Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman - Toni Waidacher


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um die dreißig Jahre alt, und ­Adrian Heller entsprach genau dem Typ Mann, der sie zum Träumen bringen konnte. Er war groß und schlank, hatte kurzes schwar­zes Haar und ein markantes Gesicht.

      Seine Augen lächelten immer, wenn er eine Frau ansah.

      Er deutete zur Tür, die zum Büro des Anwalts führte.

      »Ist er schon da?«

      »Ja, gerade hereingekommen.«

      »Dann darf ich wohl kurz zu ihm«, sagte Adrian und war schon an der Tür.

      Er klopfte kurz und trat ein.

      »Guten Morgen, Dr. Behringer«, rief er jovial. »Hatten Sie ein schönes Wochenende?«

      Der Rechtsanwalt und Notar sah überrascht auf.

      »Sie?«

      Etwas in seiner Stimme ließ den Arzt aufhorchen. Er schlenderte zum Schreibtisch und reichte Dr. Behringer die Hand.

      »Sie wissen, warum ich hier bin?«

      Der Anwalt nickte.

      »Ich kann’s mir denken…«

      Adrian strich sich über das Kinn.

      »Tja, eine dumme Geschichte«, meinte er.

      »Und das so kurz vor der Hochzeit«, erwiderte Dr. Behringer trocken.

      Er schüttelte den Kopf.

      »Was haben Sie sich nur dabei gedacht?«

      Der Arzt zuckte hilflos die Schultern.

      »Ich… ich weiß es nicht«, gab er sich kleinlaut und zerknirscht. »Es tut mir auch furchtbar leid.«

      Er blickte den Anwalt eindringlich an.

      »Hören Sie, Doktor, ich muß Alexandra unbedingt sprechen. Sagen Sie mir, wo sie ist.«

      »Ich fürchte, das werde ich nicht tun.«

      »Aber…«

      »Nichts aber«, schnitt Dr. Behringer ihm das Wort ab. »Dr. Heller, ich habe Frau Sommer versprochen, niemandem ihren Aufenthaltsort zu verraten, und ich habe nicht die Absicht, dieses Versprechen zu brechen. Außer mir weiß niemand, wohin sie gefahren ist, nicht einmal meine beiden Damen draußen im Vorzimmer. Wenn es etwas Dringendes mit meiner Kollegin zu besprechen gibt, dann habe ich eine Telefonnummer, unter der ich sie erreichen kann. Ansonsten wünsche ich Frau Sommer, daß sie sich gut erholt.«

      Er richtete sich in seinem Stuhl auf und griff nach einem Ordner, der vor ihm lag. Dann hob er den Kopf und blickte den Arzt an.

      »Gibt es sonst noch was?« fragte er. »Ansonsten wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag.«

      *

      Adrian Heller zog wie ein begossener Pudel von dannen. So war er noch nie abgefertigt worden, und das kratzte natürlich an seinem Ego. Außerdem bestärkte es ihn in seiner Vermutung, daß Alexandra es mit der Trennung wirklich ernst meinte. Um so dringender mußte er mit ihr reden, wenn es nicht zu einem mittleren Skandal kommen sollte. Er wagte gar nicht, in Gedanken noch einmal die Liste der Gäste durchzugehen. Alles, was in der Münchener Gesellschaft Rang und Namen hatte, war eingeladen worden. Immerhin war er ein Mann, der aufgrund seiner beruflichen Erfolge und der damit verbundenen Kontakte in der Öffentlichkeit stand. Man riß sich regelrecht darum, ihn zu Partys und Empfängen einzuladen, mit ihm Golf zu spielen oder eine Segeltour zu unternehmen.

      Und nun das!

      Adrian Heller ärgerte sich immer noch, als er vier Tage später das Telefon anstarrte, in der Hoffnung, Alexandra würde endlich anrufen.

      Wohin mochte sie gefahren sein?

      Dieser Frage forschte er seit Montag nach. Niemand schien etwas zu wissen. Freunde und gemeinsame Bekannte hatte er gefragt und sich dabei schon zum Trottel machen müssen. Nur zu gut erinnerte er sich an die hämisch grinsenden Gesichter, die ihm entgegenschauten, wenn er seine Frage gestellt hatte.

