STILLER TOD. Rachel Amphlett

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STILLER TOD - Rachel  Amphlett


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      Matt biss die Zähne zusammen und versuchte verzweifelt, sein Gewehr zu erreichen und gleichzeitig den geretteten Mann nicht auf den Boden fallen zu lassen. Er fluchte frustriert und verwünschte sich, dass er bei dem Versuch, den Gefangenen und sein Team möglichst schnell in Sicherheit zu bringen, einen solchen Anfängerfehler begangen hatte.

      Ein Ziehen am Arm erregte plötzlich seine Aufmerksamkeit. Matt blickte nach unten, als der Gefangene seine Hand ausstreckte, das Gewehr umfasste, den Lauf auf den Wachmann richtete und eine kurze Salve auf ihn abfeuerte.

      Die Wache krümmte sich zusammen, sein Gesicht war eine Maske heftigen Schmerzes, während er zu Boden stürzte.

      Der Gefangene verzog das Gesicht und ließ die Waffe wieder los.

      »Nimm sie wieder«, zischte er, bevor er ohnmächtig wurde.

      Matt brauchte keine weitere Aufforderung. Er riss sich das Mikrofon herunter, wickelte das Anschlusskabel auf und schob beides in seine Weste.

      Dann wandte er sich an Blake und Thompson. »Lasst uns hier abhauen, bevor wir in einen richtigen Hinterhalt geraten.«

      Sie stiegen die Treppe hinauf, aber ihr Vorankommen wurde durch das Gewicht des Mannes behindert, den sie zwischen sich trugen.

      Matt konnte Thompsons schweren und angestrengten Atem hören. Er runzelte die Stirn und war fast bereit, die Fitness des Mannes infrage zu stellen, als er bemerkte, dass der junge Sanitäter extrem verängstigt war. Matt warf ihm einen Blick über die Schulter zu.

      Tatsächlich war Thompsons Gesicht, während er ihnen den Rücken deckte, blass und verschwitzt.

      Matt wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Mann zu, dessen Arm um seine Schulter geschlungen war. Thompson würde lernen müssen, mit dem Schrecken zu leben, wenn er Teil ihrer Eliteeinheit bleiben wollte … genau wie alle anderen auch.

      Gedämpftes Licht durchdrang die Dunkelheit, als sie sich dem oberen Ende der Treppe näherten, und Matt blinzelte, bis sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, die hier im Gegensatz zum unterirdischen Komplex herrschte.

      Ihr Teamkamerad stand im Türrahmen und auf seinem Gesicht breitete sich Erleichterung aus, als ihn die anderen erreichten.

      »Freut mich, Sie zu sehen, Sir.«

      »Geht mir genauso«, antwortete Matt. »Übernimm ihn.«

      Er tauschte den Platz mit dem Soldaten, und als sich die drei so schnell wie möglich auf den wartenden Helikopter zubewegten, wandte sich Matt noch einmal zur Türöffnung um.

      Thompson spähte in die Dunkelheit.

      Innerhalb eines Herzschlags war Matt wieder an der Tür und riss den jungen Sanitäter einen Sekundenbruchteil, bevor die Dunkelheit von mehreren Schüssen zerfetzt wurde, zur Seite.

      Kugeln fegten an ihnen vorbei und sprengten Stücke aus der Betonwand, als sie sich an der Seite zusammenkauerten.

      Matt wartete und blieb regungslos hocken, bis es still wurde, weil ihr Angreifer zum Nachladen das Feuer einstellte.

      »Los, renn!«

      Er stieß Thompson in Richtung des Helikopters. »Nicht anhalten. Nicht zurücksehen«, befahl er.

      Er stellte sicher, dass der junge Sanitäter unterwegs war, dann hob er sein Gewehr und feuerte eine kurze Salve die Treppe hinunter. Als Nächstes griff er nach einer Granate, die an seiner Schutzweste befestigt war, zog den Sicherungsstift heraus und warf sie in das Treppenhaus.

      Ein lauter Fluch in einer fremden Sprache hallte aus den Tiefen des Gefängnisses herauf, bevor er von der Explosion übertönt wurde.

      Staub und Rauch jagten über die Treppe auf Matt zu, er trat schnell zurück und schloss in Erwartung der Druckwelle die Augen, dann wirbelte er herum und rannte auf den Hubschrauber zu.

