Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше

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Gesammelte Werke - Фридрих Вильгельм Ницше


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als ich bei ih­nen wohn­te, da wohn­te ich über ih­nen. Dar­über wur­den sie mir gram.

      Sie wol­len Nichts da­von hö­ren, dass Ei­ner über ih­ren Köp­fen wan­delt; und so leg­ten sie Holz und Erde und Un­rath zwi­schen mich und ihre Köp­fe.

      Also dämpf­ten sie den Schall mei­ner Schrit­te: und am schlech­tes­ten wur­de ich bis­her von den Ge­lehr­tes­ten ge­hört.

      Al­ler Men­schen Fehl und Schwä­che leg­ten sie zwi­schen sich und mich: – »Fehl­bo­den« heis­sen sie das in ih­ren Häu­sern.

      Aber trotz­dem wan­de­le ich mit mei­nen Ge­dan­ken über ih­ren Köp­fen; und selbst, wenn ich auf mei­nen eig­nen Feh­lern wan­deln woll­te, wür­de ich noch über ih­nen sein und ih­ren Köp­fen.

      Denn die Men­schen sind nicht gleich: so spricht die Ge­rech­tig­keit. Und was ich will, dürf­ten sie nicht wol­len!

      Also sprach Za­ra­thustra.

      Von den Dichtern

      »Seit ich den Leib bes­ser ken­ne, – sag­te Za­ra­thustra zu ei­nem sei­ner Jün­ger – ist mir der Geist nur noch gleich­sam Geist; und al­les das »Un­ver­gäng­li­che« – das ist auch nur ein Gleich­niss.«

      »So hör­te ich dich schon ein­mal sa­gen, ant­wor­te­te der Jün­ger; und da­mals füg­test du hin­zu: »aber die Dich­ter lü­gen zu­viel.« Wa­rum sag­test du doch, dass die Dich­ter zu­viel lü­gen?«

      »Wa­rum? sag­te Za­ra­thustra. Du fragst warum? Ich ge­hö­re nicht zu De­nen, wel­che man nach ih­rem Wa­rum fra­gen darf.

      Ist denn mein Er­le­ben von Ges­tern? Das ist lan­ge her, dass ich die Grün­de mei­ner Mei­nun­gen er­leb­te.

      Müss­te ich nicht ein Fass sein von Ge­dächt­niss, wenn ich auch mei­ne Grün­de bei mir ha­ben woll­te?

      Schon zu­viel ist mir’s, mei­ne Mei­nun­gen sel­ber zu be­hal­ten; und man­cher Vo­gel fliegt da­von.

      Und mit­un­ter fin­de ich auch ein zu­ge­zo­ge­nes Thier in mei­nem Tau­ben­schla­ge, das mir fremd ist, und das zit­tert, wenn ich mei­ne Hand dar­auf lege.

      Doch was sag­te dir einst Za­ra­thustra? Dass die Dich­ter zu­viel lü­gen? – Aber auch Za­ra­thustra ist ein Dich­ter.

      Glaubst du nun, dass er hier die Wahr­heit re­de­te? Wa­rum glaubst du das?«

      Der Jün­ger ant­wor­te­te: »ich glau­be an Za­ra­thustra.« Aber Za­ra­thustra schüt­tel­te den Kopf und lä­chel­te.

      Der Glau­be macht mich nicht se­lig, sag­te er, zu­mal nicht der Glau­be an mich.

      Aber ge­setzt, dass je­mand al­len Erns­tes sag­te, die Dich­ter lü­gen zu­viel: so hat er Recht, – wir lü­gen zu­viel.

      Wir wis­sen auch zu we­nig und sind schlech­te Ler­ner: so müs­sen wir schon lü­gen.

      Und wer von uns Dich­tern hät­te nicht sei­nen Wein ver­fälscht? Manch gif­ti­ger Misch­masch ge­sch­ah in un­sern Kel­lern, man­ches Un­be­schreib­li­che ward da gethan.

      Und weil wir we­nig wis­sen, so ge­fal­len uns von Her­zen die geis­tig Ar­men, son­der­lich wenn es jun­ge Weib­chen sind!

      Und selbst nach den Din­gen sind wir noch be­gehr­lich, die sich die al­ten Weib­chen Abends er­zäh­len. Das heis­sen wir sel­ber an uns das Ewig-Weib­li­che.

      Und als ob es einen be­sond­ren ge­hei­men Zu­gang zum Wis­sen gäbe, der sich De­nen ver­schüt­te, wel­che Et­was ler­nen: so glau­ben wir an das Volk und sei­ne »Weis­heit.«

      Das aber glau­ben alle Dich­ter: dass wer im Gra­se oder an ein­sa­men Ge­hän­gen lie­gend die Ohren spit­ze, Et­was von den Din­gen er­fah­re, die zwi­schen Him­mel und Erde sind.