      Stundenlang grübelte er darüber nach, bis schließlich nur ein Ort übrig blieb…

      Natürlich, warum war er nicht gleich darauf gekommen!

      Hastig stand er auf und suchte in den Taschen seines Jacketts nach dem kleinen Notizbuch, in dem er alle wichtigen Nummern eingetragen hatte. Dann griff er zum Telefon und wählte.

      Sein Anruf galt dem Hotel ›Zum Löwen‹, in St. Johann.

      »Grüß Gott«, sagte er, nachdem sich eine junge Frau gemeldet hatte. »Dr. Heller hier, aus München.«

      »Ja, grüß Gott, Herr Doktor. Natürlich erinnere ich mich an Sie.«

      »Sagen Sie, Frau Sommer, ist sie schon bei Ihnen eingetroffen?«

      Die Antwort war niederschmetternd.

      »Nein«, sagte die Hotelangestellte. »Bei uns wohnt sie net.«

      Enttäuschung machte sich auf seinem Gesicht breit. Doch gleich darauf hellte es sich wieder auf.

      »Sie war aber neulich bei uns im Kaffeegarten«, fuhr die Angestellte nämlich fort, »und hat erzählt, daß sie in einer Pension abgestiegen sei.«

      »Sind Sie da sicher?«

      »Bin ich, Herr Doktor. Ich hab’ sie nämlich selbst bedient und gleich wiedererkannt.«

      »Können Sie mir ein Zimmer reservieren?« fragte der Arzt. »Ich würde am Samstag eintreffen. Oder ist alles belegt?«

      »Na, es könnt’ schon ein bissel eng werden«, sagte die junge Frau, »aber für uns’re Stammgäste haben wir immer eine Lösung parat. Am Samstag also. Für wie lang’?«

      Er zögerte. Das war eine gute Frage.

      »Sagen wir, erstmal eine Woche«, antwortete Adrian. »Vielleicht auch weniger. Wir werden sehen.«

      »Gut, Herr Doktor, dann trag’ ich Sie gleich ein.«

      Erleichtert legte er auf, seine Stimmung war wieder gestiegen. Dieser erste Erfolg ermutigte ihn.

      Klar, Alexandra war nach St. Johann gefahren, weil sie beide dort immer besonders glücklich gewesen waren.

      Warum wohl sonst?

      Adrian erinnerte sich an die vielen Aufenthalte dort. Ausschlafen, gemütlich auf dem Zimmer frühstücken, lange Spaziergänge in der herrlichen Natur und einige Male hatten sie Bergwanderungen, zusammen mit Pfarrer Trenker, unternommen.

      Bestimmt hatte sie sich genauso an die schönen Tage erinnert, und das konnte doch eigentlich nur eines heißen – sie liebte ihn noch immer!

      Also stand fest, was er zu tun hatte. Heute war Donnerstag, am Samstag würde er fahren und sie überraschen.

      Der Arzt schaute auf die Uhr. Jetzt mußte er ein Gespräch mit dem Direktor führen, das ihm ein bißchen auf der Seele lag… Ihm blieb wohl nichts anderes übrig, als dem Chef reinen Wein einzuschenken und den Zerknirschten zu spielen. Allerdings sollte es ihm nicht schwerfallen, und bei dem Leiter der Privatklinik hatte er ohnehin einen Stein im Brett.

      Nicht umsonst galt er schon als Nachfolger, wenn Prof. Dr. Hoch­mayer sich eines Tages zur Ruhe setzen würde.

      *

      »Schaut, da ist die Kanderer­alm«, sagte Sebastian.

      Es war gegen Mittag, als sie die Hütte erreichten. Mehrmals hatten sie mit Rücksicht auf Martin eine Rast eingelegt, aber der Bub zeigte überhaupt keine Ermüdungserscheinungen. Quietschfidel hüpfte er den Hügel hinunter.

      Auf der Terrasse der Hütte saßen zahlreiche Wanderer, die alleine oder in Gruppen heraufgekommen waren. Zwischen ihnen wieselte ein alter Mann umher, wobei er gekonnt, Gläser, Flaschen, Teller, Schüsseln und Brotkörbe auf einem großen Tablett balancierte.

      Franz Thurecker bediente den letzten Gast und schaute auf die Neuankömmlinge. Ein Lächeln lief über sein


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