Die wichtigsten Werke von Oskar Meding. Oskar Meding

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Die wichtigsten Werke von Oskar Meding - Oskar  Meding


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richtet sich hoffnungsvoll in die große Zukunft Deutschlands, ich werde an dem schönen, herrlichen Gebäude der kommenden Tage nicht mehr mitarbeiten können, aber ich werde ihm meine besten Wünsche weihen.«

      Der Diener trat ein, er trug ein Paket und näherte sich Helene.

      »Der Kaufmann Sonntag sendet hier die Gegenstände, welche das Fräulein zu sehen gewünscht haben,« sagte er, »und hier ein Verzeichnis der Preise.«

      Er überreichte ihr das Paket und einen verschlossenen Brief.

      »Einkäufe für die künftige Häuslichkeit,« sagte Herr von Knesebeck lächelnd.

      »Ich weiß in der Tat nicht,« sagte Helene, erstaunt das Paket betrachtend, »ich erinnere mich nicht, etwas bei Sonntag bestellt zu haben.«

      Und in unwillkürlicher Bewegung öffnete sie das Papier. Kaum hatte sie einen Blick hineingeworfen, als ein Helles Rot ihr Gesicht überzog, dem sogleich eine tiefe Blässe folgte. Sie drückte die Hand krampfhaft auf die Lehne des Sessels, und mit gewaltiger Anstrengung sich zu ruhigem Lächeln zwingend, sagte sie zu Frau von Wendenstein gewendet:

      »Ich hatte es vergessen, ich hatte neulich gewünscht, einige Arbeitskörbchen zu sehen, Sonntag sendet mir eine Auswahl. – Lassen Sie Herrn Sonntag danken,« sagte sie dem Diener, »ich werde, was ich nicht brauche, zurücksenden, oder selbst bringen, wenn ich ausgehe.«

      Der General von Knesebeck empfahl sich, indem er nochmals den Wunsch aussprach, daß das Mißverständnis, welches die Verhaftung des Leutnants herbeigeführt, sich bald aufklären möge.

      »Was hat man dir da geschickt?« fragte Frau von Wendenstein.

      »Es sind einige Arbeitskörbchen, ich äußerte neulich im Laden des Kaufmanns Sonntag, daß ich eines bedürfte, es ist eine Aufmerksamkeit, daß man mir eine Auswahl hierhersendet.« Sie öffnete das Paket und die Damen besahen flüchtig den Inhalt.

      Bald darauf zog sich Frau von Wendenstein und ihre Tochter zurück, um sich zum Ausgehen vorzubereiten, Helene begleitete sie, um sich ebenfalls auf ihr Zimmer zu begeben. Kaum hatte sie sich von den Damen getrennt, so eilte sie zurück und begab sich nach der andern Seite des Korridors, wo das Zimmer des Oberamtmanns lag. Der alte Diener war im Vorzimmer seines Herrn.

      »Ist der Herr Oberamtmann schon zurückgekehrt?« fragte sie in leichtem Tone.

      »Soeben,« erwiederte der alte Johann, schnell aufstehend.

      »So fragen Sie, ob ich ihn sprechen kann, ich bin begierig, Nachrichten zu hören.«

      Der Diener beeilte sich, der natürlichen Ungeduld der jungen Braut zu entsprechen, trat in das Zimmer seines Herrn und öffnete unmittelbar darauf dem jungen Mädchen die Türe.

      Der alte Herr hatte Hut und Stock abgelegt und noch im Überrock ging er mit langsamem Schritt und tief ernster Miene in feinem Zimmer auf und ab, die Hände auf dem Rücken gefaltet und den podagrischen Fuß leicht nachziehend.

      Bei dem Eintritt des jungen Mädchens flog ein freundlicher Schimmer über sein Gesicht, mit herzlichem, aber etwas wehmütigem Lächeln trat er ihr entgegen und sagte:

      »Nun, was bringt meine kleine Schwiegertochter? – Das Herz ist ein wenig in Unruhe, ich soll erzählen, was ich gehört, nun –«

      »Papa,« unterbrach ihn Helene, auf deren Gesicht, sobald sich die Tür hinter ihr geschlossen, der Ausdruck lebhafter Unruhe und banger Besorgnis erschienen war, »Papa, es steht sehr schlimm um Karl!«

      Ernst blickte der Oberamtmann in die Augen des jungen Mädchens, welche die aufsteigenden Tränen kaum zurückhielten.

      »Nun,« sagte er ruhig, »es wird sich ja wohl alles zum Guten fügen, denn es liegt ja doch im Grunde nichts Bestimmtes gegen ihn vor, aber woher hast du –«

      »Nein, nein,« rief Helene lebhaft, »es wird nicht gut, er ist in ernster Gefahr, es gilt, ihn zu retten! – Hier, dies habe ich soeben erhalten!«

      Sie zog das Papier hervor, welches die Sendung des Kaufmanns Sonntag begleitet hatte, und reichte es dem Oberamtmann.

