Tom Sawyers Abenteuer und Streiche, Tom Sawyer als Detektiv & Huckleberry Finns Fahrten (Illustrierte Ausgabe). Марк Твен

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Tom Sawyers Abenteuer und Streiche, Tom Sawyer als Detektiv & Huckleberry Finns Fahrten (Illustrierte Ausgabe) - Марк Твен


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und ich will nie ‘nen anderen heiraten als dich, und du darfst auch nie eine andere heiraten als mich, niemals.“

      „Na, gewiß! Versteht sich doch! Und, wenn wir jetzt wieder in die Schule gehen, oder wenn wir von der Schule nach Haus kommen, mußt du immer mit mir gehen, wenn‘s die anderen nicht sehen — und du wählst mich und ich dich beim Spazierengehen — so ist‘s unter Verlobten!“

      „Nett ist das. Ich hatte davon noch nie gehört.“

      „O, es ist so lustig! Als ich und Amy Lawrence —“

      Die erstaunten Augen belehrten Tom über seine Dummheit, und er hielt verwirrt inne.

      „Ach, Tom, also bin ich nicht die erste, mit der du verlobt warst?“

      Das Mädchen begann zu heulen.

      Tom bat: „Nicht weinen, Becky. Ich mag sie ja gar nicht mehr leiden.“

      „Doch, du magst sie noch, Tom, du weißt ganz gut, daß du sie noch magst!“

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      Tom versuchte, seinen Arm um ihren Hals zu legen, aber sie stieß ihn fort, drehte das Gesicht nach der Wand und fing wieder an zu heulen. Tom machte mit seinen süßesten Schmeicheleien einen neuen Versuch und wurde abermals abgeschlagen. Da erwachte sein Stolz, er wandte sich ab und ging hinaus. Draußen blieb er ein wenig stehen, schwankend und unentschlossen, schielte nach der Tür und hoffte, sie würde bereuen und ihm nachkommen. Aber sie kam nicht. Schließlich wurde er weich; er fühlte, daß das Unrecht auf seiner Seite wäre. Es war wohl sehr sauer, ihr nochmals entgegenzukommen, aber er machte sich selbst Mut und ging hinein. Sie stand immer noch in ihrem Winkel, das Gesicht zur Wand gekehrt. Toms Herz wollte brechen. Er ging zu ihr, stand einen Augenblick zögernd und wußte nicht, was tun. Dann sagte er ganz schüchtern: „Becky — ich — ich kümmere mich um keine andere als dich.“

      Keine Antwort. Schluchzen.

      „Becky,“ in bittendem Ton. „Becky, willst du nicht wenigstens was sagen?“

      Immer lauteres Schluchzen. Tom zog seinen kostbarsten Schatz hervor, den abgebrochenen Knopf irgend eines alten Hausgerätes, hielt ihn ihr dicht vor die Augen und schmeichelte: „Na, Becky, willst du den haben?“

      Sie schlug ihn ihm aus der Hand, daß er bis zur Tür flog. Da marschierte Tom denn aus der Tür, über Berg und Tal, um an dem Tage nicht mehr zur Schule zurückzukehren. Sofort drehte sich Becky um. Sie lief zur Tür. Er war nicht mehr zu sehen. Sie rannte hinaus auf den Spielplatz. Er war nicht dort. Nun begann sie aus Leibeskräften zu schreien: „Tom, komm zurück — Tom!!“

      Sie horchte angestrengt, aber keine Antwort kam. Sie war also allein in der Stille und Verlassenheit ringsum. So fing sie wieder an zu schreien, um sich selbst zu ermutigen, bis die Schüler wieder zur Schule zu kommen begannen und sie ihren Kummer hinunterschlucken und ihr gebrochenes Herz einstweilen beruhigen mußte. So nahm sie ihr Kreuz eines ganzen langweiligen Nachmittags auf sich, ohne unter all diesen Fremden eine einzige mitfühlende Seele zu finden, die ihren Schmerz mit ihr geteilt hätte.

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      Achtes Kapitel.

