Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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bemerkte Wenzel Obermeier schmunzelnd und erntete für diese vorlaute Bemerkung einen Rippenstoß von seiner Frau.

      Diese legte das Strickzeug zur Seite und stand auf:

      »Darfst net auf seine Sprüch’ hören. Der Wenzel hat’s immer noch faustdick hinter den Ohren, auch in seinem Alter, wenn er einen jungen Rock sieht. Dabei hast du ja Hosen an. Is schon schlimm manchmal mit dem Mannsbild. Er meint es net böse. Komm mit rein.«

      Sie ging voraus in die geräumige Almhütte. Von einem großen Raum, offensichtlich eine Art Wohn- und Arbeitsraum, führten verschiedene Türen.

      »Hier, da kannst nächtigen!«

      Clara schaute sich um, während die Hilda Oberländer ein rotes Tuch vom Bett nahm. Damit hatte sie das Bett gegen Staub geschützt. Außer dem Bett gab es einen Hocker neben dem Bett und einige Kleiderhaken an der Wand.

      »Wir sind nur zu zweit hier oben. Die Kammer wird seit langem nimmer genutzt. Sauber is sie.«

      »Prima! Das genügt mir! Was soll sie kosten? Wie lange kann ich die Kammer haben?«

      »Die Kammer ist umsonst. Bezahlen mußt nur das Essen. Bleiben kannst, solange du willst. Wir sind froh, wenn wir mal ein bissel Abwechslung haben. I bin die Hildegard, kannst Hilda zu mir sagen. Mein Mann ist der Wenzel. Und wie heißt du?«

      »Clara!« Aus irgendeinem Grund verschwieg sie ihren Familiennamen.

      »Gut, Clara! I überziehe dir gleich das Bett frisch. Geh und hol dein Gepäck. I hab’ auch noch einen Tisch und einen Stuhl. Die kann der Wenzel reinstellen. Dann hast du’s a bissel bequemer.«

      Clara holte ihre Sachen.

      Bald fühlte sie sich in der Kammer sehr wohl. Wenzel und Hilda hatten einen Tisch hereingestellt. Darauf lag eine Tischdecke aus blauweißkariertem Stoff. Die Bettwäsche war im gleichen Muster. Hilda hatte ihr noch einen Blumenstrauß auf den Tisch gestellt und eine Stoffmatte vor das Bett gelegt.

      Clara fühlte sich sehr wohl. Sie zog sich etwas Wärmeres an, denn hier in den Bergen wurde es kühl.

      Dann ging sie hinaus vor die Almhütte und folgte der Einladung der beiden, sich zu ihnen zu setzen.

      So saß Clara zum ersten Mal im Abendlicht und schaute zu, wie die Sonne als großer roter Ball langsam hinter den Bergen versank. Dieses von ihr noch nie erlebte Naturschauspiel bewegte sie tief in ihrem Innern. Die Berggipfel leuchteten rot in den Strahlen der Abendsonne, wie die Glut in einem Kaminfeuer.

      Wenzel und Hilda beobachteten die junge Frau von der Seite.

      »Is schön, wie?«

      »Mir fehlen einfach die Worte! Ich bin richtig ergriffen. Ich kann mir das auch nicht erklären. Das ist doch nur ein Sonnenuntergang, wie ich ihn schon so viele Male erlebt habe.«

      »Des is es net, Madl. Mei, ein Sonnenuntergang hier in den Bergen, des is anders. Des ist ein einmaliges Schauspiel. Des kannst mit einem Sonnenuntergang in der Stadt net vergleichen.«

      »Ja, so ist es!« Clara dachte wieder an das Theaterstück. »Es ist wirklich wie ein Schauspiel. Das Stück ist zu Ende. Das Publikum sitzt ergriffen in seinen Stühlen. Die Scheinwerfer gehen langsam aus und tauschen die Bühne in immer schwächer werdendes Licht. Es ist ganz still, fast feierlich. Alle warten noch ganz ergriffen von dem Erlebten, bis der letzte Rest Licht verschwindet.«

      »Mei, Clara! Des hast schön gesagt, des mußt aufschreiben. Des mußt dem Fellbacher geben, unserm Bürgermeister. Der kann damit Werbung machen für Waldkogel. Des hast wirklich schön gesagt.«

      Wenzel war begeistert.

      »Schon gut, Wenzel! Hast doch gehört, im Theater sind die Leut auch still. Jetzt sei ruhig und laß uns die letzten Minuten noch genießen«, ermahnte Hilda ihren Wenzel.

