Butler Parker Jubiläumsbox 7 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Jubiläumsbox 7 – Kriminalroman - Günter Dönges


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durch die Nacht katapultierte.

      Der Nachtwächter, der seine Knie noch nicht ganz durchgedrückt hatte, stieß Bruchteile von Sekunden später einen sanften Seufzer aus und ließ sich wieder am Feuer nieder. Er machte es sich bequem und streckte sogar seine Beine lang aus. Dann blieb er unbeweglich liegen.

      Parker huschte zu dem nun tief schlafenden Mann hinüber und nahm ihm die Handfeuerwaffe ab. Es handelte sich um einen soliden 45er, dessen Lauf er kurz und wirkungsvoll präparierte. Er füllte einige Prisen Feinsand in den Lauf und gab danach einige Tropfen Lagunenwasser hinzu, damit der nun feuchte Sand auch wirklich in den Zügen des Laufs haften blieb.

      Dann wechselte der Butler hinüber an das Ufer der Lagune und sah sich das alte spanische Schatzschiff etwas genauer an.

      Er hatte sich nicht getäuscht.

      In der schmalen Lagune befand sich tatsächlich ein uraltes Segelschiff, das einen äußerst verwahrlosten und mitgenommenen Eindruck machte. Laufplanken führten vom Ufer hinüber an Bord dieser Fregatte. Das Schiff wurde von kräftigen Balken und von passend zurechtgeschnittenen Baumstämmen gehalten. Der Rumpf, der über und über mit Muscheln bedeckt war, strömte einen faulen Geruch aus. Das Schiff schien bis zu seiner Hebung auf Grund gelegen zu haben.

      Von den Masten waren nur noch kurze Stümpfe zu sehen. Das Schanzkleid sah zerschossen aus. Die Stückpforten, in denen seinerzeit einmal Kanonen standen, waren leer.

      Parker war ehrlich überrascht.

      Solch eine Fregatte hatte er hier nicht erwartet. Und er fragte sich noch einmal, ob sie es nicht doch mit Schatzsuchern zu tun hatten, die eifersüchtig über ihre Beute wachten.

      Parker wechselte die Blickrichtung.

      Die Holzhütten am Strand waren jetzt gut zu übersehen.

      Es handelte sich um primitive Hütten, die aus Palmstämmen, Ästen und Palmwedeln bestanden. Am Ufer der Lagune machte er zusätzlich Hebewerkzeuge und anderes Arbeitsgerät aus. Generell war zu sagen, daß alles einen unverdächtigen Eindruck machte. Sollte die CIA sich doch auf einer falschen Spur befinden?

      Wenn hier wirklich A-Geschosse verborgen wurden, wo konnte man sie untergebracht haben? In einer der primitiven Hütten? Wie viele Männer mochten in den Hütten schlafen? Wo befanden sich das Schwimmerflugzeug und der schnelle Außenborder?

      Parker ging suchend weiter. Seine Vorsicht ließ nicht nach, wußte er doch nicht, welche Nachtwachen noch zusätzlich unterwegs waren. Ihn interessierte der natürliche Stichkanal, der die Innenlagune mit der Außenlagune verband. Um Judy kümmerte er sich nicht weiter. Er war sicher, daß sie verabredungsgemäß im Versteck zurückblieb und dort auf ihn wartete.

      Nach wenigen Minuten hatte der Butler den gesuchten Stichkanal gefunden. Es handelte sich um jenen Wasserlauf, durch den Judy von ihren Verfolgern gehetzt worden war.

      Minuten später fand der Butler das einmotorige Wasserflugzeug. Es lag ruhig im Wasser und war mittels einiger Leinen an Palmstämmen festgemacht worden. Nicht weit davon war auch der schnelle Außenborder zu sehen, den die Gangster benutzt hatten, um das von Rander und Parker gemietete Leihboot in die Luft zu sprengen.

      Nein, normale Schatzsucher konnten das wohl doch nicht sein! Diente diese Schatzsuche nur der raffinierten Tarnung, wie die CIA es vermutete?

      Bevor der Butler sich diese Frage beantworten konnte, hörte er plötzlich von der Innenlagune her einen schrillen Schrei, dem kurz darauf zwei peitschende Pistolenschüsse folgten.

      Sekunden später war das los, was man im Volksmund so treffend die Hölle nennt!

      Signalpfeifen schrillten. Stimmen gellten durch die Dunkelheit. Auf einen Knopfdruck hin wurde zentral eine Kette von grellen Lichtern und Scheinwerfern eingeschaltet. Das Gelände der inneren Lagune wurde taghell erleuchtet.

      Parker sah sich gezwungen, erst einmal von der Bildfläche zu verschwinden. Zurück ins Unterholz wollte er auf keinen Fall. Dort fehlte ihm die Sicht.

