Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше

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Gesammelte Werke - Фридрих Вильгельм Ницше


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die blin­des­te Be­lie­big­keit? An die­ser Gren­ze be­tre­ten wir das Al­ler­hei­ligs­te in dem Vor­stel­lungs­be­zirk des Ana­xa­go­ras.

      17.

      Was muß­te mit je­nem chao­ti­schen Durchein­an­der des Ur­zu­stan­des vor al­ler Be­we­gung ge­macht wer­den, da­mit aus ihm, ohne je­den Zu­wachs neu­er Sub­stan­zen und Kräf­te, die vor­han­de­ne Welt mit den re­gel­mä­ßi­gen Bah­nen der Gestir­ne, mit den ge­setz­mä­ßi­gen For­men der Jah­res- und Ta­ges­zei­ten, mit der man­nig­fa­chen Schön­heit und Ord­nung, kurz, da­mit aus dem Cha­os ein Kos­mos wer­de? Es kann dies nur Fol­ge der Be­we­gung sein, aber ei­ner be­stimm­ten und klug ein­ge­rich­te­ten Be­we­gung, Die­se Be­we­gung selbst ist das Mit­tel des Nous, sein Ziel wür­de die vollen­de­te Aus­schei­dung des Glei­chen sein, ein bis­her noch un­er­reich­tes Ziel, weil die Un­ord­nung und Mi­schung an­fangs eine un­end­li­che war. Die­ses Ziel ist nur durch einen un­ge­heu­ren Pro­ceß zu er­stre­ben, nicht durch einen my­tho­lo­gi­schen Zau­ber­schlag auf ein­mal her­bei­zu­schaf­fen: wenn ein­mal, in ei­nem un­end­lich fer­nen Zeit­punkt, es er­reicht ist, daß al­les Gleich­ar­ti­ge zu­sam­men­ge­führt ist und jetzt die Ur­exis­ten­zen, un­get­heilt, ne­ben ein­an­der in schö­ner Ord­nung la­gern, wenn je­des Theil­chen sei­ne Ge­nos­sen und sei­ne Hei­mat ge­fun­den, wenn der große Frie­de nach der großen Zert­hei­lung und Zer­spal­tung der Sub­stan­zen ein­tritt und es gar nichts Zer­spal­te­nes und Zert­heil­tes mehr giebt, dann wird der Nous wie­der in sei­ne Selbst­be­we­gung zu­rück­keh­ren und nicht mehr selbst zert­heilt, bald in grö­ße­ren, bald in klei­ne­ren Mas­sen, als Pflan­zen­geist oder Thier­geist die Welt durch­schwei­fen und sich in and­re Ma­te­rie ein­woh­nen. In­zwi­schen ist die Auf­ga­be noch nicht zu Ende ge­führt: aber die Art der Be­we­gung, wel­che der Nous aus­ge­dacht hat, um sie zu lö­sen, er­weist eine wun­der­ba­re Zweck­mä­ßig­keit, denn durch sie wird die Auf­ga­be in je­dem neu­en Au­gen­bli­cke mehr ge­löst. Sie hat näm­lich den Cha­rak­ter ei­ner con­cen­trisch fort­ge­setz­ten Kreis­be­we­gung: an ir­gend ei­nem Punk­te der chao­ti­schen Mi­schung hat sie be­gon­nen, in der Form ei­ner klei­nen Dre­hung und in im­mer grö­ße­ren Bah­nen durch­mißt die­se Kreis­be­we­gung al­les vor­han­de­ne Sein, über­all das Glei­che zum Glei­chen her­aus­schnel­lend. Zu­erst bringt die­ser rol­len­de Um­schwung al­les Dich­te an das Dich­te, al­les Dün­ne an das Dün­ne und eben­so al­les Dunkle, Hel­le, Feuch­te, Trock­ne zu Ihres­glei­chen: über die­sen all­ge­mei­nen Ru­bri­ken giebt es wie­der zwei noch um­fas­sen­de­re, näm­lich Äther, das heißt Al­les, was warm, licht, dünn ist, und Aër, al­les Dunkle, Kal­te, Schwe­re, Fes­te be­zeich­nend. Durch Schei­dung der äthe­ri­schen Mas­sen von den aëri­schen bil­det sich, als nächs­te Wir­kung je­nes in im­mer grö­ße­ren Krei­sen rol­len­den Ra­des, et­was Ähn­li­ches, wie bei ei­nem Wir­bel, den Je­mand in ei­nem ste­hen­den Ge­wäs­ser macht: die schwe­ren Be­standt­hei­le wer­den in die Mit­te ge­führt und zu­sam­men­ge­drückt. Eben­so formt sich jene fort­schrei­ten­de Was­ser­ho­se im Cha­os nach au­ßen aus den äthe­ri­schen, dün­nen, lich­ten, nach in­nen aus den wol­ki­gen, schwe­ren, feuch­ten Be­standt­hei­len. Dann schei­det sich, im Fort­gan­ge die­ses Pro­ces­ses, aus je­ner im In­nern sich zu­sam­men­bal­len­den aëri­schen Mas­se das Was­ser und aus dem Was­ser wie­der das Er­di­ge aus, aus dem Er­di­gen aber, un­ter der Wir­kung der furcht­ba­ren Käl­te, die Ge­stei­ne. Wie­de­r­um wer­den ei­ni­ge Stein­mas­sen bei der Wucht der Dre­hung ein­mal seit­wärts von der Erde fort­ge­ris­sen und hin­ein in das Be­reich des hei­ßen lich­ten Äthers ge­wor­fen; dort, in des­sen feu­ri­gem Ele­men­te zum Glü­hen ge­bracht und in der äthe­ri­schen Kreis­be­we­gung mit fort­ge­schwun­gen, strah­len sie Licht aus und be­leuch­ten und er­wär­men die an sich dunkle und kal­te Erde, als Son­ne und Gestir­ne. Die gan­ze Con­cep­ti­on ist von ei­ner wun­der­ba­ren Kühn­heit und Ein­fach­heit und hat gar nichts von je­ner täp­pi­schen und men­schen­ähn­li­chen Te­leo­lo­gie an sich, die man häu­fig an den Na­men des Ana­xa­go­ras ge­knüpft hat. Jene Con­cep­ti­on hat ge­ra­de dar­in ihre Grö­ße und ih­ren Stolz, daß sie aus dem be­weg­ten Kreis den gan­zen Kos­mos des Wer­dens ab­lei­tet, wäh­rend Par­me­ni­des das wahr­haft Sei­en­de wie eine ru­hen­de tod­te Ku­gel an­schau­te. Ist je­ner Kreis erst be­wegt und durch den Nous in’s Rol­len ge­bracht, so ist alle Ord­nung, Ge­setz­mä­ßig­keit und Schön­heit der Welt die na­tür­li­che Fol­ge je­nes ers­ten An­sto­ßes. Wel­ches Un­recht thut man Ana­xa­go­ras an, wenn man ihm sei­ne in die­ser Con­cep­ti­on sich be­zei­gen­de wei­se Ent­hal­tung von der Te­leo­lo­gie zum Vor­wurf macht und von sei­nem Nous ver­ächt­lich wie von ei­nem de­us ex ma­china re­det. Viel­mehr hät­te Ana­xa­go­ras, ge­ra­de we­gen der Be­sei­ti­gung my­tho­lo­gi­scher und theis­ti­scher Wun­der­ein­grif­fe und an­thro­po­mor­phi­scher Zwe­cke und Uti­li­tä­ten, sich ähn­li­cher stol­zer Wor­te be­die­nen kön­nen, wie sie Kant in sei­ner Na­tur­ge­schich­te des Him­mels ge­braucht hat. Ist es doch ein er­ha­be­ner Ge­dan­ke, jene Herr­lich­keit des Kos­mos und die stau­nens­wür­di­ge Ein­rich­tung der Ster­nen­bah­nen durch­aus auf eine ein­fa­che rein me­cha­ni­sche Be­we­gung und gleich­sam auf eine be­weg­te ma­the­ma­ti­sche Fi­gur zu­rück­zu­füh­ren, also nicht auf Ab­sich­ten und ein­grei­fen­de Hän­de ei­nes Ma­schi­nen­got­tes, son­dern nur auf eine Art der Schwin­gung, die, wenn sie nur ein­mal an­ge­fan­gen hat, in ih­rem Ver­lau­fe nothwen­dig und be­stimmt ist und Wir­kun­gen er­zielt, die der wei­ses­ten Be­rech­nung des Scharf­sinns und der durch­dach­tes­ten Zweck­mä­ßig­keit glei­chen, ohne sie zu sein. »Ich ge­nie­ße das Ver­gnü­gen, sagt Kant, ohne Beihül­fe will­kür­li­cher Er­dich­tun­gen, un­ter der Ver­an­las­sung aus­ge­mach­ter Be­we­gungs­ge­set­ze, sich ein wohl­ge­ord­ne­tes Gan­ze er­zeu­gen zu se­hen, wel­ches demje­ni­gen Welt­sys­te­me, das das Uns­ri­ge ist, so ähn­lich sieht, daß ich mich nicht ent­bre­chen kann, es für das­sel­be zu hal­ten. Mich dünkt. man könn­te hier, in ge­wis­sem Ver­stan­de, ohne Ver­mes­sen­heit sa­gen: gebt mir Ma­te­rie, ich will eine Welt dar­aus bau­en!«

