Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher


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Oben hörte sie Andrea rumoren. Sie ging hinauf. Ihre Tochter stand am Schrank. Auf dem Bett lag ein Koffer. Er war geöffnet, ein paar Kleidungsstücke lagen schon darin.

      »Laß das doch«, sagte die Bäuerin. »Er hat’s ja net so gemeint. Morgen früh hat er doch längst wieder vergessen, was er gesagt hat.«

      Andrea hantierte weiter am Schrank. Ungerührt nahm sie einige Sachen vom Bügel und faltete sie zusammen.

      »Mag sein«, antwortete sie. »Vielleicht hat er’s wirklich vergessen. Aber ich net.«

      »Ach, Andrea…«

      Ihre Mutter schüttelte verzweifelt den Kopf.

      »Was haben wir nur gemacht, daß alles so kommen mußte? Zuerst der Tobias im Krankenhaus, und jetzt das auch noch.«

      Obgleich sie es eigentlich gar nicht wollte, nahm sie der Tochter die Kleidungsstücke aus der Hand und legte sie zu den anderen in den Koffer.

      »Was wirst’ denn jetzt anfangen?«

      Das Madel zuckte die Schulter.

      »Erstmal geh’ ich zu Pfarrer Trenker. Er wird mich bestimmt im Pfarrhaus aufnehmen.«

      »Ist… ist Thomas… auch dort?«

      Andrea sah ihre Mutter an.

      »Thomas hat Hochwürden um Asyl gebeten«, antwortete sie. »Das Kirchenasyl ist ein uraltes Gesetz, das noch vor allen weltlichen Gesetzen steht. Es darf niemandem verwehrt werden. Und er kann net an die Polizei ausgeliefert werden. Deshalb hat Thomas sich an Pfarrer Trenker gewandt. Zusammen werden wir seine Unschuld beweisen.«

      Die Bäuerin sah ihre Tochter an. So leidenschaftlich hatte sie Andrea noch nie reden hören.

      »Du liebst ihn wohl sehr, net wahr?« fragte sie.

      »Ja, Mutter, mehr als alles and’re auf der Welt. Schon als ich ihn das erste Mal gesehen hab’, da wußte ich, daß das der Mann ist, von dem ich immer geträumt hab’.«

      Sie schmunzelte.

      »Weißt’, der Lorenz ist ein netter Bursche, aber zwischen ihm und Thomas liegen Welten. Sie sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht.«

      »Na ja, da wird Vater sich wohl damit abfinden müssen.«

      »Nein, Mutter, nicht sich damit abfinden – mir seinen Segen geben, das ist’s, was ich will. Er muß einsehen, daß er mir net vorschreiben kann, wen ich zum Mann nehm’.«

      Maria Brandtner klappte den Koffer zu.

      »Kommt Zeit, kommt Rat«, meinte sie. »Schaut erst einmal, daß ihr die Vorwürfe gegen Thomas aufklärt. Dann seh’n wir weiter.«

      Sie sah ihre Tochter fragend an.

      »Bist’ soweit?«

      Andrea war verwundert.

      »Ja. Warum?«

      »Weil ich dich nach Sankt Johann fahren werd’«, sagte sie. »Oder glaubst’ etwa, daß ich mein Kind in die Nacht hinausjag’? Natürlich möcht’ ich am liebsten, daß du bleibst. Aber vielleicht ist’s wirklich besser zu warten, bis sich der Zorn bei deinem Vater wieder gelegt hat. Außerdem willst du doch bestimmt bei deinem Thomas sein.«

      Das Madel umarmte sie.

      »Danke, Mama«, flüsterte sie. »Und bete, daß alles ein gutes Ende nimmt.«

      *

      Es war erst kurz nach sieben, als Max ins Pfarrhaus herüberkam. Der junge Polizist trug bereits seine Uniform.

      »Grüß Gott zusammen«, sagte er, nachdem er seine Dienstmütze an den Haken im Flur gehängt hatte.

      In der Küche stand Sophie Tappert am Herd. Darauf brutzelten in einer Pfanne feingeschnittene Schinkenstreifen. Es roch appetitlich, und Max verspürte ein leises Ziehen im Magen. Jetzt merkte er es deutlich, daß er gestern abend nichts mehr gegessen hatte. Die Haushälterin seines Bruders schlug Eier in eine Schüssel und verrührte sie. Auf dem Tisch stand bereits alles, was für ein kräftiges Frühstück gebraucht wurde, und durch die Maschine lief der Kaffee.

