Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher


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fragte Kathrin.

      »Es geht um die letzte Bewährungsauflage, nämlich, daß Ihr Vater einer geregelten Arbeit nachgehen muß«, erklärte Helga. »Ehrlich gesagt, hat mir diese Auflage schon einiges Kopfzerbrechen gemacht. Aber der Bruder von Herrn Trenker hat heut nachmittag eine Lösung gefunden.«

      »Der Herr Pfarrer?« wunderte Joseph sich. »Was für eine Lösung denn?«

      »Mein Bruder hat mit dem Ambuscher-Martin gesprochen«, berichtete Max. »Du kannst gleich morgen wieder in der Sägemühl’ anfangen.«

      Kathrin stieß einen Freudenschrei aus, und ihr Vater schaute ungläubig von Helga zu Max, und wieder zurück.

      »Ist das wirklich wahr?« fragte er fassungslos.

      »Freilich, wenn ich’s sag«, nickte Max.

      »Gut, Herr Breithammer«, sagte Helga Burger und zog eine

      Akte aus ihrer Mappe. »Ich hab’ hier noch ein paar Formalitäten, die aber schnell erledigt sind. Morgen gehen Sie zur Arbeit, und ich denke, ich werde in der nächsten Woche wieder vorbeischauen.«

      Es gab noch ein paar Schriftstücke zu unterzeichnen, dann verabschiedeten sich Helga Burger und Max Trenker wieder.

      »Ach, Breithammer, hast du eigentlich ein Auto?« fragte der Polizeibeamte, bevor er die Hütte verließ.

      »Nein, hab’ ich net«, erwiderte er. »Warum willst’ das wissen?«

      »Ach, ich hab’ mich nur gefragt, wie du zur Arbeit kommst«, winkte Max ab.

      Natürlich wollte er nicht sagen, daß er nach einem dunklen Kombi suchte.

      »Ich geh’ halt zu Fuß«, lachte der alte Breithammer. »Durch den Wald ist’s ja nur halb so weit.«

      »Na dann, pfüat euch, ihr zwei«, nickte Max und folgte Helga Burger, die schon draußen stand.

      Vater und Tochter sahen sich an. Kathrins Augen füllten sich mit Tränen.

      »Das… das ist ja fast wie Weihnachten«, sagte sie unter Lachen und Schluchzen.

      Joseph Breithammer schluckte ebenfalls. Er strich seinem Kind über das Haar, konnte sein Glück noch gar nicht fassen.

      »Jetzt wird alles gut, Madel«, flüsterte er.

      Und Christian, dachte Kathrin, während sie ihren Vater anschaute, wirst’ ihn doch noch akzeptieren?

      *

      Im Pfarrhaus saßen Sebastian und Max nach dem Abendessen im Arbeitszimmer des Geistlichen zusammen. Der Polizist berichtete von seinem Besuch in der Waldhütte.

      »Die Kathrin war überglücklich«, erzählte er. »Naja, und der alte Breithammer – man konnte ihm seinen Stolz regelrecht in den Augen ablesen. Der Martin Ambuscher wird gewiß net bereuen müssen, dem Alten eine Chance gegeben zu haben.«

      »Das denk’ ich auch«, nickte sein Bruder. »Überhaupt bin ich froh, daß die Sach’ so eine glückliche Wendung genommen hat.«

      »Tja, nun bleibt nur noch die leidige Geschichte mit diesem unbekannten Wilddieb«, seufte Max und erzählte von den Ereignissen am Nachmittag.

      Sebastian wurde hellhörig, als der Polizist einen dunklen Kombi erwähnte, dessen Fahrer verdächtigt wurde, etwas mit der Wilderei zu tun zu haben.

      »Ein dunkler Kombi?« fragte der Seelsorger noch einmal nach.

      »Schwarz, oder dunkelblau. So genau hat der Förster Ruland das net erkennen können.«

      »Ein dunkelblauer war’s«, sagte Sebastian und erzählte von dem selbstmörderischen Fahrer, der aus dem Waldweg auf die Kreisstraße einbog, ohne auf ein anderes Fahrzeug zu achten.

