Das Nibelungenlied. Anonym

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Das Nibelungenlied - Anonym


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ersahn;

       Der sie erbauen konnte, war wohl ein mächtiger Mann."

      Zur Antwort gab ihm Siegfried: "Das ist mir wohlbekannt; 397

       Brunhilden sind sie, die Burgen wie das Land

       Und Isenstein die Veste, glaubt mir fürwahr:

       Da mögt ihr heute schauen schöner Frauen große Schar.

      "Ich will euch Helden rathen: seid all von einem Muth 398

       Und sprecht in gleichem Sinne, so dünkt es mich gut.

       Denn wenn wir heute vor Brunhilden gehn,

       So müßen wir in Sorgen vor der Königstochter stehn.

      "Wenn wir die Minnigliche bei ihren Leuten sehn, 399

       Sollt ihr erlauchte Helden nur Einer Rede stehn:

       Gunther sei mein Lehnsherr und ich ihm unterthan;

       So wird ihm sein Verlangen nach seinem Wunsche gethan."

      Sie waren all willfährig zu thun, wie er sie hieß: 400

       In seinem Uebermuthe es auch nicht Einer ließ.

       Sie sprachen, wie er wollte; wohl frommt' es ihnen da,

       Als der König Gunther die schöne Brunhild ersah.

      "Wohl thu ichs nicht so gerne dir zu lieb allein, 401

       Als um deine Schwester, das schöne Mägdelein.

       Die ist mir wie die Seele und wie mein eigner Leib;

       Ich will es gern verdienen, daß sie werde mein Weib."

      * * * * *

      Siebentes Abenteuer.

      Wie Gunther Brunhilden gewann.

      Ihr Schifflein unterdessen war auf dem Meer 402

       Zur Burg heran gefloßen: da sah der König hehr

       Oben in den Fenstern manche schöne Maid.

       Daß er sie nicht erkannte, das war in Wahrheit ihm leid.

      Er fragte Siegfrieden, den Gesellen sein: 403

       "Hättet ihr wohl Kunde um diese Mägdelein,

       Die dort hernieder schauen nach uns auf die Flut?

       Wie ihr Herr auch heiße, so tragen sie hohen Muth."

      Da sprach der kühne Siegfried: "Nun sollt ihr heimlich spähn 404

       Nach den Jungfrauen und sollt mir dann gestehn,

       Welche ihr nehmen wolltet, wär euch die Wahl verliehn."

       "Das will ich," sprach Gunther, dieser Ritter schnell und kühn.

      "So schau ich ihrer Eine in jenem Fenster an, 405

       Im schneeweißen Kleide, die ist so wohlgethan:

       Die wählen meine Augen, so schön ist sie von Leib.

       Wenn ich gebieten dürfte, sie müste werden mein Weib."

      "Dir hat recht erkoren deiner Augen Schein: 406

       Es ist die edle Brunhild, das schöne Mägdelein,

       Nach der das Herz dir ringet, der Sinn und auch der Muth."

       All ihr Gebaren dauchte König Gunthern gut.

      Da hieß die Königstochter von den Fenstern gehn 407

       Die minniglichen Maide: sie sollten da nicht stehn

       Zum Anblick für die Fremden; sie folgten unverwandt.

       Was da die Frauen thaten, das ist uns auch wohl bekannt.

      Sie zierten sich entgegen den unkunden Herrn, 408

       Wie es immer thaten schöne Frauen gern.

       Dann an die engen Fenster traten sie heran,

       Wo sie die Helden sahen: das ward aus Neugier gethan.

      Nur ihrer Viere waren, die kamen in das Land. 409

       Siegfried der kühne ein Ross zog auf den Strand.

       Das sahen durch die Fenster die schönen Frauen an:

       Große Ehre dauchte sich König Gunther gethan.

      Er hielt ihm bei dem Zaume das zierliche Ross, 410

       Das war gut und stattlich, stark dazu und groß,

       Bis der König Gunther fest im Sattel saß.

       Also dient' ihm Siegfried, was er hernach doch ganz vergaß.

      Dann zog er auch das seine aus dem Schiff heran: 411

       Er hatte solche Dienste gar selten sonst gethan,

       Daß er am Steigreif Helden gestanden wär.

       Das sahen durch die Fenster die schönen Frauen hehr.

      Es war in gleicher Weise den Helden allbereit 412

       Von schneeblanker Farbe das Ross und auch das Kleid,

       Dem einen wie dem andern, und schön der Schilde Rand:

       Die warfen hellen Schimmer an der edeln Recken Hand.

      Ihre Sättel wohlgesteinet, die Brustriemen schmal: 413

       So ritten sie herrlich vor Brunhildens Saal;

       Daran hiengen Schellen von lichtem Golde roth.

       Sie kamen zu dem Lande, wie ihr Hochsinn gebot,

      Mit Speren neu geschliffen, mit wohlgeschaffnem Schwert, 414

       Das bis auf die Sporen gieng den Helden werth.

       Die Wohlgemuthen führten es scharf genug und breit.

       Das alles sah Brunhild, diese herrliche Maid.

      Mit ihnen kam auch Dankwart und sein Bruder Hagen: 415

       Diese beide trugen, wie wir hören sagen,

       Von rabenschwarzer Farbe reichgewirktes Kleid;

       Neu waren ihre Schilde, gut, dazu auch lang und breit.

      Von India dem Lande trugen sie Gestein, 416

       Das warf an ihrem Kleide auf und ab den Schein.

       Sie ließen unbehütet das Schifflein bei der Flut;

       So ritten nach der Veste diese Helden kühn und gut.

      Sechsundachtzig Thürme sahn sie darin zumal, 417

       Drei weite Pfalzen und einen schönen Saal

       Von edelm Marmelsteine, so grün wie das Gras,

       Darin die Königstochter mit ihrem Ingefinde saß.

      Die Burg war erschloßen und weithin aufgethan, 418

       Brunhildes Mannen liefen alsbald heran

       Und empfiengen die Gäste in ihrer Herrin Land.

       Die Rosse nahm man ihnen und die Schilde von der Hand.

      Da sprach der Kämmrer Einer: "Gebt uns euer Schwert 419

       Und die lichten Panzer." "Das wird euch nicht gewährt,"

       Sprach Hagen von Tronje, "wir wollens selber tragen."

       Da begann ihm Siegfried von des Hofs Gebrauch zu sagen:

      "In dieser Burg ist Sitte, das will ich euch sagen, 420

       Keine Waffen dürfen da die Gäste tragen:

       Laßt sie von hinnen bringen, das ist wohlgethan."

       Ihm folgte wider Willen Hagen, König Gunthers Mann.

      Man ließ den Gästen schenken und schaffen gute Ruh. 421

       Manchen schnellen Recken sah man dem Hofe zu

       Allenthalben eilen in fürstlichem Gewand;

       Doch wurden nach den Kühnen ringsher die Blicke gesandt.

      Nun wurden auch Brunhilden gesagt die Mären,


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