Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше

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Gesammelte Werke - Фридрих Вильгельм Ницше


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aber all diess ist Eins und Ein Ge­heim­niss.

      »Lie­ber noch gehe ich un­ter, als dass ich die­sem Ei­nen ab­sag­te; und wahr­lich, wo es Un­ter­gang giebt und Blät­ter­fal­len, sie­he, da op­fert sich Le­ben – um Macht!

      »Dass ich Kampf sein muss und Wer­den und Zweck und der Zwe­cke Wi­der­spruch: ach, wer mei­nen Wil­len er­räth, er­räth wohl auch, auf wel­chen krum­men We­gen er ge­hen muss!

      »Was ich auch schaf­fe und wie ich’s auch lie­be, – bald muss ich Geg­ner ihm sein und mei­ner Lie­be: so will es mein Wil­le.

      »Und auch du, Er­ken­nen­der, bist nur ein Pfad und Fus­stap­fen mei­nes Wil­lens: wahr­lich, mein Wil­le zur Macht wan­delt auch auf den Füs­sen dei­nes Wil­lens zur Wahr­heit!

      »Der traf frei­lich die Wahr­heit nicht, der das Wort nach ihr schoss vom »Wil­len zum Da­sein«: die­sen Wil­len – giebt es nicht!

      »Denn: was nicht ist, das kann nicht wol­len; was aber im Da­sein ist, wie könn­te das noch zum Da­sein wol­len!

      »Nur, wo Le­ben ist, da ist auch Wil­le: aber nicht Wil­le zum Le­ben, son­dern – so leh­re ich’s dich – Wil­le zur Macht!

      »Vie­les ist dem Le­ben­den hö­her ge­schätzt, als Le­ben sel­ber; doch aus dem Schät­zen sel­ber her­aus re­det – der Wil­le zur Macht!« –

      Also lehr­te mich einst das Le­ben: und dar­aus löse ich euch, ihr Wei­ses­ten, noch das Räth­sel eu­res Her­zens.

      Wahr­lich, ich sage euch: Gu­tes und Bö­ses, das un­ver­gäng­lich wäre – das giebt es nicht! Aus sich sel­ber muss es sich im­mer wie­der über­win­den.

      Mit eu­ren Wert­hen und Wor­ten von Gut und Böse übt ihr Ge­walt, ihr Wert­h­schät­zen­den: und diess ist eure ver­bor­ge­ne Lie­be und eu­rer See­le Glän­zen, Zit­tern und Über­wal­len.

      Aber eine stär­ke­re Ge­walt wächst aus eu­ren Wert­hen und eine neue Über­win­dung: an der zer­bricht Ei und Eier­scha­le.

      Und wer ein Schöp­fer sein muss im Gu­ten und Bö­sen: wahr­lich, der muss ein Ver­nich­ter erst sein und Wert­he zer­bre­chen.

      Also ge­hört das höchs­te Böse zur höchs­ten Güte: die­se aber ist die schöp­fe­ri­sche. –

      Re­den wir nur da­von, ihr Wei­ses­ten, ob es gleich schlimm ist. Schwei­gen ist schlim­mer; alle ver­schwie­ge­ne­re Wahr­hei­ten wer­den gif­tig.

      Und mag doch Al­les zer­bre­chen, was an un­se­ren Wahr­hei­ten zer­bre­chen – kann! Man­ches Haus giebt es noch zu bau­en!

      Also sprach Za­ra­thustra.

      Von den Erhabenen

      Still ist der Grund mei­nes Mee­res: wer er­rie­the wohl, dass er scherz­haf­te Un­ge­heu­er birgt!

      Uner­schüt­ter­lich ist mei­ne Tie­fe: aber sie glänzt von schwim­men­den Räth­seln und Ge­läch­tern.

      Ei­nen Er­ha­be­nen sah ich heu­te, einen Fei­er­li­chen, einen Büs­ser des Geis­tes: oh wie lach­te mei­ne See­le ob sei­ner Häss­lich­keit!

      Mit er­ho­be­ner Brust und De­nen gleich, wel­che den Athem an sich ziehn: also stand er da, der Er­ha­be­ne, und schweig­sam:

      Be­hängt mit häss­li­chen Wahr­hei­ten, sei­ner Jagd­beu­te, und reich an zer­ris­se­nen Klei­dern; auch vie­le Dor­nen hien­gen an ihm – aber noch sah ich kei­ne Rose.

      Noch lern­te er das La­chen nicht und die Schön­heit. Fins­ter kam die­ser Jä­ger zu­rück aus dem Wal­de der Er­kennt­niss.

      Vom Kamp­fe kehr­te er heim mit wil­den Thie­ren: aber aus sei­nem Erns­te blickt auch noch ein wil­des Thier – ein un­über­wun­de­nes!

