Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman - Toni Waidacher


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net, überlegte der Bergpfarrer, die zwei passen gut zusammen, und Alexandra scheint den Bub in ihr Herz geschlossen zu haben.

      Als Martin und die Haushälterin dann zurückkehrten, mahnte Alexandra zum Aufbruch.

      »Es darf heut’ abend net zu spät werden.«

      »Ich hole euch dann an der Pension ab«, sagte Sebastian Trenker. »Und denkt dran – bringt keinen Proviant mit.«

      »Warum sollen wir denn nix zu essen mitbringen?« fragte Peter Alexandra, als sie zur Pension fuhren.

      Sie lächelte.

      »Weil die gute Frau Tappert ihm immer viel zuviel einpackt«, erwiderte sie. »Sie hat nämlich Angst, Hochwürden könne sich in den Bergen verirren oder gar verunglücken, dann soll er wenigstens net verhungern. Dabei ist diese Sorge völlig unbegründet. Pfarrer Trenker ist nämlich seit seiner frühesten Jugend mit den Bergen vertraut und sein Studium hat er sich dadurch verdient, daß er Touristen geführt hat. Der kennt sich da droben aus wie kein zweiter, deshalb nennen ihn die Leute hier auch den ›Bergpfarrer‹.«

      »Ein faszinierender Mann«, sagte Peter. »Als ich ihn vorhin gesehen hab’, da konnt’ ich im ersten Moment gar net glauben, daß er tatsächlich ein Geistlicher sein soll.«

      »Ja«, lachte Alexandra, »er entspricht so ganz und gar net dem Bild eines Gottesmannes.«

      In der Pension fragten sie Ria, ob sie am nächsten Tag auf die Hündin aufpassen würde.

      »Aber freilich«, nickte die Wirtin, »das ist doch überhaupt kein Problem. Und damit Sie net mit leerem Magen losgehen müssen, stell’ ich Ihnen ein kleines Frühstück zurecht.«

      Sie sah die drei fragend an.

      »Sagen Sie, möchten S’ mir net die Freud’ machen und heut’ abend mit mir zusammen essen?«

      Die Einladung überraschte sie. In der Pension wurden außer dem Frühstück sonst keine Mahlzeiten gereicht.

      »Ach, wissen Sie, es schmeckt net so gut, wenn man immer ganz allein’ essen muß«, erklärte Ria. »Es gibt’ auch nur ein einfaches Abendessen, nix Aufwendiges.«

      Zwei Stunden später saßen sie draußen auf der Terrasse und taten sich an einer deftigen Leberknödelsuppe gütlich. Hinterher gab es verschiedene Käsesorten und Brot.

      »Richten S’ dem Franz schöne Grüße von mir aus, wenn Sie ihn morgen sehen«, bat die Wirtin. »Und wenn er von dem gereiften Bergkäse ein Stück entbehren kann, dann würd’ ich mich sehr darüber freuen.«

      Sie versprachen, die Grüße auszurichten und an den Käse zu denken. Es war noch relativ früh, als sie sich verabschiedeten und schlafen gingen. Zuvor drehten sie allerdings noch eine Runde mit Biene.

      Wie eine richtige Familie, dachte Martin glücklich, als er und die Hündin vorneweg liefen.

      Auch sein Vater hatte diesen Gedanken, zu dessen Erfüllung nur noch fehlte, daß er Alexandras Hand gehalten hätte…

      *

      Am Abend hatte er vor lauter Aufregung nur schlecht einschlafen können und nun fiel Martin das Aufstehen doch ein bissel schwer. Sein Vater hatte ihn bis zur letzten Minute schlafen lassen, und nachdem er sich gewaschen und die Zähne geputzt hatte, fühlte sich der Bub munter.

      Als sie aus ihrem Zimmer gingen und um die Ecke bogen, kam Alexandra die Treppe hinunter. Genau wie Vater und Sohn trug sie Wanderkleidung, den Hut gegen die Sonne hatte sie noch in der Hand.

      »Guten Morgen«, begrüßte die Anwältin sie.

      Sie strich Martin über den Kopf.

      »Ausgeschlafen?«

      Er nickte.

      »Na ja«, meinte Peter lächelnd, »das Aufstehen war net ganz einfach…«

      Im Frühstücksraum hatte Ria Stubler ihnen belegte Brote, Kaffee und Kakao bereitgestellt. Sie setzten sich schnell und nahmen die kleine Mahlzeit ein. Es war noch still im Haus. Von den anderen Gästen schien niemand für den heutigen Tag eine Bergtour geplant zu haben.