      18.

      Selbst nun vor­aus­ge­setzt, daß man ein­mal jene Ur­mi­schung als rich­tig er­schlos­sen gel­ten läßt, schei­nen doch zu­nächst ei­ni­ge Be­den­ken aus der Mecha­nik dem großen Ent­wur­fe des Wel­ten­bau­es ent­ge­gen­zu­tre­ten. Wenn näm­lich auch der Geist an ei­ner Stel­le eine Kreis­be­we­gung er­regt, so ist die Fort­set­zung der­sel­ben, be­son­ders da sie un­end­lich sein soll und all­mäh­lich alle vor­han­de­nen Mas­sen her­um­schwin­gen soll, noch sehr schwer vor­zu­stel­len. Von vorn­her­ein wür­de man ver­muthen, daß der Druck al­ler üb­ri­gen Ma­te­rie die­se kaum ent­stan­de­ne klei­ne Kreis­be­we­gung er­drücken müß­te; daß dies nicht ge­schieht, setzt von Sei­ten des er­re­gen­den Nous vor­aus, daß er plötz­lich mit furcht­ba­rer Kraft ein­setzt, so schnell je­den­falls, daß wir die Be­we­gung einen Wir­bel nen­nen müs­sen: wie De­mo­krit sich eben­falls einen sol­chen Wir­bel ima­gi­nir­te. Und da die­ser Wir­bel un­end­lich stark sein muß, um durch die gan­ze dar­auf las­ten­de Welt des Unend­li­chen nicht ge­hemmt zu wer­den, so wird er un­end­lich schnell sein, denn die Stär­ke kann sich ur­sprüng­lich nur in der Schnel­lig­keit of­fen­ba­ren. Je wei­ter da­ge­gen die con­cen­tri­schen Rin­ge sind, um so lang­sa­mer wird die­se Be­we­gung sein; wenn ein­mal die Be­we­gung das Ende der un­end­lich aus­ge­spann­ten


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