Butler Parker Jubiläumsbox 7 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Jubiläumsbox 7 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Aber lesen Sie mal dieses Telegramm. Es kam vor ein paar Wochen in Washington an. Das war kurz nach dem Überfall in New Mexico. Vielleicht verstehen Sie dann, warum uns die Hände gebunden sind.«

      Stew Criswood griff in die Brusttasche seines Sommerjacketts und reichte Mike Rander ein Telegrammformular.

      Rander überlas den Text. Dann faltete er das Formular zusammen und gab es an Criswood zurück.

      »Verdammt, in Ihrer Haut möchte ich nicht stecken«, sagte er dann und atmete hörbar durch.

      »Begreifen Sie jetzt?« fragte Criswood und steckte das Telegramm wieder ein, »Die augenblicklichen Besitzer der vier A-Geschosse drohen mit der Zündung eines der Geschosse, falls wir versuchen, sie aufzuspüren und außer Gefecht zu setzen. Sie drohen damit, dieses Geschoß in irgendeiner Stadt irgendwo in den Staaten zu zünden. Meine private Meinung ist, daß es sich um einen harten Bluff handelt. Aber meine Meinung zählt nicht. Was ist, wenn aus dem Bluff Wirklichkeit wird? Diese Verantwortung kann niemand übernehmen, Rander! Aus diesem Grund müssen wir ungemein vorsichtig operieren. Offiziell unternehmen wir nichts. Wir setzen unsere ganzen Hoffnungen auf einen Handstreich. Viel ist bisher daraus nicht geworden.«

      »Gut, daß Parker mit von der Partie ist«, erwiderte Mike Rander. »Ich will ihn nicht in den Himmel loben... Aber wenn’s einer schafft, dann Josuah Parker!«

      »Halten wir ihm und Judy Malone die Daumen«, sagte Criswood mit neutraler Stimme.

      »Warum wurde Judy Malone zurück auf die Insel geschickt?« erkundigte sich der Anwalt. »Ist das eine Sache für eine Frau?«

      »Abgesehen davon, daß sie eine erstklassige Agentin ist, Rander, sie kennt sich etwas auf der Insel aus. Sie war fast drei Tage dort. Zusammen mit ihrem Partner Hilton. Wir konnten und durften schon aus Gründen der Zeitersparnis nicht auf sie verzichten. Sie wird Ihrem Butler eine erstklassige Hilfe sein, verlassen Sie sich darauf!«

      »Zwei Menschen gegen vier A-Geschosse und eine Bande mörderischer Gangster«, meinte der Anwalt leise. »Hoffentlich geht diese Rechnung auf!«

      »Sie kann nur dann aufgehen, Rander, wenn wir mit Einzelpersonen arbeiten«, erwiderte Criswood mit fester Stimme. »Sie wissen doch, wenn wir offiziell und massiv Vorgehen, müssen wir damit rechnen, daß man irgendwo eines der Geschosse zündet, das sich vielleicht bereits in einer Großstadt befindet.«

      »Ein Glück, daß sich die Gangster außer mit diesem Telegramm noch nicht gemeldet haben.«

      »Malen Sie nur nicht den Teufel an die Wand! Besprechen Sie es nur nicht! Ich fühle mich wie auf einem Pulverfaß, dessen Lunte bereits angezündet worden ist, Rander. Ich rechne jede Minute damit, daß die Gangster sich melden und sagen, was sie von uns und von der Regierung verlangen. Ist es erst einmal soweit, dann gnade uns Gott!«

      »Ist es nicht überraschend, daß die Gangster sich bisher noch nicht gemeldet haben? Es sind immerhin fast drei Monate verstrichen, seitdem die vier Geschosse gestohlen wurden.«

      »Meiner Ansicht nach eine taktische Vorsichtsmaßnahme der wirklichen Besitzer der Geschosse, die die Gangster nur vorgeschickt haben. Jeder Verdacht soll so beseitigt werden. Und jede Stunde, in der die Würfel noch nicht gefallen sind, wird für uns doch zu einer kleinen Ewigkeit. Jede Wartestunde steigert unsere Nervosität. So was nennt man normalerweise psychologische Kriegsführung!«

      Rander richtete sich im Sessel etwas auf und schaute zum Fenster hinaus, hinter dem noch die Nacht stand. Nur weit über dem Horizont in Richtung See war ein erster, feiner, rosaroter Lichtschimmer zu erkennen.

      »Ob Miß Malone und Parker schon von Bord gegangen sind?« fragte der Anwalt nachdenklich.

      Stew Criswood schaute auf seine Armbanduhr und nickte.

