Die Angst reist mit. Eric Ambler

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Die Angst reist mit - Eric  Ambler


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Mr. Graham, dass Sie dieses Mal in Ihrem Leben tatsächlich unersetzlich sind. Nehmen wir nur mal an, der Dieb hätte etwas genauer geschossen und Sie säßen in diesem Augenblick nicht bei mir, sondern lägen mit einem Lungenschuss auf einem Operationstisch. Welche Konsequenzen würde das für Ihre Arbeit haben?«

      »Meine Firma würde natürlich jemand anderes auf den Weg schicken.«

      »So?« Oberst Hakki tat erstaunt. »Fabelhaft! Typisch englisch! Sehr sportlich! Ein Mann wird beseitigt, und sofort nimmt ein anderer unerschrocken seine Stelle ein. Aber warten Sie!« Der Oberst hob abwehrend den Arm. »Muss das denn sein? Mr. Kopejkin könnte Ihre Unterlagen doch bestimmt nach England schaffen. Ihre Kollegen dort könnten aus Ihren Aufzeichnungen, Skizzen und Zeichnungen vermutlich genau ersehen, was sie wissen wollen, auch wenn die betreffenden Schiffe nicht von Ihrer Firma gebaut wurden.«

      Graham wurde rot. »Ihr Tonfall verrät mir, dass Sie ganz genau wissen, dass die Sache nicht so einfach wäre. Jedenfalls durfte ich über bestimmte Dinge keine Notizen anfertigen.«

      Oberst Hakki kippte auf seinem Stuhl weit zurück. »Ja, Mr. Graham, das weiß ich.« Er schmunzelte breit. »Ein anderer Experte müsste herkommen und Ihre Arbeit teilweise noch einmal machen.« Er kippte laut nach vorn. »Bis dahin ist Frühling«, sagte er durch die Zähne, »und die Schiffe würden in den Werften von Izmir und Gallipoli liegen und noch immer auf ihre neuen Geschütze und Torpedorohre warten. Hören Sie, Mr. Graham. Die Türkei und England sind Verbündete. Die Feinde Englands haben ein Interesse daran, dass die türkische Kriegsmarine in ein paar Monaten, wenn der Schnee schmilzt und der Regen aufhört, nicht stärker ist als jetzt. Nicht stärker als jetzt. Sie werden alles tun, um das zu erreichen. Alles, Mr. Graham. Haben Sie verstanden?«

      Graham hatte ein beklemmendes Gefühl in der Brust. Er zwang sich zu einem Lächeln. »Ein bisschen melodramatisch, finden Sie nicht? Es gibt keine Beweise für die Richtigkeit Ihrer Behauptungen. Und wir sind schließlich im wirklichen Leben, nicht …« Er zögerte.

      »Nicht was, Mr. Graham?« Der Oberst beobachtete ihn wie eine Katze, die im Begriff ist, eine Maus zu fangen.

      »Ich wollte sagen, nicht im Kino, aber das erschien mir doch ein bisschen unhöflich.«

      Oberst Hakki sprang auf. »Melodramatisch! Beweise! Wirkliches Leben! Kino! Unhöflich!« Er verzog den Mund, als wären es obszöne Ausdrücke. »Mir ist vollkommen gleichgültig, was Sie sagen, Mr. Graham. Mich interessiert nur Ihr Körper. Solange Leben in ihm ist, stellt er für die Türkische Republik einen großen Wert dar. Ich werde dafür sorgen, dass er am Leben bleibt, solange das in meiner Macht steht. Es ist Krieg in Europa. Ist Ihnen das klar?«

      Graham schwieg.

      Der Oberst starrte ihn eine Weile an und fuhr dann ruhig fort. »Vor gut einer Woche, Sie waren noch in Gallipoli, haben wir, das heißt meine Agenten, herausgefunden, dass dort ein Anschlag auf Sie verübt werden sollte. Die ganze Sache war sehr plump und dilettantisch. Sie sollten entführt und erstochen werden. Zum Glück sind wir nicht dumm. Wenn uns irgendetwas nicht gefällt, tun wir es jedenfalls nicht als melodramatisch ab. Immerhin konnten wir aus den verhafteten Leuten so viel herausholen, dass sie von einem deutschen Agenten in Sofia – einem gewissen Möller, der uns seit einiger Zeit bekannt ist – bezahlt worden waren. Er hat sich früher als Amerikaner ausgegeben, bis die amerikanische Gesandtschaft protestierte. Von da an nannte er sich Fielding. Ich vermute, er wechselt Namen und Staatsangehörigkeiten ganz nach Belieben. Ich habe Monsieur Kopejkin zu mir bestellt und ihm empfohlen, Ihnen nichts von der Sache zu erzählen. Je weniger über solche Dinge geredet wird, desto besser, und außerdem wäre nichts gewonnen, wenn wir Sie in Angst und Schrecken gestürzt hätten, solange Sie noch bei der Arbeit waren. Das war vermutlich ein Fehler. Ich hatte Grund zu der Annahme, dass dieser Möller andere Gelegenheiten suchen würde. Als Monsieur Kopejkin mich dankenswerterweise unmittelbar nach diesem neuen Anschlag anrief, war mir sofort klar, dass ich die Entschlossenheit dieses Herrn in Sofia unterschätzt hatte. Er hat es ein zweites Mal versucht. Ich bin überzeugt, dass er es ein drittes Mal probieren wird, wenn wir ihm die Gelegenheit dazu bieten.« Er lehnte sich zurück. »Verstehen Sie jetzt, Monsieur Graham? Hat Ihr kluger Kopf begriffen, worauf ich hinauswill? Es ist ganz einfach. Jemand will Sie umbringen.«

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