      »Und du hast net erkennen können, um was für ein Fabrikat es sich handelt?«

      »Leider nein«, bedauerte der Geistliche.

      »Naja, immerhin ist’s eine Spur«, sagte Max. »Wenn auch nur eine vage.«

      Die Brüder unterhielten sich noch eine ganze Weile über die Angelegenheit. Insbesondere mutmaßten sie, wie wohl die beiden Förster weiter vorgehen würden.

      »Erstmal können sie nur ihre Runden drehen«, meinte Max. »Die meisten Jagdpächter haben auf ihren Höfen zu tun. Da sind Xaver und Christian auf sich alleine angewiesen.«

      »Dann müssen wir ihnen wohl wieder einmal zur Seite stehen«, schlug Sebastian vor.

      »Ja, aber in den nächsten Tagen wird’s schwierig für mich«, erklärte der Beamte. »Auf meinem Schreibtisch stapeln sich die Akten. Ich könnt’ höchstens nachts mit einspringen.«

      »Na, damit wär’ den beiden doch schon geholfen. Ich werd’ gleich noch einmal zu ihnen hinausfahren und die Sache mit den beiden absprechen.«

      Sebastian lehnte sich in seinen Sessel zurück und schaute seinen Bruder an.

      »Und sonst?« fragte er.

      Max schaute ihn arglos an.

      »Was meinst?«

      Pfarrer Trenker lächelte spöttisch.

      »Nun komm’, du weißt genau, wovon die Rede ist. Ich sprech’ von Fräulein Burger.«

      Jetzt grinste Max auch.

      »Ein fesches Madel, net wahr?« sagte er verschmitzt.

      »Dem du gleich wieder den Kopf verdreht hast«, konsternierte sein Bruder.

      Doch Max Trenker, der alte Schwerenöter und Herzensbrecher, winkte ab. Er hatte nämlich mit seinen Flirtversuchen Schiffbruch erlitten.

      »Die junge Dame ist in festen Händen«, sagte er bedauernd. »Sie ist seit zwei Jahren verlobt, und will noch in diesem Jahr heiraten.«

      Sebastian schlug auflachend die Hände zusammen.

      »Max, ich kann dir gar net sagen, wie leid mir das tut«, erklärte er mit einem süffisanten Lächeln.

      Daß sein Bruder endlich einmal bei einer Frau abgeblitzt war, kam schon einer kleinen Sensation gleich.

      »Ach, was gäbe ich drum, könnte Frau Tappert das jetzt miterleben!«

      Max Trenker stand auf und stellte sich vor seinen Bruder, die Fäuste in die Hüften gestemmt.

      »Untersteh’ dich, auch nur ein Sterbenswörtchen darüber zu sagen«, warnte er den Älteren. »Ich sprech’ mein Lebtag’ kein Wort mehr mit dir!«

      Sebastian lachte.

      »Ich versprech’s, Max. Soviel Hohn und Spott wie unsere Perle über dich ausgießen würd’, wär’ sogar mir zuviel.«

      Der Polizeibeamte setzte sich wieder.

      »Was soll’s«, meinte er. »Es gibt so viele schöne Frauen in St. Johann und Umgebung – irgendwo wartet schon eine auf mich.«

      Pfarrer Trenker hob mahnend den Zeigefinger.

      »Übertreib’s net, Max«, sagte er. »Irgendwann kommt eine, da erwischt’s dich richtig, und dann will sie net. Auch Frauen können Männerherzen brechen, net nur umgekehrt…«

      *

      Die beiden Förster hatten sich nach dem Abendbrot nach draußen gesetzt, als Pfarrer Trenker im Forsthaus eintraf. Dankend nahm er die Tasse Tee entgegen, die Xaver anbot.

      »Ich bin gekommen, um mit euch abzusprechen, wie Max und ich in dieser Sache helfen können«, sagte er und wandte sich direkt an Christian Ruland. »Es war übrigens ein dunkelblauer Kombi.«

      Er erzählte auch den Förstern von dem nur knapp verhinderten Zusammenstoß am Nachmittag. Christian richtete sich auf.

      »Schade, daß wir net das Fabrikat kennen«, klagte er. »Dann wäre es ein Leichtes, den Kerl zu schnappen.«


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