      »Und was macht Biene?« erkundigte sich die Anwältin.

      »Die hat’s gut, die schläft noch«, erwiderte Martin und unterdrückte ein Gähnen.

      »Dafür, daß wir so früh aufgestanden sind, werden wir einen schönen Tag haben«, versprach Alexandra. »Du wirst staunen, was es alles zu sehen gibt!«

      Sie sah Peter an.

      »Nix vergessen? Vor allem nicht den Fotoapparat?«

      »Na, das fehlte noch!« lächelte er und hielt die Kamera hoch.

      Schon gestern hatte er am See viele Fotos gemacht und natürlich nicht nur seinen Sohn abgelichtet…

      Nachdem sie gegessen und getrunken hatten, war es Zeit, hinauszugehen. Sie traten gerade aus der Tür, als Pfarrer Trenker die Straße überquerte.

      »Da seid ihr ja«, begrüßte er sie und reichte Peter einen von zwei Rucksäcken, die er mit sich trug. »Dann kann es ja gleich losgehen.«

      Sie marschierten zum Dorf hinaus, in dem die anderen Bewohner noch im tiefen Schlaf lagen. Die Sonne schickte sich gerade erst an, über den Horizont zu kriechen, und die Landschaft war noch in ein milchiges Grau getaucht, als der Nebel aufstieg.

      Sie erreichten ein kleines Wäldchen, dessen Name dem Bub Furcht einflößte.

      »Brauchst keine Angst haben«, sagte Sebastian zu Martin, der neben ihm ging, »der Name hört sich schlimmer an, als es hier ist.«

      Langsam führte der Weg bergan. Sie schritten eher langsam aus, damit der Bub nicht so schnell ermüdete. Der Bergpfarrer hatte sich vorgenommen, den längeren Weg zur Kandereralm zu vermeiden. Mit Martin würde es ohnehin länger dauern, bis sie die Hütte erreichten.

      Hin und wieder blieben sie stehen, und Sebastian machte seine Begleiter auf Besonderheiten aufmerksam, an denen andere wohl eher achtlos vorübergegangen wären. Es war faszinierend, ihm zuzuhören, wenn er über die Pflanzen und Tiere sprach.

      »Schau, da oben«, sagte er zu Martin und deutete zu einer Bergkuppe auf der anderen Seite. »Weißt’, was das für ein Tier ist?«

      »Eine Gams, Hochwürden«, erwiderte der Bub.

      »Genau, das hast’ sehr gut erkannt«, lobte der Pfarrer ihn. »Und im übrigen kannst’ ruhig Sebastian zu mir sagen.«

      Peter Reinicke lächelte. Schon gestern war Pfarrer Trenker ihm auf Anhieb sympathisch gewesen, und als er nun sah, wie freundlich der Geistliche mit Martin umging, da war er überzeugt, daß Hochwürden bestimmt auch einen sehr guten Lehrer abgegeben hätte.

      Alexandra ging neben ihm.

      »Schön, net?« fragte sie.

      Er lächelte und nickte.

      »Wunderschön.«

      »Wir kommen jetzt zur Hohen Riest«, erklärte Sebastian. »Diesen Wald zu durchqueren war früher wirklich ein Wagnis. Da hat’s hier nämlich wirklich Räuberbanden und Schmuggler gegeben. Aber ihr braucht keine Angst mehr zu haben; das ist längst Geschichte.«

      Nachdem sie die ersten Almwiesen erreicht hatten, war die Sonne aufgegangen, und das taunasse Gras dampfte unter den wärmenden Strahlen. Von hier aus zweigten die Wege zu den verschiedenen Berghütten ab. Der Geistliche nahm heute nicht den gewohnten Weg, sondern einen, der über die Nonnenhöhe und den Geißenkamm führte. Dadurch sparten sie ein paar Kilometer, und das war in den Bergen schon eine ganze Menge.

      Nachdem sie zwei Stunden unterwegs waren, machten sie Halt. An einem Hang breiteten sie ihre Jacken aus und benutzten sie als Unterlage beim Sitzen. Dann öffnete Sebastian seinen Rucksack und packte das Frühstück aus.

      »So, Martin«, sagte er und reichte dem Bub eine Thermoskanne, »das hat die


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