Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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      »Mmm! Mama! Sie hat noch etwas zu erledigen.«

      Bianca sah den fragenden Blick in den Augen ihrer Mutter. Diese war eine gute Menschenkennerin. Bianca schloß daraus, daß ihrer Mutter Claras Veränderung auch nicht entgangen war.

      »Mama! Ich gehe wieder lernen! Ich muß die Zeit nachholen, die ich mit Clara verplaudert habe. Du weißt, ich habe einen engen Zeitplan!«

      Damit wandte sich Bianca ab und eilte mit großen schnellen Schritten davon in Richtung Garten.

      *

      Trotz des vielen Verkehrs zum Wochenende kam Clara gut voran. Sie fand den Weg nach Waldkogel, ohne sich zu verfahren. Der Ort mit seinen alten Bauernhöfen begeisterte sie sofort. Langsam fuhr die junge Frau die Dorfstraße entlang und schaute sich um. Die Häuser strahlten im Abendlicht mit ihren vielen Blumenkästen vor den Fenstern und an den Balkonen.

      Clara Eidinger hielt auf dem Marktplatz. Sie schaute sich um. Sie suchte eine preiswerte Unterkunft. Das Hotel »Zum Ochsen« sah teuer aus. Clara las die Speisekarte des Restaurants, die an der Hauswand in einem Glaskasten hing.

      »Das Essen ist gut, wenn auch untypisch für die Region!« sagte plötzlich eine Stimme neben ihr.

      Clara drehte sich und schaute in die strahlend blauen Augen eines jungen Mannes. Sie musterte ihn. Er trug eine kurze Lederhose mit Hosenträgern und ein kurzärmeliges weißes Hemd im ländlichen Stil mit Stickereien und Knopfleiste. Seine Füße steckten nackt in ein Paar derben dunkelbraunen Lederschuhen mit dicken Sohlen. Die Trachtenschuhe wurden an der Seite gebunden.

      Clara war unfähig zu sprechen. Sie konnte ihn nur ansehen. Aus dem nach hinten gekämmten, etwas lockigen längeren Haar fiel ihm eine Strähne in die Stirn.

      »I hab’ gesagt, daß das Essen net so typisch is für die Region. Gut is es schon. Aber der Ochsenwirt is derzeit auf dem internationalen Gourmet-Trip. Wenn Sie wirklich gutes Essen wollen, dann müssen S’ weiter runter. Des ist rechter Hand. ›Beim Baumburger‹ heißt es. Kannst net verfehlen, Madl!«

      »Beim Baumberger!« wiederholte Clara fast automatisch.

      »Is dir net gut, Madl?« fragte er.

      Clara errötete.

      »Danke, es geht schon! Es war eine anstrengende Fahrt hierher. Hungrig bin ich eigentlich nicht, nur durstig! Ich wollte mir nur mal die Preise ansehen. Scheint nicht gerade billig zu sein. Da werden die Zimmer auch ganz schön was kosten. Eigentlich suche ich eine Unterkunft.«

      »Des mit der Unterkunft, des is net einfach. Die Zimmer in Waldkogel sind alle ausgebucht. Es kommt nur vor, daß da mal jemand absagen tut. Wo es noch Privatzimmer gibt, des kann i dir net sagen. Mußt von Hof zu Hof gehen und fragen. Der Baumberger vermietet auch Zimmer. Doch da is wahrscheinlich auch nix mehr.«

      Clara nahm ein Taschentuch und wischte sich das Gesicht ab. Es war doch sehr heiß gewesen im Auto.

      »Des Wasser da drüben im Brunnen, des kannst trinken. Des ist ganz sauberes Quellwasser, was da rausfließt.«

      Der junge Mann ging über den Marktplatz zum Brunnen. Unterwegs drehte er sich kurz um und schaute Clara an. Sie verstand es als Aufforderung, ihm zu folgen. Außerdem war sie wirklich sehr durstig.

      Er formte mit seinen Händen eine kleine Schale und ließ Wasser hineinlaufen. Dann trank er.

      »Mach schon! Des ist wirklich ein gutes Wasser!«

      Clara zögerte etwas, trank aber doch. Das Wasser schmeckte herrlich. Es war klar und sehr kalt, und im Geschmack nicht im entferntesten mit dem Wasser zu vergleichen, welches daheim aus dem Wasserhahn floß. Sie schöpfte mehrmals und trank.

      »Mei, is des gut, wie?«

      »Köstlich! Wo ist die Quelle?«

      Er lachte.

      »Des Wasser kommt von den Bergen, da wird’s gesammelt. Die Quelle ist genau da drunter.« Er deutete dabei mit dem Zeigefinger auf den Boden.

