Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher


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tauchte das Bild der Frau in ihrem Gedächtnis auf. Das gütige Gesicht der Tante Waltraud. Große Tiere fielen ihr wieder ein, die Ponys. Zumindest waren sie ihr damals, als kleines Madel, riesengroß erschienen.

      Die drei Madeln beugten sich über die Straßenkarte, die sie auf der Motorhaube des Wagens ausgebreitet hatten.

      »Hier sind wir jetzt«, deutete Nina auf einen Punkt. »Da hinten war ein Schild, St. Johann 3 km, stand drauf. Also müssen wir in diese Richtung.«

      Sie fuhr mit dem Finger auf der Karte entlang und deutete auf einen kleinen roten Punkt, der das Bergdorf kennzeichnete.

      »Kann ja nicht mehr lange dauern«, sagte Sandra und faltete die Karte wieder zusammen. »Dann mal los.«

      *

      Nach einer halben Stunde passierten sie das Ortsschild. St. Johann machte genau den Eindruck, den sie sich vorgestellt hatten. Ein kleines hübsches Bergdorf, mit einer Kirche in der Mitte, kleinen Häuschen mit gepflegten Gärten und einigen wenigen Geschäften.

      »So, das ist also St. Johann«, stellte Anja fest und nickte zufrieden. »Sieht nett aus.«

      »Und wo ist der Ponyhof?« fragte Nina.

      »Der liegt etwas außerhalb«, antwortete Sandra. »Wir müssen in Richtung der Jenner-Alm fahren. Vielleicht noch fünfzehn Minuten.«

      Sie schaute auf die Uhr.

      »Wir sollten uns beeilen«, sagte sie. »Wir werden schließlich erwartet.«

      Es dauerte wirklich nur noch gut zehn Minuten, bis sie das Hinweisschild sahen, das ihnen den Weg zum Ponyhof wies. Langsam bog Sandra in die Hofeinfahrt.

      »Das gibt es doch nicht!« entfuhr es ihr.

      »Wie sieht es denn hier aus?« rief Nina entsetzt, während Anja nur stumm dasaß und den Kopf schüttelte.

      Sandra schaltete den Motor aus und stieg aus. Die zwei Freundinnen folgten ihr. Ratlos sahen sie sich um, und der Anblick war wirklich trostlos.

      »Da kommt jemand«, deutete Anja auf die Tür zum Haus hinüber.

      Theresa Angermeier stand in der Tür und lächelte den Madeln zu.

      »Willkommen auf dem Ponyhof«, sagte sie.

      Hinter ihr schob sich Hubert Bachmann ins Bild. Er fuhr sich verlegen über das Haar.

      Sandra, Nina und Anja gingen die Stufen hinauf. Resi sah die drei fragend an.

      »Wer von Ihnen ist denn…?«

      »Ich bin Sandra Haller«, begrüßte die Studentin die Magd und reichte ihr die Hand. »Sie müssen Frau Angermeier sein.«

      »Resi, wenn’s recht ist«, nickte die Magd. »Sagen S’ einfach Resi zu mir. Das haben S’ ja früher auch getan.«

      Das Madel zuckte entschuldigend die Schulter.

      »Es ist so lange her. Ich kann mich wirklich nicht mehr daran erinnern.«

      Die alte Frau nickte verständnisvoll. Sie zeigte auf den Knecht.

      »Und das ist der Hubert.«

      »Grüß’ Gott«, sagte der Alte und machte einen braven Diener.

      Sandra gab auch ihm die Hand, und Resi bat alle ins Haus hinein, nachdem die frischgebackene Besitzerin des Ponyhofes ihre Begleiterinnen vorgestellt hatte.

      »Setzen S’ sich doch«, bat die Magd. »Ich hab’ ein bissel Kaffee und Kuchen vorbereitet.«

      »Hm, frischer Napfkuchen«, schwärmte Anja, die eine heimliche Naschkatze war. »Dafür sterbe ich.«

      Sie nahmen Platz, und Resi schenkte den Kaffee ein.

      »Also, dann noch mal willkommen«, sagte sie, nachdem auch sie sich gesetzt hatte. »Langen S’ nur tüchtig zu. Nachher führe ich Sie herum, damit Sie sich alles ansehen können.«

      »Also, der Kuchen schmeckt himmlisch«, schwärmte Anja, die schon das zweite Stück aß.

