DIE SUCHE NACH ATLANTIS. Rick Chesler

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DIE SUCHE NACH ATLANTIS - Rick Chesler


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Durchgang entfernt, um hinüberzuspringen. Wenigstens war der Tunnel noch trocken, soweit er sehen konnte, da er nach oben und fort von dieser unterirdischen Kammer führte. Aber wie sollte er dort hinkommen? Er blickte auf die Wände und an die Decke. Sie hatten sich nicht verändert, boten aber auch keine offensichtlichen Fluchtwege. Da sie vollständig aus glattem Stein ohne Risse, Hand- oder Fußhalte jeglicher Art bestanden, war es hoffnungslos, sie erklimmen zu wollen.

      Aber es gab eine Menge Wasser, was bedeutete, dass er schwimmen musste. Selam erschauderte bei dem Gedanken daran. Aufgewachsen in Ägypten, umgeben von Sandwüsten, war Schwimmen nichts, was er oft getan hatte. Er hatte ein paar alte Kindheitserinnerungen daran, wie er in den flachen Wassern des Nils geplanscht hatte, aber auf die turbulenten Wirbel der ansteigenden Fluten in der Kammer war er nicht vorbereitet.

      Jedoch würde er damit klarkommen müssen, wenn er leben wollte, also stählte er sich für den Sprung in den flüssigen Malstrom und zog seine Rucksackgurte fester. Er befand sich gerade im Begriff, den Sprung zu wagen, als er etwas im Wasser unter sich erblickte. Es war deutlich, obwohl es sich schnell bewegte und wenn die Wellen nachließen und die Physik des Wassers und sein Licht genau richtig standen, konnte er hinunter in die Tiefen der wässrigen Pyramidenbasis sehen.

      Etwas war da unten, etwas Großes, das aus dem Boden ragte. Dann kippte der Stein, auf dem er stand, und er war im Wasser, mit was auch immer es war, buchstäblich dazu gezwungen, zu sinken oder zu schwimmen. Sofort bereute er es, seinen Rucksack nicht weggeworfen zu haben. Dieser belastete ihn furchtbar, doch was enthielt er überhaupt, wofür es sich zu sterben lohnte? Ein paar ägyptische Standardantiquitäten, die ihm womöglich für ein paar Wochen den Wein bezahlten, aber wenig mehr, und einige gewöhnliche archäologische Grabungswerkzeuge. Doch nun war es zu spät, ihn abzunehmen. Er musste weiter schlagen, weiter mit den Armen rudern, wenn er nicht in dieser gottverdammten Pyramide ertrinken wollte.

      In einer Pyramide ertrinken? Obwohl sein Leben in unmittelbarer Gefahr war, konnte Selam nicht anders, als sich darüber zu wundern, wie das möglich war. Woher kam all das Wasser so nahe an der Saharawüste? Es ist eine Falle!, schrie sein verzweifelter Verstand. Du hast sie ausgelöst, als du an der Figur gezogen hast.

      Er schwamm weiter auf den Ausgang zu, aber immer mehr Wasser stürzte hinein, sodass er kaum vorankam. Er begann in Panik zu geraten. Große Wellen spülten um ihn herum und er schaute zurück, nur um zu festzustellen, dass die letzten Bodensteine versunken waren.

      Er schluckte Wasser und begann zu husten. Das Wasser in der Kammer stieg nun schnell. Als er erkannte, dass er lediglich seine Restenergie verbrannte, wenn er weiter versuchte, zum Ausgang zu gelangen, steckte er seinen Kopf unter Wasser und öffnete die Augen. Er sah noch immer etwas da unten, etwas das definitiv von Menschen geschaffen wurde. Mit einem tiefen Atemzug tauchte er unter Wasser und schwamm darauf zu. Vielleicht bot es ihm ja einen Ausgang?

      Ohne die Hilfe einer Tauchermaske war die Form verschwommen, aber immer noch gut erkennbar. Es war ein Steinkopf, ein großer, viel größer als die Statuette. Ein menschlicher Kopf; selbst mit seiner schwammigen Unterwassersicht konnte er so viel sagen. Der Kopf war auf die Seite gefallen und starrte ihn an. Selam wusste, dass er zu lange zurückstarrte, dass er keine Sekunde Zeit hatte. Aber etwas an diesem Ding faszinierte ihn. Er wusste, dass es etwas Besonderes war, wusste, dass es etwas wirklich Einzigartiges und Seltenes war.

      Nur das Bedürfnis nach Atem riss ihn aus seiner Träumerei. Er strampelte zur Oberfläche, eine Hand über sich haltend und darauf wartend jeden Moment an die Luft zu kommen, damit er atmen konnte, atmen, atmen.

      Die Panik, die ihn erfüllte, als seine Faust gegen Stein schmetterte, ohne das Wasser zu verlassen, war allumfassend.

      Er befand sich noch immer unter Wasser, obwohl er die Decke der Kammer erreicht hatte. Er spürte, wie das Gewicht des Rucksacks ihn hinunterzog. Er sah durch die Kammer hinüber zum Tunnelausgang. Er führte nach oben, wenn er also dahin schwimmen konnte, hatte er vielleicht eine Chance. Aber er war zu weit entfernt.

