Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher


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      »Hat… hat die Christel das gesagt?«

      »Nein, das hat sie net. Aber ich weiß es. Aus allem was sie sagt, sprach die Sehnsucht einer Frau nach Liebe. Nach einer Liebe, die bis heute unerfüllt geblieben ist. Deshalb mein’ ich, daß Sie net aufgeben dürfen. Gehn S’ zurück zum Enzingerhof. Lassen S’ sich was einfallen, damit S’ bleiben dürfen.«

      Thomas Brenner sah den Geistlichen unsicher an.

      »Halten S’ das wirklich für eine gute Idee?« fragte er zweifelnd.

      »Die beste Idee, die ich seit langem hatte«, lachte der gute Hirte von St. Johann. »Ich bin überzeugt, daß auch der letzte Groll, den die Christel vielleicht noch gegen Sie hegen mag, verfliegt, wenn sie erst einmal g’seh’n hat, wie Sie anpacken können. Bestimmt werden Sie’s mit ihr zusammen schaffen, daß der Hof net unter den Hammer kommt.«

      Thomas schaute entsetzt.

      »Steht’s denn wirklich so schlecht?«

      Xaver Kärner hatte ja schon so etwas angedeutet. »Ich fürcht, ja«, nickte Sebastian. »Solange die Felder brachliegen, gibts keine Ernte. Für vieles ist’s wahrscheinlich auch schon zu spät. Aber alles, was erst im Herbst geerntet wird, das kann noch in den Boden gebracht werden. Nur, es eilt. Von dem, was die Küh’ einbringen, kann die Christel den Hof net mehr lang halten.«

      Er sah den jungen Mann aufmunternd an.

      »Also – was ist? Sind S’ bereit, einen neuen Anfang zu wagen?« fragte er. »Dabei können S’ nur gewinnen. Am End’ sogar die Frau Ihres Lebens.«

      Der Geistliche beugte sich vor.

      »Sie lieben sie doch immer noch, net wahr?«

      Konnte er diese Frage verneinen?

      Thomas erinnerte sich an die Enttäuschung, die sich in seiner Brust breit gemacht hatte, als er den Enzingerhof verließ. Schon in der Nacht zuvor war ihm klargeworden, daß er Christel nie ganz vergessen hatte. Kaum ein Madel hatte er in den letzten Jahren, dem er soviel Liebe entgegenbrachte, wie es bei Christel der Fall gewesen war. Auf der Fahrt zum Hof hatte er stumm neben dem Freund gesessen und sich vorgestellt, wie dieses Wiedersehen wohl ausfallen würde. Alles bange Hoffnungen, die jäh zerstörten wurden. Das Herz tat ihm weh, als er wieder ging und der Schmerz rührte von seiner unglücklichen Liebe her.

      »Ja, Hochwürden«, erwiderte er auf Sebastians Frage, »ich hab sie immer noch lieb, die Christel.«

      »Na also. Worauf warten S’ dann noch?«

      Sebastian sprang auf.

      »Dank’ schön, Hochwürden, daß Sie mir die Augen geöffnet haben. Dieses Mittagessen werd ich so schnell net vergessen!«

      Sebastian Trenker reichte ihm die Hand.

      »Dann los. Ich fahr’ Sie natürlich zum Hof. Je eher, desto besser. Wer weiß, was sonst noch alles geschieht, das uns einen Strich durch die Rechung machen könnt’…«

      Der Bergpfarrer ahnte nicht, daß das, was er befürchtete schon eingetreten war.

      *

      »Lassen S’ mich vorher aussteigen«, bat Thomas und nahm seinen Rucksack aus dem Fond des Wagens.

      »Also, ich bin überzeugt, daß es Ihnen gelingt«, sagte Sebastian. »Halten S’ mich auf dem Laufenden.«

      »Mach ich, Hochwürden«, versprach der junge Mann. »Und vielen Dank, für alles.«

      Mit klopfendem Herzen schritt er die Straße weiter hinauf. Der Enzingerhof lag nur noch ein paar wenige Meter vor ihm. Unwillkürlich verlangsamte sich sein Schritt, und dann blieb er stehen. Noch einmal holte er tief Luft und betrat den Hof.

