Butler Parker Staffel 4 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Staffel 4 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Creek Village eintreffen.

      Es war für Rander selbstverständlich, daß Judy die Pläne ihres ermordeten Vaters übertragen bekam.

      Er wollte sogar noch mehr tun.

      Es war für ihn eine ausgemachte Sache, Judy Raston zurück nach Fairbanks oder sogar Anchorage zu begleiten, bis sie aus der Reichweite Herb Durhams war.

      Damit war der Fall dann eigentlich abgeschlossen. Die Behörden sollten sich gefälligst um die Gangster kümmern und ihrerseits Beweismaterial sammeln.

      Plötzlich legte Rander das Foto aus der Hand und trat noch einmal zurück an das Fenster. Er hatte sich an Parker erinnert. Gleichsam von der Loge aus wollte er zusehen, wie er den beiden Gangstern mitspielte …

      *

      Die beiden Gangster hatten sich an den taktisch richtigen Punkten des Hotels aufgebaut. Einer stand in der Nähe des Eingangs und lehnte gegen einen parkenden Wagen. Da es nicht mehr schneite und sogar die Sonne schien, war dieser Aufenthalt im Freien durchaus zumutbar und sogar erfreulich.

      Der zweite Gangster stand am Eingang einer schmalen Gasse. Sie verband die Hauptstraße mit dem weiträumigen Hinterhof des Hotels. Wer auch immer das Arctic-Hotel über den Hof verließ, er mußte durch diese Gasse kommen und von dem Beobachter unbedingt bemerkt werden.

      Mike Rander zuckte unwillkürlich zusammen, als er plötzlich dicht vor dem Gesicht des Mannes am Eingang einen weißen, runden Gegenstand ausmachte, der in rasanter Flugbahn heranzischte.

      Bruchteile von Sekunden später zerplatzte im Gesicht dieses äußerst überraschten Mannes ein fußballgroßer Schneeball, dessen Kern einige zusätzliche Überraschungen enthielt.

      Der Kern nämlich bestand aus wässeriger Masse, die sich auf dem getroffenen Gesicht ausbreitete und unter der Einwirkung der immer noch herrschenden Kälte jäh gefror.

      Der Gangster schrie auf, wischte sich mit dem Ärmel seines Jacketts durch das Gesicht und verschmierte sich die Augen samt Wimpern. Leicht geblendet und von panischer Furcht erfüllt, taumelte der Gangster umher, strauchelte und landete kopfüber in einer mächtigen Schneewehe, die sich neben der Straße gebildet hatte. Seine folgenden Schreie klangen sehr gedämpft.

      Der zweite Gangster war auf das Pech seines Partners aufmerksam geworden. Da er den eigentlichen Unfall nicht gesehen hatte, eilte er schleunigst herbei, um rettend einzugreifen.

      Damit brachte er sich leichtsinnigerweise in die Wirkungszone des Butlers. Wie sich Sekunden später nämlich zeigen sollte.

      Aus irgendeinem Fenster des Hotels senkte sich ein kleiner Papiersack, der mit Wasser gefüllt war. Dieser Papiersack zerschellte im Nacken des peinlich berührten Gangsters und gab das Wasser frei. Innerhalb weiterer Sekunden bildete sich im Genick des Gangsters ein riesiger Eiszapfen, der die Bewegungsmöglichkeiten ganz erheblich einschränkte.

      Rander lachte ungeniert und mußte sich an der Gardine festhalten. Parker hatte wieder einmal mit einfachen Mitteln große Wirkungen erzielt. Die beiden Gangster kamen frei, aber sie verzichteten darauf, weiterhin vor dem Hotel Wache zu schieben. Sie nahmen sich noch nicht einmal die Zeit, wüste Drohungen auszustoßen. Sie hatten nur das eine Bestreben, so schnell wie möglich in einen warmen Raum zu gelangen, um darin ihre steif gefrorenen Kleider zu wechseln.

      Sie verschwanden schleunigst in einem Wagen und preschten davon. Damit gaben sie den Weg frei für Parker und Mike Rander, zum Flugfeld neben dem zugefrorenen See zu gehen, um Judy Raston in Empfang zu nehmen.

      *

      Judy Raston war eine kleine, selbstbewußte Person. Sie wußte, daß sie gut aussah, und sie tat nichts, diesen Eindruck auch nur im geringsten zu verwischen. Sie trug Keilhosen und eine kurze, knapp sitzende Pelzjacke. Auf dem dunkelblonden Haar saß eine lustige Pelzkappe. Sie sah aus wie eine Eisprinzessin aus einer Eisrevue.

