Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman - Toni Waidacher


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einen Moment berührten sich ihre Fingerspitzen, und ihm war, als fahre ein elektrischer Strom durch ihn hindurch.

      »Wie gefällt es dir hier?« wollte sie wissen. »Hab’ ich zuviel versprochen?«

      Peter schüttelte den Kopf.

      »Keineswegs«, erwiderte er und schaute auf das Postkartenpanorama, das der See vor dem Hintergrund der majestätisch aufragenden Berge bot. »Ich bin ehrlich begeistert.«

      Er deutete zum Seeufer, wo sein Sohn hingebungsvoll im Wasser planschte.

      »Und Martin ist es auch.«

      Peter biß sich auf die Lippe.

      »Vor allem von dir…«, setzte er hinzu.

      Alexandra spürte, wie sie rot anlief.

      »Er himmelt alle Frauen an«, erklärte Peter. »Es ist halt so, daß ihm eine Mutter fehlt. Uns’re Nachbarin macht zwar alles für ihn, aber natürlich ist es kein Ersatz.«

      »Hast du nie daran gedacht, wieder zu heiraten?«

      Er zuckte die Schultern.

      »Doch, freilich. Alleine schon wegen Martin. Aber genau er ist der Grund, warum es nie geklappt hat…«

      Sie runzelte die Stirn.

      »Aber warum?«

      »Tja, mich hätten die Damen schon genommen«, antwortete er. »Aber nicht meinen Sohn. Und wenn sie erfuhren, daß es mich ohne ihn net geben kann, sind s’ ganz schnell wieder verschwunden.«

      »Das ist ja net zu fassen!«

      »So war’s aber. Und schließlich hab’ ich den Gedanken an eine Heirat eben aufgegeben.«

      »Das tut mir leid.«

      Er zuckte wieder die Schultern.

      »Das ist lieb, Alexandra. Aber ich hab’ mich schon damit abgefunden.«

      Martin kam zurück und trocknete sich ab.

      »Ich geh’ mal mit Biene«, sagte er und schlüpfte in Hose und T-Shirt.

      »Sag’ mal, wollt ihr morgen net mitkommen, wenn ich mit Pfarrer Trenker die Bergtour mache?« fragte Alexandra, als der Bub mit seiner Hündin losmarschiert war.

      »Ja – geht denn das?«

      »Warum net? Wir können Hochwürden doch nachher fragen, wenn wir zurück sind.«

      »Ich glaub’ schon, daß das Martin gefallen würde«, nickte Peter.

      »Wir sollten ohnehin net zu spät zurückfahren. Morgen geht’s nämlich in aller Herrgottsfrühe los.«

      »Wie früh?«

      Peter Reinicke erblaßte, als sie ihm die Zeit nannte.

      »Was, so früh?«

      Alexandra schaute irritiert.

      War er etwa ein Langschläfer?

      Dann lächelte er.

      »Ich hab’ nur Spaß gemacht«, meinte er. »Das frühe Aufstehen ist kein Problem.«

      »Gut, dann sprechen wir mit Hochwürden. Ich bin sicher, daß er nix dagegen haben wird, wenn ihr dabei seid.«

      *

      Das Mittagessen nahmen sie in einem der zahlreichen Restaurants ein, die es rings um den See gab. In den meisten wurden fangfrische Fische als Spezialität angeboten, und Alexandra staunte, als sie feststellte, daß Martin kein Kind war, das mit Fischstäbchen großgeworden war.

      »Oma Bruckner kocht oft Fisch«, erzählte er. »Und am liebsten esse ich ihn mit Senfsauce.«

      Die gab es zwar nicht, aber ein leckeres Filet mit Dillsauce und Kartoffeln.

      »Wir waren einmal in einem Schnellrestaurant«, gab Peter schmunzelnd zu, »aber da hat’s Martin net geschmeckt.«

      Der Bub schüttelte den Kopf.

      »Oma Bruckner kocht viel besser.«

      Alexandra lachte.

