Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher


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nickte Max Trenker. »Ich denk’ ja genauso.«

      Er erhob sich.

      »Ich muß los«, sagte er zum Abschied. »Nach dem Besuch im Forsthaus hab’ ich noch ein Gespräch mit einem Herrn Burger. Der Mann ist Bewährungshelfer und soll dem Breithammer zur Seite stehen.«

      Er atmete tief ein.

      »Das ist auch wieder so eine Sache«, fuhr er fort. »Zu den Bewährungsauflagen gehört, daß Joseph einer geregelten Arbeit nachgeht. Aber wer stellt so einen schon ein? Mit dem Vorstrafenregister!«

      Sebastian stand ebenfalls auf.

      »An dem Gespräch würd’ ich gern’ teilnehmen«, sagte er. »Vielleicht finden wir gemeinsam eine Lösung für dieses Problem.«

      Max Trenker setzte seine Dienstmütze auf und rückte den Schirm gerade.

      »Also, mir soll’s recht sein«, sagte er und winkte zum Abschied. »Um halb fünf dann.«

      »Ich werd’ pünktlich sein«, rief sein Bruder ihm hinterher.

      *

      »Madel, willst’ es dir net noch einmal überlegen?«

      Joseph Breithammer schaute seine Tochter bittend an. Kathrin erwiderte seinen Blick.

      »Was ist denn an ihm dran, was bei einem anderen Mann net auch finden kannst? Und er ist einer von denen, die deinen Vater ins Gefängnis gesteckt haben!«

      Sie saßen an dem roh gezimmerten Tisch in der Hütte. Das Mittagessen, das sie beendet hatten, war in schweigsamer Atmosphäre verlaufen. Erst jetzt hatte der Alte das Wort an sie gerichtet. Die junge Frau schluckte schwer. Er hat ja recht, dachte sie. Aber hab’ ich net das Recht, den Mann zu lieben, den ich will? Ja, Christian Ruland war Förster, und jedesmal, wenn sie den Vater eingesperrt hatten, da hatte sie sich geschworen, ihr Herz niemals an einen Grünrock zu verschenken.

      Aber wie soll man sich dagegen wehren, wenn das Schicksal es anders wollte? Konnte man überhaupt dagegen ankämpfen?

      »Hör’ mir zu, Vater«, sagte sie schließlich. »Ich hab’ nur dieses eine Leben, und bis jetzt ist es ziemlich eintönig verlaufen. Wenn ich net hier in der Hütte war, dann hab’ ich bei einem Bauern gearbeitet. Meistens jedoch war ich allein, du warst wieder einmal im Gefängnis. Aber meine Schuld ist es net, daß sie dich eingesperrt haben. Ich hab’ net verlangt, daß du nachts auf die Pirsch gehen sollst. Warum willst’ mich jetzt daran hindern, den Mann, den ich liebe, zu treffen. Christian bedeutet mir mehr, als sonst irgend ’was in meinem Leben, und wenn er mich fragen sollt’, ob ich mit ihm geh’, dann steht meine Antwort schon fest.«

      Sie stand auf und räumte den Tisch ab. Ihr Vater hatte auf das, was sie ihm an den Kopf geworfen hatte, nichts erwidert. Dumpf vor sich hinbrütend schaute er ihr zu.

      Kathrin setzte Wasser auf und spülte das Geschirr ab. Wortlos stellte sie ihrem Vater von dem Kaffee hin, den sie zwischendurch gekocht hatte, und ebenso wortlos trank er davon. Nachdem sie fertig war, fuhr die junge Frau sich durch das Haar. Sie nahm ein buntgewebtes Tuch vom Haken neben der Tür, und legte es sich um die Schulter.

      »Ich geh’ jetzt«, sagte sie. »Am Abend bin ich wieder zurück.«

      Dann ging sie hinaus. Joseph Breithammer sah mit leerem Blick auf die Tür, durch die sie verschwunden war. Sein Herz tat plötzlich so weh, als wäre seine Tochter für immer gegangen.

      Nach einer ganzen Weile erhob er sich und ging an das Regal, das im hinteren Teil der Hütte stand. Obenauf lag das Gewehr, das Kathrin gekauft hatte, nachdem die Waffen ihres Vater eingezogen worden waren. Der Alte nahm es herunter, wog es nachdenklich in der Hand und hängte es sich schließlich über die Schulter. Dann steckte er eine Schachtel Munition ein. Joseph Breithammer war sich darüber im klaren, daß er damit gegen eine der Bewährungsauflagen verstieß. Wenn er mit dem Gewehr in der Hand erwischt wurde, bedeutete das, daß er sofort wieder zurück ins Gefängnis mußte. Aber in diesem Moment war ihm das egal. Er verließ die Hütte und folgte dem Weg in den Wald hinüber, den Kathrin zuvor gegangen war.