      Es war niemand zu sehen, aber im Haus waren Stimmen zu hören. Ganz deutlich konnte er Christel erkennen, die mit jemandem sprach. Vermutlich mit der Magd.

      Thomas klopfte an die Tür und wartete. Endlich wurde geöffnet.

      »Was gibt’s denn?«

      Es war die alte Magd, die ihm am Morgen schon gesagt hatte, wo er Christel finden konnte. Hinter ihr sah er ihre Gestalt.

      »Laß mich mal vorbei«, sagte die junge Bäuerin, die einen Korb mit nasser Wäsche in den Händen hielt. »Wer ist es denn?«

      Noch hatte sie ihn nicht gesehen, weil er durch die Magd verdeckt wurde. Resl drehte sich um.

      »Der Knecht…«

      Christel reckte den Kopf und erkannte ihn. Beinahe ärgerlich runzelte sie die Stirn.

      »Was willst denn schon wieder?« fragte sie ungehalten. »Ich hab’ dir doch schon gesagt, daß ich niemanden einstell’.«

      Thomas hatte den Rucksack abgestellt und griff nach dem Wäschekorb.

      »Dann laß mich dir wenigstens jetzt helfen«, sagte er. »Wohin damit?«

      »Auf die Wiese hinterm Haus.«

      Christel sah ihre Magd an und zuckte die Schultern. Keine Ahnung was das soll.

      Resl schüttelte ebenfalls verständnislos den Kopf und verschwand wieder im Haus, während Christel nichts anderes übrig blieb, als hinter Thomas herzulaufen.

      Der hatte den Wäscheplatz erreicht und den Korb abgestellt. Vom Haus bis zu einem Schuppen, auf der anderen Seite der Wiese, war eine Leine gespannt. Auf einer Bank stand ein Eimer mit Klammern. Mit einer herrischen Bewegung riß Christel ihm ein Küchentuch aus der Hand, das Thomas gerade aufhängen wollte.

      »Was soll das?« fragte sie.

      Er sah auf das Tuch, dann in ihr Gesicht. Dabei lächelte er.

      Die hübsche, junge Frau spürte, wie es in ihr kochte. Genau dieses Lächeln war es gewesen, dem sie damals erlegen war.

      Himmel, wie hatte sie es geliebt!

      Und wie sehr liebte sie diesen Burschen immer noch! Sie versuchte ihrer Gefühle Herr zu werden und ihm das Tuch noch rechts und links um die Ohren zu schlagen.

      »Thomas, nimm Vernunft an«, bat sie. »Ich hab’s dir erklärt. Um einen Knecht zu haben, fehlt mir das Geld.«

      »Och«, meinte er unbekümmert, »ich kost net viel. Ein bissel was zu essen, ein Bett, mehr verlang ich net.«

      »Wie bitte?«

      Christel sah ihn ungläubig an.

      »Du willst mir doch net erzählen, daß du für Kost und Logis hier schaffen willst?«

      »Freilich«, nickte er. »Wär ich sonst hier?«

      Ihr Blick suchte seine Augen. Sie sahen genauso aus, wie früher. Beinahe bittend erwiderte er ihren Blick.

      »Versuch’s doch einfach«, sagte er. »Wenn du net mit mir zufrieden bist, na, dann geh’ ich halt wieder.«

      Sie schüttelte den Kopf.

      »Wie soll denn das geh’n, Thomas? Du und ich – wir waren doch einmal…«

      »Ich versicher dir, daß mein Angebot nix damit zu tun hat«, erklärte er, wobei er die rechte Hand hinter dem Rücken versteckt hielt, und zwei Finger kreuzte.

      Die Bäuerin sah ihn jetzt stumm an.

      Warum net? dachte sie. Schaden kann ein bissel Hilfe ja wirklich net, und wenn ich ihn bezahlen muß – den Scheck von der Mutter kann ich ja einlö-

      sen.

      »Also gut«, antwortete sie nach einer Weile. »Versuchen wir’s. Du kannst unterm Dach schlafen. Die Kammer neben dem Leopold ist frei. Was an Arbeit zu tun ist, das klär’n wir nach dem Abendessen. Geh hinein, die Resl wird dir alles zeigen und das Bett herrichten.

      Jetzt laß mich endlich die Wäsch’ aufhängen, sonst trocknet sie mir womöglich noch im Korb.«

      Mit einem


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