Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше

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Gesammelte Werke - Фридрих Вильгельм Ницше


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auch den klei­nen Gott fin­det er wohl, der den Mäd­chen der liebs­te ist: ne­ben dem Brun­nen liegt er, still, mit ge­schlos­se­nen Au­gen.

      Wahr­lich, am hel­len Tage schlief er mir ein, der Ta­ge­dieb! Hasch­te er wohl zu viel nach Schmet­ter­lin­gen?

      Zürnt mir nicht, ihr schö­nen Tan­zen­den, wenn ich den klei­nen Gott ein We­nig züch­ti­ge! Schrei­en wird er wohl und wei­nen, – aber zum La­chen ist er noch im Wei­nen!

      Und mit Thrä­nen im Auge soll er euch um einen Tanz bit­ten; und ich sel­ber will ein Lied zu sei­nem Tan­ze sin­gen:

      Ein Tanz- und Spott­lied auf den Geist der Schwe­re, mei­nen al­ler­höchs­ten gross­mäch­tigs­ten Teu­fel, von dem sie sa­gen, dass er »der Herr der Welt« sei.« –

      Und diess ist das Lied, wel­ches Za­ra­thustra sang, als Cu­pi­do und die Mäd­chen zu­sam­men tanz­ten.

      In dein Auge schau­te ich jüngst, oh Le­ben! Und in’s Uner­gründ­li­che schi­en ich mir da zu sin­ken.

      Aber du zogst mich mit gold­ner An­gel her­aus; spöt­tisch lach­test du, als ich dich un­er­gründ­lich nann­te.

      »So geht die Rede al­ler Fi­sche, sprachst du; was sie nicht er­grün­den, ist un­er­gründ­lich.

      »Aber ver­än­der­lich bin ich nur und wild und in Al­lem ein Weib, und kein tu­gend­haf­tes:

      »Ob ich schon euch Män­nern »die Tie­fe« heis­se oder »die Treue«, »die Ewi­ge«, »die Ge­heim­niss­vol­le.« –

      »Doch ihr Män­ner be­schenkt uns stets mit den eig­nen Tu­gen­den – ach, ihr Tu­gend­haf­ten!«

      Also lach­te sie, die Un­glaub­li­che; aber ich glau­be ihr nie­mals und ih­rem La­chen, wenn sie bös von sich sel­ber spricht.

      Und als ich un­ter vier Au­gen mit mei­ner wil­den Weis­heit re­de­te, sag­te sie mir zor­nig: »Du willst, du be­gehrst, du liebst, dar­um al­lein lobst du das Le­ben!«

      Fast hät­te ich da bös geant­wor­tet und der Zor­ni­gen die Wahr­heit ge­sagt; und man kann nicht bö­ser ant­wor­ten, als wenn man sei­ner Weis­heit »die Wahr­heit sagt.«

      So näm­lich steht es zwi­schen uns Drei­en. Von Grund aus lie­be ich nur das Le­ben – und, wahr­lich, am meis­ten dann, wenn ich es has­se!

      Dass ich aber der Weis­heit gut bin und oft zu gut: das macht, sie er­in­nert mich gar sehr an das Le­ben!

      Sie hat ihr Auge, ihr La­chen und so­gar ihr gold­nes An­gel­rüth­chen: was kann ich da­für, dass die Bei­den sich so ähn­lich se­hen?

      Und als mich ein­mal das Le­ben frag­te: Wer ist denn das, die Weis­heit? – da sag­te ich eif­rig: »Ach ja! die Weis­heit!

      Man dürs­tet um sie und wird nicht satt, man blickt durch Schlei­er, man hascht durch Net­ze.

      Ist sie schön? Was weiss ich! Aber die äl­tes­ten Kar­pfen wer­den noch mit ihr ge­kö­dert.

      Verän­der­lich ist sie und trot­zig; oft sah ich sie sich die Lip­pe beis­sen und den Kamm wi­der ih­res Haa­res Strich füh­ren.

      Vi­el­leicht ist sie böse und falsch, und in Al­lem ein Frau­en­zim­mer; aber wenn sie von sich sel­ber schlecht spricht, da ge­ra­de ver­führt sie am meis­ten.«

      Als ich diess zu dem Le­ben sag­te, da lach­te es bos­haft und mach­te die Au­gen zu. Von wem re­dest du doch? sag­te sie, wohl von mir?

      Und wenn du Recht hät­test, – sagt man das mir so in’s Ge­sicht! Aber nun sprich doch auch von dei­ner Weis­heit!«

      Ach, und nun mach­test du wie­der dein Auge auf, oh ge­lieb­tes Le­ben! Und in’s Uner­gründ­li­che schi­en ich mir wie­der zu sin­ken. –

      Also sang Za­ra­thustra. Als aber der Tanz zu Ende und die Mäd­chen fort­ge­gan­gen wa­ren, wur­de er trau­rig.