      »Sag’ mal, Martin, hättest du Lust, morgen mit auf eine Bergtour zu kommen?« fragte sie. »Ich will nämlich zu einer Sennerhütte hinauf. Da kann man zuschauen, wie Käse gemacht wird.«

      »Der, den wir zum Frühstück bekommen?«

      Sie nickte.

      »Ja, außerdem gibt’s bei dem Herrn Thurecker, das ist der Senner, ganz leckeres Essen, man ist ganz weit oben und kann bis ins Tal hinunterschauen.«

      Martin nickte begeistert.

      »Aber du mußt früh aufstehen«, gab sein Vater zu bedenken.

      »Macht nix, geh’ ich eben heut’ abend früher schlafen.«

      »Genauso machen wir’s«, nickte die Anwältin.

      Nach einer gebührenden Ruhepause gingen sie noch einmal ins Wasser und kehrten dann am späten Nachmittag nach St. Johann zurück.

      »Am besten halten wir gleich an der Kirche«, schlug Alexandra vor. »Hoffentlich ist Hochwürden überhaupt zu Hause.«

      Sie hatten Glück. Sebastian Trenker war gerade aus Waldeck zurückgekommen. Dort besuchte er jeden Mittwochnachmittag das dortige Seniorenheim. Die alten Leute freuten sich schon die ganze Woche darauf. Es wurde gemeinsam Kaffee getrunken, wer wollte, konnte zuvor die Beichte ablegen, und dann hörten sie manchmal zu, wenn ein Autor oder eine Autorin las, es wurde zusammen gesungen, und am liebsten hatten die Heimbewohner es, wenn der Geistliche von seinen Bergtouren erzählte.

      Da bis zum Termin mit dem Gemeinderat noch Zeit war, bat Sebastian die Besucher herein. Er freute sich, Peter Reinicke und dessen Sohn kennenzulernen, und natürlich war es gar keine Frage, daß die beiden die morgige Tour mitmachen konnten.

      »Was machen wird denn mit Biene?« fragte Alexandra.

      Peter und Martin schauten ratlos drein.

      »Mitnehmen können wir sie ja schlecht«, meinte der Vater.

      »Fragen S’ doch die Ria«, schlug Sebastian vor. »Ich bin sicher, daß sie sich um Ihren Hund kümmern wird.«

      Er holte rasch die Wanderkarte und zeigte ihnen die Route. Dann schaute er den Bub fragend an.

      »Na, Martin, traust’ dir so eine Tour zu?«

      »Na klar«, nickte er selbstbewußt.

      Der Bergpfarrer schmunzelte.

      »Wir machen auch recht viele Pausen«, versprach er.

      Dann kam Sophie Tappert herein. Die Haushälterin hatte schnell Kaffee gekocht und den Kuchen aufgeschnitten, von dem es im Pfarrhaus immer einen kleinen Vorrat gab. Für Martin brachte sie Kakao mit.

      »Danke schön«, sagte er artig, und seine Augen strahlten sie an.

      »Magst’ noch ein Stück?« fragte die Haushälterin, als sie sah, daß der Bub seinen Kuchen aufgegessen hatte.

      Er nickte freudig.

      »Komm, wir geh’n in die Küche«, meinte Sophie und nahm ihn mit. »Ich glaub’, für die Biene hab’ ich auch noch einen Leckerbissen.«

      »Einen netten Buben haben Sie«, sagte Sebastian, als die beiden hinaus waren.

      Peter strahlte.

      »Ja, er ist auch mein ganzer Stolz.«

      »Ich freu’ mich, daß Sie morgen mitkommen, Herr Reinicke. Für Martin wird es gewiß eine schöne Abwechslung sein. Was mag er denn sonst noch?«

      »Reiten«, lachte Alexandra und sah Peter von der Seite her an. »Das mag sein Vater nämlich net.«

      Der zuckte entschuldigend die Schultern.

      »Um


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