      Sandra hingegen bekam kaum einen Bissen herunter. Resi, die sie aufmerksam beobachtete, wandte sich an das Madel.

      »Es ist wirklich eine Ewigkeit her, daß Sie hier waren«, meinte sie. »Ich glaub’, Sie gingen noch gar net zur Schule, als Sie das erstemal die Ferien bei Ihrer Tante verbracht haben.«

      »Meine Großtante«, verbesserte Sandra. »Sie war die Tante meiner Mutter, und eine Schwester meines Großvaters. Ja, ich denke, so achtzehn Jahre ist es her. Wie gesagt, ich erinnere mich kaum.«

      Sie dachte an das Bild auf der Diele, das sie beim Eintreten flüchtig gesehen hatte.

      »Das Gemälde draußen…«, deutete sie zur Tür.

      »Ja«, nickte Resi. »Das Bild hat ein bekannter Kunstmaler gemalt. Wenige Wochen bevor…«

      Die alte Magd brach ab und kramte nach einem Taschentuch in ihrer Schürze. Sandra stand auf und ging hinaus in die Diele. Das Gemälde hing über einer Anrichte, auf der eine Vase mit frischen Blumen stand. Zwar war alles hier alt, doch man konnte die Mühe sehen, die Resi und Hubert sich gegeben hatten, alles ein wenig herzurichten und wohnlich zu machen.

      Sandra betrachtete das Bild. Es zeigte Tante Waltraud mit ihrem vertrauten Lächeln, das einzige, woran die junge Frau sich erinnerte. Im Hintergrund erkannte man Teile des Hofes und die Berge dahinter. Offenbar war das Gemälde auf der Veranda entstanden. Rechts unten hatte der Maler seinen Namen gemalt. Robert Demant, entzifferte Sandra. Sie war erstaunt darüber, daß ihre Tante diesem wirklich bekannten Künstler Modell gesessen hatte.

      Eine Weile blieb sie stehen, dann ging sie in die Küche zurück. Resi wartete schon darauf, den drei Madeln das Anwesen zu zeigen.

      *

      Der Rundgang war alles andere als erbaulich. Natürlich hatte Hubert in den letzten Tagen so gut es eben ging, aufgeräumt und kleinere Schäden beseitigt. Aber es ließ sich nicht verleugnen, daß es am nötigen Geld fehlte, dringend notwendige Reparaturen durchzuführen. Mit jedem Stück, das Sandra zu sehen bekam, wurde ihr Gesicht lang und länger. Nina und Anja begleiteten sie, enthielten sich aber jeglichen Kommentars. Allerdings war an ihren Mienen abzulesen, was die beiden dachten.

      »Tja, das ist also der Hof«, erklärte Resi Angermeier, als sie wieder vor dem Haupthaus standen.

      Die Magd deutete mit dem Arm nach vorn.

      »Die ganzen Weiden gehören natürlich auch noch dazu«, fuhr sie fort. »Die Ponys sind jetzt draußen. Wenn S’ sie sehen wollen, müssen wir hinübergehen. Zwölf sind’s.«

      »Jetzt nicht«, schüttelte Sandra den Kopf.

      Sie schaute ihre Freundinnen an und wandte sich dan wieder an die Magd und den Knecht, die sie erwartungsvoll ansahen.

      »Sie möchten natürlich wissen, ob ich den Hof behalten werde«, sagte sie. »Aber

      zu diesem Zeitpunkt kann ich Ihnen noch nicht sagen, wie ich mich entscheide. Bitte, haben Sie Verständnis dafür. Es ist alles noch so neu. Ich muß das erst einmal auf mich wirken lassen.«

      »Aber natürlich«, nickt Resi. »Das verstehen der Hubert und ich. Aber über Nacht werden S’ doch gewiß bleiben. Ich geh’ schnell und richt’ noch ein paar Zimmer her.«

      Sie stupste den Knecht an.

      »Und du kümmerst dich um das Gepäck der drei Damen«, befahl sie.

      Hubert Bachmann beeilte sich, diesem Befehl nachzukommen. Er wußte ja, was auf dem Spiel stand...

      Die drei Studentinnen schlenderten über den Hof. An der Koppel blieben sie stehen und lehnten sich an den Zaun.

      »Na, eine ziemliche Misere das Ganze, was?« meinte Nina zu Sandra.

      »Eine ziemliche«, antwortete sie bedrückt, während sie ihren Blick schweifen ließ.

      Was


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