      »Die Son­ne ist lan­ge schon hin­un­ter, sag­te er end­lich; die Wie­se ist feucht, von den Wäl­dern her kommt Küh­le.

      Ein Un­be­kann­tes ist um mich und blickt nach­denk­lich. Was! Du lebst noch, Za­ra­thustra?

      Wa­rum? Wo­für? Wo­durch? Wo­hin? Wo? Wie? Ist es nicht Thor­heit, noch zu le­ben? –

      Ach, mei­ne Freun­de, der Abend ist es, der so aus mir fragt. Ver­gebt mir mei­ne Trau­rig­keit!

      Abend ward es: ver­gebt mir, dass es Abend ward!«

      Also sprach Za­ra­thustra.

      Das Grablied

      »Dort ist die Grä­be­r­in­sel, die schweig­sa­me; dort sind auch die Grä­ber mei­ner Ju­gend. Da­hin will ich einen im­mer­grü­nen Kranz des Le­bens tra­gen.«

      Also im Her­zen be­schlies­send fuhr ich über das Meer. –

      Oh ihr, mei­ner Ju­gend Ge­sich­te und Er­schei­nun­gen! Oh, ihr Bli­cke der Lie­be alle, ihr gött­li­chen Au­gen­bli­cke! Wie starbt ihr mir so schnell! Ich ge­den­ke eu­rer heu­te wie mei­ner Tod­ten.

      Von euch her, mei­nen liebs­ten Tod­ten, kommt mir ein süs­ser Ge­ruch, ein herz- und thrä­nen­lö­sen­der. Wahr­lich, er er­schüt­tert und löst das Herz dem ein­sam Schif­fen­den.

      Im­mer noch bin ich der Reichs­te und Best­zu­be­nei­den­de – ich der Ein­sams­te! Denn ich hat­te euch doch, und ihr habt mich noch: sagt, wem fie­len, wie mir, sol­che Ro­senäp­fel vom Bau­me?

      Im­mer noch bin ich eu­rer Lie­be Erbe und Erd­reich, blü­hend zu eu­rem Ge­dächt­nis­se von bun­ten wild­wach­se­nen Tu­gen­den, oh ihr Ge­lieb­tes­ten!

      Ach, wir wa­ren ge­macht, ein­an­der nahe zu blei­ben, ihr hol­den frem­den Wun­der; und nicht schüch­ter­nen Vö­geln gleich kamt ihr zu mir und mei­ner Be­gier­de – nein, als Trau­en­de zu dem Trau­en­den!

      Ja, zur Treue ge­macht, gleich mir, und zu zärt­li­chen Ewig­kei­ten: muss ich nun euch nach eu­rer Un­treue heis­sen, ihr gött­li­chen Bli­cke und Au­gen­bli­cke: kei­nen an­dern Na­men lern­te ich noch.

      Wahr­lich, zu schnell starbt ihr mir, ihr Flücht­lin­ge. Doch floht ihr mich nicht, noch floh ich euch: un­schul­dig sind wir ein­an­der in uns­rer Un­treue.

      Mich zu töd­ten, er­würg­te man euch, ihr Sing­vö­gel mei­ner Hoff­nun­gen! Ja, nach euch, ihr Liebs­ten, schoss im­mer die Bos­heit Pfei­le – mein Herz zu tref­fen!

      Und sie traf! Wart ihr doch stets mein Herz­lichs­tes, mein Be­sitz und mein Be­ses­sen-sein: da­rum muss­tet ihr jung ster­ben und all­zu frü­he!

      Nach dem Ver­wund­bars­ten, das ich be­sass, schoss man den Pfeil: das wa­ret ihr, de­nen die Haut ei­nem Flau­me gleich ist und mehr noch dem Lä­cheln, das an ei­nem Blick erstirbt!

      Aber diess Wort will ich zu mei­nen Fein­den re­den: was ist al­les Men­schen-Mor­den ge­gen Das, was ihr mir tha­tet!

      Bö­se­res tha­tet ihr mir, als al­ler Men­schen-Mord ist; Un­wie­der­bring­li­ches nahmt ihr mir: – also rede ich zu euch, mei­ne Fein­de!

      Mor­de­tet ihr doch mei­ner Ju­gend Ge­sich­te und liebs­te Wun­der! Mei­ne Ge­spie­len nahmt ihr mir, die se­li­gen Geis­ter! Ihrem Ge­dächt­nis­se lege ich die­sen Kranz und die­sen Fluch nie­der.

      Die­sen Fluch ge­gen euch, mei­ne Fein­de! Mach­tet


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