Wenn Sie Fliehen Würde. Блейк Пирс

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Wenn Sie Fliehen Würde - Блейк Пирс


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nicht albern, Alan. Ich rufe Melissa an und erkläre es ihr.“

      „Nein. Wenn die beiden eine Pause brauchen, dann sollen sie sie haben. Wie du weißt, bin ich durchaus in der Lage, auf die Kleine hier aufzupassen.“

      „Alan, darum kann ich dich nun wirklich nicht bitten!“

      „Und das würdest du auch nie tun. Und genau deshalb biete ich mich freiwillig an.“

      Kate kam zum Sofa herüber und setzte sich. Sie ließ ihren Kopf an seine Schulter sinken. „Weißt du eigentlich, wie unglaublich du bist?“

      Er zuckte die Schultern. „Weißt du es denn?“

      „Wie meinst du das?“, fragte sie, da sie den Ärger in seinem Tonfall hörte.

      „Ich meine diese Sache mit dir und deiner Arbeit. Es sollte eine gelegentliche Sache sein, richtig? Und in aller Fairness muss ich sagen, dass es bisher auch so war. Aber wenn die Arbeit ruft, ist alles andere egal. Sie verlangen, dass du alles stehen und liegen lässt und sofort angerannt kommst, wann immer sie dich anrufen.“

      „Das ist nun einmal Teil des Jobs.“

      „Ein Job, von dem du vor zwei Jahren pensioniert wurdest. Vermisst du ihn wirklich so sehr?“

      „Alan … das ist nicht fair.“

      „Vielleicht nicht. Ich behaupte nicht, dass ich nachvollziehen kann, welche Anziehungskraft dieser Job auf dich ausübt. Aber ich stehe in derselben Ecke wie Melissa und Michelle. Das, was ich gewillt bin hinzunehmen, hat seine Grenzen.“

      „Wenn es dir so wichtig ist, dann werde ich diesen Job nicht annehmen. Ich werde Duran anrufen und‒“

      „Nein. Du musst ihn annehmen. Ich möchte nicht, dass du es später an mir oder deiner Tochter auslässt, wenn du diese Gelegenheit vorüber ziehen lässt. Deshalb geh, nimm ihn an. Aber lass dir von jemandem, der sich mehr und mehr in dich verliebt, gesagt sein, dass du dich auf einige ernsthafte Gespräche gefasst machen musst, wenn du zurück bist. Mit mir, mit deiner Tochter, und vielleicht auch mit dir selbst.“

      Kates erste Reaktion darauf war Ärger und Ablehnung. Doch vielleicht hatte er recht. Hatte sie nicht schließlich gerade eben noch festgestellt, dass ihre Entscheidung an Egoismus grenzte? In drei Wochen wurde sie sechsundfünfzig. Vielleicht war es wirklich an der Zeit, hinsichtlich ihres Jobs einige Grenzen zu ziehen. Und wenn das bedeutete, dass ihre kleine, spezielle Vereinbarung mit Duran zum einem Ende kam, dann war das eben so.

      „Alan … ich möchte, dass du ehrlich zu mir bist. Wenn ich diesen Fall übernehme und das eine Belastung für unsere Beziehung bedeutet …“

      „Nein, das tut es nicht. Nicht diesmal. Aber ich weiß nicht, wie lange ich das in Zukunft noch mitmachen kann.“

      Sie öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, jedoch klingelte in diesem Augenblick ihr Telefon und unterbrach sie. Sie blickte auf das Display und sah, dass es Kristen DeMarco war, die junge Frau, die seit einem Jahr ihr Partner und bei diesem kleinen beruflichen Experiment mit dem FBI immer an ihrer Seite war.

      „Das ist DeMarco“, sagte Kate. „Ich brauche die Flugdaten.“

      „Schon in Ordnung“, sagte Alan, „du brauchst dafür nicht mein Einverständnis.“

      Was sie nicht sagte, jedoch dachte, war: Warum habe ich dann das Gefühl, dass ich es dennoch brauche?

      Es war keine Frage, mit der sie sich im Moment auseinander setzen wollte. Und, wie sie es während der letzten Monate schon so oft getan hatte, wenn sie sich solchen Fragen gegenüber sah, wendete sie ihre Aufmerksamkeit der Arbeit zu. Mit einem leichten Schuldgefühl nahm sie das Gespräch entgegen.