      »Da kann man süchtig danach werden, so gut schmeckt das.«

      »Freut mi! Ja, wir haben nur Gutes hier in Waldkogel, des Wasser, die gute Gebirgsluft, ein schönes Wetter, die Berge, die Almen. Des gefällt den Leut. Deshalb is es ja auch so voll. Aber so ein Touristennest, des sind wir net. Da achtet unser Bürgermeister Fellbacher schon drauf. Typischen Urlaubsrummel, es gibt’s hier net.«

      Clara tauchte ihr kleines Taschentuch in das klare kalte Wasser des Brunnens und wischte sich damit über Gesicht und Arme.

      »Hier, nimm des! Des ist größer! Is ganz sauber!«

      Er hatte in seine Hosentasche der Lederhose gegriffen und hielt ihr ein großes blaues Tuch hin mit weißen Punkten. Es war eines der großen ländlichen Männertaschentücher, die von Frauen als kleines Halstuch getragen wurden. Es war sorgfältig gebügelt und gefaltet.

      »Nimm ruhig!«

      Als Clara zögerte, hielt er es unter den Wasserstrahl und reichte es ihr triefend.

      »Danke!« hauchte Clara und wischte sich damit Gesicht, Hals und Arme ab. Sie spürte seinen Blick.

      »Das tat wirklich gut.«

      Sie spülte das Taschentuch, rang es aus und faltete es.

      »Vielen Dank!«

      »Kannst es behalten, als Andenken an Waldkogel. Soll dir Glück bringen bei der Zimmersuche. I würd dir ja eine Kammer auf unserem Hof anbieten, aber bei uns is alles voll. Am besten wird’s sein, wenn du die Straß weiter langfährst und dann links abbiegen tust, rauf zu den Almen. Da hast sicher gute Chancen, was zu bekommen. Mußt mit deiner Suche oben anfangen, bei der Oberländer Alm. All die Leut fangen unten an, nach einer Unterkunft zu fragen. Verstehst?«

      »Danke für die Auskunft, den Rat und die gute Bewirtung und Betreuung mit Waldkogeler Brunnenwasser.« Sie hob das Taschentuch hoch. »Dafür auch! Es wird mich sicherlich immer an diesen Brunnen erinnern.«

      Er schaute sie an. Er sagte aber nur:

      »Dann is es ja gut! I wünsch dir noch alles Gute. Pfüat di!«

      »Auf Wiedersehn! Ah, Pfüat di!«

      Er lächelte sie an, steckte seine Hände in die Hosentaschen und ging fort.

      Clara stieg in ihr Auto. Ihr Herz klopfte. Wenn dieser Urban auch so ein Typ war, dann kann ich Großmutter schon verstehen, dachte sie und fuhr los. Als sie an dem jungen Mann vorbeifuhr, hupte sie kurz und winkte ihm zu. Er lächelte ihr zu.

      *

      Clara war so in Gedanken, daß sie die Abfahrt zu den Almen verpaßte. Sie mußte wenden und ein Stück zurückfahren. Dann fuhr sie ganz langsam die kurvenreiche Straße den Berg hinauf, von der man die verschiedenen Almen gut erreichen konnte.

      Unterwegs kam ihr der Milchwagen entgegen. Da die Straße sehr eng war, fuhr Clara rechts ran und wartete.

      Sie nutzte die Gelegenheit, das Fahrzeug anzuhalten.

      »Grüß Gott!« kam es noch etwas unbeholfen über die Lippen. »Ich bin hier ortsfremd. Man sagte mir, ich könnte auf einer der Almen noch eine Unterkunft finden.«

      »Ja, des is gut möglich! Wenn’s dir nix ausmacht, ganz raufzufahren. Auf der Oberländer Alm, da kannst bestimmt unterkommen, Madl. So hoch hinauf will meistens keiner. Sag der Hilda, des is die Almbäuerin dort, ich hätt dich geschickt. I bin der Milchbubi!«

      Dann fuhr er weiter.

      Als Clara bei der Oberländer Alm ankam, saßen Hilda und Wenzel auf der Bank vor dem Haus. Die Arbeit des Tages war getan. Der alte Wenzel rauchte eine Pfeife. Seine Frau Hilda strickte Strümpfe.

      »Grüß Gott, Madl!«

      »Guten Abend! Em! Ich meine grüß Gott! Ich soll sagen, daß der Milchbubi mich schickt. Ich suche eine Unterkunft. Ein Platz auf dem Heuboden wird es auch tun. Wenn nicht,


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