Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

Читать онлайн книгу.

Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher


Скачать книгу
seufzte schwer. Solch einen furiosen Beginn seiner Dienstzeit im Ainringer Wald hatte er sich nicht vorgestellt. Nicht nur, daß ein Wilddieb ihm das Leben schwermachte, er mußte sich auch noch, Hals über Kopf, in die Tochter eines solchen verlieben!

      Seit Stunden hatte er darüber nachgegrübelt, ob er sich Kathrin heute offenbaren sollte und war endlich zu einem Entschluß gekommen.

      Vor ihm bellte Nero sein freudiges Begrüßungsbellen. Das Herz des jungen Försters schlug schneller. Ohne es zu bemerken, war er schon beinahe an der Stelle angekommen, an der er sich mit Kathrin Breithammer verabredet hatte. Offenbar hatte der Hund sie schon entdeckt.

      Endlich sah auch Christian sie. Er blieb einen Moment stehen und ließ das Bild auf sich einwirken, wie sie dort stand, in dem schlichten Kleid, ein buntes Tuch um die Schulter gelegt, und Nero, der aufgeregt um sie herumtollte. Der junge Mann spürte, wie es ihm ganz warm ums Herz wurde und er hätte alles dafür gegeben, Kathrin jetzt in seinen Armen zu halten.

      Da schaute sie in seine Richtung, grad so, als wäre ihr bewußt geworden, daß sie beobachtet wurde. Sie lächelte, als sie ihn sah, und Christian hob winkend die Hand.

      Einen Moment schauten sie aus der Ferne einander an, dann, wie auf ein stummes Kommando, liefen sie los, jeder dem anderen entgegen. Mit einem lauten Jubelschrei riß Christian sie in seine Arme. Er hielt sie ganz fest an sich gepreßt, und ihre Lippen fanden sich.

      Sekundenlang schien die Welt um sie herum nicht mehr zu existieren, es gab nur sie beide und ihre Liebe. Endlich lösten sie sich voneinander und sahen sich in die Augen.

      »Daß du endlich da bist«, flüsterte er. »Die Nacht wollt’ kein Ende nehmen, so groß war meine Sehnsucht.«

      Kathrin lächelte ihn liebevoll an.

      »Ich konnt’s auch net erwarten«, sagte sie leise und schmiegte sich an seine Brust.

      Zärtlich strich er über ihr Haar.

      »Komm’, laß uns ein paar Schritt’ gehen«, schlug er vor. »Es gibt so viel, was ich dir sagen will.«

      Arm in Arm schlenderten sie den Waldweg entlang. Das junge Madel lauschte seinen Worten und ließ sich ganz verzaubern.

      »Hörst’ du mir überhaupt zu?« fragte Christian plötzlich.

      Er war stehengeblieben und schaute sie an. Kathrin hatte die Augen geschlossen.

      »Zwick’ mich«, sagte sie. »Damit ich endlich aufwach’. Das kann doch alles nur ein schöner Traum sein. Ja, ganz bestimmt lieg’ ich in meinem Bett, in der Hütte, und gleich ist alles vorüber.«

      Der junge Förster küßte sanft ihre Lippen.

      »Nein, glaube mir, das ist kein Traum«, versicherte er. »Du und ich, wir stehen hier und nichts und niemand wird uns je wieder trennen.«

      Das junge Madel hob den Kopf und schaute ihn an. Christian entdeckte den traurigen Blick in ihren Augen.

      »Was ist?« fragte er erschrocken.

      Kathrin hob mühsam die Hand.

      »Es ist wegen dem Vater«, antwortete sie leise.

      Der Förster ahnte, was sie sagen wollte.

      »Er ist dagegen, net wahr?« sagte er. »Er ist gegen uns’re Liebe.«

      Das Madel nickte stumm.

      »Aber warum?«

      Christian stampfte mit dem Fuß auf.

      »Was kann er dagegen haben? Ich weiß, was er getan hat, doch für all’ diese Verbrechen ist er bestraft worden. Er hat seine Taten gesühnt, und alles andere interessiert mich net.«

      »Er haßt jeden, der den grünen Rock trägt«, erwiderte sie. »Ihm wär’ jeder Mann recht, nur ein Förster darf’s net sein.«

      Sie berichtete von der Auseinandersetzung am Vormittag.

      Christian schüttelte den Kopf.