      Paul Edmonds, der Sekretär des Maklers Clay Hellers, wirkte nach wie vor schüchtern und gehemmt. Er verhaspelte sich einige Male, als er Mike Rander und Josuah Parker mit Judy Raston bekannt machte.

      »Was ist denn eigentlich los?« fragte Judy Raston noch auf dem kleinen Flugfeld. Sie wandte sich an Mike Rander. »Mr. Hellers hat da Andeutungen gemacht, die ich nicht ganz verstanden habe.«

      »Sie wissen, daß Ihr Vater …?«

      »Darüber weiß ich Bescheid«, gab sie überraschend kühl zurück. »Erwarten Sie keine Tränen von mir, Mr. Rander. Daddy und ich haben uns sehr lange nicht gesehen. Daddy lebte sein eigenes Leben.«

      »Es handelt sich um Fundpläne«, schaltete sich Paul Edmonds ein. »Ihr Vater, Miss Raston, hat Uranvorkommen entdeckt. Dem Gesetz nach ist er verpflichtet, diese Fundstätten der Regierung mitzuteilen. Allein könnte und dürfte er sie nicht ausbeuten. Die Regierung der Staaten zahlt für solche Fundstätten allerdings hohe Prämien und vergibt Beteiligungen.«

      »Daddy ist also reich gewesen?« Judy Raston war sehr sachlich. Mit gespielter Sentimentalität gab sie sich nicht ab.

      »Er wäre reich geworden«, korrigierte Paul Edmonds. »Wo die Pläne sich im Augenblick befinden, kann ich Ihnen nicht sagen. Darüber weiß Mr. Rander mehr.«

      »Sie haben die Pläne?« Judy Raston sah den jungen Anwalt erwartungsvoll an.

      »Richtig«, bestätigte Rander. »Ich will offen zu Ihnen sein, Miss Raston. Diese Pläne sind sehr begehrt. Es gibt einige Leute, die sie an sich bringen möchten.«

      »Gangster?« Paul Edmonds verfärbte sich trotz der Kälte. Er sah sich prompt scheu um.

      »Gangster«, bestätigte Mike Rander lächelnd. »Aber Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Edmonds. Ein Teil davon sitzt bereits hinter Schloß und Riegel.«

      »Und der Rest?«

      »Ist allerdings sehr aktiv. Wir alle sollten sehr vorsichtig sein.«

      »Darf ich einen Vorschlag machen?« sagte Edmonds.

      Mike Rander nickte.

      »Könnte man nicht sofort wieder zurück nach Fairbanks fliegen?«

      »Aber nein«, widersprach Judy Raston und schüttelte energisch den Kopf. »Ich möchte wenigstens ein paar Stunden hierbleiben und mir die Gegend ansehen. Das ist doch nicht gefährlich, oder?«

      »Wir werden schon auf Sie aufpassen«, beruhigte Mike Rander die junge Frau. »Mein Butler hat bereits vorgesorgt und zwei Zimmer im Arctic-Hotel reservieren lassen.«

      »Sie haben einen Butler? Toll … So etwas habe ich noch nie gesehen. Nur in Filmen!«

      Judy Raston benahm sich recht ungeniert. Sie baute sich vor Josuah Parker auf und besichtigte ihn wie ein skurriles Gebäude. Parker war selbst von dieser jungen, attraktiven Frau nicht zu beeindrucken. Er bemühte sich allerdings, so etwas wie ein freundliches Lächeln zu produzieren.

      »Ist er aus Holz?« fragte Judy leise und lächelte Rander an.

      »Das würde ich nicht gerade behaupten«, flüsterte Rander amüsiert zurück. »Sie müssen ihn mal in Aktion erleben, Miss Raston. Sie würden sich sehr wundern …«

      *

      Genau eine Stunde später war es passiert.

      Mike Rander hielt sich zusammen mit Parker in der Hotelbar auf, als Sekretär Paul Edmonds plötzlich hereinstürzte, sich suchend umschaute und dann auf Rander zusteuerte.

      »Schnell, schnell …«, keuchte Edmonds und lockerte sich den Kragen. »Miss Raston ist verschwunden.«

      »Wie war das?« Rander setzte sein Glas ab und sah Edmonds ungläubig an.

      »Judy Raston ist verschwunden, Mr. Rander. Sie ist nicht in ihrem Zimmer. Der Portier sagte mir, sie sei zusammen mit einem Mann aus dem Hotel gegangen und dann weggefahren.«

      Rander sah seinen Butler nachdenklich an. Josuah Parker aber äußerte sich nicht. Ihn schien diese Alarmmeldung überhaupt nicht zu beeindrucken.

      »Mit


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