      Als praktisch veranlagter Mensch verband er das Angenehme mit dem Nützlichen.

      Die Schwimmer des Wasserflugzeuges befanden sich in seiner unmittelbaren Nähe.

      Also stieg er schnell und geschickt auf einen der Schwimmer über, öffnete die Tür der viersitzigen Kabine und stieg in das Flugzeug. Er schloß die Tür hinter sich und richtete sich ein.

      Vom bequemen Sitz aus war er in der Lage, die nun einsetzende Suchaktion zu beobachten. Schon nach wenigen Augenblicken war ihm klar, daß er sich das richtige Versteck ausgesucht hatte.

      Überall wimmelte es plötzlich von Männern, die zusätzlich noch Handscheinwerfer trugen und das Gelände absuchten. Sie waren durchweg mit Pistolen bewaffnet und nahmen ihre Arbeit sehr ernst.

      Sie suchten überall, aber sie gingen wiederholt am Wasserflugzeug vorbei und konnten sich wohl nicht vorstellen, daß hier irgendein heimlicher Besucher der Haifischinsel saß.

      Die Männer - Parker zählte sechs von ihnen - blieben fast eine halbe Stunde lang auf den Beinen. Erst dann zogen sie sich wieder zu ihren primitiven Hütten zurück. Und schlagartig erloschen sämtliche Lichter. Die Schatzsucher waren wohl zu der Überzeugung gekommen, daß nun alles in bester Ordnung war.

      Parker war verständlicherweise anderer Ansicht.

      Ihm klang noch der schrille Schrei in den Ohren. Er erinnerte sich noch sehr genau der beiden Pistolenschüsse. Er dachte an Judy Malone. Hatte sie diesen Schrei ausgestoßen? War sie vielleicht von irgendeiner Nachtwache überrascht worden?

      Parker wartete noch einige Zeit, bis er das Wasserflugzeug wieder verließ. Dann pirschte er sich vorsichtig zurück zu dem Punkt, an dem er Judy Malone zurückgelassen hatte.

      Vorsichtig schaute er sich nach ihr um.

      Doch er wußte eigentlich schon im voraus, daß er sie nicht mehr antreffen würde. Er hatte sich bereits mit dem Gedanken vertraut gemacht, daß man sie überrascht und überwältigt hatte.

      Viel Zeit stand dem Butler nicht mehr zur Verfügung. Der Morgen dämmerte. Bis es hell wurde, mußte Parker sich ein sicheres Versteck gesucht haben. Es stand zu erwarten, daß die Schatzsucher die ganze Insel nach weiteren Besuchern durchkämmten. Sie konnten sich ja leicht ausrechnen, daß die Frau nicht allein gekommen war.

      Der Butler wollte zurück zur Außenlagune gehen, als er plötzlich eine überlaute, energische Stimme hörte, die mit Sicherheit aus einem großen Lautsprecher kam.

      »Achtung...! Achtung...!« war zu hören. »In zehn Minuten werden wir die junge Dame zum Reden bringen. Und zwar mit allen Mitteln. Wir scheuen vor nichts zurück. Wer sich mit ihr auf der Insel befindet, muß sich umgehend stellen, wenn der jungen Frau nichts geschehen soll! Achtung! Achtung... Ich gebe die Meldung noch einmal durch. Und ich erkläre, daß wir nicht bluffen!«

      Zur Erklärung, daß wirklich nicht geblufft wurde, war über den Lautsprecher die keuchende Stimme von Judy Malone zu hören. Wütend und verzweifelt schrie sie immer wieder den Satz:

      »Loslassen... Lassen Sie mich los! Und wenn Sie mich umbringen, ich werde kein Wort sagen!«

      Parker hörte einen Moment aufmerksam zu, dann entschied er, sich direkt mit den Schatzsuchern in Verbindung zu setzen. Bevor er das jedoch tat, griff er in die Außentasche seines Jacketts und holte eine kleine Metallkapsel hervor, die er mittels eines Knopfdruckes quasi entsicherte, um sie dann fast achtlos irgendwohin ins Unterholz zu werfen.

      Anschließend legte er den bleigefütterten Bambusgriff seines Universal-Regenschirms über den linken Unterarm und schritt würdevoll auf das Lager der Schatzsucher zu....

      So etwas wie Josuah Parker hatten sie noch nie gesehen.

      Sie grinsten unverhohlen und machten ihre billigen Witze über ihn. Sie sahen ihn sich immer wieder kopfschüttelnd an, als sie ihn zu einer Hütte führten, die, etwas abgesetzt von den anderen, im dichten Unterholz stand.

      Diese Hütte war überraschend solide gebaut und glich fast


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