      Als er näherkam, begannen sich die Rotorblätter schneller zu drehen, und Blake beugte sich mit schussbereitem Gewehr aus dem Helikopter hinaus, während er auf ihn wartete.

      Plötzlich bemerkte Matt, wie Blake sein Gewehr nach links schwang, dann hörte er auch schon den Befehl.

      »Runter!«

      Matt warf sich augenblicklich auf den Boden.

      Er fühlte die Kugeln mehr, als dass er sie hörte, während sie die Luft über seinem liegenden Körper zerschnitten.

      Ein Schrei aus Richtung des Gebäudes hinter ihm hallte über den großen Gefängnishof, wurde aber von einer weiteren Salve unterbrochen.

      »Los!«

      Innerhalb einer Sekunde war er wieder auf den Beinen und rannte auf den Hubschrauber zu.

      Er blickte über seine Schulter und sein Herz setzte für einen Moment aus. Bewaffnete Wachleute strömten aus einem Dachausgang und verteilten sich so über das Dach, dass sie den Hof von verschiedenen Positionen aus ins Visier nehmen konnten.

      »Bewegt euch!«, schrie er.

      Der Helikopter begann in die Luft aufzusteigen, doch der Abtrieb verlangsamte das Abheben.

      Matt biss die Zähne zusammen, aktivierte aus seinem tiefsten Inneren einen weiteren Energieschub und pumpte mit den Armen. Keuchend überbrückte er die letzten Meter bis zum Hubschrauber.

      Blake beugte sich mit ausgestrecktem Arm nach vorn, als sich die Räder des Helikopters vom Boden lösten. Er schrie Matt ermutigend zu, während sich Thompson mit einem Gewehr über seine Schulter lehnte, um ihm Feuerschutz zu geben.

      Und dann war er endlich da, wurde in den Hubschrauber gehievt, der sich um seine Achse drehte und mit einer erschreckenden Geschwindigkeit in die Luft aufstieg.

      Seine Männer schoben ihn in die Rumpfmitte, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Wachleute auf dem Gefängnisdach richteten und kurze Salven in ihre Richtung abfeuerten, bis der Hubschrauber hinter dem Gebirgskamm abtauchte und außer Schussweite war.

      Matt kroch auf die offene Schiebetür zu und spähte hinaus, während die Landschaft rasant unter ihnen vorbeizog. Er bedeutete dem Mann neben sich, die Tür zu schließen, dann stemmte er sich auf müden Beinen in die Höhe und machte sich auf den Weg zum vorderen Teil des Helikopters, wo Thompson und Blake den bewusstlosen Gefangenen in einem Sitz festschnallten.

      Als er sich näherte, öffnete der gerettete Mann seine Augen und hob den Kopf, er registrierte das faszinierte Starren des Teams, bevor sein Blick auf Matt fiel. »Wer zur Hölle sind Sie? Und was ist hier los?«, raunte er.

      »Captain Matt Ryan«, antwortete der Teamleiter, »von den Streitkräften des Vereinigten Königreichs.«

      Der Mann runzelte die Stirn. »Wo bringen Sie mich hin?«

      Matts Antwort wurde von der Stimme des Piloten unterbrochen, der sich über Funk meldete.

      »Wir haben ihren Luftraum verlassen.«

      Die Freudenschreie von Matts Männern ließen das Innere des Hubschraubers erbeben. Matt gab Blake ein High five, dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf den geretteten Mann und grinste diesen an.

      »Es geht nach Hause, Dan Taylor.«

      Kapitel 2

       Drei Wochen später

       Northumberland

      Jack Halligan öffnete die Tür seines Büros und lief quer über den Parkplatz auf den Geländewagen zu, der als Einziger noch im Sicherheitsbereich stand.

      Sein Baustellenbüro ähnelte einem Frachtcontainer, bei dem man auf jeder Seite ein Fenster ausgefräst hatte, um Licht hereinzulassen. Nach drei Tagen, in denen er nur E-Mails beantwortet und Telefonate geführt hatte sowie den Nachfragen des Auftraggebervertreters nach einem weiteren Treffen ausgewichen war, bei dem die Projektfortschritte diskutiert werden sollten, war er froh,


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