      »Unsinn«, schimpfte er. »Ich werd’ mit ihm reden. Du wirst sehen, er gibt uns seinen Segen. Früher oder später.«

      Er umarmte sie und lachte zuversichtlich.

      »Komm’, lach’ auch du wieder«, forderte er sie auf.

      Irgendwie schien seine Zuversicht sie anzustecken. Sie spitzte die Lippen und bot sie ihm zum Kuß dar.

      Gerade wollte er sich über sie beugen, da zerriß ein Gewehrschuß die Stille des Waldes.

      *

      Der Mann schlich durch den Wald, das Gewehr hielt er im Anschlag. So gern er es vermieden hätte, heute hier zu sein, es half alles nichts, sein Auftraggeber bestand auf pünktliche Lieferung.

      Dabei wußte der Wilderer genau, daß man hinter ihm her war. Zum einen hatte er diesen neuen Förster beobachtet, wie der die Drahtschlingen gefunden hatte, damit war klar, daß nun die Jagd auf ihn eröffnet wurde. Zum anderen hatte er unten im Dorf gehört, daß die Jagdpächter sich daran beteiligten. Er mußte also höllisch aufpassen, wollte er nicht in ihre Fänge geraten.

      Er pirschte zu der Stelle, an der er vor Tagen noch eine Hirschkuh mit ihrem Jungen hatte äsen sehen. Und genauso ein Hirschkalb wurde gewünscht.

      Hoffentlich treiben sich die beiden Förster nicht ausgerechnet heute nachmittag hier herum, dachte der Mann, der wieder seinen grüngemusterten Anzug trug. In diesen Farben war er zwischen den Büschen und im Dickicht der Bäume kaum auszumachen. Er setzte sich unter einen Baum und wartete ab. Den Wagen hatte er so nahe wie möglich herangefahren. Zumindest, wie er glaubte, es wagen zu können. Dennoch würde er das erlegte Wild noch ein ganzes Stück weit tragen müssen. Von hier aus, bis zum Aufstieg auf den Höllenbruch waren es gut und gerne drei Kilometer. Mit einem mehrere Kilogramm schweren Hirschkalb auf der Schulter gewiß kein leichtes Unterfangen.

      Der Wilddieb schmunzelte vor sich hin, als er daran dachte, daß die Nachforschungen des Polizisten im Sande verlaufen waren. Natürlich war er nicht so dumm gewesen, seine Beute in der unmittelbaren Umgebung seiner Untaten feil zu bieten. Kein Wunder, daß Max Trenker da nicht fündig wurde.

      Ein Geräusch irgendwo vor ihm ließ ihn aufmerksam werden. Er hielt den Atem an und lauschte gespannt. Jetzt war ganz und gar keine rechte Schußzeit, das war ihm schon klar. Besser wäre es gewesen, abzuwarten, bis die Tiere in der Abenddämmerung aus ihren Verstecken kamen. Er konnte nur hoffen, daß der Zufall ihm hier zur Hilfe kam, deshalb hatte er sich so weit in den Forst hineingewagt.

      Vorsichtig richtete er den Oberkörper auf. Das Gewehr hielt er schußbereit, durch das aufgeschraubte Zielrohr suchte er das Sichtfeld ab.

      »Komm’ schon«, preßte er leise zwischen die Zähne.

      Da war es!

      Noch einmal hielt er die Luft an, während sein Herz schneller schlug. Der Wind stand günstig, das Tier konnte keine Witterung aufnehmen. Der Mann visierte das Hirschkalb an, das sich ihm im besten Schußwinkel darbot.

      Ein glatter Blattschuß würde es werden.

      Der Mann atmete aus, gleichzeitig krümmte sich der Zeigefinger, der die ganze Zeit um den Abzug gelegen hatte, und löste den Schuß aus.

      *

      Christians Kopf ruckte hoch, als er den Knall hörte. Einen Moment starrte er Kathrin ungläubig an, dann ließ er sie los.

      »Da schießt einer!« stieß er hervor. »Es kam von dort.«

      Er zeigte in die Richtung, aus der er den Schuß gehört hatte.

      »Ich muß dahin«, rief er und pfiff Nero heran, der stocksteif dastand und ebenfalls in die Richtung schaute.

      »Christian, warte«, bat Kathrin. »Du darfst net geh’n.«

      »Ich muß, Madel«, wehrte er ab. »Der Kerl darf mir net entkommen!«

      Sie klammerte


Скачать книгу