      Inhaltsverzeichnis

      Tom schlenderte immer weiter durch die Gassen, bis er zu weit von der Schule entfernt war, um noch zum Nachmittagsunterricht gehen zu können, dann setzte er sich in Trab. Ein paarmal passierte er kleine „Flußarme“, da ihm ein weitverbreiteter, jugendlicher Aberglaube sagte, daß er sich dadurch vor Verfolgung sichern könne. Nach einer halben Stunde war er hinter Douglas Mansion auf dem Gipfel von Cardiff Hill verschwunden, das Schulhaus lag weit unten im Nebel, kaum noch sichtbar. Er „nahm“ einen dichten Wald, schlug einen Weg in das Innere ein, der keiner war, und setzte sich auf eine Moosbank unter das weite Blätterdach einer Eiche. Kein Lüftchen regte sich. Die schwere Nachmittagsluft ließ sogar die Vögel verstummen. Die ganze Natur lag in starrer Dumpfheit, nur zuweilen unterbrochen durch entferntes Pochen eines Spechtes, wodurch das Schweigen und das Gefühl des Alleinseins nur um so fühlbarer wurde. Der kleine Bursche versank in melancholische Träume. Seine Empfindungen standen vollkommen in Einklang mit seiner Umgebung. Lange saß er, die Ellbogen auf die Knie gestemmt, das Kinn in der Hand, und dachte nach. Es wollte ihm scheinen, daß das ganze Leben im besten Fall eitel Kummer und Sorge sei, und er beneidete mehr als je Jimmy Hodges. Es muß sehr friedvoll sein, dachte er, für immer zu liegen und zu schlummern und zu träumen, wenn der Wind in den Blättern flüstert und Gras und Blumen auf dem Grab fächelt — und von nichts mehr gedrückt und belästigt zu werden — nie mehr. Hätte er nur ein gutes Sonntagsschulzeugnis gehabt — wie leicht hätte er für immer dem Leben Valet gesagt. Und dann dieses Mädchen. Was hatte er ihr eigentlich getan? Nichts! Er hatte die beste Absicht von der Welt gehabt und war artig gewesen wie ein Hund — wie ein wohlerzogener Hund. Sie würde ein paar Tage traurig sein — vielleicht! Ach, wenn er doch für einige Zeit wenigstens hätte sterben können.

      Aber der leichte Sinn der Jugend läßt sich nicht lange niederdrücken. Tom begann sehr bald wieder in sein altes Lebenselement zurückzutreiben. Wie, wenn er jetzt fortging und auf geheimnisvolle Weise verschwände? Wenn er weit, weit in unbekannte Länder, jenseits des großen Wassers, gelangte und nie wieder zurückkäme. Was würde sie dann wohl fühlen? Der Gedanke, ein Clown zu werden, kam ihm wieder, wurde aber mit Abscheu abgewiesen. Für dumme Witze und Possen und gemalte Kleider war sein Geist, der sich eben noch in den kühnsten Träumen verloren hatte im Reich der Romantik, wenig disponiert. Nein, er wollte Soldat werden und nach langen Jahren als kriegserfahrener, berühmter Mann zurückkehren. Oder noch besser, er wollte zu den Indianern gehen, mit ihnen Büffel jagen, in den wilden Bergen und den verlassenen Prärien den Kriegspfad beschreiten, um dann einmal als großer Häuptling, geschmückt mit Federn, mit allen nur denkbaren Farben scheußlich bemalt, zurückzukommen, eines schönen Morgens mit blutdürstigem Kriegsgeheul in die Sonntagsschule einbrechen und alle seine Gefährten in unerträglichem Neid vergehen zu sehen!

      Aber ihm fiel etwas noch Großartigeres ein! Ein Pirat wollte er werden! Das war‘s! Jetzt erst lag seine Zukunft klar vor ihm, strahlend in unaussprechlichem Glanz. Wie würde sein Name die Welt erfüllen und die Menschen schaudern machen. Wie stolz würde er die schäumende See durchfurchen auf seinem großen, kohlschwarzen Dreimaster, dem „Sturmgeist“, mit der gräßlichen Flagge am Mast! Und dann, auf dem Höhepunkt seines Ruhmes angelangt, würde er plötzlich in dem alten Dorfe erscheinen, und, ein braungebrannter, wetterfester Held in schwarzer Jacke, langschaftigen Seemannsstiefeln, hochroter Schärpe, den Hut mit wallenden Federn geschmückt, die schwarze Fahne mit den Totenschädeln und den gekreuzten Gebeinen darauf entfaltet, mit lähmendem Entsetzen die guten Leute in der Kirche erfüllen! „Es ist Tom Sawyer, der Pirat! Der schwarze Rächer des spanischen Meeres!!“

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      Ja — es war beschlossen, sein Schicksal besiegelt. Er wollte von zu Hause fortlaufen und drauf los! Gleich am nächsten Morgen mußte er anfangen. Deshalb hieß es jetzt mit den Vorbereitungen beginnen. Er wollte zunächst seine Schätze zusammenscharren. Er ging zu einem hohlen Baum in der Nähe und begann am Fuße desselben mit seinem Messer den Boden aufzukratzen. Bald traf er auf hohlklingendes Holz. Er legte seine Hand drauf und deklamierte mit feierlicher Stimme: „Was nicht hier ist, komme, was schon hier ist, bleibe!“

      Dann entfernte er die Erde und förderte einen von Schindeln gebildeten Behälter zu Tage. Er hob ihn auf und öffnete eine kleine Schatzkammer, deren Boden und Seiten gleichfalls durch Schindeln gebildet wurden. Darin lag eine Glaskugel. Toms Erstaunen war grenzenlos! Er schüttelte den Kopf, machte ein verdutztes Gesicht und sagte: „Nun, das ist stark!“

      Dann schleuderte er die Glaskugel wütend von sich und versank in Nachdenken. Die Wahrheit war, daß hier ein alter Aberglaube zunichte


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