Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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wollen keine, Clara! Die Landschaft ist so wunderbar. Seit vielen hundert Jahren gab es an der Stelle, wo jetzt unsere Berghütte steht, immer eine Einkehrmöglichkeit. Niemals gab es eine Straße oder einen breiten Weg nach oben. Toni und ich wollen, daß Ursprünglichkeit, Schönheit und Abgeschiedenheit erhalten bleiben. Dafür nehmen wir gern etwas Arbeit in Kauf.«

      Anna lud Käse, Wurst, Schinken und Butter in Bellos Packtaschen. Dann schulterte sie ein Tragegestell, auf dem die Kannen mit der Milch und der Sahne festgebunden waren.

      »Den Rucksack hole ich dann später.«

      »Ich helfe dir gern tragen, Anna! Ich möchte auch einmal so eine Berghütte sehen.«

      »Mei, meinst, des wird net zu schwer für des Madl, Hilda?«

      »Wenn ich das schaffe, dann schafft die Clara das auch. Gern nehme ich dein Angebot an. Da spar ich mir einen Weg. Muß heute ohnehin die Arbeit für zwei machen, wo Toni nicht da ist. Wenn du Lust hast, kannst bleiben und mir helfen. Mußt es nicht umsonst machen, Clara! Oder hast du etwas anderes vor?«

      Anna war Clara vom ersten Augenblick an sympathisch gewesen. So sagte sie ihr sofort zu.

      »Ich will Urlaub machen.«

      »Da kann ich verstehen, daß du nicht arbeiten willst.«

      »Nein! Ich habe Wochen, Monate Zeit. Ich habe Semesterferien. Ich kann dir sogar einige Tage helfen, wenn du willst. Ich habe zwar keine Ahnung, was es da so alles für Arbeiten auf einer Berghütte gibt, aber mich interessiert das Leben dort insgesamt.«

      »Gut! Du kannst gern bleiben! Dann nimmst jetzt den Rucksack, der ist nicht allzu schwer. Alles weitere sehen wir dann oben auf der Berghütte.«

      Sie verabschiedeten sich von Hilda und Wenzel. Bello lief voraus. Dann folgte Anna und danach kam Clara. Bald spürte sie den Rucksack. Es kam ihr vor, als würde er mit jedem Schritt und mit jedem Meter Höhenunterschied schwerer.

      Sie hatte etwa die halbe Strecke hinter sich, als Anna eine Pause einlegte, Clara erschien ihr doch sehr erschöpft. Anna schickte Bello voraus auf die Berghütte.

      »Der findet den Weg allein?«

      »Ja, ja! Alois wird ihm die Packtaschen leeren, dann kommt er uns wieder entgegen. Wirst es sehen.«

      Clara hatte noch viele Fragen an Anna. Anna beantwortete sie alle und erzählte, wie sie auf die Berghütte gekommen war. Sie erzählte von Toni, ihrem Mann und dem alten Alois. Clara hörte fasziniert zu.

      »Was treibt dich in die Berge, Clara? Neugierde?«

      Anna sah, daß für einen Augenblick die Augen Claras den Glanz verloren.

      »Schwer zu sagen, Anna! Auf der einen Seite wollte ich mal Urlaub machen. Doch es ist kein Zufall, daß ich mir dafür Waldkogel ausgesucht habe. Ich habe ganz persönliche Gründe, warum mich Waldkogel interessiert. Aber darüber möchte ich nicht sprechen. Meine Eltern wissen auch nicht, daß ich hier bin. Ich habe ihnen nur gesagt, daß ich in den Süden will. Wahrscheinlich denken sie, ich sei in Italien.«

      »Clara, ich wollte dich nicht bedrängen. Es gibt viele Gründe, warum jemand nach Waldkogel kommt. Alle verlieben sich in dieses Tal. Es soll auch schon mehr als einmal vorgekommen sein, daß sich jemand in einen Menschen verliebt hat, so wie bei mir, und dann geblieben ist. Dabei bin ich eigentlich, gegen meinen Willen, von meiner Freundin Susanne hier abgesetzt worden. Schau, was aus mir geworden ist, eine richtige Berglerin, wie mein Toni immer sagt. Einfach war das nicht. Ich war total verwirrt am Anfang. Doch dann senkte sich Frieden und Ruhe in mein Herz, und ich wußte, wohin ich gehöre. Was es auch immer für Gründe für dich gibt, Clara, hierher nach Waldkogel zu kommen, ich bin mir sicher, daß du mehr finden wirst, als du gesucht hast. Wenn du Hilfe und Rat benötigst, dann bin ich immer für dich da!«

