DIE SUCHE NACH ATLANTIS. Rick Chesler

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DIE SUCHE NACH ATLANTIS - Rick Chesler


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um zu lauschen. In der Kammer, die zu diesem Gang geführt hatte, war es still gewesen – eine buchstäblich durchdringende Grabesstille – abgesehen von den Geräuschen ihrer eigenen Bewegung. Aber jetzt konnte sie etwas hören. Es war leise und kam vom Ende des Durchgangs. Sie begann wieder weiterzulaufen, leuchtete jedoch auf das Ende des Tunnels. Was auch immer sich dort befand, es schimmerte und bewegte sich.

      Madison wich vor Schreck zurück. Was war das? Sie stand da und versuchte es zu verstehen, während sie gleichzeitig überlegte, ob sie sich nicht besser zum Camp zurückziehen und mit einer Crew zurückkehren sollte. Am Ende entschied sie jedoch, dass das, um was auch immer es sich handelte, nicht gefährlich war, und ihre Neugierde gewann. Sie legte den Rest des Weges zurück und hielt nur einmal an, um eine der festen Wände zu befühlen.

      Als sie das Ende des Tunnels erreichte, atmete sie beim Anblick des neu entdeckten Raums erschrocken ein.

      Wasser!

      Der gesamte Raum, oder die Kammer, war mit Wasser gefüllt, das sanft gegen die Steinwände schwappte. Anhand der LiDAR-Scans wusste sie, dass dieser unterirdische Raum tatsächlich seitlich der Pyramide war, statt ein Teil davon. Er war mit ihr durch den Tunnel verbunden, den sie gerade durchquert hatte. Madison ging direkt an den Rand des Wassers, kniete sich hin und berührte es. Kühl. Nicht kalt, aber definitiv kühler als es an der Oberfläche in der Wüste wäre. Wo kam dieses Wasser her?

      Dies war die Sahara-Wüste; hier gab es sehr, sehr wenige Seen, Teiche und Flüsse. Die jährliche Niederschlagsmenge betrug weniger als fünf Zentimeter. Sie starrte ins Wasser hinunter, während sie noch darüber nachdachte und variierte den Winkel der Taschenlampe, um mit dem Lichtstrahl noch tiefer durchzudringen. Das Wasser war klar, aber die allgemeine Dunkelheit erschwerte die Sicht in die Tiefe; das von der Wasseroberfläche reflektierte Licht machte es schwierig, irgendwelche Details auszumachen. Es war jedoch tief. So viel konnte sie sehen. Sie konnte Umrisse von untergetauchten Objekten erkennen, wahrscheinlich große Steine oder Baublöcke wie derjenige, über den sie geklettert war und dann verschoben hatte, um diesen Ort zu erreichen.

      Sie blickte sich noch etwas weiter um und leuchtete gegen die Decke und Wände über dem Wasser. Wenn die gesamte Kammer trocken wäre, dachte sie sich, wäre es tatsächlich eine sehr hohe Decke gewesen. Es muss viel Mühe gekostet haben, einen solch großen Raum unter der Wüste auszuheben und dann mit Steinblöcken auszukleiden. Sie kniete sich an den Rand der gefluteten Kammer und starrte in die Tiefen, während sie darüber nachdachte. Warum sollten sich die Ägypter solche Mühen machen, eine Grabstätte oder eine Kammer um einen bestehenden Grundwasserspeicher zu bauen? Oder sogar Wasser in die Kammer zu bringen und sie absichtlich zu fluten? Warum sollten sie sie absichtlich fluten?

      Während sie in die Tiefen der wässrigen Kammer starrte, wurde ihr klar, dass die Antwort irgendwo dort unten liegen musste. Obwohl sie eine zertifizierte Freizeittaucherin war, lag dieser spezielle Tauchgang doch jenseits ihrer Fähigkeiten, genau wie beim Rest ihres Teams. Sie müsste externe Hilfe rekrutieren.

      Madison dachte einen Moment darüber nach. Die Liste an tauchenden Archäologen in ihren Kontakten war kurz. Aber sie war immerhin die Archäologin, alles, was sie brauchte, war jemand, der in einer schwierigen Umgebung tauchen und einfachen Anweisungen folgen konnte und sich zufällig in ihrer Nähe befand, mit dem Wunsch ihr zu helfen. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, als sie sich an eine E-Mail erinnerte, die sie vor einigen Tagen von einem Freund erhalten hatte.

      Sie wusste genau, wen sie anrufen musste.

      Kapitel 3

       Die Große Pyramide von Gizeh

      Carter Hunt stieg von dem Kamel ab und sah sich auf der Ausgrabungsstätte um. Nur einen Steinwurf von der Pyramide entfernt war eine kleine Zeltstadt errichtet worden, doch jetzt, am Mittag unter der gleißenden Wüstensonne, war niemand zu sehen.

