Das Nibelungenlied. Anonym

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Das Nibelungenlied - Anonym


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war bald vom Kampfe heil.

       Etliche Todte ließen sie im Land.

       Da gieng der König Gunther hin, wo er Siegfrieden fand.

      Er sprach zu dem Recken: "Nun rath mir, wie ich thu. 319

       Unsre Gäste wollen reiten morgen fruh

       Und gehn um stäte Sühne mich und die Meinen an:

       Nun rath, kühner Degen, was dich dünke wohlgethan.

      "Was mir die Herrn bieten, das will ich dir sagen: 320

       Was fünfhundert Mähren an Gold mögen tragen,

       Das bieten sie mir gerne für ihre Freiheit an."

       Da sprach aber Siegfried: "Das wär übel gethan.

      "Ihr sollt sie beide ledig von hinnen laßen ziehn; 321

       Nur daß die edeln Recken sich hüten fürderhin

       Vor feindlichem Reiten her in euer Land,

       Laßt euch zu Pfande geben der beiden Könige Hand."

      "Dem Rathe will ich folgen." So giengen sie hindann. 322

       Seinen Widersachern ward es kundgethan,

       Des Golds begehre Niemand, das sie geboten eh.

       Daheim den lieben Freunden war nach den heermüden weh.

      Viel Schilde schatzbeladen trug man da herbei: 323

       Das theilt' er ungewogen seinen Freunden frei,

       An fünfhundert Marken und Manchem wohl noch mehr;

       Gernot rieth es Gunthern, dieser Degen kühn und hehr.

      Um Urlaub baten alle, sie wollten nun hindann. 324

       Da kamen die Gäste vor Kriemhild heran

       Und dahin auch, wo Frau Ute saß, die Königin.

       Es zogen nie mehr Degen so wohl beurlaubt dahin.

      Die Herbergen leerten sich, als sie von dannen ritten. 325

       Doch verblieb im Lande mit herrlichen Sitten

       Der König mit den Seinen und mancher edle Mann:

       Die giengen alle Tage zu Frau Kriemhild heran.

      Da wollt auch Urlaub nehmen Siegfried der gute Held, 326

       Verzweifelnd zu erwerben, worauf sein Sinn gestellt.

       Der König hörte sagen, er wolle nun hindann:

       Geiselher der junge ihn von der Reise gewann.

      "Wohin, edler Siegfried, wohin reitet ihr? 327

       Hört meine Bitte, bleibt bei den Recken hier,

       Bei Gunther dem König und bei seinem Lehn:

       Hier sind viel schöne Frauen, die läßt man euch gerne sehn."

      Da sprach der starke Siegfried: "So laßt die Rosse stehn. 328

       Von hinnen wollt ich reiten, das laß ich mir vergehn.

       Tragt auch hinweg die Schilde: wohl wollt ich in mein Land:

       Davon hat mich Herr Geiselher mit großen Treuen gewandt."

      So verblieb der Kühne dem Freund zu Liebe dort. 329

       Auch wär ihm in den Landen an keinem andern Ort

       So wohl als hier geworden: daher es nun geschah,

       Daß er alle Tage die schöne Kriemhild ersah.

      Ihrer hohen Schönheit willen der Degen da verblieb. 330

       Mit mancher Kurzweile man nun die Zeit vertrieb;

       Nur zwang ihn ihre Minne, die schuf ihm oftmals Noth;

       Darum hernach der Kühne lag zu großem Jammer todt.

      * * * * *

      Sechstes Abenteuer.

      Wie Gunther um Brunhild gen Isenland fuhr.

      Wieder neue Märe erhob sich über Rhein: 331

       Man sagte sich, da wäre manch schönes Mägdelein.

       Sich eins davon zu werben sann König Gunthers Muth.

       Das dauchte seine Recken und die Herren alle gut.

      Es war eine Königin geseßen über Meer, 332

       Ihr zu vergleichen war keine andre mehr.

       Schön war sie aus der Maßen, gar groß war ihre Kraft;

       Sie schoß mit schnellen Degen um ihre Minne den Schaft.

      Den Stein warf sie ferne, nach dem sie weithin sprang; 333

       Wer ihrer Minne gehrte, der muste sonder Wank

       Drei Spiel' ihr abgewinnen, der Frauen wohlgeboren;

       Gebrach es ihm an Einem, so war das Haupt ihm verloren.

      Die Königstochter hatte das manchesmal gethan. 334

       Das erfuhr am Rheine ein Ritter wohlgethan.

       Der seine Sinne wandte auf das schöne Weib.

       Drum musten bald viel Degen verlieren Leben und Leib.

      Als einst mit seinen Leuten saß der König hehr, 335

       Ward es von allen Seiten berathen hin und her,

       Welche ihr Herr sich sollte zum Gemahl erschaun,

       Die er zum Weibe wollte und dem Land geziemte zur Fraun.

      Da sprach der Vogt vom Rheine: "Ich will an die See 336

       Hin zu Brunhilden, wie es mir ergeh.

       Um ihre Minne wag ich Leben und Leib,

       Die will ich verlieren, gewinn ich nicht sie zum Weib."

      "Das möcht ich widerrathen," sprach Siegfried wider ihn: 337

       "So grimmiger Sitte pflegt die Königin,

       Um ihre Minne werben, das kommt hoch zu stehn:

       Drum mögt ihrs wohl entrathen, auf diese Reise zu gehn."

      Da sprach der König Gunther: "Ein Weib ward noch nie 338

       So stark und kühn geboren, im Streit wollt ich sie

       Leichtlich überwinden allein mit meiner Hand."

       "Schweigt," sprach da Siegfried, "sie ist euch noch unbekannt.

      "Und wären eurer viere, die könnten nicht gedeihn 339

       Vor ihrem grimmen Zorne: drum laßt den Willen sein,

       Das rath ich euch in Treuen: entgeht ihr gern dem Tod,

       So macht um ihre Minne euch nicht vergebliche Noth."

      "Sei sie so stark sie wolle, die Reise muß ergehn 340

       Hin zu Brunhilden, mag mir was will geschehn.

       Ihrer hohen Schönheit willen gewagt muß es sein:

       Vielleicht daß Gott mir füget, daß sie uns folgt an den Rhein."

      "So will ich euch rathen," begann da Hagen, 341

       "Bittet Siegfrieden, mit euch zu tragen

       Die Last dieser Sorge; das ist der beste Rath,

       Weil er von Brunhilden so gute Kunde doch hat."

      Er sprach: "Viel edler Siegfried, willst du mir Helfer sein 342

       Zu werben um die Schöne? Thu nach der Bitte mein;

       Und gewinn ich mir zur Trauten das herrliche Weib,

       So verwag ich deinetwillen Ehre, Leben und Leib."

      Zur Antwort gab ihm Siegfried, König Siegmunds Sohn: 343

       "Ich will es thun, versprichst du die Schwester mir zum Lohn,

       Kriemhild die schöne, eine Königin hehr:

       So begehr ich keines


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