      Hilda wunderte sich. Aber es war offensichtlich, daß er sich in seinen alten Tagen vor dem jungen Madl etwas wichtig machen wollte. Er ließ keine Gelegenheit ausgehen, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Dreimal hatte er schon gefragt, ob sie auch mit der Kammer zufrieden sei.

      *

      Clara hatte herrlich geschlafen. Sie konnte sich zwar nicht erinnern, was sie geträumt hatte, war aber davon überzeugt, daß es schöne Träume gewesen sein mußten. Sie fühlte sich gut.

      Wenzel und Hilda Oberländer waren offensichtlich schon ganz früh aufgestanden. Sicherlich macht so eine Alm viel Arbeit, dachte Clara und war voller Bewunderung für die beiden.

      »Ah, Madl! Bist auf! I hab’ dir draußen vor der Hütte den Tisch gedeckt. Geh nur!« begrüßte sie Hilda, die gerade einen Teig knetete.

      »Was gibt das? Kuchen?«

      »Ja, weil doch morgen Sonntag ist und auch, weil du da bist«, sagte Hilda und blinzelte Clara zu.

      Sie wischte sich die Hände an der Küchenschürze ab, nahm eine Emailkaffeekanne, die sie am Feuer warmgehalten hatte, und ging vor Clara hinaus.

      »Das soll ich alles essen?« fragte Clara erstaunt.

      »Iß, was dir schmecken tut und bis du satt bist!« war Hildas Antwort, als sie Clara Kaffee einschenkte.

      Clara nahm eine Scheibe Brot, bestrich sie mit Butter, die Hilda selbst gemacht hatte, und legte einige Scheiben geräucherten Schinken drauf. Clara war gerade dabei, zum zweiten Mal mit geschlossenen Augen und voller Genuß in das Brot zu beißen, als sie lautes Hundegebell aufschreckte.

      Da näherte sich mit kraftvollen Sprüngen ein Hund. Sie sah nur, wie riesig er war. Vor Schrecken stellte sich Clara auf die Bank und drückte sich ängstlich an die hölzerne Hauswand der Almhütte.

      »Bello! Bello bei Fuß!« schrie eine junge Frau, die hinter dem schwarzen bellenden, großen Ungeheuer den schmalen Pfad herunterrannte, der offensichtlich weiter hinauf in die Berge führte.

      Zum Erstaunen blieb der Hund vor dem Tisch stehen und setzte sich artig hin. Atemlos sagte die junge Frau:

      »Tut mir leid, wenn er dich erschreckt hat! Das ist Bello! Er ist noch sehr jung und deshalb gelegentlich ein bissel übermütig. Tut mir leid! Übrigens, ich bin Anna!«

      »Clara!« Sie gaben sich die Hände.

      Den Hund im Auge behaltend, setzte Clara ihr Frühstück fort.

      »Mei, Anna! Es is ja eine Freud, daß du mal wieder kommst.«

      »Der Toni ist mit einer Gruppe in den Berg. Deren Bergführer hat abgesagt. Da hat sich Toni angeboten, sie zu führen. Das tut dem Toni auch gut. Da muß ich die Sachen holen. I werde wohl zweimal gehen müssen, so viel wie des is.«

      Hilda gab dem Hund eine Schüssel mit Wasser.

      »Was ist das für ein Hund?«

      »Das ist ein echter Neufundländer, ein Rüde.«

      »Warum hat er dieses Dings da…«

      »Das sind Packtaschen«, erklärte Anna. »Neufundländer wurden gezüchtet, den Menschen zu helfen. Sie können kleine Lasten tragen und Wägelchen ziehen.«

      »Wirklich?« fragte Clara verwundert.

      »Mußt mir schon glauben, ich kenne mich da aus. Meine Großeltern züchten auch Neufundländer. Normalerweise nehmen ich oder Toni den Alukarren und spannen Bello davor, wenn wir die frischen Lebensmittel jeden zweiten Tag hier von der Oberländer Alm holen. Doch ein Reifen ist platt. Toni, mein Mann, wird den Schlauch flicken, wenn er zurückkommt. Da werden wir heute alles tragen müssen, nicht wahr, Bello! Dafür bekommst du auch ein Extrastück Wurst.«

      Anna nahm ein Stück Wurst vom Tisch und gab es Bello. Inzwischen hatten Hilda und Wenzel die Sachen zusammengestellt.

      »Hast du es weit?« fragte Clara.

      »Weit ist es nicht so sehr, eher steil.«

      »Die Anna und ihr Mann, der Toni, bewirtschaften zusammen die Berghütte. Die liegt oberhalb


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