Wenn Sie Fliehen Würde. Блейк Пирс

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Wenn Sie Fliehen Würde - Блейк Пирс


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höflich zu. Er trug Uniform und aufgrund seines sternförmigen Abzeichen war klar, dass er der Sheriff war. Kates Meinung nach hielt er diese Position nicht mehr lange. Er ging locker auf die Sechzig zu, was vor allem anhand seiner Augenbrauen und seiner fast komplett grauen Haare offensichtlich war.

      „Agents Wise und DeMarco“, sagte Kate und zeigte ihre FBI-Marke.

      „Sheriff Bannerman“, sagte der alternde Polizist. „Schön, dass Sie da sind. Dieser Fall stellt uns alle vor ein Rätsel.“

      „Könnten Sie bitte mit uns hineingehen und uns über die Details aufklären?“, bat Kate.

      „Natürlich.“

      Bannerman ging voran auf die spärlich dekorierte Veranda. Die Einrichtung drinnen war ebenso minimalistisch gehalten wie draußen und ließ das ohnehin schon große Haus noch größer wirken. Sobald sie durch die Haustür traten, standen sie in einem gefliesten Foyer, das in einen großen Flur überging, von wo aus eine gewundene Treppe in das obere Stock führte. Bannerman führte sie den Flur hinunter und nach rechts. Sie betraten einen großen Raum, dessen hintere Wand von einem einzigen, großen Bücherregal eingenommen wurde. Ansonsten gab es nur ein elegantes Sofa und ein Klavier.

      „Das Arbeitszimmer des Opfers ist hier hindurch“, sagte Bannerman und führte sie durch den Raum in einen Bereich, der genauso gefliest war wie das Foyer. Ein einfacher Schreibtisch stand an der Wand. Rechter Hand sah man durch ein Fenster auf einen winzigen Gemüsegarten hinaus. Aus einer großen Vase in der Ecke schauten Zweige einer Baumwollpflanze hervor. Es war ein simples Arrangement und ganz offensichtlich künstlich, passte jedoch sehr gut zu dem Raum.

      „Der Leichnam wurde beim Schreibtisch entdeckt, genau in diesem Stuhl“, sagte Bannerman. Dabei nickte er in Richtung des einfachen Schreibtischs. Es war allerdings die Art von einfach, die normalerweise ein beachtliches Preisschild trägt. Allein bei dem Anblick begann Kates Körper zu kribbeln.

      „Das Opfer heißt Karen Hopkins. Soweit ich weiß, hat sie fast ihr ganzes Leben hier gelebt. Sie arbeitete gerade, als sie umgebracht wurde. Eine Email, die sie nie beenden konnte, war noch auf dem Bildschirm, als ihr Ehemann sie fand.“

      „Im Bericht steht, dass es keine Anzeichen gewaltsamen Eindringens gibt, ist das richtig?“, fragte DeMarco.

      „Das stimmt, ja. Der Ehemann hat ausgesagt, dass sogar alle Türen abgeschlossen waren, als er nach Hause kam.“

      „Das heißt, der Killer hat abgeschlossen, bevor er verschwand“, meinte Kate. „Das ist nicht ungewöhnlich. Das ist eine exzellente Art, um die Ermittler in eine falsche Richtung zu locken. Trotzdem … irgendwie muss er ins Haus gekommen sein.“

      „Mrs. Hopkins ist das zweite Opfer. Das erste gab es vor fünf Tagen. Eine Frau etwa gleichen Alters, die zuhause ermordet wurde, während ihr Mann bei der Arbeit war. Marjorie Hix.“

      „Sie sagten, Karen Hopkins arbeitete, als sie ermordet wurde. Was hat sie denn gemacht?“, fragte Kate.

      „Nach dem, was ihr Mann sagt, war es kein wirklicher Job. Nur etwas, was sie nebenbei tat, um zusätzliches Geld zu verdienen, damit sie früher in Rente gehen konnten. Online Marketing oder so etwas.“

      Kate und DeMarco schauten sich ein Weilchen in dem Arbeitszimmer um. DeMarco untersuchte den Papierkorb beim Schreibtisch und die verschiedenen Papiere, die in einem Korb lagen, der am Rand der Tischplatte stand. Kate suchte mit den Augen den Boden ab. Als sie neben der Vase mit de künstlichen Pflanze stand, berührte sie instinktiv die glatten Zweige. Genau wie sie erwartet hatte, waren sie so weich, dass die Berührung beruhigend wirkte. Sie bemerkte, dass einige der Zweige abgebrochen waren und wandte ihre Aufmerksamkeit dann wieder dem Schreibtisch zu.

      Respektvoll hielt Bannerman Abstand, ging zwischen dem Schreibtisch und dem Fenster auf und ab und sah in den Garten hinaus, der vor dem Fenster des Arbeitszimmers lag.