      Und kom­men ih­nen zärt­li­che Re­gun­gen, so mei­nen die Dich­ter im­mer, die Na­tur sel­ber sei in sie ver­liebt:

      Und sie schlei­che zu ih­rem Ohre, Heim­li­ches hin­ein zu sa­gen und ver­lieb­te Schmei­chel­re­den: des­sen brüs­ten und blä­hen sie sich vor al­len Sterb­li­chen!

      Ach, es giebt so viel Din­ge zwi­schen Him­mel und Er­den, von de­nen sich nur die Dich­ter Et­was ha­ben träu­men las­sen!

      Und zu­mal über dem Him­mel: denn alle Göt­ter sind Dich­ter-Gleich­niss, Dich­ter-Er­schleich­niss!

      Wahr­lich, im­mer zieht es uns hin­an – näm­lich zum Reich der Wol­ken: auf die­se set­zen wir uns­re bun­ten Bäl­ge und heis­sen sie dann Göt­ter und Über­menschen: –

      Sind sie doch ge­ra­de leicht ge­nug für die­se Stüh­le! – alle die­se Göt­ter und Über­menschen.

      Ach, wie bin ich all des Un­zu­läng­li­chen müde, das durch­aus Er­eig­niss sein soll! Ach, wie bin ich der Dich­ter müde!

      Als Za­ra­thustra so sprach, zürn­te ihm sein Jün­ger, aber er schwieg. Und auch Za­ra­thustra schwieg; und sein Auge hat­te sich nach in­nen ge­kehrt, gleich als ob es in wei­te Fer­nen sähe. End­lich seufz­te er und hol­te Athem.

      Ich bin von Heu­te und Ehe­dem, sag­te er dann; aber Et­was ist in mir, das ist von Mor­gen und über­mor­gen und Einst­mals.

      Ich wur­de der Dich­ter müde, der al­ten und der neu­en: Ober­fläch­li­che sind sie mir Alle und seich­te Mee­re.

      Sie dach­ten nicht ge­nug in die Tie­fe: dar­um sank ihr Ge­fühl nicht bis zu den Grün­den.

      Et­was Wol­lust und et­was Lan­ge­wei­le: das ist noch ihr bes­tes Nach­den­ken ge­we­sen.

      Ge­s­pens­ter-Hauch und –Hu­schen gilt mir all ihr Har­fen-Kling­klang; was wuss­ten sie bis­her von der In­brunst der Töne! –

      Sie sind mir auch nicht rein­lich ge­nug: sie trü­ben Alle ihr Ge­wäs­ser, dass es tief schei­ne.

      Und ger­ne ge­ben sie sich da­mit als Ver­söh­ner: aber Mitt­ler und Mi­scher blei­ben sie mir und Halb-und-Hal­be und Un­rein­li­che! –

      Ach, ich warf wohl mein Netz in ihre Mee­re und woll­te gute Fi­sche fan­gen; aber im­mer zog ich ei­nes al­ten Got­tes Kopf her­auf.

      So gab dem Hung­ri­gen das Meer einen Stein. Und sie sel­ber mö­gen wohl aus dem Mee­re stam­men.

      Ge­wiss, man fin­det Per­len in ih­nen: um so ähn­li­cher sind sie sel­ber har­ten Schal­thie­ren. Und statt der See­le fand ich oft bei ih­nen ge­sal­ze­nen Schleim.

      Sie lern­ten vom Mee­re auch noch sei­ne Ei­tel­keit: ist nicht das Meer der Pfau der Pfau­en?

      Noch vor dem häss­lichs­ten al­ler Büf­fel rollt es sei­nen Schweif hin, nim­mer wird es sei­nes Spit­zen­fä­chers von Sil­ber und Sei­de müde.

      Trut­zig blickt der Büf­fel dazu, dem San­de nahe in sei­ner See­le, nä­her noch dem Dickicht, am nächs­ten aber dem Sump­fe.

      Was ist ihm Schön­heit und Meer und Pfau­en-Zie­rath! Die­ses Gleich­niss sage ich den Dich­tern.

      Wahr­lich, ihr Geist sel­ber ist der Pfau der Pfau­en und ein Meer von Ei­tel­keit!

      Zuschau­er will der Geist des Dich­ters: soll­ten’s auch Büf­fel sein! –

      Aber die­ses Geis­tes wur­de ich müde: und ich sehe kom­men, dass er sei­ner sel­ber müde


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