      „Hey, DeMarco. Wie läuft’s?“

      KAPITEL ZWEI

      Sowohl Kate als auch DeMarco waren in der Lage, auf dem Flug von Washington DC nach Chicago, der in aller Herrgottsfrühe ging, ein wenig zu schlafen. Doch zumindest was Kate anging, war es bestenfalls ein sehr unruhiges Nickerchen gewesen. Sie fühlte sich gerädert, als sie um 6:15 Uhr während des Landeanflugs auf Chicago erwachte. Ihre ersten Gedanken galten Melissa, Michelle und Alan. Wie ein Ziegelstein schlugen die Schuldgefühle ein, während sie Chicago im sanften Licht der Dämmerung durch das Flugzeugfenster betrachtete.

      Die ersten Momente in Chicago verbrachte sie damit, sich schwere Vorwürfe zu machen. Es wurde ein bisschen besser, als sie und DeMarco durch den Terminal auf den Schalter der Autovermietung zugingen.

      Jetzt, da sie nach Frankfield, einer Kleinstadt in Illinois, fuhren, waren die Schuldgefühle kaum mehr als ein Geist in ihrem Kopf, komplett mit rasselnden Ketten und knarrenden Dielen.

      DeMarco saß hinterm Steuer und nippte an ihrem Starbucks-Kaffee, den sie sich im Flughafen O’Hare besorgt hatte. Sie warf Kate einen Blick zu, die aus dem Fenster starrte, und stieß sie an.

      „Okay, Wise“, sagte DeMarco, „hier im Raum steht ein großer, fetter Elefant, und er stinkt. Was ist los? Du siehst furchtbar aus.“

      „Sind wir schon auf dem lass-uns-unsere-Herzen-ausschütten-Level?“

      „Sind wir das nicht immer?“

      Kate setzte sich aufrechter hin und seufzte. „Ich habe gerade Michelle gebabysittet, als ich bemerkte, dass ich einen Anruf von Duran verpasst habe. Ich bin einfach auf und los. Und noch schlimmer ist es, dass ich sie Alan überlassen habe, weil Melissa und ihr Mann gerade dabei sind, ihre Probleme durchzukauen. Die ganze Sache wurmt mich.“

      „Ich persönlich bin froh, dass du hier bist“, meinte DeMarco. „Aber du hättest einfach Nein sagen können. Du hast doch keinen wirklichen Vertrag, oder?“

      „Nein, habe ich nicht. Aber nein zu sagen ist nicht so einfach, wie du vielleicht glaubst. Ich befürchte, dass ich zu viel investiere. Ich glaube, ich definiere mich über diesen Job.“

      „Großmutter zu sein reicht dir nicht?“, fragte DeMarco.

      „Doch, natürlich. Aber ich … ich weiß auch nicht recht.“

      Ihre Worte verloren sich und DeMarco fiel in das Schweigen mit ein … zumindest einen Moment lang. „Also, dieser Fall hier“, begann sie, „sieht ziemlich unkompliziert aus, richtig? Hast du schon die Akten gelesen?“

      „Hab ich. Der Tathergang scheint ziemlich klar zu sein. Doch ohne Spuren oder Hinweise oder auch nur die leisesten Vorschläge der Polizei vor Ort wird die Lösung dieses Falls eine Herausforderung sein.“

      „Also … das jüngste Opfer ist eine vierundfünfzigjährige Frau. Sie war nachmittags vor zwei Tagen allein zu Hause. Es gibt keine Anzeichen von einem gewaltsamen Eindringen. Sie ist von ihrem Mann entdeckt worden, als er von der Arbeit nach Hause kam. Sieht nach einer brutalen Strangulierung aus, die tief in ihren Hals geschnitten hat.“

      „Und genau das könnte ein Anhaltspunkt sein“, meinte Kate. „Womit erwürgt man jemanden, und schneidet dabei tief in ihren Hals?“

      „Stacheldraht?“

      „Dann wäre da mehr Blut gewesen“, hielt Kate dagegen. „Der Tatort wäre mehr als nur ein bisschen blutig.“

      „Und in den Berichten steht, dass er ziemlich sauber war.“

      „Das erklärt auch, warum das Police Department vor Ort solche Probleme hat. Aber irgendwo müssen wir anfangen, richtig?“

      „Dann lass uns das mal genauer ansehen“, sagte DeMarco, verlangsamte das Tempo und nickte geradeaus. „Wir sind da.“

      ***

      Ein einzelner Polizeibeamter wartete auf sie, als sie auf die U-förmige


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