Sophie und Thronerbe. Viktor Mück

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Sophie und Thronerbe - Viktor Mück


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Er fand den Draht auf dem Fußboden und öffnete damit ein Anhängeschloss, trat nach draußen hervor und sah, dass die Straße leer war und es keine Wache gab, ging nach draußen, rannte bis zum Straßenende, wo sich das Gemüselager befand, kroch durch das kleine Fenster des Kellers, nahm die Augen in die Hand und erreichte die Treppe, die ins Lager führte und stieg hinauf. Er fand Gemüse, steckte es in den Sack so viel, wie er tragen konnte. Auf dem Rückweg beschloss er Sauerkraut und Gurken mitzunehmen, die in den besonderen Fässern im Keller gesäuert wurden. Nachdem er Kohl und Gurken genommen hatte, steckte er zuerst alles durch das Kellerfenster hinein, dann kroch er selbst. Als er fast herausgekrochen war, sah er im Angesicht Beine, er hob den Kopf und verstand, dass es Wächter waren, sie standen mit den schonungslosen Gesichtern und gleichzeitig grinsend. Die Wächter fassten ihn und warfen in das Verlies, am nächsten Morgen wurde er auf Befehl des Königs vor Augen aller Sklaven erhängt. Man zwang die Tochter und Frau es anzuschauen, damit jemand keine königlichen Gesetze verletzen dürfe.

      Durch den ganzen Platz gefahren befahl Edwin zu halten und den Wagen zu entladen und ging selbst weg, mit den Worten, dass er Albert ausfindig findet und bald zurückkommt. Am Platz gab es viele verschieden Wesen, die Sophie auf den Bildern gesehen und über die in den Büchern gelesen hatte. Kleingewachsene Zwerge, nicht über ein Meter hoch, mit großen Ohren und riesigen Nasen stritten sie immer miteinander. Elfen, hochgewachsen, über Menschengröße mit den spitzen Ohren und langem Haar. Den Blick Sophies lockten schöne Kristallwagen an, darin waren nicht nur Pferde, sondern weiße Einhörner von atemberaubender Schönheit bespannt. Hexenmeister und Hexen standen und prahlten mit Besen und Stäbchen. Druiden standen um den großen Kessel, wisperten etwas, ihre Stäbe in den Himmel empor erhoben, einer der Druiden sah Sophie und Patrick an und lächelte. Feen flogen über den Platz, deren Flügel waren von unbeschreiblicher Schönheit, bunten Farben und Mustern, sie konnten so schnell fliegen, dass sie fast bemerkbar waren, man kann nur Staub sehen, der langsam vom Himmel auf die Erde sinkend. Die Wesen waren sehr verschieden und ungewöhnlich. Sophie hörte das Gespräch von drei Zwergen, die im Streit etwas besprachen.

      – Ich habe nicht ganz verstanden, – sagte einer der Zwerge, – aber warum hat König Louis alle in die Burg eingeladen?

      – Ich weiß nicht genau, – erwiderte der andere Zwerg, – aber König Louis sollte seine Tochter Prinzessin Milena zur Frau geben, doch wem, niemand weiß Bescheid davon.

      – Und ich habe gehört, dass der König die Prinzessin Milena dem Rat Florin zur Frau geben will, – sagte der dritte Zwerg, – dem, der durch seine Brutalität berühmt ist, ebenso ist er sein Hauptrat.

      Prinzessin Milena war ein einziges Kind des Königs Louis. Der König vergötterte sie. Prinzessin Milena war eine hochmütige selbstgefällige Egoistin. Ihre Mutter Königin Navina starb bei der Geburt. Nach dem Tod der Frau verheiratete der König nicht mehr, seine Liebe war sehr groß zur Mutter Milenas, deswegen beschloss er nur der Tochter sein Leben zu widmen. Milena verstand, sobald sie aufzuwachsen begann, dass der Vati ihr alles erlauben und verzeihen wird. Einmal, als der Vati auf Jagd war, befahl Milena sie in die Nachbarkönigreich zum Ball zu bringen, gewiss wurde es ihr abgelehnt, doch niemand könnte Mut fassen, gegen den König zu verstoßen. Der Grund lag darin, dass der König verboten hatte, während seiner Abwesenheit dürfe Milena die Burg nicht verlassen. Wenn er erfahren würde, dass Prinzessin Milena doch die Burg mit Hilfe von jemandem verlassen hat, so würden alle erhängt werden. Prinzessin war nicht gewohnt, dass man ihr widersprach und ihre Befehle nicht erfüllte.

      – Ich bin Prinzessin! Sie dürfen meine Befehle erfüllten! – rief sie.

      Als sie verstanden hatte, dass niemand gegen den Befehl des Königs verstoßen wird und sie in der Burg verbleiben muss, um sich ein wenig zu beruhigen, rief Milena nach der Wache und befahl alle Sklaven an den Platz zu führen und alle zu peitschen, bis sie nicht zum Halten befiehlt. Gegen diesen Befehl konnte niemand verstoßen. Alle Sklaven wurden an den Platz geführt, man riss ihre Oberkleidung weg und peitschte sie halbtot, und Milena stand und zählte Schläge. Als Schläge zwanzig gezählt worden waren, hielt die Prinzessin die Wache und begab sich mit Lächeln zu ihren Räumen.

