Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung. Alfred Bekker

Читать онлайн книгу.

Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung - Alfred Bekker


Скачать книгу
erheblich. Ich kann zwar nicht behaupten, dass Björn je davon begeistert war, wenn ihm ein Privatermittler in die Quere kam, aber wenn jeder die Kompetenzen des anderen respektiert, können beide Seiten nur profitieren.“ Gerath schwieg einen Augenblick und lehnte sich zurück.

      „Sie sind doch jetzt nicht beleidigt?“, fragte der Unternehmer.

      Berringer hob die Augenbrauen. Sein Gesicht blieb unbewegt. „Warum sollte ich?“

      „Na, wegen der Sachen, die ich gerade über Ihren Freund und Beamte im Allgemeinen ...“

      „Mal abgesehen davon, dass man das dreizehnte Monatsgehalt mehr oder minder abgeschafft hat und die Kollegen in den vergangenen Jahren mit Einkommenskürzungen und allerlei anderen Unannehmlichkeiten zu tun hatten, haben Sie ja vollkommen recht, Herr Gerath.“

      Wieder entstand eine Pause des Schweigens.

      Wenigstens ist es ihm hinterher noch peinlich, wenn er sich so in Rage geredet hat, dachte Berringer. Aber sei ehrlich: Du bist froh, dass er nicht dein Chef ist.

      Gerath räusperte sich. „Ich habe mich also an die Polizei gewandt“, fuhr er in gedämpftem Tonfall fort. „Leider hat Ihr ehemaliger Kollege Dietrich mit seinen Leuten nicht allzu viel herausgefunden. Dass weiterhin akute Gefahr für mein Leben und vielleicht auch das Leben meine Familie besteht, hat Hauptkommissar Dietrich im Übrigen auch so gesehen. Er hat mir Polizeischutz angeboten. Wissen Sie, wie das aussieht? Regelmäßig patrouillieren jetzt uniformierte Polizisten vor dem Haus, und ein paar Tage war sogar ein Kripo-Beamter bei uns einquartiert. Und dann hatte Dietrich auch noch die glorreiche Idee, mir vorzuschlagen, ich sollte eine kugelsichere Weste tragen! Damit würde ich seinen Kollegen und ihm maßgeblich den Job erleichtern.“

      „Ist das keine gute Idee?“, fragte Berringer kühl. „Ich meine, wo Sie doch an der Quelle sitzen!“

      Gerath klopfte sich auf die Brust und erinnerte jetzt noch mehr an einen zornigen Silberrücken. „Glauben Sie, ich bin tatsächlich so dick? Ich trage das neueste, mit unserer Faser bestückte Modell der Firma Swanken & Partner. Sitzt wie angegossen und ist so dünn, dass ich wenigstens das Hemd zubekomme und das Ganze nicht so auffällt.“

      Berringer blieb gelassen. „Sie wollten mir noch von dem zweiten Anschlag berichten“, versuchte er seinen Klienten wieder auf das eigentliche Thema zurückzuführen. Die Art und Weise, wie Gerath immer wieder dazu neigte abzuschweifen, ging Berringer inzwischen ganz gehörig auf die Nerven und er fragte sich, wie es dieser unkonzentrierte Mann schaffte, eine Firma mit straffer Hand zu leiten – was in seiner Branche mit Sicherheit nötig war.

      „Der zweite Anschlag war am Sonntag.“

      „Sie waren wieder reiten?“

      Gerath machte eine wegwerfende Handbewegung und schüttelte den Kopf. Er hatte die seltene Gabe, Gesprächspartnern schon durch die Körperhaltung klar zu machen, dass sie Idioten waren.

      „Wo denken Sie hin, Herr Berringer! So schnell besteige ich kein Pferd mehr! Ich bin nur kurz auf die Terrasse gegangen, um frische Luft zu schnappen. Jemand hat dabei auf mich gefeuert und wenn ich nicht eine dieser Westen getragen hätte, dann wäre ich heute unter Garantie nicht mehr unter den Lebenden!“

      „Wenn es sich um Gewehrkugeln handelt, können die aus größerer Entfernung abgefeuert worden sein. Befinden sich im Umkreis von etwa einem Kilometer um Ihren Garten hohe Gebäude?“

      „Natürlich befinden sich da hohe Gebäude! Ich wohne in Krefeld, ich nicht auf dem Kuhdorf.“

      „Es war nur eine Frage“, sagte Berringer betont ruhig.

