Das Nibelungenlied. Unknown

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Das Nibelungenlied - Unknown


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Degen werth:

      Nach Lochheim wollt er reiten bei Worms an dem Rhein,

      Wo die Schätze sollten in der Flut begraben sein.

      Der werthe Held vertauschte sein ritterlich Gewand

      Mit eines Fischers Kleide, den er am Ufer fand,

      Den Helm mit dem Barete, sein getreues Ross

      Mit einem guten Schifflein, das lustig auf den Wellen floß.

      Seine Waffe war das Ruder, die Stange war sein Sper:

      So kreuzt er auf den Wellen manch lieben Tag umher

      Und fischte nach dem Horte; die Zeit war ihm nicht lang;

      Er erholte von der Arbeit sich bei Zechgelag und Gesang.

      Um das alte Wormes und tiefer um den Rhein

      Bis sich die Berge senken, da wächst ein guter Wein:

      Er gleicht so recht an Farbe dem Nibelungengold,

      Das in der Flut zerronnen in der Reben Adern rollt.

      Den trank er alle Tage, beides, spät und früh,

      Wenn er Rast sich gönnte von der Arbeit Müh.

      Er war so rein und lauter, er war so hell und gut,

      Er stärkte seine Sinne und erhöht' ihm Kraft und Muth.

      Auch hört er Märe singen, die sang der Degen nach,

      Von Alberich dem Zwerge, der des Hortes pflag,

      Von hohem Liebeswerben, von Siegfriedens Tod,

      Von Kriemhilds grauser Rache und der Nibelungen Noth.

      Da nahm der Degen wieder das Ruder an die Hand

      Und forschte nach dem Horte am weingrünen Strand.

      Mit Hacken und mit Schaufeln drang er auf den Grund,

      Mit Netzen und mit Stangen: ihm wurden Mühsale kund.

      Von des Weines Güte empfieng er Kraft genug,

      Daß er des Tags Beschwerde wohlgemuth ertrug.

      Sein Lied mit stolzer Fülle aus der Kehle drang,

      Daß es nachgesungen von allen Bergen wiederklang.

      So schifft' er immer weiter zu Thal den grünen Rhein,

      Nach dem Horte forschend bei Hochgesang und Wein.

      Am großen Loch bei Bingen erst seine Stimme schwoll,

      Hei! wie ein starkes Singen an der Lurlei widerscholl!

      Doch fand er in der Tiefe vom Golde keine Spur,

      Nicht in des Stromes Bette, im Becher blinkt' es nur.

      Da sprach der biedre Degen: "Nun leuchtet erst mir ein:

      Ich gieng den Hort zu suchen: der große Hort, das ist der Wein.

      "Der hat aus alten Zeiten noch bewahrt die Kraft,

      Daß er zu großen Thaten erregt die Ritterschaft.

      Aus der Berge Schachten stammt sein Feuergeist,

      Der den blöden Sänger in hohen Thaten unterweist.

      "Er hat aus alten Zeiten mir ein Lied vertraut,

      Wie er zuerst der Wogen verborgnen Grund geschaut;

      Wie Siegfried ward erschlagen um schnöden Golds Gewinn

      Und wie ihr Leid gerochen Kriemhild, die edle Königin.

      "Mein Schifflein laß ich fahren, die Gier des Goldes flieht,

      Der Hort ward zu Weine, der Wein ward mir zum Lied,

      Zum Liede, das man gerne nach tausend Jahren singt

      Und das in diesen Tagen von allen Zungen wiederklingt.

      "Ich gieng den Hort zu suchen, mein Sang, das ist der Hort,

      Es begrub ihn nicht die Welle, er lebt unsterblich fort."

      Sein Schifflein ließ er fahren und sang sein Lied im Land:

      Das ward vor allen Königen, vor allen Kaisern bekannt.

      Laut ward es gesungen im Lande weit und breit,

      Hat neu sich aufgeschwungen in dieser späten Zeit.

      Nun mögt ihr erst verstehen, ein altgesprochen Wort:

      "Das Lied der Nibelungen, das ist der Nibelungenhort."

K. S.* * * * *

      Das Nibelungenlied

      Erstes Abenteuer

Wie Kriemhilden träumte

      Viel Wunderdinge melden die Mären alter Zeit

      Von preiswerthen Helden, von großer Kühnheit,

      Von Freud und Festlichkeiten, von Weinen und von Klagen,

      Von kühner Recken Streiten mögt ihr nun Wunder hören sagen.

      Es wuchs in Burgunden solch edel Mägdelein,

      Daß in allen Landen nichts Schönres mochte sein.

      Kriemhild war sie geheißen, und ward ein schönes Weib,

      Um die viel Degen musten verlieren Leben und Leib.

      Die Minnigliche lieben brachte Keinem Scham;

      Um die viel Recken warben, Niemand war ihr gram.

      Schön war ohne Maßen die edle Maid zu schaun;

      Der Jungfrau höfsche Sitte wär eine Zier allen Fraun.

      Es pflegten sie drei Könige edel und reich,

      Gunther und Gernot, die Recken ohne Gleich,

      Und Geiselher der junge, ein auserwählter Degen;

      Sie war ihre Schwester, die Fürsten hatten sie zu pflegen.

      Die Herren waren milde, dazu von hohem Stamm,

      Unmaßen kühn nach Kräften, die Recken lobesam.

      Nach den Burgunden war ihr Land genannt;

      Sie schufen starke Wunder noch seitdem in Etzels Land.

      In Worms am Rheine wohnten die Herrn in ihrer Kraft.

      Von ihren Landen diente viel stolze Ritterschaft

      Mit rühmlichen Ehren all ihres Lebens Zeit,

      Bis jämmerlich sie starben durch zweier edeln Frauen Streit.

      Ute hieß ihre Mutter, die reiche Königin,

      Und Dankrat ihr Vater, der ihnen zum Gewinn

      Das Erbe ließ im Tode, vordem ein starker Mann,

      Der auch in seiner Jugend großer Ehren viel gewann.

      Die drei Könge waren, wie ich kund gethan,

      Stark und hohen Muthes; ihnen waren unterthan

      Auch die besten Recken, davon man hat gesagt,

      Von großer Kraft und Kühnheit, in allen Streiten unverzagt.

      Das war von Tronje Hagen, und der Bruder sein,

      Dankwart der Schnelle, von Metz Herr Ortewein,

      Die beiden Markgrafen Gere und Eckewart,

      Volker von Alzei, an allen Kräften wohlbewahrt,

      Rumold der Küchenmeister, ein theuerlicher Degen,

      Sindold und Hunold: die Herren musten pflegen

      Des Hofes und der Ehren, den Köngen unterthan.

      Noch hatten sie viel Recken, die ich nicht alle nennen kann.

      Dankwart


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