fällt es mir schwer, irgendetwas in Samsara finden, worüber ich lächeln könnte. Jedes Mal, wenn ich jemanden sehe, denke ich an sein Leiden und anstatt zum Lachen ist mir zum Weinen zumute.» Aufgrund seines tiefen Mitgefühls für alle Lebewesen fiel es Langri Tangpa schwer zu lächeln. Es ist wichtig, das nicht falsch zu verstehen. Langri Tangpa war nicht unglücklich. Sein Mitgefühl und andere spirituelle Verwirklichungen beschützten ihn davor, sich je deprimiert zu fühlen, und sorgten dafür, dass er voller Freude war. Ihm war jedoch klar, dass es kein wahres Glück in Samsara gibt und dass wir uns nur noch fester an Samsara binden, wenn wir weltliche Freuden mit wahrem Glück verwechseln. Seine strenge Art forderte die Menschen heraus, sich mit ihrer tatsächlichen samsarischen Lage auseinanderzusetzen und spirituelle Pfade einzuschlagen.

      Langri Tangpa lachte nur selten und wenn, dann war das so außergewöhnlich, dass sein Assistent es niederschrieb. So meditierte Langri Tangpa einmal in einer Höhle an einem Berghang mit Blick über einen Fluss. Es war mitten im Winter und der Fluss war vollständig zugefroren. Ein reisender Töpfer überquerte den Fluss, doch vollbeladen mit Töpfen, rutschte er immer wieder aus und Töpfe zerbrachen. Da der Töpfer wusste, dass sich Langri Tangpa irgendwo an diesem Hang aufhielt, rief er jedes Mal, wenn er ausrutschte: «O Langri Tangpa, Grimmiger!», so wie manche Menschen im Westen in ähnlichen Situationen rufen: «O Gott!» oder «O Jesus!». Langri Tangpa hörte das und er fand es so lustig, dass er lachen musste.

      Ein anderes Mal, nachdem ihm ein großer Türkis dargebracht worden war, sah Langri Tangpa eine Maus, die versuchte, diesen von seinem Meditationstisch zu stehlen. Da sie den Stein nicht bewegen konnte, verschwand die Maus und kam mit vier anderen Mäusen zurück. Die erste Maus, die kleinste von ihnen, legte sich auf den Rücken und die anderen Mäuse schoben den Türkis auf ihren Bauch. Jede von ihnen fasste an eine Pfote und indem sie schoben und zogen, gelang es ihnen, den Türkis bis zu ihrem Mauseloch zu schleifen. Als sie jedoch dort ankamen, mussten sie feststellen, dass der Stein für das Loch zu groß war, und so mussten sie ihn zurücklassen. Langri Tangpa fand das so amüsant, dass er laut lachte.

      Trotz seiner strengen Erscheinung verstanden die Leute allmählich aufgrund seiner Handlungen, dass die wirkliche Natur Bodhisattvas Langri Tangpas außergewöhnlich war. Da sie ihn als heiliges Wesen betrachteten, brachten sie ihm viele Gaben dar, doch sobald ihm etwas gegeben wurde, brachte er es sofort seinem spirituellen Meister Geshe Potowa und dessen Schülerschaft dar. Kurz bevor Geshe Potowa starb, versprach Langri Tangpa ihm zwei Dinge: seinen ganzen Besitz wegzugeben und nie lange an einem Ort zu bleiben. Ab dann gab er, wann immer er an einen neuen Ort zog, seine gesamte angesammelte Habe weg und zog mit leeren Händen weiter. Indem er Armut glücklich annahm und fortwährend Großzügigkeit übte, sammelte Langri Tangpa eine riesige Menge von Verdiensten an. Als Folge all dieser Verdienste erhielt er später in seinem Leben so viele Darbringungen, dass er ein großes Kloster gründen, zweitausend Mönche unterstützen und vielen Armen helfen konnte. Ohne irgendwelchen Geschäften nachzugehen oder sich um Reichtum zu bemühen, wurde er dennoch reich, einfach durch das Ansammeln von Verdiensten. Jeden Monat gab er alles weg, was er besaß, doch im darauffolgenden Monat wurde ihm sogar mehr gegeben! Obwohl Langri Tangpas Großzügigkeit ihn anfangs arm machte, machten ihn die Verdienste, die er durch seine Praxis des Gebens ansammelte, später sehr vermögend.

      Langri Tangpa war auch ein großer Gelehrter und Prak­tizierender. Seine Hauptübungen waren das Austauschen vom Selbst mit anderen, die Niederlage annehmen und den Sieg anbieten sowie Bodhichitta. Alle diese Übungen werden in diesem Buch erklärt. Indem er andere in diesen Übungen unterwies, führte er Tausende von Schülern zur Erleuchtung. Selbst die Gegend Lang Tang, in der er lebte, wurde durch seine Anwesenheit gesegnet, sodass die örtliche Bevölkerung friedvoll und freundlich wurde und die Tiere und Vögel in Harmonie lebten. Er hatte außerdem eine besondere Fähigkeit, Krankheiten zu heilen und Hindernisse zu beseitigen, und einmal konnte er sogar das Leben vieler Menschen beschützen, indem er ein gefährliches Hochwasser zurückgehen ließ.