      »Falls die vereinbarte Zeit eingehalten wurde und falls nichts dazwischengekommen ist, müßte es soweit sein«, sagte er dann. »Hauptsache, es stellt sich heraus, daß die Schatzsucher auf der Haifischinsel tatsächlich die Geschosse besitzen. Sie wissen doch, Rander, selbst das wissen wir noch nicht einmal genau...!«

      *

      Sie kamen heil durch die starke Brandung und bargen das kleine Schlauchboot. Judy Malone ließ sich erschöpft im Sand niedersinken und rieb sich die schmerzenden Unterarme. Sie machte plötzlich einen bedrückten Eindruck. Vielleicht hatte sie Angst.

      Parkers Tatendrang war hingegen nicht zu bremsen. Er fühlte sich ausgezeichnet, zumal er seinen jungen Herrn in Key West wußte. Ihm war dies durchaus lieb, denn für Mike Rander fühlte er sich stets besonders verantwortlich.

      Parker verbarg das Schlauchboot unter dichtem Gestrüpp und blieb dann vor Judy Malone stehen, die ihn stumm und fragend anschaute.

      »Haben wir überhaupt eine Chance?« fragte sie endlich leise.

      »Sie war niemals größer als jetzt, Madam«, gab der Butler zurück. »Kein Mansch hier auf der Insel rechnet mit unserer Rückkehr. Schon gar nicht nach der Explosion auf dem Schnellboot. Wenn Sie erlauben, werde ich mich etwas umsehen.«

      »Sie wollen mich hier allein zurücklassen? Ausgeschlossen!«

      Judy Malone stand sofort auf und riß sich sichtlich zusammen. Sie sah sich in der Dunkelheit um und verfolgte die Linie des Sandstrandes mit ihren Augen.

      »Dort hinter den Palmen muß die zweite Lagune liegen«, sagte sie dann. »Und dort werden wir auch auf die Schatzsucher treffen.«

      Parker wußte aus Miß Malones Erzählungen, daß es weder ihr noch ihrem Begleiter Hilton gelungen war, an diese zweite Lagune heranzukommen. Sie waren leider vorher von den Wachen überrascht und gehetzt worden.

      »Wenn Sie erlauben, Miß Judy, übernehme ich den Vortritt«, sagte Parker ruhig und gelassen. »Es geht auf den Morgen zu. Um diese Zeit werden selbst die gewissenhaftesten Wachen schläfrig und unaufmerksam, wie die Erfahrung lehrt.«

      Judy Malone hatte nichts dagegen einzuwenden.

      Parker nahm seinen Universal-Regenschirm in die Hand und rückte sich die schwarze Melone zurecht. Dann verschwand er überraschend leichtfüßig und geräuschlos im Unterholz.

      Judy Malone, die längst gespürt hatte, was mit Butler Parker los war, kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Der Butler bewegte sich in diesem fremden Gelände mit der Sicherheit eines erfahrenen Pfadfinders. Nervosität schien ihm vollkommen fremd zu sein. Zudem verfügte er über den wachen Instinkt und den Orientierungssinn eines Raubtieres, das sich an seine ahnungslose Beute heranpirscht.

      Parker blieb plötzlich wie angewurzelt stehen.

      Seine Nase wurde vom Rauch eines Feuers getroffen. Und Sekunden danach waren Schritte zu hören.

      Parker bog die Strauchzweige, hinter denen er stand, etwas zur Seite. Seine Augen erblickten einige primitive Holzhütten, die von einem kleinen, heruntergebrannten Feuer beleuchtet wurden. An diesem Feuer saß ein einzelner Mann, der eine Zigarette rauchte.

      Diese Holzhütten wiederum standen am Rande einer kleinen Lagune. Und in dieser Lagune, das war die eigentliche Sensation, machte der Butler die Umrisse einer alten Fregatte aus, wie sie zu Zeiten der spanischen Kolonialherrschaft in Amerika benutzt worden waren. Ein Irrtum war ausgeschlossen.

      »Wenn Sie bitte einmal sehen wollen«, sagte Parker, sich leise an Judy wendend.

      »Eine spanische Fregatte«, sagte sie überrascht.

      »Hier scheinen tatsächlich Schatzsucher am Werk zu sein«, meinte der Butler. »Schade, daß man das Schiff nicht genau sehen kann.«

      »Dagegen läßt sich einiges tun«, antwortete der Butler. »Darf ich Sie höflichst bitten, für ein paar Minuten zurückzubleiben?«

      Judy Malone nickte nur.

      Parker verließ das schützende Unterholz und sah zu dem Mann hinüber, der am Feuer saß und gerade Anstalten traf, sich zu erheben. War er mißtrauisch geworden? Hatte er irgendwelche verdächtigen Geräusche gehört?

      Der Butler hielt


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