Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше

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Gesammelte Werke - Фридрих Вильгельм Ницше


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vor gött­li­chen Be­gier­den schau­dern; und An­be­tung wird noch in dei­ner Ei­tel­keit sein!

      Diess näm­lich ist das Ge­heim­niss der See­le: erst, wenn sie der Held ver­las­sen hat, naht ihr, im Trau­me, – der Über-Held.

      Also sprach Za­ra­thustra.

      Vom Lande der Bildung

      Zu weit hin­ein flog ich in die Zu­kunft: ein Grau­en über­fiel mich.

      Und als ich um mich sah, sie­he! da war die Zeit mein ein­zi­ger Zeit­ge­nos­se.

      Da floh ich rück­wärts, heim­wärts – und im­mer ei­len­der: so kam ich zu euch, ihr Ge­gen­wär­ti­gen, und in’s Land der Bil­dung.

      Zum ers­ten Male brach­te ich ein Auge mit für euch, und gute Be­gier­de: wahr­lich, mit Sehn­sucht im Her­zen kam ich.

      Aber wie ge­sch­ah mir? So angst mir auch war, – ich muss­te la­chen! Nie sah mein Auge et­was so Bunt­ge­spren­kel­tes!

      Ich lach­te und lach­te, wäh­rend der Fuss mir noch zit­ter­te und das Herz dazu: »hier ist ja die Hei­mat al­ler Far­ben­töp­fe!« – sag­te ich.

      Mit fünf­zig Kle­xen be­malt an Ge­sicht und Glie­dern: so sas­set ihr da zu mei­nem Stau­nen, ihr Ge­gen­wär­ti­gen!

      Und mit fünf­zig Spie­geln um euch, die eu­rem Far­ben­spie­le schmei­chel­ten und nach­re­de­ten!

      Wahr­lich, ihr könn­tet gar kei­ne bes­se­re Mas­ke tra­gen, ihr Ge­gen­wär­ti­gen, als euer eig­nes Ge­sicht ist! Wer könn­te euch – er­ken­nen!

      Voll­ge­schrie­ben mit den Zei­chen der Ver­gan­gen­heit, und auch die­se Zei­chen über­pin­selt mit neu­en Zei­chen: also habt ihr euch gut ver­steckt vor al­len Zei­chen­deu­tern!

      Und wenn man auch Nie­ren­prü­fer ist: wer glaubt wohl noch, dass ihr Nie­ren habt! Aus Far­ben scheint ihr ge­ba­cken und aus ge­leim­ten Zet­teln.

      Alle Zei­ten und Völ­ker bli­cken bunt aus eu­ren Schlei­ern; alle Sit­ten und Glau­ben re­den bunt aus eu­ren Ge­bär­den.

      Wer von euch Schlei­er und Über­wür­fe und Far­ben und Ge­bär­den ab­zö­ge: ge­ra­de ge­nug wür­de er üb­rig be­hal­ten, um die Vö­gel da­mit zu er­schre­cken.

      Wahr­lich, ich sel­ber bin der er­schreck­te Vo­gel, der euch ein­mal nackt sah und ohne Far­be; und ich flog da­von, als das Ge­rip­pe mir Lie­be zu­wink­te.

      Lie­ber woll­te ich doch noch Ta­ge­löh­ner sein in der Un­ter­welt und bei den Schat­ten des Ehe­mals! – feis­ter und vol­ler als ihr sind ja noch die Un­ter­welt­li­chen!

      Diess, ja diess ist Bit­ter­niss mei­nen Ge­där­men, dass ich euch we­der nackt, noch be­klei­det aus­hal­te, ihr Ge­gen­wär­ti­gen!

      Al­les Un­heim­li­che der Zu­kunft, und was je ver­flo­ge­nen Vö­geln Schau­der mach­te, ist wahr­lich heim­li­cher noch und trau­li­cher als eure »Wirk­lich­keit«.

      Denn so sprecht ihr: »Wirk­li­che sind wir ganz, und ohne Glau­ben und Aber­glau­ben«: also brüs­tet ihr euch – ach, auch noch ohne Brüs­te!

      Ja, wie soll­tet ihr glau­ben kön­nen, ihr Bunt­ge­spren­kel­ten! – die ihr Ge­mäl­de seid von Al­lem, was je ge­glaubt wur­de!

      Wan­deln­de Wi­der­le­gun­gen seid ihr des Glau­bens sel­ber, und al­ler Ge­dan­ken Glie­der­bre­chen. Un­glaub­wür­di­ge : also heis­se ich euch, ihr Wirk­li­chen!

      Alle Zei­ten schwät­zen wi­der ein­an­der in eu­ren Geis­tern; und al­ler Zei­ten Träu­me und Ge­schwätz wa­ren wirk­li­cher noch als euer Wach­sein ist!