      Gerath strich mit einer fahrigen Handbewegung über das Gesicht, so als wollte er mit aller Macht etwas hinweg wischen. Er schüttelte den Kopf. Nein, dies war die Realität. Aus diesem Albtraum gab es kein schnelles Erwachen. „Ich möchte, dass Sie mir helfen, Herr Berringer. Die Polizei schafft es nicht, mich am Leben zu erhalten -

      aber vielleicht sind Sie ja erfolgreicher. Ihre Angestellte hat mir schon die üblichen Honorarsätze verraten, die Sie nehmen. Ich lege noch ordentlich was drauf, darauf können Sie Gift nehmen. Nur machen Sie dieser Sache ein Ende. Ich will wieder ruhig schlafen können! Ich will wieder unbehelligt ein Spiel der Krefeld Pinguine besuchen können! Ich will wieder auf ohne Angst durch die Landschaft reiten können!“

      Berringer nickte leicht. „Wir sind eine kleine Detektei. Ich kann Ihnen keinen Rundum-die-Uhr-Personenschutz organisieren, aber wenn Sie wollen, dann empfehle ich Ihnen da einen Kollegen.“

      „Das ist auch nicht nötig. Privaten Personenschutz habe ich mir inzwischen besorgt. Ich will, dass Sie herausfinden, wer dahinter steckt! Seit der Delos-Pleite läuft ja so viel Sicherheitspersonal frei auf dem Arbeitsmarkt herum, dass man sich die Leute aussuchen kann.“

      Berringer wirkte nachdenklich. „Gut“, sagte er. „Da Sie über den finanziellen Rahmen ja bereits mit meiner Mitarbeiterin gesprochen haben, können wir gleich zur Sache kommen. Ich brauche noch ein paar Informationen von Ihnen.“

      „Bitte! Fragen Sie!“, forderte Gerath den Detektiv etwas überrascht auf.

      „Sie sind verheiratet?“, fragte Berringer.

      „Ja, meine Frau heißt Regina.“

      „Berufstätig?“

      „Nein. Früher hat sie die Buchhaltung in der Firma gemacht, aber das hat alles längst Dimensionen erreicht, die ihre Möglichkeiten völlig übersteigen.“

      „Haben Sie Kinder?“

      „Ja. Till, Andreas und Maja. Sie sind bereits alle drei aus dem Haus und ich muss gestehen, ich habe wenig Kontakt zu ihnen.“ Er zuckte die Schultern. „Vielleicht bin ich kein ganz so fürsorglicher Vater gewesen, wie das heute modern ist.“

      „Ich verstehe ... Haben Sie selbst irgendeine Vermutung, was der Hintergrund der Anschläge sein könnte? Gibt es jemanden, mit dem Sie in letzter Zeit heftige Auseinandersetzungen hatten?“

      Er schüttelte den Kopf. „Nur das Übliche“, sagte er. „In der Firma gibt’s natürlich immer mal ein paar Konflikte. Aber ich vermute etwas anderes.“

      „Bitte, heraus damit!“, forderte Berringer den Textilfabrikanten auf, nachdem er gemerkt hatte, dass dieser offensichtlich zögerte.

      Gerath schluckte. Sein Blick glitt ins Nirgendwo.

      „In unserer Branche wird mit sehr harten Bandagen gekämpft. Ein Großteil der Textilindustrie ist ohnehin bereits aus Deutschland verschwunden und in Billiglohnländer abgewandert. Das Einzige, was hier noch geht, sind High Tech-Qualitätsprodukte. Ansonsten wird bei vielen Produkten in Deutschland nur noch die Linie entwickelt und die eigentliche Produktion nach Asien vergeben. Das machen wir zum größten Teil auch so.“

      Kam der Mann irgendwann noch mal zur Sache ging es Berringer durch den Kopf, oder war er gezwungen, sich das allgemeine Lamento eines Wirtschaftskapitäns über den Standort Deutschland anzuhören?

      Gerath fuhr fort: „In einer so harten Konkurrenzsituation wird natürlich auch mit Mitteln gekämpft, die nicht ganz legal sind. Darum misstrauen sich alle gegenseitig.

      Aber ich weiß dennoch aus zuverlässiger Quelle, dass ich nicht der Einzige bin, der bedroht wurde ...“

      „Sie meinen der einzige Textilfabrikant?“

      „Ja. Ihr Ex-Kollege von der Polizei sagte mir, es ginge das Gerücht um, dass sich eine mafia-ähnliche Organisation in dieser Branche breit gemacht hat, die Schutzgelder erpresst.“

      „Sind Sie denn bereits jemals aufgefordert worden zu zahlen?“

      „Nein. Aber dieser Dietrich hält es für möglich, dass die mich erst weich kochen wollen ...“

      „Aber Sie haben nicht den Eindruck.“ Berringer gab seine Antwort im Ton einer Feststellung und nicht einer Frage.

      Gerath schüttelte


Скачать книгу