Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher


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selbst Sebastian. Martin Ambuscher, der Besitzer, bot seine Hilfe an, indem er dem Ponyhof eine Wagenladung Holz liefern wollte.

      »Ich ruf’ eigentlich nur an, weil ich wissen wollt’, ob die Madeln denn weitermachen«, sagte er. »Das Holz können’s umsonst haben. Ist zwar alles Ausschuß, also, für die Möbelindustrie net mehr zu gebrauchen, aber für eine neue Scheune ist’s allemal gut genug.«

      »Mensch Martin, dein Angebot das könnt’ die Rettung sein«, freute sich der Geistliche. »Unter diesen Umständen müssen die Madeln einfach weitermachen. Vor allem, wenn alle mit anpacken. Weißt’ was, wir fragen gar net erst, sondern überraschen sie einfach. Wann könntest’ denn liefern?«

      »Von mir aus gleich nach dem Mittag«, lautete die Antwort. »Dann fangen wir jetzt mit dem Laden an. Ich bin eh’ froh, wenn ich wieder Platz im Lager hab’.«

      Die Bewohner vom Ponyhof standen wie vom Donner gerührt, als der Fahrer des Lastwagens den Kran betätigte, der das Holz herunterhob.

      »Wo soll’s überhaupt hin?« rief er.

      »Hier, hier drüben«, antwortete Stephan, der die Situation gleich erfaßte.

      Er lief zu der Stelle dicht neben den Trümmern der abgebrannten Scheune. Sandra und ihre Freundinnen schauten mit offenen Mündern zu.

      »Ich… ich versteh’ das alles nicht«, stammelte sie.

      »Das ist doch ganz einfach Schatz«, lachte Stephan und gab ihr einen dicken Kuß. »Das Holz ist Ausschuß, und Pfarrer Trenker scheint den Mann da drüben gut zu kennen – bestimmt steckt er dahinter.«

      »Das stimmt«, nickte der Sägemühlenbesitzer. »Der Appell unseres Geistlichen konnte net ungehört bleiben.«

      Er reichte Sandra die Hand.

      »Ich bin der Ambuscher-Martin. Mir gehört die Sägemühle droben an der Klamm, beim

      Ainringer Wald. Als Bub bin

      ich oft hier gewesen und auf

      den Ponys geritten. Ich möcht’, daß meine Kinder das eines Tages auch wieder können. Darum schenk’ ich Ihnen das

      Holz.«

      Stephan, der neben Sebastian stand, zog den Seelsorger beiseite.

      »Sagen Sie, Hochwürden, auch wenn das alles hier nur Ausschuß ist, wenn der Ambuscher das Holz an die Bauindustrie verkaufen würde, käme doch immer noch ein kleiner Gewinn dabei heraus. Ich schätze mal, daß das Holz immer noch einen Wert von, na, fünfundzwanzigtausend Mark hat.«

      »Fünfunddreißigtausend hat Martin mir gesagt«, verriet der Pfarrer. »Seine Frau ist in anderen Umständen. Sie erwartet Zwillinge, und er möchte wirklich, daß sie später einmal, wie ihr Vater früher, hier auf den Ponys reiten können.«

      »Das werden sie«, versprach Stephan fröhlich. »Jeden Tag und ganz umsonst!«

      *

      Ingrid Rössner rief ihren Mann im Büro an. Ganz aufgeregt klang ihre Stimme.

      »Stell dir vor, Walter, Markus’ Eltern haben sich gemeldet. Sie waren über’s Wochenende verreist und deshalb bekam man dort niemanden ans Telefon. Jetzt eben haben ich mit Frau Reinders gesprochen.«

      »Wissen sie etwas von Stephan?« fragte der Fabrikant zurück.

      »Ja, darum rufe ich doch an. Er macht gemeinsam mit Markus eine Wandertour in den Alpen. Sie haben nur ihre Rucksäcke dabei und etwas Kleingeld.«

      Walter Rössner lachte erleichtert.

      »Na, dieser verrückte Bursche. Hat Frau Reinders denn etwas gesagt, wann die beiden zurückkommen?«

      Einen Moment herrschte Schweigen.

      »Ja«, antwortete Ingrid Rössner dann betreten. »Markus hat seine Rückkehr für die Woche nach Pfingsten angekündigt…«

      »Wieso nur Markus? Und Stephan? Was ist denn? Du klingst so merkwürdig…«

      Stephans Mutter schluchzte.