      Sophie und Patrick saßen im Käfig. Sie konnten daran nicht glauben, dass es wirklich mit ihnen passiert. Nach einiger Zeit kam Edwin zum Wagen, wo Sophie und Patrick saßen. Mit ihm war ein kahlköpfiger Mensch in goldener Rüstung und mit einer großen Schwertnarbe in seinem ganzen Gesicht. Er sah mit schonungslosem Blick auf Patrick und Sophie. Wie es sich herausgestellt hatte, war es Albert, der berühmte Sklavenhalter. Er fragte Edwin:

      – Du hast gesagt, dass die Ratte sprechen kann.

      – Ja, – erwiderte Edwin.

      – So, lass sie sprechen.

      Edwin kam näher zu dem Käfig und sagte:

      – Nun, sag etwas! – befahl er dem Patrick.

      Patrick wollte durch sein Schweigen zeigen, dass Edwin lügt und er keine sprechende Ratte ist. Edwin näherte sich dichter und flüsterte:

      – Wenn du jetzt nicht sprichst, ich zerkleinere das Mädchen und lass dich das anehen.

      – Ich bin keine Ratte, sondern eine Maus!!! – sagte Patrick laut.

      – Wie viel Gold willst du für diese Ratte? – fragte Albert Edwin.

      – Zehn Tausend Goldstücke, mein Herr. Und dieses Mädchen einfach gratis, – antwortete er.

      – Gut! Ich nehme sie, – antwortete Sklavenhalter Albert.

      Er gab Edwin zehn Tausend Goldstücke und befahl der Wache Sophie und Patrick ins Haus zu bringen, das in der Nähe von der Burg stand und sie dort einzuschließen. Sophie und Partick wurden in jenes Haus gebracht, wohin Albert befohlen hatte, im Keller eingeschlossen, nach einiger Zeit brachte man Wasser in der Kanne und einige härte Flachbrote.

      – Was müssen wir machen? – fragte Sophie Partick.

      – Ich weiß es nicht, wir müssen etwas erfinden und von hier aus einen Ausweg finden, – erwiderte er. – Ich bitte um Verzeihung bei dir, Sophie, – sagte Patrick, – ich habe dich darin hineingezogen, ich brauchte nicht dich zu überreden zum See zu gehen und ihn in diesem alten Boot zu überschwimmen. Wir finden unbedingt einen Ausweg und werden uns herausfinden, es ist nur geblieben zu verstehen, wie wir das machen dürfen.

      – Niemand kann uns helfen, – sagte weinend Sophie, – wir werden hier für immer bleiben! Wie kommen meine Mutti und Vati ohne mich zurecht? – sagte sie noch stärker weinend.

      Der Keller des Hauses war riesig, darin war kaum ein Licht, nur eine Kerze, kaum noch brennend, beleuchtete den ganzen Keller. Die Kellerfeuchte und hohe Feuchtigkeit, wegen dessen die ganze Kleidung nass war, ließen alle, die dort waren, bis in die Knochen durchfrieren. In einiger Zeit stieg die Wache in den Keller herunter, öffnete den Käfig, wo Sophie und Patrick saßen, und befahl ihnen aufzustehen und ihr nachzufolgen. Das grelle Tageslicht biss in den Augen, es war schwer zu gehen, ihre Beine waren in Eisen geschlagen worden, damit sie nicht fliehen konnten. Die Wache brachte sie zu einer kleinen Holzbrücke, die zum großen Eingangstor der Burg führte. Die Brücke verband zwei Felsen und dazwischen war eine tiefe Kluft. Einer der Wächter warnte vor, gesagt, dass sie Befehle erfüllen dürfen, wenn sie nicht wollen, dass man sie von dieser Brücke in die Kluft wirf. Sophie und Patrick sahen entsetzlich nach unten und traten zurück, indem sie sich dicht der Wache näherten. Am Burgeingang standen noch vier Wächter, sie waren riesig und stark, in ihren Händen waren Äxte und große Metallschilder. Die Wache machte die Tür auf, Sophie und Patrick betraten die Burg begleitet von der Wache. In einem langen engen Korridor hingen viele Porträts, darauf waren König Louis und seine verstorbene Frau Königin Navina dargestellt worden, auf einem anderen Porträt war Prinzessin Milena abgebildet. Die Rahmen dieser Porträts waren golden, die Wände waren aus rotem Schnittholz angefertigt worden und an der weißen Decke hingen dem ganzen Korridor entlang großen Kristallleuchten mit den Kerzenständern darin. Entlang den Wänden gab es viele Türen, aber Sophie und Patrick wurden zum Ende des Korridors zu jener Tür gebracht, die zur Wäscherei führte, dort wartete Hofmann Robert auf sie. Er war mittelgroß mit dem grauen Kopf


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