      »Also, wo ist deine Freundin?«, fragte Jayden und legte besondere Betonung auf das Wort, als er von seinem eigenen Dromedar herunterstieg. Wie als Antwort auf die Frage hin öffnete sich plötzlich eines der Zelte und eine attraktive Frau mit langen Haaren, die zu einem Pferdeschwanz gebunden waren, in kakifarbenem Outfit, nahm sofort Augenkontakt mit ihnen auf. Sie hob eine Hand und winkte, als sie auf sie zukam.

      »Carter! Ich bin so froh, dass du es einrichten konntest!« Sie umarmte Hunt fest, während Jayden hinter ihrer Schulter suggestive Andeutungen machte. Beide Männer waren Single, und er wusste, dass Hunt in der Vergangenheit mit Madison ausgegangen war.

      »Alles für eine Freundin. Ich will jedoch nicht lügen. Es hat geholfen, dass wir bereits im Land waren. Nur für einen Tauchgang aus den Staaten hier rauszufliegen, wäre ein bisschen problematischer gewesen.«

      Sie lächelte, während sie Jaydens Hand schüttelte. »Natürlich, deshalb habe ich dich auch sofort angerufen, als ich mich daran erinnerte, dass du hier bei Jayden sein wirst.« Sie sah hinüber zur Pyramide, bevor sie Hunt wieder anschaute. »Das ist so aufregend! Ich kann es kaum erwarten, dir zu zeigen, was ich gefunden habe.« Sie winkte in Richtung des Zeltes, aus dem sie gekommen war. »Kommt, lasst uns aus der Sonne gehen.«

      Hunt bezahlte den Mann mit den Kamelen, der auch mit einem Dromedar den Wagen mit ihrer Tauchausrüstung gezogen hatte. Dann liefen sie hinüber zum Zelt, wo Madison die Eingangsklappe zur Seite zog und sie hineinwinkte.

      Hunt grinste sie schief an, während er sich zwischen den Tischen voller Computerausrüstung und Videomonitoren umsah. Eine Amateurfunkstation belegte einen Tisch, während die LiDAR-Geräte auf einem anderen lagen. »Wow, beeindruckende Anlage. Du nimmst wirklich eine Menge Zeug mit, wenn du campen gehst.«

      Madison lachte gutmütig. »Bei dir klingt es so, als ob wir ausschlafen und jede Nacht S’mores essen, während wir am Lagerfeuer Kumbaya singen.«

      Hunt lächelte ebenfalls. »Ich bin mir sicher, dass du es schaffst, etwas Arbeit zu erledigen. Du warst schon immer ein Workaholic. Schließlich bist du ja auch eine festangestellte Professorin und Weltklasse-Forscherin im zarten Alter von … wie alt bist du jetzt? Dreißig?«

      Jayden nickte und würdigte Madisons Leistungen, während er den technischen Aufbau im Zelt bewunderte.

      »Carter, wirklich, eine Frau redet nicht über ihr Alter!«, entgegnete Madison mit gespielter Empörung und ging zu einem Laptop, der auf einem Tisch stand. »Danke noch mal fürs Vorbeikommen. Die Anzahl an Leuten, die Lust darauf haben, Tauchausrüstung mit dem Kamel in die Wüste zu schleppen, um mir bei einer Ausgrabung zu helfen, ist ziemlich gering, deshalb bin ich sehr froh, dass du da bist. Jetzt schau dir das an.«

      Hunt und Jayden stellten sich neben die Archäologin vor den Computer. Auf dem Bildschirm prangte das LiDAR-Bild, welches die zuvor unentdeckten, unterirdischen Kammern seitlich der Pyramide zeigte.

      Sie deutete auf den Raum zwischen den Kammern und der Pyramide. »Die Räume sind mit einer Reihe von Durchgängen oder Tunneln verbunden, wie der, den ich erkundet habe.«

      »Und die hast du erst gestern gefunden?«, fragte Hunt.

      Madison zeigte auf eine der im LiDAR-Bild dargestellten Kammern. »Nicht die ersten beiden Kammern – hier – die haben wir letzte Woche gefunden. Aber die hier ist neu.« Ihr Finger deutete auf dem Bildschirm auf eine Kammer, die am weitesten von der Pyramide entfernt lag. »Sie ist mit Wasser geflutet.«

      Hunt und Jayden tauschten verwirrte Blicke aus. Hunt fasste es in Worte: »Wasser in einer versiegelten, ägyptischen Pyramidenkammer?«

      Jayden deutete auf das Bild. »Könnte es nicht das Ergebnis einer Ausgrabungstechnik sein, bei der sie aus irgendeinem Grund bewusst mit Schläuchen geflutet wurde?«

      Madison schüttelte energisch ihren Kopf. »Nein. Das ist keine Technik, von der ich jemals gehört habe, und ich wüsste nicht, was das bringen würde.«

      Jayden zuckte mit den Schultern. »Ich nehme an, deshalb bin ich kein Archäologe.«

      »Du möchtest also, dass wir in die geflutete Kammer tauchen


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