Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше

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Gesammelte Werke - Фридрих Вильгельм Ницше


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wahr­lich, ihr be­rühm­ten Wei­sen, ihr Die­ner des Vol­kes! Ihr sel­ber wuch­set mit des Vol­kes Geist und Tu­gend – und das Volk durch euch! Zu eu­ren Ehren sage ich das!

      Aber Volk bleibt ihr mir auch noch in eu­ren Tu­gen­den, Volk mit blö­den Au­gen, – Volk, das nicht weiss, was Geist ist!

      Geist ist das Le­ben, das sel­ber in’s Le­ben schnei­det: an der eig­nen Qual mehrt es sich das eig­ne Wis­sen, – wuss­tet ihr das schon?

      Und des Geis­tes Glück ist diess: ge­salbt zu sein und durch Thrä­nen ge­weiht zum Op­fert­hier, – wuss­tet ihr das schon?

      Und die Blind­heit des Blin­den und sein Su­chen und Tap­pen soll noch von der Macht der Son­ne zeu­gen, in die er schau­te, – wuss­tet ihr das schon?

      Und mit Ber­gen soll der Er­ken­nen­de bau­en ler­nen! We­nig ist es, dass der Geist Ber­ge ver­setzt, – wuss­tet ihr das schon?

      Ihr kennt nur des Geis­tes Fun­ken: aber ihr seht den Am­bos nicht, der er ist, und nicht die Grau­sam­keit sei­nes Ham­mers!

      Wahr­lich, ihr kennt des Geis­tes Stolz nicht! Aber noch we­ni­ger wür­det ihr des Geis­tes Be­schei­den­heit er­tra­gen, wenn sie ein­mal re­den woll­te!

      Und nie­mals noch durf­tet ihr eu­ren Geist in eine Gru­be von Schnee wer­fen: ihr seid nicht heiss ge­nug dazu! So kennt ihr auch die Ent­zückun­gen sei­ner Käl­te nicht.

      In Al­lem aber thut ihr mir zu ver­trau­lich mit dem Geis­te; und aus der Weis­heit mach­tet ihr oft ein Ar­men- und Kran­ken­haus für schlech­te Dich­ter.

      Ihr seid kei­ne Ad­ler: so er­fuhrt ihr auch das Glück im Schrek­ken des Geis­tes nicht. Und wer kein Vo­gel ist, soll sich nicht über Ab­grün­den la­gern.

      Ihr seid mir Laue: aber kalt strömt jede tie­fe Er­kennt­niss. Eis­kalt sind die in­ners­ten Brun­nen des Geis­tes: ein Lab­sal heis­sen Hän­den und Han­deln­den.

      Ehr­bar steht ihr mir da und steif und mit ge­ra­dem Rücken, ihr be­rühm­ten Wei­sen! – euch treibt kein star­ker Wind und Wil­le.

      Saht ihr nie ein Se­gel über das Meer gehn, ge­rün­det und ge­bläht und zit­ternd vor dem Un­ge­stüm des Win­des?

      Dem Se­gel gleich, zit­ternd vor dem Un­ge­stüm des Geis­tes, geht mei­ne Weis­heit über das Meer – mei­ne wil­de Weis­heit!

      Aber ihr Die­ner des Vol­kes, ihr be­rühm­ten Wei­sen, – wie könn­tet ihr mit mir gehn! –

      Also sprach Za­ra­thustra.

      Das Nachtlied

      Nacht ist es: nun re­den lau­ter alle sprin­gen­den Brun­nen. Und auch mei­ne See­le ist ein sprin­gen­der Brun­nen.

      Nacht ist es: nun erst er­wa­chen alle Lie­der der Lie­ben­den. Und auch mei­ne See­le ist das Lied ei­nes Lie­ben­den.

      Ein Un­ge­still­tes, Un­still­ba­res ist in mir; das will laut wer­den. Eine Be­gier­de nach Lie­be ist in mir, die re­det sel­ber die Spra­che der Lie­be.

      Licht bin ich: ach, dass ich Nacht wäre! Aber diess ist mei­ne Ein­sam­keit, dass ich von Licht um­gür­tet bin.

      Ach, dass ich dun­kel wäre und näch­tig! Wie woll­te ich an den Brüs­ten des Lichts sau­gen!

      Und euch sel­ber woll­te ich noch seg­nen, ihr klei­nen Fun­kels­ter­ne und Leucht­wür­mer dro­ben! – und se­lig sein ob eu­rer Licht-Ge­schen­ke.

      Aber ich lebe in mei­nem eig­nen Lich­te, ich trin­ke die Flam­men in mich zu­rück, die aus mir bre­chen.

      Ich ken­ne das Glück des Neh­men­den nicht; und oft träum­te mir da­von, dass Steh­len noch se­li­ger sein müs­se, als Neh­men.