      »Gehört dieses Angebot zum Service der Berghütte?«

      »Sollte nicht jeder immer für einen anderen da sein, Clara? Ich weiß, wie es ist, allein zu sein. Ich kenne die Konflikte zwischen Herz und Verstand. Das wollte ich dir nur sagen.«

      »Danke, Anna, du bist lieb! Ich wollte meine Freundin Bianca mitnehmen, aber die hat keine Zeit. Wir sind zusammen, seit wir Kinder waren. Sie sagte nur, daß sie sofort kommt, wenn ich in Not bin.«

      »So war das bei mir und Susanne auch. Sie hatte sogar früher erkannt, daß ich längst mein Herz an Antonius verschenkt hatte. Eigentlich habe ich es auch ihr zu verdanken, daß ich heute an der Seite von Toni die Berghüttenwirtin bin. Was ich eigentlich damit sagen will, es gibt Ereignisse, Verbindungen, die bringen Menschen zusammen, obwohl beide so unterschiedlich sind. Sie leben an völlig verschiedenen Orten, in verschiedenen Welten. Dann kommt die Liebe, die ihre Weichen stellt, damit an einer bestimmten Kreuzung zwei Menschen zusammentreffen. Ich finde das wunderbar. Es ist wirklich ein Wunder.«

      »Möglich! Vielleicht ist das bei mir ja auch so? Ich stelle mir so viele Fragen seit gestern. Warum dies so ist oder so war. Warum ausgerechnet jetzt? Warum? Weshalb? Wozu? Was wird es bringen?«

      »Ich bin sicher, daß du auf diese Fragen die Antworten finden wirst. Dazu mußt du dich erst einmal selbst finden. Dabei sind die schönen Berge ein guter Lehrmeister. Klingt ein bissel spinnert, wie man hier sagt. Doch sei versichert, daß es so ist. Laß uns jetzt weitergehen. Später wirst du einen schönen Spaziergang machen. Dann geht es dir bestimmt besser, Clara!«

      »Wenn du es sagst. Gut, ich vertraue dir!«

      In dem Augenblick kam Bello zurück mit den leeren Packtaschen. Anna lud einen Teil aus dem Rucksack um, den Clara schleppte. Dann bewältigten sie den Rest des Aufstiegs.

      *

      Toni war spät am Abend mit den Bergsteigern, die er geführt hatte, von der Tour zurückgekommen. Anna hantierte in der Küche. Er trat von hinten an sie heran und nahm sie in die Arme.

      »Toni, ich freue mich ja, daß du wieder da bist. Doch laß mich bitte sofort los! Siehst doch, daß ich am Herd stehe und koche.«

      »Das gefällt mir, wenn du dich net wehren kannst«, sagte er scherzhaft und drückte ihr einen Kuß auf das Haar.

      »Wie war es auf dem Gipfel des ›Engelssteig‹?«

      Toni drehte Anna um und sah ihr in die Augen.

      »Schön war’s da oben. I hab’ die Aussicht genossen. Aber alles verblaßt neben dir. Also, wenn i dich so ansehe, dann frage i mich, warum i auf den Berg bin. I hätte lieber bei dir bleiben sollen.«

      Sie nahmen sich in die Arme und küßten sich.

      »Bist ein ganz Lieber, Toni! Ich weiß das Kompliment zu schätzen. Aber ich weiß auch, daß deine Heimat die Berge sind, und du dann und wann mal rauf auf einen Gipfel mußt.«

      »Hast einen schweren Tag gehabt, mit viel Arbeit?«

      »Einen Tag wie immer, nur daß ich unerwartete Hilfe angeboten bekam. Darf ich dir Clara vorstellen?«

      »I bin der Toni.«

      Sie konnten sich nicht die Hand reichen, weil Clara schmutzige Hände hatte. Sie half Anna beim Kartoffelschälen.

      »Ich habe Clara auf der Oberländer Alm getroffen. Dort hat sie sich einquartiert für einen längeren Urlaub. Sie half mir Sachen rauftragen. So habe ich einen Weg gespart. Sie kann hier übernachten. Bringst sie morgen wieder runter, Toni. Heute abend ist es schon zu spät dazu. Es wird bald dunkel sein.«

      »Also, wenn ich euch nicht störe, dann bleibe ich gern ein paar Tage hier bei euch auf der Berghütte. Man müßte nur Hilda und Wenzel irgendwie verständigen, daß sie sich keine Sorgen machen. Sie sind ganz reizend zu mir gewesen.«

      »Des läßt sich schon machen.«

      Anna und Clara einigten sich, daß Clara einige Tage bleiben würde. Clara wollte die Berge näher kennenlernen und auch erfahren, wie das so ist, eine Berghütte zu bewirtschaften. Anna und Toni freuten sich über die freiwillige Hilfe. Anna war glücklich, eine junge Frau, fast in ihrem Alter zu haben,


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