      »Frau Reinders erzählte, daß unser Junge sich weigert wieder nach Hause zu kommen«, sagte sie, nachdem sie sich ein wenig gefaßt hatte.

      »Was?« fragte der Fabrikant ungläubig. »Na, das wollen wir doch mal sehen. Wo stecken die beiden überhaupt?«

      »Stell’ dir vor, sie sind in St. Johann. Weißt du, wo wir früher öfter mal in Urlaub waren.«

      Walter Rössner erinnerte sich sehr gut. Damals hatte er noch nicht die Fabrik und damit diesen nervenaufreibenden Job am Hals. Oft und gerne war er mit Frau und Sohn in die Berge gefahren, dafür hatte man ja leider keine Zeit mehr. Wenn es ihm wirklich gelang, sich ein paar Tage frei zu machen, dann war er froh, wenn er zu Hause seine Ruhe hatte.

      »In St. Johann also«, sinnierte er. »Weißt du was, wenn der Junge kein Einsehen hat, dann werd’ ich wohl dafür sorgen müssen, daß der Haussegen bei uns wieder gerade hängt. Wir fahren am Wochenende hinüber und ich spreche mich mit Stephan aus.«

      »Weißt du, daß ich dich ganz fürchterlich liebe?« fragte seine Frau mit leiser Stimme. »Du bist der wertvollste Mensch, den ich habe.«

      Walter Rössner spürte einen wohligen Schauer über seinen Rücken laufen. So etwas Schönes hatte seine Frau ihm eine Ewigkeit nicht mehr gesagt. Was hätte er dafür gegeben, sie jetzt in seinen Armen halten zu können!

      »Ich liebe dich auch, Ingrid«, antwortete er mit belegter Stimme.

      *

      Auf dem Ponyhof wurde fleißig gearbeitet. Stephan, der glücklich war sein handwerkliches Geschick endlich einmal unter Beweis stellen zu können, war von früh bis spät mit dem Neubau der Scheune beschäftigt. Er hatte nicht nur die Zeichnungen gemacht, er schnitt auch das Holz zu und teilte die Arbeiter ein. Dank der Fürsprache durch Pfarrer Trenker war der Bauantrag schnell und unbürokratisch genehmigt worden.

      Eine ganze Menge Helfer waren tagtäglich damit beschäftigt, die Scheune aufzubauen. Auch sie kamen, weil ihr Seelsorger in seiner Predigt darum gebeten hatte.

      Resi Angermeier hatte also für viele hungrige Mäuler zu kochen, und es machte ihr riesige Freude.

      »Das ist fast so wie früher, als noch die vielen Feriengäste kamen«, lachte sie, während sie in der Küche stand, und Kraut schnitt, Knödel drehte und ständig für Nachschub an Kaffee, Tee und Kuchen sorgte.

      »Dann ist das ja eine gute Übung«, meinte Stephan, der zwischendurch mal hereinkam und sich ein Glas Milch aus dem Kühlschrank holte. »In einigen Wochen werden die Feriengäste wieder eintrudeln.«

      Dabei freute er sich wie ein Schulbub, und so schaute er auch aus, in den viel zu großen Arbeitshosen, die er irgendwo aufgetrieben hatte und so schmutzig und verschwitzt wie er war.

      Sandra, die Resi beim Kochen half, schaute ihn verliebt an. Sie konnte immer noch nicht fassen, daß das Schicksal ihr diesen Mann geschickt hatte.

      Stephan trank das große Glas in einem Zug leer, dann wischte er sich den weißen Milchbart von den Lippen und gab Sandra einen Kuß.

      »Ich muß wieder«, sagte er in Eile. »Heut’ abend, da feiern wir Richtfest!«

      Die beiden Frauen sahen ihm hinterher.

      »Wie’s scheint, haben sich da noch zwei gefunden«, bemerkte die alte Magd und nickte zum Fenster hinaus.

      Dort standen Markus und Anja eng umschlungen.

      »Nur die Nina scheint net so recht zu wollen…«

      »Wie kommst’ denn darauf?« fragte Sandra neugierig.

      »Ach, ich mach’ mir so meine Gedanken«, erwiderte Resi. »Der Max schaut ja net gerade glücklich drein.«

      »Wirklich? Ist mir noch gar nicht aufgefallen.«

      Sie


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