      Langri Tangpa übte unaufhörlich die Praxis, die Niederlage anzunehmen und anderen den Sieg anzubieten, sowohl in seinen Meditationen als auch im Alltag. Eines Tages gebar eine junge Frau, die in der Nähe lebte, ein Mädchen, das schwer krank wurde. Ihr erstes Kind hatte sie bereits verloren und aus Angst, dass auch dieses Kind sterben würde, fragte sie ihre Mutter, was sie tun könne. Ihre Mutter riet ihr, ihre Tochter Geshe Langri Tangpa zu geben, dies sei der einzige Weg, sie zu retten. «Aber wie kann sich ein Mönch um einen Säugling kümmern?», fragte sie. Ihre Mutter antwortete: «Geshe Langri Tangpa ist ein Bodhisattva. Es ist seine Natur, alle Entbehrungen zu ertragen und alle guten Bedingungen anderen zukommen zu lassen. Deshalb wird er mit Sicherheit bereit sein, sich um dein Kind zu kümmern.»

      Die Frau ging mit ihrem Kind zu Langri Tangpa und traf ihn an, als er auf einem Thron saß und eine große Zuhörer­schaft unterrichtete. Sie konnte immer noch nicht wirklich glauben, dass er das Kind annehmen würde, war aber überzeugt, dass ihr Kind sicher sterben würde, wenn sie es ihm nicht gäbe. So schritt sie auf ihn zu, legte den Säugling in seinen Schoß und sagte: «Hier ist dein Kind. Ich kann es nicht ernähren. Versorg du es!» Zum Erstaunen seiner Schüler nahm Langri Tangpa das Kind an. Obwohl einige vermuteten, dass er wirklich der Vater des Kindes sei und an ihm zu zweifeln begannen, war Langri Tangpa unbesorgt. Zärtlich wickelte er das Kind in seine gelbe Robe und setzte seinem Vortrag fort. Als er geendet hatte, nahm er das Kind mit nach Hause, fütterte es und segnete es. Zwei Jahre lang kümmerte er sich um das Mädchen und dank seiner Segnungen wurde es vollkommen gesund. Nach zwei Jahren kehrte die Mutter zurück, um zu sehen, ob es ihrer Tochter gut ging. Als sie sah, wie gesund das Kind war, fragte sie Langri Tangpa, ob sie ihre Tochter zurückhaben könne und der gütige Geshe willigte sofort ein. Durch diese Begebenheit und durch viele andere Beispiele seiner Selbstlosigkeit verstanden alle, dass Langri Tangpa ein außergewöhnlicher, heiliger Mensch war.

      Nicht nur in jenem Leben arbeitete Langri Tangpa sehr viel, um Lebewesen zu helfen und den Buddhadharma in Tibet zu verbreiten, er hatte dies bereits in vielen früheren Inkarnationen getan und setzte das auch in seinen darauffolgenden Leben fort. In einem früheren Leben war er als Übersetzer Gowa Pagtse nach Indien gereist, hatte Sanskrit gelernt und viele buddhistische Texte ins Tibetische übersetzt. Später wurde er als Je Tsongkhapas Hauptschüler Khädrubje, als Gyalwa Ensäpa und als der erste und zweite Panchen Lama wiedergeboren.

      Als ich in Lhasa war, traf ich zum ersten Mal meinen spirituellen Vater Vajradhara Trijang Rinpoche und schon sein Anblick erinnerte mich an Bodhisattva Langri Tangpa. Ein Gefühl tiefer Zuneigung zu ihm erfasste mich und ich dachte oft, dass er eine Emanation Langri Tangpas sein müsse. Ein älterer Mönch gab mir später ein kleines Büchlein, in dem die Namen der früheren Inkarnationen Trijang Rinpoches aufgelistet waren, und unter diesen war der Name «Geshe Langri Tangpa». Ich war so glücklich, meinen Glauben bestätigt zu wissen!

      Weil Langri Tangpa Buddha Amitabha ist und weil das Mitgefühl eines Buddha grenzenlos ist, gibt es mit Sicherheit in der ganzen Welt Emanationen Langri Tangpas, auch wenn wir sie nicht erkennen. Wir können sicher sein, dass seine Emanationen im Westen arbeiten, um Lebewesen zu helfen und um Buddhadharma zu verbreiten. Dass unser Geist in Unwissenheit gehüllt ist, ist der einzige Grund, weshalb wir sie nicht erkennen.

      Durch seine aufrichtige Übung der Anleitungen über die Geistesschulung, fand Bodhisattva Langri Tangpa endgültiges Glück und half vielen anderen, das Gleiche zu erlangen. Dann erklärte er die Essenz seiner Dharma Erfahrung in Acht Verse der Geistesschulung. Spätere Kadampa Lamas wie Geshe Chekhawa verbreiteten das Studium und die Praxis des Kadam Lojong, oder Geistesschulung,


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