Erich Glaubmirnix - Kriminalfälle und Abenteuer heute und im Mittelalter. Gregor Kastner

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Erich Glaubmirnix - Kriminalfälle und Abenteuer heute und im Mittelalter - Gregor Kastner


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zwei Bundespolizisten hatten sich im letzten Abteil niedergelassen und schauten zum Fenster raus. „Mehlmann, wie sieht es aus. Wollen wir los?“

      „Wenn du nichts dagegen hast, warten wir noch bis Wolkramshausen. Danach gehen wir los.“

      „Okay. Hast du gesehen, wer als Kundenbetreuerin an Bord ist?“

      „Ja, Anika ist an Bord und Lothar sitzt im Führerstand.“

      Oh, Anika, das ist gut. Die hat mir heute früh den Unterschied von Kindergarten und Kindertagesstätte erklärt. Wenn du es auch wissen willst, frage ich gleich mal nach. Ich bin mir sicher, dass das für dich ein sehr interessanter Vortrag wird.“

      „Höre auf. Das will ich gar nicht wissen. Habe gerade andere Probleme. Aber da spreche ich nicht drüber.“

      „Na, dann eben nicht. Kannst es dir ja noch überlegen.“

      „Wen interessiert schon der Unterschied zwischen Kita und Kindergarten? Mich nicht!“

      „Schau mal da, wer da kommt? Wie heißt das so schön? Spricht man vom Teufel …“

      „… da ist er nicht weit! Grüß dich, Anika, der Erich lästert gerade über dich.“

      „Waaas? Der kann doch gar nicht lästern.“ Anika drehte sich um und rief: „Knut, komm mal her. Ich will dir zwei gute Polizisten vorstellen. Nun komm schon endlich! Die beißen nicht!“ Danach wandte sie sich wieder den Polizisten zu: „Das ist mein Praktikant. Sein Name ist Knut Hölzel. Den hab ich heute mitbekommen. Der ist unheimlich wissbegierig und will mal bei der Eisenbahn anfangen. Der hat schon allerhand von mir gelernt. Stimmt’s Knut?“

      Der Bengel nickte verlegen.

      „Du, Anika? Der Mehlmann kennt nicht den Unterschied von Kita und …!“

      „Kein Problem!“, sagte Anika, setzte sich und fing an zu erzählen: „Also …“

      „Anika, höre auf! Der Erich will dich doch bloß ärgern.“

      „Der? Der kann mich nicht ärgern! Das hat er damals in der Schule schon versucht. Hat aber nie geklappt. Da weißt du, wie lange ich den Kerl schon kenne.“

      „Na gut! Wechseln wir das Thema! Was gibt es Neues bei der Eisenbahn?“

      „Eigentlich nichts! Nur, ja …, lass mich mal kurz überlegen. Ach ja, der Zug ist bis jetzt pünktlich!“

      Im selben Moment kam eine Durchsage: „Werte Fahrgäste! Wir warten auf dem Bahnhof Wolkramshausen auf den verspäteten Anschlusszug aus Leinefelde. Die Weiterfahrt könnte sich deswegen um wenige Minuten verzögern. Wir bitten um Ihr Verständnis!“

      „Na Anika, sind wir nach dem Anschlusszug immer noch pünktlich?“

      „Erich! Der Mehlmann hatte doch recht! Du willst mich ärgern! Ich sage dir nur das eine: Wir warten garantiert nicht länger als zehn Minuten! Und was sind schon zehn Minuten bis Erfurt? Die haben wir spätestens in Greußen wieder drin. Du kennst doch meinen Lokführer!“

      Mit Anikas Ankündigung fuhr der Zug in Wolkramshausen ein und musste tatsächlich zehn Minuten auf den Anschlusszug warten. Während der Wartezeit ging Anika mit ihrem Praktikanten wieder vor zum Triebfahrzeugführer und wollte hinter Sondershausen die nächsten Fahrausweise kontrollieren. Die zwei Polizisten beobachteten von ihrem Sitzplatz aus den Umstieg der Reisenden, um im Notfall helfen zu können.