      Kate stellte fest, dass der Schreibtisch an der Wand stand und nicht unter dem Fenster oder in Richtung des Eingangs. Soweit ihr bekannt war, war dies nicht weiter ungewöhnlich. Es half Menschen, die sich nur schwer konzentrieren konnten, ihre Konzentration über einen längeren Zeitraum zu halten. Allerdings bedeutete dies auch, dass das Opfer die Attacke nicht hatte kommen sehen, bis es zu spät war.

      Automatisch verdächtigte sie den Ehemann. Wer auch immer Karen getötet hatte, war leise und unbemerkt ins Haus gekommen.

      Oder der Killer war schon hier drinnen gewesen und sie hatte nichts geahnt.

      Alle Hinweise wiesen auf den Ehemann. Dies war jedoch eine Sackgasse, denn soweit sie informiert waren, hatte er ein solides Alibi. Natürlich konnte sie sein Alibi noch einmal genauer überprüfen, aber aus Erfahrung wusste sie, dass ein Alibi im Zusammenhang mit der Arbeit für gewöhnlich wasserdicht war.

      Bevor sie diese Gedanken gegenüber DeMarco oder Bannerman äußerte, betrat sie den Nebenraum. Um ins Arbeitszimmer zu gelangen, musste man diesen Raum durchqueren. Auf dem Boden lag ein hübscher, orientalischer Teppich. Das Sofa machte den Eindruck, als wurde es kaum benutzt, und das Klavier schien antik zu sein – die Art von Klavier, auf dem nie gespielt wurde, das aber schön anzusehen war.

      Im Bücherregal standen verschiedene Titel, die – wie Kate meinte – wahrscheinlich nie geöffnet worden waren … es waren Bücher, die der Dekoration der Regale dienten. Nur am Ende des einen Regals sah sie welche, die augenscheinlich gelesen worden waren: einige Klassiker, ein paar Taschenbuch-Krimis und mehrere Kochbücher.

      Sie suchte nach etwas ungewöhnlichem, das ihr ins Auge sprang, entdeckte jedoch nichts. DeMarco kam herein. Auf ihrem Gesicht lag ihr typischer Ausdruck, wenn sie nachdachte. Dann zuckte sie mit den Schultern.

      „Was denkst du?“, fragte Kate.

      „Ich glaube, wir sollten mit dem Ehemann sprechen. Auch wenn er ein wasserdichtes Alibi hat, kann er uns vielleicht Informationen geben, die uns weiterhelfen.“

      Mit vor der Brust verschränkten Armen stand Bannerman im Eingang zu dem Nebenraum. „Wir haben ihn natürlich schon vernommen. Sein Alibi ist in der Tat ziemlich wasserdicht. Neun seiner Mitarbeiter sahen ihn und haben mit ihm gesprochen, während seine Frau ermordet wurde. Er hat jedoch angeboten, jegliche Fragen zu beantworten, die wir haben.“

      „Wo ist er jetzt?“, fragte Kate.

      „Bei seiner Schwester, etwa drei Meilen von hier.“

      „Sheriff, haben Sie die Akte hinsichtlich des ersten Opfers?“

      „Ja. Wenn Sie möchten, kann ich veranlassen, dass sie Ihnen geemailt wird.“

      „Das wäre hilfreich.“

      Bannermans Alter brachte Erfahrung mit sich. Ihm war klar, dass die Agents im Haus der Hopkins fertig waren. Ohne, dass sie es ihm sagen mussten, wandte er sich um und ging zur Tür. Kate und DeMarco folgten ihm.

      Als sie zu ihren Wagen zurück gingen und Bannerman für seine Hilfe dankten, stand die Sonne am Himmel. Es war kurz nach 8 Uhr morgens und Kate hatte das Gefühl, dass sich in dem Fall schon jetzt etwas rührte.

      Sie hoffte, dass das ein gutes Omen war.

      Als sie in den Wagen stieg, ignorierte Kate absichtlich die grauen Wolken, die sich weiter hinten am Himmel zusammenzogen.

      KAPITEL DREI

      Bannerman hatte den Ehemann schon angerufen und den Besuch der FBI-Agents angekündigt. Als Kate und DeMarco zehn Minuten später das Haus der Schwester erreichten, saß Gerald Hopkins draußen auf der Veranda mit einer Kaffeetasse in der Hand. Kate sah, wie erschöpft der Mann war, als sie die Stufen empor stiegen, um sich vorzustellen. Sie wusste, wie Trauer aussah und sie stand niemandem gut. Aber wenn auch noch Erschöpfung hinzu kam, war es um ein Vielfaches schlimmer.

      „Vielen Dank, dass Sie eingewilligt haben, uns zu empfangen, Mr. Hopkins“, sagte Kate.


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