      Wie ein Ti­ger steht er im­mer noch da, der sprin­gen will; aber ich mag die­se ge­spann­ten See­len nicht, un­hold ist mein Ge­schmack al­len die­sen Zu­rück­ge­zo­gnen.

      Und ihr sagt mir, Freun­de, dass nicht zu strei­ten sei über Ge­schmack und Schme­cken? Aber al­les Le­ben ist Streit um Ge­schmack und Schme­cken!

      Ge­schmack: das ist Ge­wicht zu­gleich und Wag­scha­le und Wä­gen­der; und wehe al­lem Le­ben­di­gen, das ohne Streit um Ge­wicht und Wag­scha­le und Wä­gen­de le­ben woll­te!

      Wenn er sei­ner Er­ha­ben­heit müde wür­de, die­ser Er­ha­be­ne: dann erst wür­de sei­ne Schön­heit an­he­ben, – und dann erst will ich ihn schme­cken und schmack­haft fin­den.

      Und erst, wenn er sich von sich sel­ber ab­wen­det, wird er über sei­nen eig­nen Schat­ten sprin­gen – und, wahr­lich! hin­ein in sei­ne Son­ne.

      All­zu­lan­ge sass er im Schat­ten, die Wan­gen bleich­ten dem Büs­ser des Geis­tes; fast ver­hun­ger­te er an sei­nen Er­war­tun­gen.

      Ver­ach­tung ist noch in sei­nem Auge; und Ekel birgt sich an sei­nem Mun­de. Zwar ruht er jetzt, aber sei­ne Ruhe hat sich noch nicht in die Son­ne ge­legt.

      Dem Stie­re gleich soll­te er thun; und sein Glück soll­te nach Erde rie­chen und nicht nach Ver­ach­tung der Erde.

      Als weis­sen Stier möch­te ich ihn sehn, wie er schnau­bend und brül­lend der Pflug­schar vor­an­geht: und sein Ge­brüll soll­te noch al­les Ir­di­sche prei­sen!

      Dun­kel noch ist sein Ant­litz; der Hand Schat­ten spielt auf ihm. Ver­schat­tet ist noch der Sinn sei­nes Au­ges.

      Sei­ne That sel­ber ist noch der Schat­ten auf ihm: die Hand ver­dun­kelt den Han­deln­den. Noch hat er sei­ne That nicht über­wun­den.

      Wohl lie­be ich an ihm den Na­cken des Stiers: aber nun will ich auch noch das Auge des En­gels sehn.

      Auch sei­nen Hel­den-Wil­len muss er noch ver­ler­nen: ein Ge­ho­be­ner soll er mir sein und nicht nur ein Er­ha­be­ner: – der Aether sel­ber soll­te ihn he­ben, den Wil­len­lo­sen!

      Er be­zwang Unt­hie­re, er lös­te Räth­sel: aber er­lö­sen soll­te er auch noch sei­ne Unt­hie­re und Räth­sel, zu himm­li­schen Kin­dern soll­te er sie noch ver­wan­deln.

      Noch hat sei­ne Er­kennt­niss nicht lä­cheln ge­lernt und ohne Ei­fer­sucht sein; noch ist sei­ne strö­men­de Lei­den­schaft nicht stil­le ge­wor­den in der Schön­heit.

      Wahr­lich, nicht in der Satt­heit soll sein Ver­lan­gen schwei­gen und un­ter­tau­chen, son­dern in der Schön­heit! Die An­muth ge­hört zur Gross­muth des Gross­ge­sinn­ten.

      Den Arm über das Haupt ge­legt: so soll­te der Held aus­ruhn, so soll­te er auch noch sein Aus­ru­hen über­win­den.

      Aber ge­ra­de dem Hel­den ist das Schö­ne al­ler Din­ge Schwers­tes. Un­er­ring­bar ist das Schö­ne al­lem hef­ti­gen Wil­len.

      Ein We­nig mehr, ein We­nig we­ni­ger: das ge­ra­de ist hier Viel, das ist hier das Meis­te.

      Mit läs­si­gen Mus­keln stehn und mit ab­ge­schirr­tem Wil­len: das ist das Schwers­te euch Al­len, ihr Er­ha­be­nen!

      Wenn die Macht gnä­dig wird und her­ab­kommt in’s Sicht­ba­re: Schön­heit heis­se ich sol­ches Her­ab­kom­men.

      Und von Nie­man­dem will ich so als von dir ge­ra­de Schön­heit, du Ge­wal­ti­ger: dei­ne Güte sei dei­ne letz­te Selbst- Über­wäl­ti­gung.

      Al­les


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