      Un­frucht­ba­re seid ihr: da­rum fehlt es euch an Glau­ben. Aber wer schaf­fen muss­te, der hat­te auch im­mer sei­ne Wahr-Träu­me und Stern-Zei­chen – und glaub­te an Glau­ben! –

      Halboff­ne Tho­re seid ihr, an de­nen Tod­ten­grä­ber war­ten. Und das ist eu­re Wirk­lich­keit: »Al­les ist werth, dass es zu Grun­de geht.«

      Ach, wie ihr mir da­steht, ihr Un­frucht­ba­ren, wie ma­ger in den Rip­pen! Und Man­cher von euch hat­te wohl des­sen sel­ber ein Ein­se­hen.

      Und er sprach: »es hat wohl da ein Gott, als ich schlief, mir heim­lich Et­was ent­wen­det? Wahr­lich, ge­nug, sich ein Weib­chen dar­aus zu bil­den!

      Wun­der­sam ist die Ar­muth mei­ner Rip­pen!« also sprach schon man­cher Ge­gen­wär­ti­ge.

      Ja, zum La­chen seid ihr mir, ihr Ge­gen­wär­ti­gen! Und son­der­lich, wenn ihr euch über euch sel­ber wun­dert!

      Und wehe mir, wenn ich nicht la­chen könn­te über eure Ver­wun­de­rung, und al­les Wi­d­ri­ge aus eu­ren Näp­fen hin­un­ter trin­ken müss­te!

      So aber will ich’s mit euch leich­ter neh­men, da ich Schwe­res zu tra­gen habe; und was thut’s mir, wenn sich Kä­fer und Flü­gel­wür­mer noch auf mein Bün­del set­zen!

      Wahr­lich, es soll mir darob nicht schwe­rer wer­den! Und nicht aus euch, ihr Ge­gen­wär­ti­gen, soll mir die gros­se Mü­dig­keit kom­men. – Ach, wo­hin soll ich nun noch stei­gen mit mei­ner Sehn­sucht! Von al­len Ber­gen schaue ich aus nach Va­ter- und Mut­ter­län­dern.

      Aber Hei­mat fand ich nir­gends: un­stät bin ich in al­len Städ­ten und ein Auf­bruch an al­len Tho­ren.

      Fremd sind mir und ein Spott die Ge­gen­wär­ti­gen, zu de­nen mich jüngst das Herz trieb; und ver­trie­ben bin ich aus Va­ter- und Mut­ter­län­dern.

      So lie­be ich al­lein noch mei­ner Kin­der Lan­d, das un­ent­deck­te, im ferns­ten Mee­re: nach ihm heis­se ich mei­ne Se­gel su­chen und su­chen.

      An mei­nen Kin­dern will ich es gut ma­chen, dass ich mei­ner Vä­ter Kind bin: und an al­ler Zu­kunft – die­se Ge­gen­wart!

      Also sprach Za­ra­thustra.

      Von der unbefleckten Erkenntniss

      Als ges­tern der Mond auf­gieng, wähn­te ich, dass er eine Son­ne ge­bä­ren wol­le: so breit und träch­tig lag er am Ho­ri­zon­te.

      Aber ein Lüg­ner war er mir mit sei­ner Schwan­ger­schaft; und eher noch will ich an den Mann im Mon­de glau­ben als an das Weib.

      Frei­lich, we­nig Mann ist er auch, die­ser schüch­ter­ne Nacht­schwär­mer. Wahr­lich, mit schlech­tem Ge­wis­sen wan­delt er über die Dä­cher.

      Denn er ist lüs­tern und ei­fer­süch­tig, der Mönch im Mon­de, lüs­tern nach der Erde und nach al­len Freu­den der Lie­ben­den.

      Nein, ich mag ihn nicht, die­sen Ka­ter auf den Dä­chern! Wi­der­lich sind mir Alle, die um halb­ver­schloss­ne Fens­ter schlei­chen!

      Fromm und schweig­sam wan­delt er hin auf Ster­nen-Tep­pi­chen: – aber ich mag alle lei­se­tre­ten­den Manns­füs­se nicht, an de­nen auch nicht ein Spo­ren klirrt.

      Je­des Red­li­chen Schritt re­det; die Kat­ze aber stiehlt sich über den Bo­den weg. Sie­he, kat­zen­haft kommt der Mond da­her und un­red­lich. –

      Die­ses Gleich­niss gebe ich euch emp­find­sa­men Heuch­lern, euch, den "Rein-Er­ken­nen­den!« Euch heis­se ich – Lüs­ter­ne!

      Auch ihr liebt die Erde


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