      Es war ein Rechnungsformular, beschrieben in einzelnen Zeilen, gleich dem Posten einer Rechnung. An der Spitze stand mit großen Buchstaben: »Zeigen Sie keine Unruhe, wenn Sie diese Zeilen in Gegenwart anderer lesen!«

      Der Oberamtmann las weiter:

      »Die Sache des Leutnants von Wendenstein steht sehr schlimm. Man hat bei ihm kompromittierende Papiere gefunden, für welche er verantwortlich gemacht werden wird, wenn er keine Denunziationen macht, es soll ein Beispiel statuiert werden. Freunde sind entschlossen, ihn um jeden Preis zu befreien. Sprechen Sie mit seinem Vater – aber mit niemand sonst, und schaffen Sie so viel Geld als irgendmöglich, in Gold, und bringen Sie dasselbe in den beifolgenden Arbeitskörbchen, so bald als tunlich.«

      Ernst und sinnend betrachtete der Oberamtmann das Papier, nachdem er es gelesen.

      Mit angstvoller Spannung blickte Helene zu ihm empor.

      »Wenn er flieht, gesteht er seine Schuld ein, wenn die Flucht mißlingt, wird seine Lage erheblich verschlimmert,« sagte er nachdenklich.

      »Aber mein Gott,« rief Helene, »wenn er hier bleibt, wenn er lange in diesem entsetzlichen Gefängnis bleiben soll, seine Gesundheit ist noch immer nicht ganz fest nach seiner Verwundung, wenn sie ihn dann verurteilen, o ich »mag es nicht denken, ich bitte, ich bitte,« rief sie flehend, »laß ihn fliehen!«

      »Wäre die Sache sicher!« sprach der Oberamtmann halb zu sich selbst, »doch, wenn auch die Flucht gelingt, so ist ihm die Heimat für lange, vielleicht für immer verschlossen. Bedenkst du das wohl, mein Kind?«

      »Ich bedenke nichts,« rief Helene lebhaft, »nichts – als daß er in Gefahr ist, in ernster Gefahr, und daß es einen Weg gibt, ihn zu retten! – O, und wenn ich jahrelang von ihm getrennt sein soll, er muß fliehen, wie viel besser ist es, ihn in der Ferne, in der sicheren Freiheit zu wissen, als hier zu vergehen vor Angst – jeden Tag, jede Stunde!«

      »Es ist wahr,« sagte der Oberamtmann, »auch seine Mutter würde es schwer ertragen – und im Grunde, ein Fluchtversuch, wenn er mißlingt, würde momentan seine Lage verschlimmern, aber darauf allein hin kann man ihn nicht verurteilen, und wenn es gelingt, nun, es läßt sich ja überall eine Heimat bauen.«

      Mit mildem Lächeln wendete er sich zu Helene.

      »Es sei gewagt,« sagte er, »in einer Stunde sollen deine Körbchen gefüllt sein, aber nichts an meine Frau und meine Töchter, sie sollen es erfahren, wenn es gelungen ist,« fügte er hinzu, indem er den Finger erhob.

      »Dank, Dank!« rief Helene, indem sie die Hand des alten Herrn küßte, »ich bringe die Körbchen hierher und werde sie dann selbst zu Sonntag tragen.« [leer] Wählend dies im Hause des Oberamtmanns sich begab, ging der Tierarzt Hische langsam und ruhig über den Friedrichswall und trat in ein großes und elegantes Haus. An der Türe der rechten Parterreseite las man auf einem kleinen Schilde: Baron von Eschenberg.

      Herr Hische zog die darüber befindliche Glocke.

      Ein Reitknecht kam aus dem Hofe.

      »Der Herr Baron zu Hause?« fragte er in gleichgültigem Tone, »ich möchte nach den Pferden sehen.«

      Der Reitknecht kehrte nach einigen Minuten zurück und führte den Tierarzt in das Zimmer seines Herrn, in welchem der Baron, früherer Offizier der hannoverischen Gardes du Corps, ein junger Mann mit seinem, schwarzen Schnurrbart und vornehmen, scharf geschnittenen Zügen, auf dem Sopha lag und mit gelangweiltem Ausdruck den Dampf seiner Zigarre gegen die Decke blies.

      »Guten Morgen, lieber Hische!« rief der junge Mann, sich ein wenig erhebend und dem Tierarzt die Hand reichend, »was machen Sie in diesen trostlosen Zeiten? – ich vergehe vor Langeweile und,« fügte er, seine Zigarre zwischen den Zahnen zusammenbeißend, hinzu, »vor Ärger. – Es ist doch entsetzlich, so zum Nichtstun verurteilt zu sein! – Setzen Sie sich zu mir, rauchen Sie eine Zigarre und erzählen Sie mir etwas, meine Pferde sind gesund wie


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