      Sophie Tappert ließ die Eimasse in die Pfanne laufen und rührte sie schnell mit einem Pfannenwender zusammen. In wenigen Sekunden entstand so ein lockeres, saftiges Rührei. Einen Moment noch wartete sie, dann ließ die Haushälterin das Frühstücksgericht auf einen angewärmten Teller gleiten.

      Der Bruder des Bergpfarrers rieb sich die Hände.

      »Das ist genau das, was ich jetzt brauch’«, meinte er und leckte sich die Lippen.

      »Ich will dich ja net enttäuschen«, hörte er Sebastian sagen, »aber die Portion ist net für dich bestimmt.«

      Max sah ihn fragend an.

      »Sondern?«

      Der Geistliche schmunzelte.

      »Wir haben einen Gast.«

      Der Polizist sah zum Tisch hinüber. Erst jetzt bemerkte er, daß dort für vier anstatt für drei Personen gedeckt war.

      »Wer ist’s denn?«

      Die Haushälterin hatte den Teller mit dem Rührei auf ein Tablett gestellt. Jetzt goß sie den Kaffee in eine Warmhaltekanne, stellte sie zu den Eiern. Schließlich kamen noch Brot, Butter, Wurst und Marmelade in kleinen Portionen dazu.

      »Thomas Neumayr«, antwortete Sebastian.

      »Was? Der ist hier?«

      »Net hier im Haus. Er ist drüben in der Kirche. Gestern abend hat er mich um Asyl gebeten. Du weißt, daß ich es ihm net verweigern darf.«

      Max atmete tief durch. Er deutete zum Tisch.

      »Und für wen ist da gedeckt? Etwa für…?«

      »Ja, Andrea hat oben im Gästezimmer geschlafen. Sie kommt gleich herunter. Ihr Vater hat sie vor die Tür gesetzt, nachdem sie gestern wieder zurückgefahren ist.«

      Der Beamte rückte seinen Stuhl zurecht und setzte sich.

      »Na, prost Mahlzeit!«

      Pfarrer Trenker nahm seiner Haushälterin das Tablett ab.

      »Ich bring’ dem Thomas erstmal was zu essen«, erklärte er. »Und nach dem Frühstück gehen wir hinüber und besprechen alles.«

      Max nickte nur. Er griff nach der Tageszeitung und schlug sie auf, während Sophie Tappert frischen Kaffee kochte und eine weitere Pfanne Rühreier zubereitete.

      ›Immer noch keine Spur vom Millionenbetrüger!‹ stand auf der ersten Seite.

      Der Polizist überflog den Artikel. Er brachte für ihn nichts Neues außer, daß darüber spekuliert wurde, ob es Thomas Neumayr irgendwie gelungen war, sich doch ins Ausland abzusetzen.

      Soll’n sie’s ruhig glauben, dachte Max Trenker, dann haben wir hier wenigstens uns’re Ruhe. Damit würd’s ohnehin vorbei sein, wenn erst einmal herauskam, daß der Gesuchte sich in der Kirche von St. Johann versteckte. Der Polizist konnte sich förmlich das Aufgebot von Presse und Fernsehen vorstellen, das dann das Gotteshaus belagern würde.

      »Und gerad’ das darf net gescheh’n«, sagte Sebastian, als sie nach dem Frühstück in der Sakristei zusammensaßen.

      Thomas Neumayr sah ein wenig übernächtigt aus. Er hatte tatsächlich nicht sehr gut geschlafen. Weniger seinetwegen, als vielmehr aus Sorge um Andrea. Er konnte sich durchaus vorstellen, wie ihr Vater reagiert hatte. Daß das Madel dann wirklich im Pfarrhaus übernachten mußte, erfuhr er, als die Bauerntochter zusammen mit Max und Sebastian in die Kirche kam.

      »Auf keinen Fall darf davon etwas an die Öffentlichkeit dringen«, bekräftigte der Seelsorger noch einmal. »Zum einen, weil es nur unnötigen Wirbel verursachen würd’, das siehst du ganz richtig, Max. Zum anderen soll der Bruder von Thomas nix davon mitbekommen.«

      »Der


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