      „Und wenn der Zug abfährt, beginnen wir mit unseren Fahndungskontrollen!“, schlug der Mehlmann vor und schaute auf die Uhr. Als der Zug endlich abfuhr, beschleunigte der Triebwagen ungewöhnlich schnell und bei der Einfahrt in den Bahnhof Kleinfurra hatte sich die Verspätung auf neun Minuten verringert und nach Abfahrt vom Haltepunkt Großfurra waren es nur noch acht Minuten. Dieser Fakt führte unseren Erich zur Einsicht: „Langsam glaube ich doch, dass Anika recht hat. Da muss ich mich wohl oder übel doch noch bei ihr entschuldigen.“

       Zur selben Zeit in einem Haus in Großfurra

      „Verdammt noch mal, du siehst in deinem Hochzeitskleid umwerfend aus. Lass dich mal so richtig anschauen und drehe dich bitte einmal um. Ich will mal sehen, wie dein Kleid von hinten aussiehst.“

      „Vati! Du sollst nicht immer verdammt noch mal sagen!“

      „Ja, ja, ist schon gut. Dreh dich doch bitte einmal rum.“ Während sich die Tochter Andrea umdrehte, redete der Vater weiter: „Das Kleid passt wie angegossen. Da bin ich gespannt, was dein Bräutigam dazu sagt. Wo ist der denn überhaupt? Hätte der nicht schon längst da sein müssen? Immerhin wollen wir in einer Stunde auf dem Standesamt sein.“

      „Beruhige dich, der wird gleich da sein.“

      „Der Polterabend war für deinen Ingo bestimmt ein bisschen zu anstrengend. So lustig und ausdauernd, wie der gestern Abend war, hätte ich ihm gar nicht zugetraut.“

      „Vati, das musst du auch nicht. Wo ist denn überhaupt Mutti abgeblieben?“

      „Ich denke mal im Schlafzimmer und zieht sich um.“

      „Und wo ist Omi?“

      „Ich denke mal bei deiner Mutter.“

      Kurz darauf ging die Tür auf und zwei festlich gekleidete Frauen kamen rein. Beide waren aufgeregt und diskutierten über das Wetter und die anstehende Hochzeit: „Hoffentlich regnet es nicht, und schau dir mal das wunderschöne Brautkleid an. Das darf auf keinen Fall nass werden … und sieht sie nicht himmlisch aus, meine Kleine? Ich kann es immer noch nicht fassen, dass sie jetzt schon heiratet. Gestern war sie noch in der Schule und heute ist sie schon neunzehn.“

      „Moni, beruhige dich. Vorgestern hattest du dein Brautkleid an und ich konnte es genauso wenig begreifen. Und jetzt …? Und wenn ich mir deine Tochter genauer anschaue, bist du auch bald ’ne Oma.“

      „Nein, das glaube ich nicht. Ich bin doch erst vierzig! Da kann man doch noch keine Oma werden.“

      „Glaub es mir. Man kann. Ich war neununddreißig.“

      Der Brautvater, Manfred Kaune, schüttelte bei der Diskussion nur noch mit dem Kopf und lächelte in sich rein.

      „Manni! Lache nicht! Kümmere dich lieber um den Sägebock und um die Blumen, die verstreut werden müssen! Und hast du auch genug Kleingeld für die Kinder eingesteckt? Und wo hast du den Brautstrauß? Und hast du …?“ Moni fiel nichts mehr ein und so endete sie mit ihren Forderungen: „Denke dran! Heute darf nichts schiefgehen!“

      „Immer schön langsam. Punkt eins steht schon im Hinterhof bereit. Darum hat sich Bernd gekümmert. Wir haben uns auch die stumpfeste Säge ausgesucht und den dicksten Holzklotz besorgt. Mal sehen, wie lange das Brautpaar sägt.“

      „Manni, du bist gemein.“

      Der Brautvater drehte sich zu seiner Andrea und flüsterte: „Ich habe euch eine extra scharfe Säge hingelegt.“ Dabei zwinkerte er mit dem rechten Auge und die Braut freute sich und dachte: „Wenn Vati jetzt geschwindelt hat, tue ich nur noch so, als ob ich säge. Mein Ingo ist ein kräftiger Mann. Der macht das schon.“

      „Punkt zwei hab ich in der Tasche und bei Punkt drei und vier bin ich nicht zuständig! Das ist eure Aufgabe.“

      „Beruhigt euch doch bitte“, mischte sich Oma Selma ein, „der Blumenstrauß steht in einer Vase in der Küche. Wenn es soweit ist, hole ich ihn.“

      „Du bist doch die beste Oma.“

      „Seid mal ruhig! Ich glaube, da kommt eine Kutsche vorgefahren.“

      Alle stürmten zum Fenster und schauten auf die Straße. Da stand tatsächlich schon die heiß ersehnte, reich verzierte und mit vielen Blumen geschmückte Kutsche. Der Kutscher im festlichen Anzug mit Fliege und Zylinder, stieg ab und öffnete dem Bräutigam die Tür. Der stieg aus und ging zum Haus. Das war für alle das Aufbruchssignal. Alles rannte im Haus durcheinander und trotzdem stand innerhalb kürzester Zeit die komplette Hochzeitsgesellschaft


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