      Er hörte auf, um sich zu schlagen, sah zu dem körperlosen Kopf hinunter und akzeptierte sein Schicksal, als er Augenkontakt mit dem unbekannten Artefakt aufnahm.

      Selam Hasim würde hier sterben.

      Kapitel 1

       Heute, vor der Küste von Ägypten im Mittelmeer

      Carter Hunt warf durch die blau polarisierten Gläser seiner Sonnenbrille einen skeptischen Blick auf das Tauchboot, das neben dem Arbeitsschiff im Wasser schaukelte. Eine Zwei-Mann-Kapsel mit einer aufgeklappten Acrylkuppel. Wenn er sie so betrachtete, erfüllte sie ihn nicht gerade mit Zuversicht.

      »Bist du sicher, dass dieses Gerät kein Wasser nimmt?«

      Hunts Freund, Jayden Takada, trat ans Geländer neben Hunt. »Solange wir daran denken, die Luke zu schließen, bleiben wir trocken, versprochen. Über tausend Tauchgänge in diesen Dingern, und das einzige Mal, dass ich nass geworden bin, war, als ich mein Bier verschüttet habe.«

      »Du hast wirklich einen Weg gefunden, nach der Zeit in der Marine am Ball zu bleiben, nicht wahr?«

      Jayden grinste breit. »Das mit dem Bier war ein Scherz«, sagte er und warf einen Blick übers Deck, um sicherzugehen, dass es niemand gehört und ernst genommen hatte. »Im Ernst, Tauchpilot zu sein, ist kein schlechter Job, wenn man arbeiten muss. Nicht jeder von uns hat einen reichen Großvater, der ein Vermögen hinterlassen hat. Für dich Treuhandfond-Baby ist das nur Urlaub, aber ich habe hier erst einen Job zu erledigen, bevor ich Spaß haben kann.«

      Hunt lachte gutmütig über die sarkastische Spitze. Nachdem sie gemeinsam für zehn Jahre in der U.S. Marine gedient hatten, konnten sich die beiden Freunde derartige Scherze leisten. Hunt konnte Jaydens Standpunkt jedoch nicht verleugnen. Im Alter von zweiunddreißig fand sich der zehnjährige Veteran, von denen er acht als Offizier tätig gewesen war, plötzlich mit jeder Menge Freizeit konfrontiert. Anstatt wie erwartet nach zehn Jahren noch einmal aufzustocken, hatte er den Dienst in gutem Ansehen verlassen, desillusioniert von einigen Dingen, die er gesehen hatte. Die Entscheidung war ihm durch das plötzliche Verscheiden seines Großvaters und die hinterlassene ansehnliche Erbschaft, ein Vermögen für die meisten Menschen, möglich gewesen.

      Hunt hatte jedoch nicht die Absicht, den Rest seines Lebens in einem Nebel geistloser Freizeit zu verbringen. Er wusste nur noch nicht genau, was er tun würde. Diese Reise nach Ägypten, um Jayden zu besuchen, sollte das Ende seiner Pause darstellen, nachdem er das Militär verlassen hatte. Wenn er nach Hause in die Staaten zurückkehrte, wollte er sich darüber Gedanken machen, eine Art Unternehmen zu gründen, welches anderen helfen würde und ihm gleichzeitig erlaubte, produktiv zu bleiben. Mit einem Hochschulabschluss in Geschichte war er sich nicht ganz sicher, was das genau beinhalten würde, aber er hatte in der Marine damit zu tun gehabt, Artefakte und historische Schätze zu bewahren, die in den Zeiten von Bürgeraufständen geplündert worden waren. Er hatte ihn angewidert, wie Museen im Irak und an anderen Orten im Nahen Osten wegen ihrer kulturellen Artefakte geplündert worden waren. Es bedrückte ihn, dass einige Menschen ihre eigenen Interessen über die anderer stellten, dass sie alle der Möglichkeit beraubten, ihr kulturelles Erbe zu betrachten, nur um schnelles Geld zu verdienen.

      Hunt klopfte Jayden auf den Rücken. »Dann hast du also Platz für einen weiteren Passagier in dem Ding?«

      Jayden nickte. »Es ist ein Zweisitzer und ich brauche auf diesem Tauchgang keinen technischen Spezialisten, also kann ich dich als Ballast mitnehmen.«

      »Ich wusste, dass ich für irgendetwas gut bin. Sag mir noch mal, was wir vorhaben?«

      Jayden zeigte auf die ägyptische Küste in der Ferne, wo man am Ufer die Skyline einer Stadt und deren ausgedehnte Vorstadt sehen konnte. »Es gab eine Unterbrechung des Internetservices, und sie vermuten, dass es mit den Tiefseekabeln zu tun hat.« Er sah auf das Wasser unter dem schwimmenden Tauchboot. »Also werden wir da runtertauchen und schauen, ob wir einen Kabelbruch finden können.«

      Hunt grinste. »Klingt nach Spaß!«

      ***


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