      *

      Xaver Anreuther und Christian Ruland saßen auf der Veranda des Forsthauses und ließen sich den Kaffe schmecken, den Xaver nach dem Mittagessen gekocht hatte. Dabei besprachen sie ihr weiteres Vorgehen.

      »Wir bekommen Schwierigkeiten mit unseren Kontrollgängen«, verkündete der alte Förster, wobei er ein besorgtes Gesicht machte.

      Christian sah ihn fragend an.

      »Warum?«

      Xaver hob die Schultern.

      »Bis auf zwei, sind die anderen Jagdpächter Bauern, die auf ihren Höfen arbeiten. Da können’s net jede Nacht noch im Wald herumlaufen.«

      Der junge Forstbeamte strich sich nachdenklich über das Kinn.

      »Hm, das stimmt natürlich. Also werden wir beide uns die Nächte teilen müssen.«

      »So hab’ ich’s mir schon gedacht«, nickte Xaver zustimmend.

      »Wenn’s Ihnen recht ist, übernehm’ ich gleich die kommende Nacht«, bot Christian an.

      »Ich hab’ nix dagegen«, nickte der Ältere.

      Er deutete auf die beiden Hunde. Brutus und Nero lagen friedlich zusammen und dösten vor sich hin.

      »Die beiden haben sich zusammengerauft.«

      »Ja, schad’, daß sie sich bald wieder trennen müssen«, meinte Christian. »Sie werden Ihren Brutus gewiß net hier lassen wollen.«

      »Ganz gewiß net«, schüttelte Xaver den Kopf. »Wir gehören zusammen, wie ein altes Ehepaar.«

      Christian Ruland trank seine Tasse leer und stand auf. »Ich geh’ noch mal los«, verkündete er.

      »Wer ist denn die geheimnisvolle Schöne, die Sie jeden Tag in den Wald lockt?« neckte der alte Förster den jungen.

      Daß er voll ins Schwarze getroffen hatte, merkte er an der Reaktion. Christian wurde rot wie ein Schulbub, den man bei einem Streich erwischt hatte.

      Xaver Anreuther sah ihn forschend an. Christian war ja erst ein paar Tag’ da, überlegte er, wer konnte ihm denn in der kurzen Zeit so den Kopf verdreht haben?

      Eigentlich… Ja, eigentlich kam da nur eine in Frage!

      Himmel, dachte Xaver, wenn das nur gutging… Ein Förster, und die Tochter eines Wilddiebs – das war eine Mischung wie Dynamit. Was würde wohl der alte Breithammer dazu sagen, wenn er davon erfuhr? Xaver Anreuther wollte gar nicht daran denken, was Kathrins Vater unternehmen würde, um diese Verbindung zu verhindern.

      Dem Alten war jedenfalls alles zuzutrauen!

      *

      Christian ahnte nichts von den weiteren Überlegungen seines Vorgängers. Ihm war es nur äußerst peinlich gewesen, so auf Xavers Frage reagiert zu haben. Natürlich mußte der Kollege nun erahnen können, wer ihn in den Wald lockte, wie Xaver sich ausgedrückt hatte.

      Da war wohl ein klärendes Gespräch angebracht, dachte Christian weiter, während er dem Treffpunkt, an dem er mit Kathrin verabredet war, näher kam.

      Würde der alte Förster für seine Lage Verständnis haben? So viele Jahre hatte er sich mit dem alten Breithammer herumärgern müssen. War es da nicht nur logisch, daß er auch der Tochter seines Feindes ablehnend gegenüberstand? Natürlich konnte er Christian nicht verbieten, Kathrin zu lieben. Doch dem jungen Förster lag sehr daran, sich die Sympathie des alten zu erhalten.

      Nero war vorausgelaufen, während Christian sorgfältig auf Spuren achtete, die auf den Wilderer deuten könnten. Doch seit er die Drahtschlingen gefunden hatte, schien der Kerl sich in Luft aufgelöst zu haben. Auch nachts war alles ruhig gewesen, und der junge Förster hoffte, daß es ihm endlich bei seinem Kontrollgang durchs Revier gelänge, den Übeltäter zu fassen.

      Leider


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