      Das ist mei­ne Ar­muth, dass mei­ne Hand nie­mals aus­ruht vom Schen­ken; das ist mein Neid, dass ich war­ten­de Au­gen sehe und die er­hell­ten Näch­te der Sehn­sucht.

      Oh Un­se­lig­keit al­ler Schen­ken­den! Oh Ver­fins­te­rung mei­ner Son­ne! Oh Be­gier­de nach Be­geh­ren! Oh Heiss­hun­ger in der Sät­ti­gung!

      Sie neh­men von mir: aber rüh­re ich noch an ihre See­le? Eine Kluft ist zwi­schen Ge­ben und Neh­men; und die kleins­te Kluft ist am letz­ten zu über­brücken.

      Ein Hun­ger wächst aus mei­ner Schön­heit: we­he­thun möch­te ich De­nen, wel­chen ich leuch­te, be­rau­ben möch­te ich mei­ne Be­schenk­ten: – also hun­ge­re ich nach Bos­heit.

      Die Hand zu­rück­zie­hend, wenn sich schon ihr die Hand ent­ge­gen­streckt; dem Was­ser­fäl­le gleich zö­gernd, der noch im Stur­ze zö­gert: – also hun­ge­re ich nach Bos­heit.

      Sol­che Ra­che sinnt mei­ne Fül­le aus; sol­che Tücke quillt aus mei­ner Ein­sam­keit.

      Mein Glück im Schen­ken erstarb im Schen­ken, mei­ne Tu­gend wur­de ih­rer sel­ber müde an ih­rem Über­flus­se!

      Wer im­mer schenkt, des­sen Ge­fahr ist, dass er die Scham ver­lie­re; wer im­mer aus­t­heilt, des­sen Hand und Herz hat Schwie­len vor lau­ter Aust­hei­len.

      Mein Auge quillt nicht mehr über vor der Scham der Bit­ten­den; mei­ne Hand wur­de zu hart für das Zit­tern ge­füll­ter Hän­de.

      Wo­hin kam die Thrä­ne mei­nem Auge und der Flaum mei­nem Her­zen? Oh Ein­sam­keit al­ler Schen­ken­den! Oh Schweig­sam­keit al­ler Leuch­ten­den!

      Viel Son­nen krei­sen im öden Räu­me: zu Al­lem, was dun­kel ist, re­den sie mit ih­rem Lich­te, – mir schwei­gen sie.

      Oh diess ist die Feind­schaft des Lichts ge­gen Leuch­ten­des, er­bar­mungs­los wan­delt es sei­ne Bah­nen.

      Un­bil­lig ge­gen Leuch­ten­des im tiefs­ten Her­zen: kalt ge­gen Son­nen, – also wan­delt jede Son­ne.

      Ei­nem Stur­me gleich flie­gen die Son­nen ihre Bah­nen, das ist ihr Wan­deln. Ihrem un­er­bitt­li­chen Wil­len fol­gen sie, das ist ihre Käl­te.

      Oh, ihr erst seid es, ihr Dunklen, ihr Näch­ti­gen, die ihr Wär­me schafft aus Leuch­ten­dem! Oh, ihr erst trinkt euch Milch und Lab­sal aus des Lich­tes Eu­tern!

      Ach, Eis ist um mich, mei­ne Hand ver­brennt sich an Ei­si­gem! Ach, Durst ist in mir, der schmach­tet nach eu­rem Durs­te!

      Nacht ist es: ach dass ich Licht sein muss! Und Durst nach Näch­ti­gem! Und Ein­sam­keit!

      Nacht ist es: nun bricht wie ein Born aus mir mein Ver­lan­gen, – nach Rede ver­langt mich.

      Nacht ist es: nun re­den lau­ter alle sprin­gen­den Brun­nen. Und auch mei­ne See­le ist ein sprin­gen­der Brun­nen.

      Nacht ist es: nun erst er­wa­chen alle Lie­der der Lie­ben­den. Und auch mei­ne See­le ist das Lied ei­nes Lie­ben­den. –

      Also sang Za­ra­thustra.

      Das Tanzlied

      Ei­nes Abends gieng Za­ra­thustra mit sei­nen Jün­gern durch den Wald; und als er nach ei­nem Brun­nen such­te, sie­he, da kam er auf eine grü­ne Wie­se, die von Bäu­men und Ge­büsch still um­stan­den war: auf der tanz­ten Mäd­chen mit ein­an­der. So­bald die Mäd­chen Za­ra­thustra er­kann­ten, lies­sen sie vom Tan­ze ab; Za­ra­thustra aber trat mit freund­li­cher Ge­bär­de zu ih­nen und sprach die­se Wor­te:

      »Lasst vom Tan­ze nicht ab,


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